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MsdmfferTageblaü für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Ar. 82 — 91. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Freitag, den 8. April 1932 Postscheck: Dresden L640 Ar der Vertagung der Äonaudonserenz Kultur i, denk g drei" B. de> 'thildl! Propaganda für den Volksentscheid nicht viel zu merken sem Nur eine Partei arbeitet heute schon ziemlich eitrig nir ven 17. April, nämlich die Teuischnauonale Volkspanci. die sich ja am zweiten Wahlgang der Präsidentenwahl, weil sie Hin denburgs Sieg als gesichert ansieht, uninteressiert erklärt Hai Die anderen Parteien aber werden sich erst nach dem 10 April in die spezielle sächsische Wahlarbeu stürzen. Allzu stürmisch wird wahrscheinlich aber auch vann die Agitation nichi werden Der Grund dafür liegi in der weiiverbreiteien Meinung, dab der Ausgang des Volksentscheides, und zwar sein Mißerfolg, schon jetzt sestslehe. Überraschungen sind freilich durchaus ntch, ausgeschlossen: das Wahlergebnis des 13. März, das die Ilim menzahlen der den Volksentscheid betreibenden Parteien nur um etwa 25 000 Stimmen unter der für einen Erfolg des Volks entscheides nötigen Zahl zeigte, beweist, daß noch keine absolute Sicherheit besteht. Es wird daraus ankommen, ob diese Oppo sitionsparicicn die gleich große Zahl Wähler wie am 13 März zur Wahlbeteiligung bringen werden und ob von den Gegnern wenigstens 25 000 mir Neinstimmen auftreten werden, wonm vann die Bedingung der Wahlbeteiligung von 50 Prozent alle- Wähler erfüllt wäre. Die Regierung Schieck hat bisher darauf verzichtet mit einer eigene» Kundgebung sich zum Volksentscheid zu äußern. halten Dazu merk' Reinl t ödes anichi' grein' ober tet er knoll! vandß Lüchd glichen s auä' n, daß e daB landcs ilf hic> i Aber e Zaß c. M wie r ) dabe : Drei' »er sik§ >crsälll n allen es ba s hcuN m cinl trdcau! reizehN n drei' i noö chicksal» chendeN gtuung, vor acht Wochen, also vor dem Bekanntwerden des eigent lichen Tardieu-Planes, den französischen Absichten entsprochen hat. Deutschland ist auch heute noch bereit, den Getreideländern im Donauraum eine Getreide präferenz zu geben, während es Österreich eine allgemeine Prä ferenz zu geben gewillt ist. In diesen beiden Punkten hat damals zwischen Deutschland und Frankreich völlige Übereinstimmung bestanden. Wenn uns in Frank reich deshalb jetzt vorgeworfen wird, wir trieben Ob struktion, nur weil wir an den ursprünglichen französischen Plänen sesthalten, so kann das nicht scharf genug zurückgewiesen werden. Auch hinsichtlich der allgemeinen europäischen Wirt schaftspolitik hat Frankreich eine Schwenkung vollzogen. Es hat sich von dem immer wieder ausgesprochenen Briandschen Grundsatz abgewandt, daß eine wirtschaft liche Zusammenarbeit zwischen allen Ländern stattfinden müsse. Während Frankreich sich früher immer wieder gegen regionale Abmachungen ausgesprochen hat, tritt es mit dem Tardieu-Plan für regionale Abmachungen ein, obwohl, wie in Berliner politischen Kreisen betont wird, hiermit durchaus nicht gesagt sein soll, daß Deutschland sich der Notwendigkeit einer gründlichen Hilfe für die notlei denden Donaustaaten verschließt. Im Gegenteil ist die deutsche Regierung nach wie vor positiv zu dieser Frage eingestellt. Im übrigen ist es nach Berliner Auffassung völlig verfehlt, etwa von einer französisch-englischen Front zu sprechen, der eine deutsch-italienische Front gegen überstehe. * v Bülow geqen die Einbeziehung der Tschechoslowakei Während der Verhandlungen des Viererausschusses der Donaukonserenz erklärte der deutsche Staatssekretär von Bülow zunächst, daß bei den Verhandlungen der Vollkonferenz bereits in einigen Punkten eine Übereinstimmung erzielt worden sei, und zwar handle es sich um die Erkenntnis, daß der durch die