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Wilsdruffer Tageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeitet Nr. 77 — 91. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Sonnabend, den 2. April 1932 Telegr.-Bdr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden L640 Inckultrie gegen Autarkie aus die Lage irgendeine nationale Einrichtung! Dr. Pr. weiteren Synodal- o 9 9 L Von ihm vor aus, weil die 2- l ) z laden, schule, hmcc- avier- inung au. ipzig: khina, arr, .sm ärr meine Verschärfung ernste Rückwirkungen der vier genannten Staaten ausgeübt hat. Infolgedessen reichten auch die früher geschlagenen Hilfsmaßnahmen nicht mehr viel mehr als nur neugierige Zuschauer. Wir sehen es, erleben es, sind mitten drin in diesem Hexenzirkel, der nun allerdings allzu oft verhindert, auch die andern in ihrer gleichen Not zu sehen. So manches Mal, oft, vielleicht täglich muß man an die Parabel denken von jenem Manne, der den Söhnen ein Bündel von Stäben gab; es zu zerbrechen war unmöglich, bis der Vater das Bündel auflöste und jeden Stab einzeln zer brach. Einst, vor 117 Jahren, als am 1. April Bismarck geboren war, — da ist Deutschland „ein geographischer Begriff" gewesen, wie spöttisch ein nichtdeutscher Zeit genosse sagte, ein Haufen einzelner Stäbe. Bismarck war es, der das eiserne Band der Einheit um diese Stäbe geschlungen hat. Auch die Folgen des Weltkrieges haben dieses Band nicht sprengen und zerreißen können. Soll Parteigeist und wirtschaftlicher Egois mus es lösen? Gerade heute hat man ja in banger Sorge um Deutschland Veranlassung mit Bismarck zu klagen: „Wir haben die traurige Erfahrung gemacht, daß diePartei- leiden schäft höher steht als das Interesse für Volk stehe gegenwärtig an einer Schicksalswende. Volks tum und Evangelium seien ihm fremd geworden. Eine neue Zeit breche an, die für das Objektive Geltung ver lange. Deswegen müsse wie das ganze Leben, so auch Die Not öer Donaustaaten. Auftakt zur Ratstagung. Der Bericht des Finanzausschusses an den Völker bundsrat über seine Tagung in Paris ist jetzt der Öffent lichkeit übergeben worden. Die Pariser Tagung des Aus schusses galt vor allem der Untersuchung der Finanzlage Österreichs, Bulgariens, Griechenlands und Ungarns. Der Bericht verdient unter anderen^ auch deswegen Beachtung, weil er den Rahmen für die zum 12. April einberufene Ratstagung geben wird. Bei der Behandlung dieses Fragenbereiches hat der Ausschuß auch die Zusammen hänge zwischen der finanziellen Bedrängnis dieser Staaten und der allgemeinen Wirtschafts- und Finanznot auf gezeigt. Er stellt dabei unter Zitierung des Baseler Sach verständigenausschusses vom Juli 1931 und des im De zember letzten Jahres zusammengetretenen Beratenden Sonderausschusses fest, daß die Verschiebung der Lausanner Konferenz bis Juni dieses Jahres von einer ernsten Ver schärfung der Weltlage begleitet ist, und daß diese allge- Drenst ge. * ttions- ftome- e Um- or des Ernst Alfred iologn' onzcrt Nistew Wens." ningcil nchtcw imarel 6 S t 7 4 2 8 S 5 3 7 >S >3 S' .6 ^8 .9 v ^8 ,9 W 0) 0) zs 74 lS o> m 13 o> S7 71 «) so SL 23 09 47 M) »s 77 29 SS 1S oo SS >84 os 39 S4 49 89 >31 iSO M2 !V6 inen >s. * Diri- mler. 18.15: > Dr. tien.) Näßt ihrm- LO.M: -31." fester. i vor. ischer. 