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MOmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Vas „Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittag» 5 Uhr. «ezug-preis monatlich 2,— RM. Mi Haus, bei Pofibestellung 1,80 AW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. «lle Poffanstaltcn, Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend höherer Gewalt, ' Krieg oder sonstiger Be- tneb»ftvrungen besteht kein Antpruct aus Lieferung der Leitung oder Kürzung de» Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriffstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Lürgertuw/ Beamte/ Angeftellte u. Arbeit^ An>«igrnprki-! die Navmr-Ile ro »rk., die 4,esp«ltme Zeile der amtlichen Lekarmtmachungen « »letch» ps-naige, die »gefallene Reklame,eil, im terilichev Teile 1 RW». RachweiiunbL«ebLH, ro Rei-depi-aaiae. «M, ^n°chN1S Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 " annahme biaaorm.lvUhr. Für die Rlchti,d«Ü durch gerurui Ldermitielter Lnzeisen üdern. wir deine Garanlie. Jeder Rodallanipruch erlgcht,»«» der Bete«, »mch «läge -ingezogen werden mutz »der der Auftraggeber in «ondu» gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerickts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 50 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 29. Februar 1932 ArbereitiWN zur PrWiiteiMhl Oer Wahlkampf beginnt. Anordnungen des Rcichsinnenministcrs für Länder und Gemeinden. Neichsinnenminister Dr. Groener hat zur Durch führung der Neuwahl des Reichspräsidenten ein Rund schreiben an die Landesregierungen gerichtet, in dem die für die Wahl in Frage kommenden Gesetzesbestim mungen noch einmal zusammengestellt sind. Ferner hat Dr. Groener Anordnungen über die Stimm zettel getroffen. Das schon bei der Präsidentenwahl 1925 angewandte einheitliche Stimmzettelmuster, das sich nach Ansicht der amtlichen Stellen durchaus bewährt hat, wird auch diesesmal wieder benutzt. Die Stimmzettel müssen alle zugelassenen Wahlvorschläge mit Vor- und Zunamen, Stand oder Beruf und Wohnort des Anwär ters enthalten. Daran schließt sich ein freies Feld, in das ver Stimmberechtigte einen anderen Anwärter eintragen kann, wenn er keinem der vorgeschlagenen Kandidaten seine Stimme geben will. Der Innenminister hat ferner besondere Anordnun gen getroffen, durch die er eine möglichst gleichmäßige Berücksichtigung mittlerer und kleinerer Druckereien herbeiführcn will. Da in verschiedenen Ländern — u. a. Preußen, Bahern, Württemberg — in den nächsten Mo naten auch Landtagswahlen stattfinden, sollen die Drucke reien umschichtig berücksichtigt werden. Bei ländlichen Gemeinden soll die Zahl der Stimmzettel annähernd der Zahl der Wahlberechtigten entsprechen, mit einem Zuschlag von etwa 5 Prozent. In großstädrischen Gemeinden mit lebhaftem Fremden verkehr soll ein entsprechend höherer Zuschlag für Stimm scheininhaber vorgesehen werden. Bei der Wiederverwendung von Stimmlisten und Stimmkarten, die zuletzt bei einem Volksentscheid benutzt wurden, soll dafür gesorgt werden, daß aus ihnen die Beteiligung am Volksentscheid nicht mehr erkennt lich ist. Besondere Vorschriften betreffen etwaige Verstöße gegen die Wahlbestimmungen, weil bei den letzten Reichs- tagswahlei- zahlreiche Einsprüche erhoben worden sind. Jegliche politische Propaganda im Abstimmungs raum ist unzulässig, also auch Plakate oder Aufrufe politischen Inhalts. Die Beisitzer sollen unter Berücksichtigung der verschiedenen im Stimmbezirk vertretenen Parteien be rufen werden. Die Zulassung von Vertrauenspersonen darf nicht zu Mißbräuchen führen. Das gleichzeitige Be treten der Abstimmungszellen durch mehrere Stimm berechtigte ist auf alle Fälle unzulässig, auch nicht, wenn es sich um nahe Verwandle handelt. Die A b st i m m u n g s z e i t ist dahin geregelt wor den, daß sie