Friedensverträge geschaffene Zustand keine wirtschaftliche und finanzielle Lebens- möglichkeit für die einzelnen Donaustaaten gewähr leistet. Die Beteiligten stimmten darin überein, daß eiue Hilfsuktion für die Donaustaaten im unmittelbaren Interesse der betroffenen Großmächte und ganz Europas liegt. Die Sanicrungsaktion für den Tonauraum bedeutet ein Vorbercitungsstadium für eine rationellere Gestaltung der gesamten europäische» Wirtschaft. v. Bülow ging darauf aus den französischen Vorschlag ein und betonte, daß von den fünf betroffenen Donau- staaien vier anerkannt hilfsbedürftig seien, während die Zusammenfassung dieser Länder mit der Tschecho slowakei eine solche mil einem Imai bedeute, der nach eigener Erklärung des tschechoslowakischen Außen ministers sich nicht in einer Notlage befinde und der als Abnehmerstaat für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der agrarischen Donaustaaien und daher für deren wirtschaft liche Konsolidierung nicht ausreiche. Was die übrigen vier Staaten Österreich, Ungarn, Südslawien und Rumänien betreffe, so sei bei diesen Itaaien der Grad der H i l s s b ed ü r s t i g l e i I verschieden, überdies zeige der letzte Finanzbericht des Völkerbundausschusses, daß sich auch andere aus dem sächsische Politik zwischen den Wahlen Es sicht nun fest, daß der Sächsische Landtag erst Ende ^sts Monats, wenn die preußischen Landtagswahlen vor "er sind, wieder zusammenireien wird. Nun haben diese ^utzischcn Wahlen zwar direkt nichts mit der sächsische» Poluil >un, auch wird man in Preußen kaum sächsische Landlags- ^äeordncie in der Wahlagitation brauchen, — die Wahlen in '^ußcn haben aber allgemein so große Bedeutung, daß man Vach keine Lust hat. wieder an die praktische Arbeit zu gehen, vor die preußische Entscheidung gesallen ist. Drei Wahl- >Niage gilt cs also erst noch zu überwinden: den 10. April der Reichspräsidentenwahl, den 17. April mit dem Volks i» Avid in Sachsen und den 24. April mit der Landtagswahl Preußen. h ^vin Zweifel, daß für das gesamtdeutsche Schicksal der Unv 24. April die wichtigeren Tage sind, daß sich der 17. April Zweite Rangordnung schieben lassen muß. Solange die 'cheidung des 10. Avril nocb aussiebt, wird amb non der Die uvi yter erfreuitcverwetse große Zurückhaltung. Es ist sicherlich die bessere Methode, den Versuch zu machen, mit Ser gesamten politischen .Haltung überzeugend aus die Gegner zu wirken. Die Forderung ihrer Gegner, sieb in klare Opposition gegen die Ncichsregierung zu stellen, erfüllt die Negierung freilich nicht Aber sie vermeide! es ossenbar mit aller Absicht, den Oppositionsparteien der Rechte» neue Angriffsflächen zu bieten Das zeigt sich beispielsweise in dem Verhalten der Regierung zu der Aktion Severings gegen die Nationalsoziali sten Als Severing davon sprach, daß auch die sächsische Ne gierung mit seine»! Vorgehen einverstanden sei. wurde von amilicher Seite in Dresden sofort erklärt, daß man hier gar nicht davon umerrtcluet worden sei und daß „deshalb weder die Möglichkeit noch der Anlaß bestanden habe, das Ein verständnis mil dem preußischen Vorgehen zu erklären". Daß im übrigen Mmisierprimdcm Schieck jeden Anlaß beninu. seine Übereinstimmung mit den nationalen Grund'orderungen zu betonen, hat er auch auf dem am letzten M'invoch in Dresden abgehaüenen .Eandwerkenag wieder niii dem glück licbcn Satze gezeigt: „Tribuie zahlen werden wir nicht wieder, wir können und wollen nicht mehr." Es ist nur zu wnnschen, daß der Wahlkampi um den 'äcbsi'chen R"tt->mscheid auch in seiner letzten Woche ruhig und auf sachlicher Grund lage geführt werde uer z>' DiE chärfec nmiR kreiset nz ast . M' Zchric- ReM- sc M mitgc' rgt. dara" scho" n nick' merk i imbä lte b tnng^ c scho» so gt' ar erau^ en und cungc^ n, und darlil rleben eraus Sprock