Volltext Seite (XML)
N für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wilsdruss-Dresden Postscheck: Dresden L640 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Nr. 51 — 91. Jahrgang Dienstag, den 1. März 1932 »a, »Wilsdrufie« LageblvM ertcheii" -n -L«n Werktagen nachmittag« S Uhr. Bezug-greis SE b-> HllUb, dei D-hdcsteUung 1,80 «W. zuzüglich Bestellgeld. Linzrlnummern 1° Bpig. > -?hm.n"zu Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Mebsftömngcü testet dein Bnigrun aui 1-l.ieinng der i ei'uug °d°- Kürzung de. «ezugsgreije». - RülkjenLun, eingesandler Schrrfistüche eisolgt nur, wenn Porto beiliegt. Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr, s SfiW'LW durch Fernruf übermittelt«* Anzeigen üdern. wn keine Garantie. Jeder k°datwn,pruch erlijch^we^ d^Detree^ — ..— . erugezogen werden mutz »der der Auftraggeber in Konkurs k*rüt. S Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentomts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. MomM-parlamentarisches WoKenprogramm. Das diplomatisch-parlamentarische Programm der Woche zeigt reiche Abwechselung aus den verschiedenen hei mischen und internationalen Gebieten. Aus der Ab rüstungskonferenz stehen weitere Verhandlungen zwischen den in Gens befindlichen Staatsmännern bevor, die ihre dortige Anwesenheit dazu benutzen, sich auch über die weltbewegenden Fragen außerhalb der Abrüstung zu unterhalten. Der französische Ministerpräsident Tardieu besonders benutzt die Gelegenheit, seinen Einfluß in der Tribuifrage bei den Außenministern von England, Italien, Polen, Lüdslawien und der Tschechoslowakei gel tend zu machen. Inwieweit der deutsche Botschafter Nadolny über die Beratungen wegen der Abrüstung hin aus zu den Sonderbesprechungen hinzugezogen wird, dar über wird nichts bekannt. Im übrigen rückt bei den eifrig hinter den Kulissen geführten diplomatischen Verhandlun gen zwischen den Führern der Abordnungen immer stärker die grundsätzliche Frage der politischen Gleich berechtigung Deutschlands in der Abrüstungs frage in den Vordergrund. Auf deutscher Seite wird die unbedingte Feststellung gefordert, daß Deutschland auf Grund der Bestimmungen des Völkerbundvertrages selbst verständlich die volle Gleichberechtigung zuerkannt wird. Am Donnerstag wird ferner in Genf die außer ordentliche Vollversammlung des Völker bundes zur Behandlung des japanisch-chinesi schen Streites zusammentreten. Auch hierzu entwickeln in Genf die Delegierten eine eifrige Tätigkeit mit Unter redungen, Konferenzen, Schriftwechsel und Druckschriften, während in China weiter gekämpft und geschossen wird. Der Mandschureiausschuß des Völkerbundes ist nun endlich in Tokio eingetroffen. Zunächst müssen sich seine Mitglieder anscheinend von der schwierigen Reise er holen, denn ehe sie an die Untersuchung und Feststellung der militärischen Lage gehen, sind sie, wie gemeldet wird, beim Kaiser von Japan zum Frühstück eingeladen. Ferner werden der Ministerpräsident, der Außenminister, der Kriegs- und Marineminister Festessen zu Ehren der Mitglieder veranstalten. Man sieht, Japan weiß wohl, was es den Delegierten des hohen Völkerbundes schuldig ist. Am Dienstag beginnt ein neuer Vollsitzungsabschnitt des Preußischen Landtages, der voraussichtlich bis Freitag, den 4. März, dauern wird. In der Dienstag sitzung steht neben zahlreichen Anträgen der Parteien der Gesetzentwurf über die Disziplin aus den staatlichen wissen schaftlichen Hochschulen zur Beratung. Damit verbunden wird ein Antrag wegen der Vorgänge an der Berliner Universität vom 21. und 22. Januar, die bekanntlich ein Gerichtsverfahren gegen mehrere nationalsozialistische