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MsdnifferNgeblait Nationale Tageszeitung für die Fandwirtschast, Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2840 Montan, den 22. Februar 1932 Vor der Meo MWen AWraihe TV Die würdige Ausschmückung des weiten Raumes er höhte die feierliche Stimmung der zahlreich Versammelten, unter denen man eine große Anzahl von Vertretern der Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden bemerkte. Um die Rednertribüne und an den Seiten des Sitzungssaales hatten die Vertreter der akademischen Jugend von 116 studentischen Verbindungen Aufstellung genommen, des gleichen eine Abordnung des Reichsheeres mit den Fahnen der alten Berliner Regimenter. Kurz vor Be ginn der Feier betrat Reichskanzler Dr. Brüning sowie einige Reichsminister den Saal und nahmen am Regie rungstisch Platz. Pünktlich um 12 Uhr erschien in der Präsidenten löge Reichspräsident von Hindenburg mit seinem Gefolge. Der Vizepräsident des Reichstages von Kardorff und Neichswehrminister Groener nahmen an der Seite des Reichspräsidenten Platz. Musikalische und gesangliche Darbietungen des Koß- leckschen Vläscrbundes und der Berliner Liedertafel um rahmten die Gedenkansprache des evangelischen Feld- probstes des Heeres und der Marine, v. Schlegel. Der Redner führte u. a. aus, daß die Todesopfer unserer ge fallenen Brüder eingeströmt seien in die Geschichte unseres Volkes. Mit Ernst und Hingabe müßten wir erfahren, was einst geschah und was heute geschehen müsse. Die schicksalsschwere Zeit, die wir jetzt durchleiden, hätten wir kommenden Geschlechtern gegenüber zu verantworten. Der Opfertod unserer gefallenen Helden ermahne uns, der Not der Zett entgegenzutreten, im festen Glauben an die sitt lichen Kräfte unseres Volkes. Unser sei die Hoffnung, daß das Kreuz uns in die Höhe führe. Ein freier Deutscher, so schloß der Redner, kennt kein kaltes Müssen. Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen. Das Lied vom guten Kameraden und der gemeinsame Gesang des Deutschlandliedes beendete die stimmungs volle Stunde. Im Anschluß an die Feier schritt Reichspräsident von Hindenburg die Front der Ehrenkompagnie ab, die vor dem Neichstagsgebäude Aufstellung genommen hatte. Von der zahlreichen Menschenmenge wurde der Reichs präsident beim Erscheinen begeistert begrüßt. Die Präsidcmcnlogc am Volkstrauenagc. Reichspräsident von Hindenburg in der Mitte, rechts von chm Reichswehr- und Reichsinnenminister Groener, General von Hammerstein. Links: Reichstagsvizepräsident von Kardorff und Admiral Roeder. Hinter von Hinden burg. -mks von diesem: Staatssekretär Meißner. SMstramrtag. Dse Gefallenengedenkfeier im Keichsiag. Im Mittelpunkt der Wcihestunde Zunr Gedächtnis an die Gefallenen des Weltkrieges am diesjährigen Sonn tag Ncmiszerc stand die eindrucksvolle Gedenkfeier des Volksbuudcs Deutscher Kriegsgräberfürsorge im Reich Ein blutiger Witz. Es ist also znr Tatsache, zu einem historischen Ge schehen geworden, daß sich Japan vor Schanghai bewußt über den Appell des Völkerbundes hinweggesetzi hat, wenigstens den Waffenstillstand mit den Chinesen zu ver längern. Es ist zum historischen Geschehen geworden, daß Japan über eine Bitte, wohlgemerkt eine Bitte des Völkerbundes zur Tagesordnung über gegangen ist, und daß wenige Stunden, nachdem diese Bitte ausgesprochen war, der große japanische Angriff vor Schanghai aus- und durchgeführt wurde. Seit dem Oktober vergangenen Jahres „beschäftigt" den Völker bundrat der japanisch-chinesische Konflikt, den man offiziell ja nicht als „Krieg" bezeichnen darf. Seit Oktober ist der Völkerbund in der ganzen Frage nicht einen ein zigen Schritt vorwärts gekommen. Nur Japan kam vorwärts, erreichte sein Ziel, die gesamte Mandschurei zu besetzen, bis zur sibirischen Grenze hinauf. Und Sowjetrußland hat gleichfalls zugesehen, wie dieses Land von den Japanern erobert worden ist, für das vor dreißig Jahren Rußland schwerste, aber vergebliche Opfer gebracht hat. Aber den Amerikanern hat Japan im Fernen Osten die berühmte „offene Tür" vor der Nase zu geschlagen. Ganz kalt, ganz offen und ohne jede Phrasen umhüllung hat der Vertreter Japans im Pölkerbundrat erklärt, daß fein Land die Mandschurei als Ko lonie behandeln werde, gerade so, wie es mit Korea verfahren ist. Und zwar einfach deswegen, weil die japanischen