iese' barock chtuR zurück nabst ch eA e , wich gc w> „Vankierstaaien" gegen „HaOMaaien". Schwer überbrückbare Gegensätze in London. Das bisherige Ergebnis der Londoner Konferenz kann man etwa wie folgt zusammensassen: Macdonald ist nach wie vor optimistisch und er wartet ein positives Ergebnis. Flandin rechnet damit, daß es gelingen wird, die Italiener ziemlich bald und die Deutschen vielleicht zur Annahme des englisch-französischen Standpunktes zu bewegen. In italienischen Kreisen beurteilt man die Aussichten sehr pessimistisch. In Kreisen der deutschen Abordnung wird diese Konferenz als eine Art Vorkonferenz angesehen, obgleich zugegeben wird, daß sie die erste wirkliche Vorbereitung für die Lau sanner Tributkonserenz als auch für die Lösung anderer wichtiger Fragen ist. Man betont, daß die Gegen sätze zur Zeit keinerlei politischen Charakter tragen. Sie seien überbrückbar, aber es sei fraglich, ob die Rechnung des französischen Planes ausgehe und den gewünschten Erfolg bringen werde. Im großen und ganzen sei die Konferenz bei den verschiedenen Denkschriften der ver schiedenen Großstaatcn über die Donausrage stecken geblieben und habe darüber hinaus keinen Fortschritt ge macht. Die Frage, wievieleStaatenan das Donau system angeschlossen werden sollen, wurde auf der Kon ferenz auf Grund eines allgemeinen stillschweigenden Übereinkommens nicht berührt, so daß der Name Bul garien nicht gefallen ist. Auch fanden keinerlei Erörte rungen über die etwaige Teilnahme Polens und der Schweiz statt. Die Aussprache war zeitweilig äußerst lebhaft, aber stets freundschaftlich. Nach Äußerungen der englischen Presse haben die ersten Besprechungen die schwer überbrückbaren Gegensätze zwischen den „H a n d e l s st a a t e n" Deutschland und Italien und den „B a n k i e r st a a t e n" Frankreich und England offen klargelegt. Als Diskussionsvasis lag der französische Plan zu grunde. Als Gegenvorschlag wurde von der italienischen Delegation vorgebracht, daß nicht einer Konferenz der Donaustaaten die weitere Ausarbeitung eines Meist begünstigungssystems überlassen bleiben solle, sondern einer Neun- oder Zehnmüchtekonferenz, in der neben den Donauländern ebenfalls die vier Groß mächte vertreten seien. Auch die deutsche Delegation hat ihre Opposition zu dem französischen Plan offen aus gesprochen, der deutsche Standpunkt ist im wesentlichen der gleiche wie der italienische. Von beiden Ländern ist als Gegenargument vorgebracht worden, daß das franzö sische Projekt außer für Deutschland und Italien auch für die Tschechoslowakei schwer tragbar sei. Auch in Paris stehl man den Arbeiten der Vierer- Konferenz ziemlich skeptisch gegenüber. Seit dem Eintreffen der italienischen und deutschen Abordnung, so heißt es, hätten die Aussichten auf den Erfolg stark an Wahrscheinlichkeit verloren. Der französisch-eng lischen Front stehe eine geschlossene italienisch- deutsche Front gegenüber, die die Verhandlungen äußerst behindere. „Schuld" s-er „Schicksal". Vor einiger Zeit hat ein deutscher Reichsminister, der auf die großen, mehr oder weniger kriminell durchsetzten Zusammenbrüche in der deutschen Wirtschaft, insbesondere ün Bankwesen zu sprechen kam, sich nachdenklich dahin geäußert, daß hierbei „Schuld und Schicksal" mitspielen. Seitdem hat aber eiue ganze Reihe von Vorkommnissen ähnlicher Art und vor allem von Gerichtsverhandlungen erwiesen, daß sich unter der Prüfung der Justiz jene Waagschale recht oft und stark sank, in der die „Schuld" lag. Federleicht wog das „Schicksal", — doch die völlige Unbestimmtheit und Unbestimmbarkeit dieses Begriffes reizt geradezu, ihn als bequeme Ausrede zu benutzen. Aber dieser plötzliche Einbruch einer Art von mohammeda nischem Fatalismus in die gegenwärtige Lage hinein ist überaus gefährlich, weil es das Empfinden