mindestens sechs Stunden umfassen muß. Sie darf nicht später als 11 Uhr vormittags beginnen und nicht vor 4 Uhr nachmittags schließen. Der Rest der Vorschriften regelt die Meldung der Abstimmungsergebnisse an den Reichswahlleiter, Prof. Wagemann, den Prä- sidcnten des Statistischen Reichsamtes, sowie die Er stattung der Kosten, von denen die Gemeinden ein Fünftel, das Reich durchschnittlich vier Fünftel zu tragen haben. * Wahlvorbereitungen in Preußen. Konferenz der preußischen Ober- und Regierungspräsidenten. Im preußischen Innenministerium fand eine Konfe renz der preußischen Ober- und Regierungspräsidenten unter der Leitung des Innenministers Severing statt. Neven den höheren Beamten des Innenministeriums nahmen auch Ministerpräsident Braun und die Minister Steiger und Grimme daran teil. Die Beratungen wurden von Minister Severing eröffnet, der feine Ausführungen wie folgt einleitete: Mit Befriedi gung kann ich feststellen, daß der Winter bis jetzt ohne jede wesentliche Störung der öffentlichen Ruhe und Sicher heit vergangen ist. Die täglichen Mordtaten und anderen Ausschreitungen beweisen, daß das nicht gar so leicht war. Wir sind zwar noch nicht über den Winter ganz hinweg, denn noch liegen die Iden des März vor uns, und die Märzlage werden ja auch den Höhepunkt der politischen Kämpfe mit sich bringen. Aber es ist erfreulich, gegenüber all den Befürchtungen, die im Herbst vorigen Jahres ausgesprochen worden sind, fcststellen zu dürfen, daß wir das Ende des Monals Februar erreicht haben, ohne daß die hier und da von ängstlichen Gemütern prophezeite Gefährdung des Staatsgefüges eingetreten ist. Nach einem Hinweis aus die Notwendigkeit einer Verwaltung srcform sprach Minister Severing über die Wahl des Reichspräsidenten. Die preußische Verwaltung wird und darf leine Wahl- beeinflufsuna treiben. Es must auch alles vermieden wer den, was nachher mit einem Schein von Berechtigung als ein Grund zur Anfechtung der Wahl angeführt werden könnte. Nichtsdestoweniger aber ist die Haltung der preußischen Staatsrcgierung gar klar und eindeutig und muß auch die Stellung der preußischen politischen Beamten bei der Ncichspräsidcntenwahl klar und eindeutig sein. Severing spricht dann von der Wahl des Reichs präsidenten und über die Kandidaten der Parteien, be sonders scharf gegen die Nationalsozialisten und Kommu nisten, die er staatsfeindlich eingestellte Parteien nennt. Er fährt dann fort: Selbstverständlich soll besonders ln der Zeit des Wahlkampfes eine kleinliche Handhabung der polizeilichen Befugnisse gegenüber Versammlungen und Prcssepolcmikcn unterbleiben. Das heißt jedoch nicht, Verleumdern in Presse und Versammlungen Freibriefe ausstellen. Ich bitte Sie daher, von der Möglichkeit, Ver leumdungen der Reichs- und Staatsregierüng in der Presse durch Auflage von Berichtigungen entgegenzu- lretcn, weitgehenden Gebrauch zu machen. Jede Ruhestörung größerer Art muß auf jeden Fall verhindert werden. Ich werde durch einen Nunderlaß den Ausschank von Branntwein usw. für den 12. und 13. März verbieten. Der Tag der Abstimmung sieht uns alle wachsam und bereit, jeden Versuch der Ruhestörung sofort zu unterbinden. Ministerpräsident Braun führte zur Frage der Pressenotverordnung u. a. aus: Er stehe auf dem Standpunkt, daß es weniger auf Zeitungs- verbote ankommt, als darauf, auch in der Presse der radikalen Parteien der Wahrheit zum Durchbruch zu ver helfen. Deshalb müßten die Verwaltungsbehörden vom Recht der Notverordnung, in den gegnerischen Zeitungen und Erwiderungen und Richtigstellungen gegenüber verleumderischen Angriffen zu bringen, aus giebig Gebrauch machen. Am Schluß der Aussprache faßte der Innenminister noch einmal das Ergebnis der Konferenz zusammen. Reichsfinanzminister Dietrich spricht für die Staatspariei. Die Deutsche Staatspartei eröffnete