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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Tatzrdlatl" «rlch«i»l ax al«« Werkt»,ni nachmitlogr S Uhr. »ezu,,prei« monallich 2,— NM. ^»!e? dohdestkllun, 1,8V NW. ,u,ü,lich «eftellgrld. Ei»zrl»umm°ru 10 «P«,. «lle Poliansialle», Post. i°r«"'ei?D«.' Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend »°u' höhtt„ Gkwa», ————————— : Krieg -der lonjliger B«. mrvsjrorungen kein Anfprucd auf Lieferung bei Heilung oder Kürzung der Bezugspreises.— Rücksendung eiugejandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Mrgertum/ Beamte, Angestellte u. Arbeite^ AnzeigeupreiLi dir 8,e1s0ltexe Narimzeilr 2V Nptg., die ««rfpsllrve Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 1» »eich» Pfennige, die »gespaltene Reklame,«>I» im textlich-n Teil« 1 NWK. Siachweisungagedühr ro Neichapsennig». v»» geschriebeneErsqeiuung»- cid« o tagennd Plagnarschet»« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: AMI WtlSSrUft Vik. v krrüchfichtigt. «n,et,«»k annahmrbiavorm.lvUhr. ————————————————————— Für di« Nichtigkeit d« durch Frrnrus Lbermillelten Anzrigrn übern, wir keine Garantie. Jeder Nabaltantpruch erlischt, wem» der Betrag drmch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkur» gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. 42 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 8640 Freitag, den 19. Februar 1932. Schafft Arbeit! Die Neichsregierung selbst hätte gewünscht, sich geirrt Su haben, und niemanden in Deutschland gibt es, der "ich! das gleiche gewünscht und diesen Irrtum dann der Regierung sehr gern verziehen hätte: daß in diesem Winter die Arbeitslosigkeit aus 6,5 bis 7 Millionen steigen würde. Aber leider scheint die Neichsregierung damit recht behalten zu sollen; ist doch die Zahl der Arbeitslosen nicht mehr weit entfernt von der unteren i Grenze, von der niedrigeren der beiden Ziffern. Und ! man weis; heute nicht, ob die Reichsregierung nicht sogar mit der höheren Ziffer ihrer Annahme recht behält. Ebenso trostlos sieht es daher mit dem aus, was Man gemeinhin, aber nicht ganz zutreffend als „die Wirt- ' Hast" bezeichnet; denn zu den sich darin verkörpernden . .Produktionsmitteln" müssen erst die Menschen, also die Arbeiter, treten, um alles zur wirklichen „Volkswirtschaft" Zu machen. Und dabei ist die Frage des Absatzes dessen, >vas die Wirtschaft erzeugt, also die Frage der Konsum kraft, noch gar nicht berührt; sie gehört aber dazu. Und daher treten für das ungeheuer komplizierte Etwas, das .Polkswirtschaft" genannt wird, und das zu einem kaum "och arbeitenden Räderwerk geworden ist, zahllose Heilungspläne von all den drei angedeuteten Seiten her in Massen auf. Wenn neben den Berufenen auch Unberufene mit solchen „Sanierungsprojekten" allerver- sthiedenster Art vor der Öffentlichkeit erscheinen, so ist das angesichts des furchtbaren Ernstes der Lage doch eben Mir der Beweis dafür, daß wir die sogenannte „Ent wicklung" nun einfach nicht mehr fatalistisch, als „Kis- Met", als „Schicksal" hinnehmen, daß wir uns vom Trommelfeuer der Krise nicht mehr so einfach zusammen- ichießen lassen können, bis niemand und nichts Mehr übrig ist. Dann schon lieber ein „Durch trennen" nach vorn, ein wenn auch noch so ver- SMcifelter, noch so „wahnsinniger" Angriff, — er kann vielleicht doch glücken und Schlimmeres vermögen Wir einfach nicht mehr zu ertragen. Zwischen 6,5 bis ? Millionen Arbeitslose, — damit rechnete die Reichs- hgierung, auch damit, daß wir durch den Winter hindurch- ^mmen. Aber was dann? Wenn neben „Arbeits- ^schaffungs"pläncn aus den Kreisen der Industrie, ein- Selner Industriezweige, der Landwirtschaft usw. jetzt mit besonderer Stärke von den Arbeitnehmer- und Angestellten- "rganisationen her scharfe Vorstöße in die Richtung ge macht werden, so liegt der Grund dafür naturgemäß darin, baß die in ihnen zusammengeballten arbeitlos gewordenen Volksschichten unendlich lies in der sozialen Not stecken, Zahlenmäßig am umfangreichsten von ihr gepackt sind. Und darum ist es auch zu verstehen, wenn von dort her am ^»testen