Lebensinteressen eine solche Kolonie, eine Erweiterung des japanischen Lebensraumes ver engen. Der „juristische" Entschuldigungsversuch Japans, daß China infolge der dort seit zwanzig Jahren herrschen den inneren Unruhen eigentlich gar kein Staat sei, will den chinesischen Bodep sozusagen zum herrenlosen Gut machen, dessen sich jeder be dächtigen kann, der nur die militärischen Mittel dazu .sützt. Tatsächlich ist das die Proklamierung des poli- ^lchen Fanstrcchts. Man Hai in Genf gefühlt und gewußt, um was es och dabei handelt. Man hat gefühlt und gewußt, daß ds nur darum geht, ob dieser „Völkerbund" zum Ge - 'böti der Völker werden soll oder ob er das, was ", sein will und sein soll, auch wirklich ist. In der Ein- ertung zu seinem Statut, das übrigens auch ein Teil des Versailler Friedens ist, wird über den Zweck des Völkerbundes unter anderem gesagt, daß er „die Forde rung der Zusammenarbeit unter den Nationen", daß er -den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit" gewährleisten wolle. Er sei dazu bestimmt, den Völkern die Verpflichtung dazu aufzuerlegen, daß üe „nicht zum Kriege schreiten" dürfen, daß sie „in aller Öffentlichkeit auf Gerechtigkeit und Ehre gegründete inter- uationale Beziehungen unterhalten", daß sie vor allem „die Vorschriften des internationalen Rechts genau beob- uchtcn, die Gerechtigkeit herrschen lassen und alle Ver- tragsverpflichtungcn in den gegenseitigen Beziehungen der organisierten Völker peinlich achten". Soll man noch weiter aus diesem Statut zitieren? Peinlich mißachtet wurde so ziemlich alles, was dort über den Zweck des Völkerbundes gesagt ist. Und wenn er in letzter Stunde, wn 3. März, wenn er bei der Verhandlung über den chinesisch-japanischen Krieg sich nicht selbst vor der Welt rtttct, dann ist er eben zwecklos. Ebenso zerschießen die japanischen Kanonen all die Erträglichen Verpflichtungen, mit denen der Völkerbund w den zwölf Jahren seines mühseligen Bestehens den «rieg aus der Welt zu schaffen vergeblich versuchte. Ein dlntiger Witz ist es, den sich da die Weltgeschichte wlstet: Während ein paar tausend Delegierte in Genf die Abrüstung reden, tobt vor Schanghai die größte schlacht der Nachkriegszeit. Wie cs immer war in der Ceichichte der Menschheit, so ist's auch heute noch: Ge- walt geht vor Recht — trotz Völkerbundstatut und Kellogg-Pakt. Trotz Mcmelstatut und dessen „Ga- rantterung" durch vier Mächte, die heute gar nicht daran senlen, die Innehaltung dieses Statuts zu erzwingen. E*s R um zweiter, zwar unblutiger, aber gerade uns Deutsche m^^re^nder Witz der Weltgeschichte, daß zu diesen wr Garantie"mächten auch Japan gehört. Staaten die klügsten gewesen, die .M^liddsbelträge beim Völkerbund nicht be zahlt haben! Wieder Hochbetrieb im Reichstag. Im Neichstagsgebäude Hai wieder ein reger Be trieb eingesetzt. Im Lause des Montags treten die Fraktionen des Christlichsozialen Volksdienstes, der Bayerischen Volkspartei und der Deutschen Volkspartei zusammen, um die politische Lage zu besprechen und sich insbesondere auch über ihre Haltung in dem am Dienstag nachmittag beginnenden neuen Sitzungsabschnitt schlüssig zu werden. Gegen Abend findet eine Sitzung des Ältestenrats statt, der die Dauer des Tagungs abschnittes festlegen und auch darüber beschließen wird, ob die Mißtrauensanträge gegen die Reichs regierung und einzelne Reichsminister gesondert zur Be ratung gestellt oder mit der Beschlußfassung über die Wahltage für die R e i ch s p r ä s i d e n t e n w a h l in Verbindung gebracht werden sollen. Man nimmt in par lamentarischen Kreisen an, daß sich im Ältestenrat eine Mehrheit für eine solche Verbindung entscheidet, so daß dann schon in der Dienslagsitzung nach einleitenden Aus führungen des Reichsinnenministers über den Zeitpunkt der Wahl die große politische Aussprache beginnen könnte. Am Dienstag werden vor Beginn der Vollsitzung noch weitere Fraktionen zusammentreten. Die Na tionalsozialisten und die D e u t sch n a l i o n a- len werden, wie sie bereits angekündigt haben, an den Reichstagsverhandlungen wieder teil nehmen und auch ihrerseits Mißtraucnsanträge gegen die Reichs regierung oder einzelne Minister und andere Anträge aus Aufhebung von Notverordnungen und Reichstagsauf- lüsung einbringen. Aentmmsabg. von Men für Neuwahlen. Anläßlich der Generalversammlung der