am Sonntag in Berlin mit einer Rede des Reichsfinanz ministers Dietrich den Wahlkampf. Er bezeichnete Hindenburg als den hervorragendsten Deutschen und allein befähigten Mann zur Bekleidung des höchsten Aimes. Die Opposition fordere ihn auf, seinen Platz zu räumen, nicht, weil er die Verfassung beschworen, sondern weil er sie auch gehalten habe. Eine kommende Rechtsdiktatur würde in einer Linksdiktatur enden; beide seien für das deutsche Volk nicht tragbar. Eine klare Siellungnahme der Nationalsozialisten im Reichstag zu verschiedenen außen- und innenpolitischen Fragen hätte sie eme Menge Wähler gekostet. Sie seien ihr deshalb, wie immer bei solchen Gelegenheiten, ausgewichen. Kampfblsck Gchwarz-Weiß-Rot. Duesterberg spricht in Köln. In Köln fand eine große Kundgebung des Kampf blockes Schwarz-Weiß-Rot zu den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen statt, in der der Kandidat des Blockes, Oberstleutnant a. D. Duesterberg, sprach In ernster innen- und außenpolitischer Notzeit, so führte er u. a. aus, im Zustande militärischer Wehrlosigkeit und wirtschaftlich-finanzieller Ohnmacht, stell! der Ablauf der Präsidentschaft des Generalfeldmarschalls von Hindenburg das gesamte deutsche Volk vor eine schwerwiegende Ent scheidung. Duesterberg gab einen überblick über den Leidensweg, den Deutschland in den letzten 13 Jahren habe gehen müssen. Scharf kritisierte er, daß nicht wenigstens die geistige Macht des nationalen Gedankens in diesen Jahren gestärkt worden sei. Der Uoung-Plan sei die bitterste Enttäuschung gewesen. Die Erneuerung der deutschen Wirtschaft auf organischer berufsständischer Grundlage scheine der Weg zur Gesundung zu sein. „Zurück aufs Land!" ist die Parole der kommenden Zeit. Nicht „nationale Binnenwirffchaft oder Weltwirtschaft", sondern „nationale Binnenwirtschaft und dann Weltwirtschaft" Wer dem deutschen Arbeiter heute Arbeit und Brot gibt ist sozial, ohne Deutschlands Befreiung aber gibt es keine Arbeiterbesreiung. In den durch Versailles geschaffenen Ausnahmezeiten müssen Unternehmer und Ärbeiter ge meinsam zusammenstehen. Privatbesitz fördert den Fort schritt, Kollektivbesitz tötet die Unternehmungslust. Den Ausgleich muß der Staat schaffen. Nur das Volk, so schlof er, ist verloren, das sich selbst verloren gibt. Deutschland kann nur gerettet werden, wenn es sich selbst rettet. Beschlüsse der Deutschen Volkspartci. Die nationalliberale Korrespondenz gibt einen Bericht aus, in dem es u. a. heißt: „Der Neichsausschuß der Deutschen Volksparlei trat zu einer Sitzung in Berlin zusammen. Den Bericht über die politische Lage gab der Parteiführer Dingeldev. Die nächste Ausgabe der deutschen Politik ist die Durchsetzung der Wiederwahl Hindenburgs. Die Deutsche Polkspartei ist für ein loyales Zusammen arbeiten mit den Deulschnationalen und anderen bürger lichen Parteien, wird aber nicht bereit sein, die weiße Fahne der Kapitulation aufzuziehen. Wo es hinter dem Rücken der Parteileitung versucht worden ist, die eigene Organisation in ein anderes Lager hineinzusühren, wird sie alle Maßnahmen dagegen rücksichtslos treffen." * Das Bündnis zwischen Deulschnationalen und Stahlhelm. Um die Harzburger Parole. Auf einer deutschnationalen Tagung in Halle erklärte der Reichstagsabgeordnete Schmidt-Hannover: „Die Bündnisgcmeinschaft mit dem Stahlhelm ist nicht nur für die Reichspräsidentcnwahl, sondern auch für die kommenden Parlamentswahlen geschlossen worden. Die Deutschnativnalc Volkspartei setzt sich mit ihrem Propa- gandaapparat für die Wohl des dcutschnationalcn Stahl helmführers Duesterberg ein. Der Stahlhelm unterstützt die deutschnativnalen Listen bei den kommenden Parlaments- Wahlen. Die Führung der politischen Verhandlungen wäh rend des ganze» Ablaufes der Rcichsprasidentcnwahl liegt in den Händen Dr. Hugenbergs. Ter von Nationalsozialisten neuerdings leider aus gegebenen Parole, daß Harzburg zerbrochen sei, setzen wir das verstärkte Bekenntnis zu den Zielen der Harzburger Tagung entgegen. Die NSDAP, weiß, daß ohne und gegen die im schwarz-weiß roten Block vereinigten Kräfte der Sturz des gegenwärtig herrschenden Systems nicht durch führbar ist." * Die NSDAP, im Berliner Sportpalast. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei er öffnete ihren Wahlkampf für die Reichspräsidemenwahl in Berlin mit zwei Massenversammlungen. Es sprachen zunächst Gauleiter Dr. Goebbels, nachher der Prä sidentschaftskandidat Hiller. Er führte u. a. aus: Wenn Vie Gegner erklärten, daß ich jetzt vielleicht Gefahr liefe, zum ersten Male vielleicht wirklich besiegt zu werden, so sage ich: Wer mutig und entschlossen kämpsl, wer gewillt und bereit ist, sich einzusetzen, kann überhaupt nicht besiegt werden! Sie alle wissen, daß es sich diesesmal um wesent lich mehr handelt als um einen Präsidentschaftskandidaten, daß dieses mal gerungen wird um den Begriff des 9. November 1918 und seiner Folgeerscheinungen, und daß dieser Kampf gar nicht anders ausgehen kann als mit der Vernichtung dieses 9. November. Heule, meine Volks genossen, fordere ich Sic aus, daß Sie nun die Richter werden! Hitler schloß: Wer da glaubt, uns Durch Drohungen mürbe zu machen, der täuscht sich! Sie können ruhig mit der Hundepeitsche drohen — wir werden sehen, ob am Ende dieses Kampfes die Peitsche sich noch in ihren Händen befindet. sStürmischer Beifall.) Wir haben einst dem Generalseldmarschall des Weltkrieges gehorsam als dem obersten Kriegsherrn gedient und haben ihn verehrt. Wir wollen, daß sein Name dem deutschen Polke als der Name des Führers des großen Ringens erhalten bleibt. Weil wir das aber wollen und wünschen, sehen wir heute die Pflicht, dem alten Generalfeldmarschall zu zurufen: „Alter Mann, du bist uns zu erinnernngs- würdig, als daß wir es dulden könnten, daß sich hinter dich diejenigen stellen, die wir vernichten wollen! So leid es uns daher tun, du mußt zur Seite treten, denn die anderen wollen den Kamps, nnd wir wollen ihn auch." * Ein Brief Hitlers an den Reichspräsidenten. Der Führer der Nationalsozialisten, Adolf Hitler, Hal am Sonntag ein längeres Schreiben an den Reichs präsidenten von Hindenburg gerichtet. Hitler erklärt darin, als Führer der großen Nationalsozialistischen Partei, ge zwungen zu sein, die Aufmerksamkeit des Reichspräsidenten auf gewisse Porkommnisse hinlcnken zu müssen. Die Sozialdemokratische Partei, so sagt Hitler, versuche, das Ausland gegen die freie politische Meinungsentscheidung der deutschen Nation unter Bezugnahme auf Ihren Namen mobil zu machen. Ich habe in meinen Äußerungen Aus ländern gegenüber nie unterlassen, darauf hinzuweisen, baß jede bisherige deutsche Negierung von wahrhafter nnd aufrichtiger Friedensliebe beseelt gewesen ist. Ver- suche, eine unbequeme deutsche Bewegung vor dem Aus lande als Unruhestifterin hinzustellen, werde ich, wenn sie unter Hereinziehung Ihres Namens, Herr Reichspräsident, erfolgen und nicht zurückgewiesen werden, von jetzt ab persönlich in der geeigneten Weise zurückzuweisen wissen. Hitler wendet sich dann scharf gegen die Ansprache des preußischen Innenministers Severing an die preu ßischen Ober- und Regierungspräsidenten und höheren Be amten hin, in der Severing, laut Pressenachrichten, die Nationalsozialistische Partei als staatsfeindlich hingestellt hat. Er sehe in dem Vorgehen des preußischen Innen ministers Severing« einen unzulässigen Druck aus die preußische Verwaltung, ihren Einfluß bei der Wahl in einem für die NSDÄP. ungünstigen Sinne geltend zu machen. Er erinnert an den Wunsch des Reichspräsidenten, daß dieser Wahlkampf in ritterlicher Weise geführt werden soll. In diesem Zusammenhang lenkt er die Aufmerksam-