Studenten zur Folge hatten. Auch der Preußische Staatsrat tritt am Dienstag zu einer Vollsitzung zusammen. Etwa vom 4. bis 10. März wird der verstärkte Hauptausschuß des Staatsrates den Haushaltsplan vorberaten. Die Haushaltsberatung des Staatsraies selbst wird vor aussichtlich nur zwei Tage in Anspruch nehmen, und zwar sind hierfür der 11. und 12. März vorgesehen. Herunter mit den Werktarifen! Die Preissenkungsaktion von Dr. Goerdeler ist bei den öffentlichen Betrieben vielfach nicht so durchgeführt worden, wie man es gehofft und gewünscht hätte. Das liegt zum Teil mit daran, daß man in vielen Gemeinde- »erwaltungen von der Hand in den Mund lebt und glaubt deswegen nicht in der Lage zu sein, auch nur für eine kurze Zeit einen Einnahmerückgang zu ertragen, der durch eine Ermäßigung der Tarife und Abgaben zunächst verursacht, zweifellos dann aber durch eine Steigerung der Produk tion und des Umsatzes wettgemacht werden würde. Die ^Versorgungs"betriebe der öffentlichen Hand sind eben zu Dtsuerquellen geworden, die außerdem noch durch ihren Monopolcharakter geschützt werden und damit ihre wirtschaftliche Hauptaufgabe, also die „Versorgung" des Massenbedarfs, erst in zweiter Linie erfüllen. Das Hemmnis, das sie für eine Weiterführung der Preissenkungsaktion bedeuten, läßt die Klage darüber um W lauter werden, daß die öffentlichen Betriebe überhaupt der natürlichen Preisgestal tung hindernd im Wege stehen, besonders Mrt, wo sie außerdem noch Monopolrechte besitzen. Er- üeulicherweise hat man sich in verschiedenen Länderver waltungen und in einer Reihe von Kommunen unter dem ^-ruck der Finanzkrise dazu entschlossen, die bestehenden Betriebe der öffentlichen Hand einmal unter die Lupe der wirklichen Rentabilität zu nehmen und sie dbzubauen, wenn diese Rentabilität entweder gar nicht vor handen wäre oder nur durch ei e kreditpolitische, steuerliche doer sonstige Bevorzugung er ielt würde. Um diese Be- niebe nicht bloß „rentabel", sondern als ergiebige Steuer- melle zu erhalten, ist die öffentliche Hand nur sehr zögernd in vielen Stellen überhaupt nicht den Preissenkungen in GrchmWe - England wünscht Verschiebung der Völkerbundversammlung. In englischen Kreisen sind zurzeit lebhafte Be mühungen im Gange, die zum 3. Mürz einberusene Voll versammlung des Völkerbundes zur Behandlung des chinesisch-japanischen Konfliktes zu verschieben. Der englische Außenminister Simon hatte in Genf in dieser Frage eingehende Unterredungen mit dem in Aussicht genommenen Präsidenten der außerordentlichen Vollversammlung, dem belgischen Außenminister Hy mans, und mit dem Generalsekretär des Völkerbundes. Diese Vertagungsabsichten gehen auf die den zwölf Rats mächten überreichte Denkschrift der japanischen Regierung zurück, in der die sofortige Einberufung einer „Round Table"-Konferenz nach Schanghai vorgeschlagen wird, an der die interessierten Groß mächte teilnehmen sollten. Auf englischer Seite will man offenbar die weitere Regelung des japanisch-chine sischen Konfliktes auch in die Hände der unmittelbar interessierten Großmächte legen, da die Interessen dieser Staaten bei unmittelbarer Behandlung an Ort und Stelle stärkere Berücksichtigung finden können. Allgemein wird in Genf angenommen, daß die außer ordentlich tatkräftig geführten Verhandlungen Simons auf Verschiebung der Völker bundvcrsamm- lung auf eine unmittelbare Verständigung zwischen London und Washington zurückgehcn. Der Zwölfmächteausschuß des Völkerbundrates ist zu einer Sitzung zusammengetreten, in der diese Frage zur Sprache kommt. Bor einem Waffenstillstand bei Schanghai? Der Völkerbundrat ist vom Ratspräsidenten