22.00! is der Begrüßungsansprachen sprach der Hamburger Prediger Hauptpastor O.Dr.Schösset über „DeutschesVolks- tum und evangelische Schule". Er führte u. a. aus: Unser wn. Wert- telaliet -r ZeU u und Vortrag hsenew : Phil- Meliere Enteignungen deutschen Grundbesitzes in Polen. Einseitige Anwendung des Boden- re s o r m g e s e tz e s. Das polnische amtliche Verordnungsblatt veröffent licht eine Lifte der im Laufe des Jahres zu enteignenden Grundstücke. Demnach entfallen in Pofen auf deutschen Grundbesitz ungefähr 3000 Hektar und auf polnischen ebenfalls 3000 Hektar. In Pommerellen entfallen auf deut schen Grundbesitz etwa 5700 Hektar und auf polnischen nur 1600 Hektar. Wie bisher, so ist auch dieses Mal das Mißverhältnis des zur Enteianung bestimmten deutschen Grundbesitzes gegenüber der polnischen Quote auffallend. Dieses ist noch um so auffallender, als Polen bekanntlich den letzten Beschluß des Dreier-Komitees hinsichtlich der Agrarresorm- klage des deutschen Abgeordneten Graebe an den Völker bund angenommen hat. Nichtsdestoweniger setzt Polen diese Enteignungen fort. Der erste Vorsitzende, Exzellenz Dr. Conzen, wies in seiner Begrüßungsansprache daraus hin, daß die evangelische Eltcrnbewegung aus Kampf geboren sei, im Kampf stehe und im Kampf verharren müsse. Der geistliche Vizepräsident des evangelischen Oberkirchenrats, Ober domprediger v. Burkhart, betonte mit besonderem Nach- der Seite Der Hexenkessel. Bitte zahlen! — Gefährlicher Klatsch — Erinnerung und Mahnung. Heutzutage wird derart viel geredet, daß eigentlich nicht ein einziges markantes Wort länger als nur ein Paar Tage im Ohr des Hörers, im Gedächtnis des Lesers hasten bleibt. Um ein auf diese Tatsache passendes, aber aus früherer Zeit stammendes Wort anzuführen, sei an das bekannte: „Das läßt tief blicken, sagt Sä st o r" erinnert. Von diesem ehemaligen Reichstagsabgeord neten Sabor stammt übrigens noch ein anderes Wort, das es gleichfalls zum Range eines „geflügelten" gebracht hat: „Es geht etwas vor, man weiß aber nicht, was." Es geht etwas vor mit und in der Frage des No ung-Planes zwischen Frankreich und England, - man weiß aber nicht, was. Viel zu groß, um mit Macdonald eine Aussprache über die Wirtschafts- und Finanzpläne an der Donau zu veranstalten, ist der Kreis lener Personen, die T a r d i e u auf seine Londoner Reise Entnimmt, die andererseits Macdonald zu dieser Ünierredung heranzieht. Der französische Ministerprä- üdent rührt die politische Trommel, will seine erste Begegnung mit dem englischen Premierminister osten tativ bedeutsam erscheinen lassen, — und vielleicht ist sie auch sehr bedeutsam, aber mehr für die deutsche Tribut- als für die Donaufrage! Daß Tardieu dabei auch stark auf die baldigen Neuwahlen in Frank teich hinschielt, kann man ihm nicht verdenken; es geht bei ihnen nicht bloß um seine eigene Stellung als Staats- lenker, sondern auch um die Form und Farbe der künf tigen Politik Frankreichs. Versucht er etwa mit dem Erfolg aus London heimzukommen, daß er dort jetzt endlich ein englisches Nachgeben in der Tributsrage er dicht habe in dem Sinne, daß England in eine Ver- tängerung des Hoover-Feierjahres vielleicht um sechs Monate einwilligt, daß also damit sür die kommende Juni- tonferenz eine gemeinsame englisch-französische Marsch- tvute geschaffen wird? Stimmen, die von einer Art Ein- 'villiaungsbereitschaft Macdonalds nach dieser Richtung hin sprechen, sind in England selbst laut geworden. Italien kann Tardieu bei solchen Verhandlungen und ^sichten allerdings nicht brauchen. Aber in dem seinen Kalkül ist ein Loch: Amerika. Vom Hoover-Feierjahr profitieren auch die Franzosen und Engländer als Schuldner Amerikas. Und vorläufig erklärt Washington immer wieder, am 1. Juli die Aufforderung an a l l e seine Schuldner richten zu wollen: Bitte, zahlen! Frank sch zieht neuerdings seine dortigen Guthaben weg, aber picht, um sie nach Paris heranzuholen, sondern um sie nach — England zu legen. Auch „das läßt tief blicken, lagt Sabor". Die Geheimdiplomatte ist eben bekanntlich schon vor vierzehn Jahren auf den Befehl des „Punkt- kvmmandanten" Wilson derart gründlich abgeschafft wor ben, daß man heute nur allzu häufig seufzen muß: „Es Seht etwas vor, man weiß aber