nach direkter Hilfe geschrien wild: man kann »nd w i l l n i ch t m e h r w a r t e n, bis etwa von irgend einer Seite her die allgemeine Wirtschaft einen „Auftrieb" Mhrt. ManverlangtArbeit; Arbeiten. Auch wenn man von der immer und überall einsetzenden Kritik, von den üblichen „Zerreden" all und jedes Vorschlags ein- Mal absieht, so bleibt dabei doch als entscheidender Punkt: me Finanzierung. Und alle Vorschläge, soweit sic nicht überhaupt einen umstürzenden währungspolitischen Cha rakter haben, sondern auf dem Boden unserer Geld berfassung stehen wollen, — alle „Sanierungsprojckte" Münden in dem Ruf aus: „Reichsbank, hilf!" Wir und ja fast so weit, mit jedem Samicl den Vertrag zu schließen, wenn wir mit der „Freikugel" nur die Krise, die Rot, das Elend tödlich treffen können. Öffentliche Aufträge, die „einer Million Erwerbsloser Arbeit schassen", sollen nach den jetzt mit verstärkter bolitischer Wucht gemachten Vorschlägen durch „Krcdit- Misweitung", also durch entsprechende Erweiterung des Rokenumlaufs finanziert werden. Selbstverständlich ist wiche Finanzierung durch eine Erhöhung der Steuer- und voziallaslen nicht möglich; darüber ist gar kein Wort mehr Su verlieren. Man rechnet vor, daß von den zwei Milliar- ben, die die Finanzierung der beabsichtigten Auftragsertei lung kosten würde, allein schon 400Millionen durchSteuern Und Sozialabgaben der wieder beschäftigten Arbeitslosen hereinkämen; verwende man ferner die Unterstützung, die kür diese dann in den Arbeitsprozeß zurückgeführten bis herigen Arbeitslosen heute noch gezahlt werden muß, — kund 600 Millionen — gleichfalls für die Finanzicrungs »wecke, so bliebe noch 1 Milliarde„Krcditausweitung" nötig ^oll dafür das Reich „gerade stehen", wie es z. B. der be annte Plan Professor Wagemanns verlangt? Soll durch Mcichsschatzanweisungen mit langjähriger Tilgungsfrist me Milliarde buchmäßig bei der Reichsbank hinterlegen? 'jemanden gibt es, der nicht wünschte, daß die Neichsbank Lke Kredilgrcnzen ausdehnt, — aber nur soweit eine Mrahrungsgesährdung nicht eintritt. Nun ist aber für die Zwecke der verschiedenen Agrarkredite, der Osthilfe, der 'Uchlanderporte, der öffentlichen Haushalte usw. dieser ttchsbankkredit schon ganz außerordentlich angespannt. i x"b"erseits wieder: Ist mit Kleinigkeiten, mit „regulierter redtterweiterung" überhaupt noch etwas zu erreichen?! -ie Dinge stehen aus des Messer Schneide. Wer ins M°n hineinkommt, vergißt das Handeln. Auch jetzt wie- dj E hie Arbeitsbeschaffung ein Bcratungsgcgenstand für !el>» , chsregierung. Daran wird schon lange „gearbeitet" ur lange, — viel zu lange! Köllig MW Anglist voll Llllhse« f Der ehemalige König von Sachsen, Friedrich August, ist am Donnerstag abend gegen 10,15 Uhr, ohne die Be sinnung wicdcrcrlangt zu haben, auf seiner Besitzung in Sibyllcnort sanft entschlafen. Am Totenbett weilten Prinzessin Mathilde und Prinz Ernst Heinrich, Prinz Friedrich Christian und Gemahlin. Der Kronprinz Georg wird noch erwartet. Schon der in den ersten Abendstunden ausgegcbenc ärztliche Bericht gab wenig Hoffnung mehr. -i- Der König, der in völliger Zurückgezogenheit lebte, spürte noch bis zum Mittwoch keinerlei Anzeichen. Noch am Tage vor der Erkrankung hat er seinen üblichen Morgenritt unternommen und sich gerade am Mittwoch bis zum Abend besonders Wohl gefühlt. Am Nachmittag hat er noch einen Spazierritt durch das Revier unter nommen und anschließend mit Waidgenossen über jagd liche Fragen beraten. Für den nächsten Tag war schon der Morgcnritt angcsetzt. Des Königs Lebenslauf. Der verstorbene König wurde am 25. Mai 1865 als Sohn König Georgs zu Dresden geboren. 1877 trat er als Leutnant in das sächsische Heer ein, studierte dann in Straßburg und Leipzig Rechts- und Staatswissenschaften und kehrte nach beendigtem Studium wieder ins Heer zurück. 