Paul- Boncour einberufen worden. Die plötzliche Einberufung geht auf Berichte aus Schanghai zurück, nach denen die mit englischer und amerikanischer Vermittlung geführten Waffenstillstandsvcrhandlungen zwischen der japanischen und der chinesischen Truppen leitung bereits weit fortgeschritten sind, so daß der Ab schluß eines Waffenstillstandes bereits als möglich ange sehen wird. Der Plan, die zum 3. März einberufenc außer ordentliche Vollversammlung unter diesen Umständen zu vertagen, gewinnt allgemein an Boden. Es besieht allge mein bei den Großmächten dis Neigung, falls irgend möglich, den Zusammentritt der Völkerbundversammlung zu verhindern, da diese gezwungen wäre, scharfe und weit gehende Entschlüsse gegenüber Japan zu fassen und damit die Stellungnahme der Großmächte gegenüber Japan fest zulegen, was man jedoch unter allen Umständen vermei den will. Die WaffenstiHsiandsbedtngungen. Der Präsident des Völkerbundes, Paul-Boncour, legte dem Völkerbundrat einen Vorschlag vor, der folgende Punkte eines Waffenstillstandes im Fernen Osten umfaßt: 1. Sofortige Einberufung einer Konferenz in Schang hai, an der Vertreter der japanischen und chinesischen Re gierung sowie der interessierten Mächte teilnehmen sollen, liW WkAbM. um zu einer endgültigen Einstellung der Feindseligkeiten und Wiederherstellung des Friedens zu gelangen; ' 2. Grundlage dieser Konferenz bildet: Japan erklärt, keine politischen und territorialen Ziele in Schanghai zu verfolgen, noch ein japanisches Konzessionsgebiet in Schanghai anznstreben, noch die Absicht zu haben, die japa nischen Interessen in irgendeiner ausschließlichen Weise zu begünstigen. China nimmt an der Konferenz teil, in dem es die Sicherheit und Unantastbarkeit des inter nationalen und des französischen Konzesstonsgebietes auf Grund der bestehenden Verträge grundsätzlich anerkennt und die Sicherheit der ausländischen Staatsangehörigen gegen alle Gefahren garantiert; 3. Der Zusammentritt der Konferenz hängt von einem vorherigen Abkommen über die Einstellung der Feindselig keiten ab. Die Vertreter der in Schanghai vertretenen Mächte werden aufgefordert, ihre Mitwirkung zur Herbei führung dieses Abkommens zu leisten. 4. Dieser Vorschlag zielt darauf hin, den Frieden in Schanghai wiederherzustellen, ohne daß dadurch dis bis herige Haltung des Völkerbundes oder irgendeiner anderen Macht in dem Konflikt berührt wird. Paul-Boncour richtete darauf an die Vertreter von Japan und China die Aufforderung, diesem Vorschlag bei zutreten. Der italienische Außenminister Grandi erklärte sich grundsätzlich mit dem Vorschlag Paul-Boncours ein verstanden. Ebenso erklärten Außenminister Simon so wie die Vertreter Amerikas, Frankreichs und Deutschlands ihr Einverständnis. China wünscht, daß die Zurückziehung der Truppe allmählich unter der Kontrolle der Truppen der neutralen Mächte erfolgen soll. Tie Vorschläge des Natspräsiaemen würden von der chinesischen Regierung als annehmbar an gesehen. Nur Japan übermittelt diese Vorschläge nach Tokio. Paul-Boncour schloß die Sitzung mit der Erklärung, daß nunmehr die Hoffnung auf einen Erfolg der Zu sammenarbeit aller Mächte zur Beilegung der Feindselig keiten und Wiederherstellung des Friedens vor dem Zusammentritt der außerordentlichen Vollversammlung des Völkerbundes gegeben sei. Atlsnütsiotie Amerikas in Len Süllen Ozean beordert. Fast die gesamte amerikanische Atlantikflotte hat plötz lich den Befehl erhalten, sich in den kalifornischen Flotten stützpunkten Sau Pedro und San Diego zu versammeln, um an den großen Flottenmanövern im Stillen Ozean teilzunehmcn. Diese Maßnahmen kamen selbst den höheren