nicht, was!" Daß darum auch die — Geheimnistuerei blüht, ist menschlich zwar zu verstehen, vermag man auch zu belächeln, — aber »ur, solange dieses Wispern und Flüstern „unter dem Siegel der Verschwiegenheit" nicht über den Umfang des Klatsches und „Unterrichtet"-sein-Wollens hinausgeht. Anders ist's, wenn sie gefährlich wird, Lebensinteressen berührt. Um den Redereien „dunkler Ehrenmänner" zu begegnen, sah sich die Reichsregierung zu der scharfen Er klärung genötigt, an ein „Moratorium" für die Zins- und Amortisationszahlungen unserer Anleihen im Ausland werde nicht gedacht. Gewiß liegen infolge des ständig noch wachsenden Kampfes, den das Ausland gegen bie deutsche Ware mit allen nur möglichen Mitteln führt, gefahren für unsere zukünftige Zahlungsfähigkeit in der euft. Aber sofort schritt man über Worte und Dementis mnaus zu der Maßnahme, aus unseren vorhandenen und aufkommenden Devisen noch weniger, viel weniger Wr die Zwecke der Einfuhr herauszugeben. Und !>un schlägt auch derNeichsverband der Deut- ichen Industrie selbst vor, mit noch viel Weiter- Menden Maßnahmen gegen die nicht unbedingt not wendige Einfuhr dafür zu sorgen, daß uns der Rest Unseres Goldschatzes nicht wegfließt. In England und Amerika — hier wie dort mit Erfolg — wird gegen die Wehende Erschütterung des „Kredits", des Vertrauens, ungearbeitet; auch Deutschland tat schon unendlich viel, uuß gerade jetzt alles tun, mit seinen schwachen Kräften W den mühsam wieder errungenen Kredit zu erhalten No jhn zu stärken. Wenn also vom Ausland her ge- ueimnistnerisch in Deutschland kreditgefährdende Gerüchte erbreiiet werden, dann — „läßt das tief blicken, 'agt Sabor". sachse«- lümiw' littagsl u Pain che formen : M'.W? nsrcchst g: Karl )pcrc^ er Siw ,mieden zen aste : Plaw darwb'' idkE -w"- ' lalij^ Eltern zur Jugenderziehung. Evangelischer Rcichselterntag. Der zehnte evangelische Reichselterntag wurde heute vor 500 Vertretern der evangelischen Elternschaft äröff-net. ... "" übrigen geht heute — anders als in jenen .IfMNgen Bismarck-Zeiten, als Sabor seiner enttäusch- n 1!euglerde Ausdruck gab — leider nicht bloß „etwas" pudern wir wissen von vielem sehr, nur allzu qe- »or,, da vorgeht. Denn es steht täglich, stündlich Augen umgibt uns, erfüllt uns, läßt uns eurer Furchtbarkeit kaum noch atmen. Wir sind alle 'Änzeigeypreis: die 8ge1poHerie Davrnzeile 20 Mxfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Dekonntmachungen 40 Sieich^ Pfennige, die ZgespaUene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweifungs-ebühr 20 Reichspiennigr. Dor^ F-rnlpr-a-r- Ami Wilsdrxft Nr. « Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast, Wochenblatt sür Wilsdruff u. Umgegend Lg» , di«bs!iörr»>r,„ Krieg oder sonstiger Be- »»nähme bisvorm.IVUHr. ' ——— Für die SiichUgteil d« gen oesteyl nein ÄnipruL anj LieUrnng der Heilung oder Kürzung des Bezugspreises. — Nücdjendung Lurch Fernruj übermittelien Anzeigen Ldern. wir deine eraraniie. Feber Bndoiwnipruü erliiü i, wenn der Betrog durch eingejandter Schriftstücke ersoig! nur, wenn Porto beiliegt. Klage einxezvgen werden mutz oder der Austraggeter in Kondors gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatte Für eme Menmg her DevisentMisKast. Forderungen des Reichsverbandcs der Deutschen Industrie. Die Handelspolitische Kommission des Reichsver - bandes der Deutschen Industrie tagte unter dem Vorsitz von Staatssekretär Dr, von Simson, der über die allgemeine handelspolitische Lage berichtete. Eine eingehende Aussprache über die Probleme, die sich aus der Rückwirkung der deutschen Devisenlage auf die Handelspolitik ergeben, wurde durch ein Referat von Ge heimrat Kastl eingeleitel. Es bestand Übereinstimmung darüber, daß die Abnahme des deutschen Ausfuhrüberschusses