1808 wurde er Generalleutnant und Kommandeur der 1. sächsischen Division und 1002 zum Kommandieren den General des 12. Armee-Korps ernannt. Am 21. No vember 1801 verwählte er sich in Wien mit der Erzherzogin Luise Antoinette Maria von Osterreich-Toskana. Nach an fänglich glücklicher Ebe, der drei Söhne und drei Töchter entsprossen, löste die Kronprinzessin 1OO2, indem sie sich von dem Sprachlcbrer Giron cntfübren ließ, die Ehe, die am 13. Juli 1903 gerichtlich in Dresden geschieden wurde. Als König Georg am 15. Oktober 1904 starb, übernahm Fried rich August III. die Regierung. Die ersten Jahre seiner: Regierungszeit bezeichneten eine Neugestaltung des Wahl rechts, das nach mehrmaligem Kabincttswcchsel 1908 zu stande kam. Durch seine Gutmütigkeit und durch die Ungezwungen heit, mit der er sich unter der sächsischen Bevölkerung be wegte, erlangte der König während seiner Negierüngs- zeit große Beliebtheit. Zahllos sind die urwüchsigen Aus sprüche, die von ihm erzählt werden. Die Revolution bereitete auch der Regierung Friedrich August III. ein Ende. Im November 1918 sprach er den Thronverzicht aus und lebte seitdem aus seiner Besitzung Schloß Sibvllenort, wo ihn viele Sachsen, vor allem auch Militärvcreinc, besucht habe». * Beisetzung am Dienstag in Dresden. Breslau. Nachdem am Freite vormittag der älteste Sohn des verstorbenen Königs Friedrich August, Kronprinz Georg, in Sibyllcnort eingetrossen ist, wurde der Beisehungs- termin des Königs auf Dienstag vormittag 11 Uhr festgesetzt. Die Uebrrfüyrung der Leiche nach Dresden wird voraussichtlich in der Nacht zum Montag erfolgen. König Friedrich August soll in Dresden in der Hoskirche beigesetzt werden. König Friedrich August, der in der alten Armee den Rang eines Generalfeldmarschalls bekleidete, wird mit allen militäri schen Ehren zu Grabe getragen werden, die ihm auf Grund seines militärischen Ranges zustehen, unter Teilnahme von. Ab ordnungen aller Formationen der sächsischen Reichswehr. Eben so hat es die Reichswehr seinerzeit beim Hinscheiden des gleich falls als Generalfeldmarschall verstorbenen Königs Ludwig von Bayern gehalten. Der letzte Besuch König Friedrich Augusts in Dresden. Es ist erst wenige Monate her, daß König Friedrich August zum letztenmal in Sachsen wellte. Es war dies kurz vor den Weihnachtstagen im Dezember 1031, als er sich auf der Fahrt zu seinen Kindern nach München befand. Er unterbrach damals die Fahrt in Dresden und fuhr zu seiner Schwester Mathilde nach Hosterwitz. Einige wenige seiner nächsten Freunde und al ten Bekannten haben ihn damals noch gesehen. MüstWMiisemz Deutschlands entscheidender Vorstoß. Schicksalsstunden für die Abrüstungskonferenz. Die Sitzung der Abrüstungskonferenz begann mit der seit Tagen angekündigten Rede des Botschafters Nadolny über die deutschen A b r ü st u n g s Vor schläge, die von allen Abordnungen mit größter Span nung erwartet worden waren. Im Hinblick aus die Rede Nadolnys waren die Ab ordnungen vollzählig anwesend, die Diplomaten- und Pressetribünen voll besetzt. Alles erwartete mit gespannter Aufmerksamkeit, was der Vertreter der deutschen Regie rung anzukündigen halte. Den Vorsitz der französischen Abordnung führte P a u l - B o n c o u r, der nach der Ab reise Tardieus an die Spitze der französischen Abordnung getreten ist. Aufmerksam folgte er jedem Wort der deutschen Rede. Botschafter Nadolny betrat als erster Redner die - Mdmlmfmrz? Tribüne. Er sprach französisch, was aus rein prak tischen Gründen geschah, um der Konferenz die unmittel bare Erfassung seiner Ausführungen zu erleichtern. Gleich zeitig wurden die deutschen Vorschläge in französischer und englischer Sprache unter den Abordnungen und der inter nationalen Presse verteilt. Der Beifall zu Beginn der Rede war zwar stark, aber später abwartend. Der Tag war zweifellos für die Abrüstungskonferenz von entscheidender Bedeutung. Die deutsche Regierung ist damit aus ihrer bisherigen abwgnendcu Haltung yeraus- getreten und zu dem entscheidenden Vorstoß über gegangen. Die deutschen Abrüstuugsvorschläge zwingen jetzt die Konferenz, zu den deutschen Forderungen, deren rechtliche und moralische Berechtigung nicht mehr bestritten werden kann, eindeutig Stellung zu nehmen. Entscheidende Bedeutung wird dem Teil der Rede Nadolnys beigelegt, in dem erklärt wuroc oaß Deutschland nur unter aleicben Bedinaunaen