für die Inne haltung der Verantwortungspflicht stark abschwächi. Wenn Man vor dem Trümmerhaufen stehend sich achselzuckend Mit dem „Schicksal" herausreden will oder herausreden dürfte, dann wäre das zwar sehr bequem, aber die Ge schädigten wären kaum damit einverstanden. Man kann es auch auf österreichisch sagen: „Da kannst halt nix machen!" Doch, man kann „was machen"! Man kann verlangen, daß jeder, der die Verantwortung für Riesen- Merle und Menschenmassen übernommen hat, unbedingt Und selbstverständlich den Mut aufbringt, die Verant- Mortung auch in bösen Tagen zu tragen, sich nicht hinter irgendeinem undefinierbarem „Schicksal" zu verkriechen, sondern die „Schuld" verantwortungsbewußt auf sich zu nehmen. Aber damit hapert es oft gewaltig, und das ist ein moralisches Defizit, das man als noch größer und schlimmer betrachten muß als das finanzielle. Fast gleichzeitig hat der größte derartige Zusammen bruch in Deutschland — Nordwolle — und der in der Welt — Ivar Kreuger — jetzt zu Mitteilungen geführt, die in Abgründe von Verantwortungslosig keiten und von Schuld sehen lassen. Bilanzen „verschönern", Bilanzen „frisieren" nennt man verschämt das was doch nur Betrug ist. Wer hätte dem schwedischen „Zündholzkönig" denn noch Geld geliehen, Menn man gewußt hätte, wie es wirklich um ihn stand! Äon wem würde die Nordwolle-Leitung auch nur einen Pfennig Kredit erhalten haben, wenn jemand eine Ahnung davon gehabt hätte, daß bereits seit Jahren statt der „aus gewiesenen" Gewinne dort tatsächlich schwere und schwerste Verluste bestanden! Damit wird zermürbt und zerstört »der gerade das, was der Hauptträger unseres ganzen Wirtschaftssystems ist: der Kredit. Das Vertrauen auf, sagen wir kurz und deutlich: die Ehrlichkeit des Kreditnehmers. Man beklagt es so oft und mit Recht, daß aus dem Wirtschaftsleben der Personalkredit so gut wie ganz ge schwunden ist. Es gibt eigentlich nur noch „Realkredit", dinglich „gesicherten" Kredit. Wenn überhaupt, dann Hal der Geldgeber nur noch Vertrauen auf den wirtschaftlichen Wert dieser Sicherheiten, nicht mehr zur wirtschaftenden Persönlichkeit des Kreditnehmers. Doppelte und r*.»fache Sicherheiten werden gefordert in einer Zeit der „Umwer- Mng aller wirtschaftlichen Werte". Und da kommt denn der kleine und mittlere Geschäftsmann, der Landwirt usw. kaum oder gar nicht mehr mit. Ver mochte er aber wirklich noch „genügende", also beträchtliche Sicherheiten zu geben, so beicht er völlig zusammen, wenn 'm Falle einer vielleicht gar nicht großen Schwierigkeit diese Sicherheiten vom angsterfüllten Kreditgeber in An spruch genommen werden. Und darum gehen die allge meinen Folgewirkungen solcher Vorkommnisse wie Nord- vwlle und Ivar Kreuger weit über die tatsächlichen Ver- Mögensverluste hinaus, lastet auf den Verantwortlichen dafür nicht bloß die Schuld gegenüber denen, die ihnen ^eld anvertrauten oder anvcrtrauen ließen, sondern hier Kbt es eine noch größere Schuld gegenüber dem ganzen heutigen Wirtschaftssystem, das unter dem Druck dieser Ereditkrise nicht mehr bloß stöhnt und ächzt, sondern zum ^eil schon zusammcngebrochen ist. Und unser Schicksal ist 's, unter der Schuld jener Schuldigen so schwer leiden iv müssen. Anzeigenpreis: die 8gefp aHenc Ravmzeile 20 Rpfg., die 4gespalteue Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- -Pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Oiachweisungsgebühr 20 Reichrpjennige. Vor* Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 annahm«d,suorm.I0Uhr. — Für die Richtigdr» der durch Fernruf übermittelt«» Anzeigrn Ädern, wir deine Garantie. 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In Berliner politischen Kreisen wird ans die Tatsache hingewiesen, daß sich die deutsche Auffassung zum Donauplan genau im Rahmen dessen hält, was noch