durch die Absperrmaßnahmen des Auslandes zwangs läufig zu einer Verschärfung der Devisen läge führen muß, wenn auf der einen Seite der Dienst für unsere Auslandsverschuldung aufrechterhalten und die Ernährung der Bevölkerung sowie die Be lieferung der Industrie mit den notwendigen auslän dischen Rohstoffen sichergestellt werden soll. Angesichts dieser Lage wird es für unerläßlich ge halten, jeden nur möglichen Versuch zu unternehmen, der geeignet ist, zu Devisenersparnissen zu gelangen, ohne dabei die deutsche Ausfuhr, deren weitere Förderung unter allen Umständen für notwendig gehalten wird, zu beeinträchtigen. Die weitaus überwiegende Mehrheit der Handels- politi^n Kommission vertrat den Standpunkt, daß das gegenwärtige System der Devisenbewirtschaftung diesen Bedürfnissen nicht gerecht wird. Es wurde eine Verbesse rung der Devisenbewirtschaftung im Sinne einer erwei terten Berücksichtigung volkswirtschaftlicher Gesichtspunkte verlangt mit dem Ziel einer bevorzugten Zuteilung von Devisen sür die Einfuhr notwendiger Lebensmittel, Roh stoffe und gewisser unentbehrlicher Halbfabrikate. Die Handelspolitische Kommission steht auf dem Stand punkt, daß sobald als möglich eine Änderung der bis herigen Devisenbewirtschaftung durchgeführt werden muß, um rechtzeitig den oben erwähnten Erfordernissen gerecht werden zu können. Sie vertrat im übrigen die Auffassung, daß alle Pläne in der Richtung einer Autarkie ebenso scharf wie etwa da mit verbundene Währungsexperimente abzulehnen sind. großen Probleme bis jetzt noch keine wirkliche Lösung gefunden hätten. Mit besonderer Eindringlichkeit betont der Ausschuß die Notwendigkeit raschesten Handelns, um einem neuen finanziellen Zusammenbruch vor zubeugen. Für den Augenblick schlägt er eine gemeinsame Aktion in Form einer aus den internationalen Märkten aufzulegenden Anleihe unter der Bürgschaft der beteiligten Staaten vor, um die dringendsten Bedürfnisse der be drohten Länder zu befriedigen. Der Ausschuß erinnert dann an die Empfehlung in seinem letzten Bericht, sobald als möglich in Mitteleuropa engere wirtschaft liche Beziehungen zwischen den benachbarten und anderen Staaten herzustellen. Er begrüßt die auf diesem Gebiet entfaltete Initiative, enthält sich aber jeder eigenen Stellungnahme zu den hier im Spiel befindlichen politischen Fragen. * Wir fürchten Deutschlands Konkurrenz. Prag, 1. April. Drr Herausgeber des englischen Spee- Mor, Sir Evelyn Wrrnch, hafte eine Unterredung mit dem Präsidenten Masoryk, in der der Präsident sagte: „Vor allem muß man zu elftem gemeinsamen Plan zunächst zwischen den kleineren DcEstaaten allein gelangen. Aufrichtig gesagt, be fürchten wir die Konkurrenz Deutschlands, eines großen Staa tes von mehr als 60 Mill. Einwohnern. Wir würden Sorgen haben wegen einer deutschen Vorherrschaft, wenn Deutschland sogleich von Anfang au W diese Kombination ausgenommen würde. Ebenso würden wir es aber auch nicht empfehlen, wenn irgendeine andere Großmacht sich von vornherein an diesen rein wirtschaftlichen Verband «»schließen würde, sicher Plan der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Mitteleuropa ist durch aus nicht gegen Deutschland gerichtet, im Gegenteil, wir glau ben, daß seine erfolgreiche Durchführung für Deutschland große Vorteils hätße. Was wir benötigen, ist ein Foderativ-System für Europa, und ich glaube, daß die einzige dauernde Unter lage für Den europäischen Frieden die französisch-deutsche Zu- sanMenarbeit mit Unterstützung Englands und Italiens wäre. Ich würde aus voller Seele wünschen, daß eine Zusammenarbeit der ganzen Welt erzielt werden würde." vruck, die evangelische Kirche werde immer an der um christliche Erziehung der Kinder kämpfenden Elternschaft zu finden sein. Nach