Marine offizieren und dem Unterstaatssekretär Jahncke völlig un erwartet. Sie lehnten jedoch kategorisch die Unterstellung ab, daß diese Maßnahmen irgendwie mit der kritischen Lage zwischen Japan und China zusammenhängen könn ten. Im Atlantischen Ozean verbleiben jetzt insgesamt nur neun Unterseeboote, acht kleinere Fahrzeuge und das Übungsschiff „Wyoming". der privaten Wirtschaft gefolgt und man versteht es daher eigentlich nicht recht, warum in letzter Zeit Wünsche laut wurden, die die Überführung lebenswichtiger Teile der deutschen Wirtschaft in die öffentliche Hand, also eine Fort setzung der heute schon bedenklich weit getriebenen Soziali sierung bzw. Kommunalisierung verlangen. Gerade die Entwicklung während der beiden offi ziellen Preissenkungsaktionen im Winter 1930/31 und in der jetzt hinter uns liegenden Zeit müßten den Verbraucher davon überzeugen, daß die Privatwirtschaft sich der Krise schnell und radikal anzupassen verstand, während dis öffentliche Hand und ihre Betriebe sehr weit hinter diesen Preisermäßigungen zurückblieben. Ebenso ist der eigent liche Grund für die Schaffung bzw. das Entstehen und die Berechtigung dieser Betriebe verlassen worden, die Massenversorgung „billig" und ohne finanzielle Ertrags absichten zu bewerkstelligen. Gerade das Gegenteil ist der Fall und das spricht täglich leider gegen die Vorschläge, noch weitere Teile der Privatwirtschaft zu verstaatlichen oder zu verstadtlichen. Bezeichnend ist z. B„ daß die Preis entwicklung im Verkehrswesen erheblich nach oben ging zu einer Zeit, in der die Preise für Ernährung und Beklei dung im Durchschnitt 25 Prozent gesenkt wurden, — ge senkt werden mußten, Wei! hier der Wettbewerb, der natür liche Preisregulator von Angebot und Nachfrage, voll in Wirkung war. Wenn der Staat heute so oft um Hilfe angegangen wird für private Betriebe, die am Zusammenbrechen sind, so ist das durchaus kein Beweis für die angebliche „Über legenheit" verstaatlichter Betriebe. Sondern es ist nur ein Beweis dafür, daß auf die Privatwirtschaft Lasten gelegt sind, die diese in der Krise, in einer Zeit ständigen Prcis- druckes, weniger denn je zu tragen vermag. prsisftagm im MichskaSiKSii. Die Reich sregicrung beschäftigt sich weiter mit den Maßnahmen, die sie treffen will, um die verordnete Beibehaltung des alten Brotpreises für das Bäcker gewerbe tragbar zu machen. Abgaben von russischem Roggen durch die Getreidehandclsgesellschaft sollen als Bremse für ein Heraufgehen der Roggenpreise wirken. Ferner macht dem Reichskabinett der immer weiter um sich greifende Bierboykott Kopfzerbrechen, der beibchalten wird, trotzdem die Regierung den Abbau der Biersteuer zngcsagt Hal. Auch die L i ch t st r e i t b c w e g u n g, die sich gegen die hohen Werktarife richtet, beschäftigt ständig das Reichskabinett. * Bierstreik und AeichslLchistreik. Noch keine Verhandlungen über Bier steuersenkung. Amtlich wird mitgetcilt: Die Neichsregicrung hat, wie bekannt, in der vorigen Woche mit dem Deutschen Gastwirteverband und den Brauereivertretern über die Frage der Biersteuersenkung verhandelt. Sie hatte Vie Absicht, abgesehen von dem erforderlichen Benehmen mit den Ländern und Gemeinden, die Verhandlungen in diesen Tagen fortzusetzen und beschleunigt zum Abschluß zu bringen. Dieser Absicht stehen jedoch die zurzeit in Gang befindlichen Streikbewegungen entgegen. Die Reichsregierung hatte, wie in der Generalver sammlung einer Brauerei mitgeteilt wurde, in Aussicht gestellt das Hektoliter Bier, das bisher steuerlich mü 22 Mark belaste, war, um 7 Mark steuerlich zu entlasten. Brauereien und Gastwirte möchten jedoch die Spanne noch