Rheinischen Bauernschaft sprach der Zentrumsabgeordnete v. Papen in Kleve. Er untersuchte die Frage, unter welchen Be dingungen Deutschland in der nächsten Zukunft sein poli tisches und physisches Leben ohne chaotische Zusammen brüche erhalten und weilerführen könne. Die gegenwärtige Starre der innenpolitischen Fronten, unerträglich ver schärft durch den Kamps um Hindenburg, müsse unter allen Umständen überwunden werden. Sie führe mit Sicherheit zum Bürgerkriege und Untergang. Es gebe kein besseres Mittel, als der Opposition durch Neuwahlenzube weisen, daß sie den Neubau des Reiches nicht allein leisten können, sondern, daß in diese Front alle vater- landliebenden nationalen Männer jenseits enger Parteizäunc gehörten. BiersteuersenkunH erst ab H. April. Amtlich wird mitgetcilt: Die Verordnung über die Bierpreisscnlung bleibt bestehen und wird durchgeführt, und zwar nach Maßgabe der vom Preiskommissar er lassenen Ergänzungsverordnung, wonach die örtlichen Behörden Härten ausglcichcn können. Die Reichsregierung hält im Gcsamtrahmen deS Bierpreisproblems auch die Inangriffnahme des Ge tränkebesteuerungsproblems für nötig. Denn die Finanz lage erfordert es, daß das Bier unter allen Um ständen da saufbringt, was bisher in den Haus halten dafür angesetzt war. Diese Ansätze würden aber nicht erreicht werden, wenn die Besteuerung in ihrer bis herigen Höhe jetzt bestehen bliebe. Aus diesem Grunde ist spätestens zum 1. April 1932 eine entsprechende Biersteuerscnkung in Aussicht ge nommen, die dann auch eine weitere Senkung des Bicr- preises ermöglicht. Bierstreik wird angedroht. Nachdem die Verhandlungen über die von den Gast wirtsorganisationen geforderte Getränkesteuerermäßi gung ergebnislos verlaufen waren, wurde in einer Versammlung von Vertrauensleuten sämtlicher Gast wirtsverbände erneut die Lage beraten. Mit einer Mehrheit von 75 Prozent wurde beschlossen, den Bicrstreik am Donnerstag früh beginnen zu lassen, wenn die Verhandlungen, die noch mit dem Preiskom missar geführt werden sollen, ebenfalls zu keinem Er gebnis führen würden. Ein solcher Beschluß würde für das gesamte Gastwirtsgewerbe im Reiche gelten. Die NrasldentenlandidMr der Nationalen Opposition. Die Bemühungen um ein einheitliches Vorgehen. Uber die Verhandlungen innerhalb der Nationalen Opposition werden die verschiedenartigsten Gerüchte wiedergegeben. Während es auf der einen Seite heißt, daß die Deutschnationale Volkspartei und derStahl- helm sich bereits auf einen gemeinsamen Kandi daten geeinigt hätten, glaubt man andererseits sagen zu können, daß dahingehende Verhandlungen sich zerschlagen hätten. Hierzu verlautet von unterrichteter Seite, daß es sich bei allen diesen Äußerungen um Mutmaßungen handelt. Die DNVP. setzte ihre Bemühungen, ein ein heitliches Vorgehen in der Frage der Reichspräsidenten wahl innerhalb der gesamten Nationalen Opposition zu erzielen, fort. Por Montag ist mit dem Bekanntwerden tatsächlicher Vereinbarungen keineswegs zu rechnen. Da» »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittag» 5 Uhr, Bezugspreis monatlich 2,— RW. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apfg. Alle PostanfiaUen, Post voten und unsere Aus- ne,» träger und Geschäftsstellen »ehmen zu jeder öeit Be. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend fiellungen entgegen. Hm ttalle höhere: Gewalt, — - - . Krieg oder sonstiger Be ¬ triebsstörungen besteht kein Aniprucn aus Lieserunp der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Siücdjendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der A^ »erickt» und des Stadtrat» zu WU-druff, de» Forstreotomts Tharandt «ad des Finanzamt» Noli',, Nr. 44 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff Dresden — ' — ————' -»au. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Lnzeigenpiei», dl« 8gksxalt«ne Siavmzeil« ro Bpfg-, die 4,«spalten« Zrile d«r amtlich«« 2lekanvtmachuvg«n4V Lach»» psrnntge, dir Sg«spait«ne Brklamrzeile im terllicheu T«ii« 1 LiWK. S!achweisungkg«bühr ro Stetchapsennig«, HS«, gkschriedcneEM-inung». « ta,««vd PlrSvokschchA» - werden nach Wöglichktit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 dnLchfichtigt. annLhMtbi»oornr.10Uhr. - ' " » ' - - dis« di« Nichtigkeit t«l durch F«rnrus üdermittelten Anzeigen übern, wir deine Garantie. Jeder Slodaitanlprnch «rliicht, wen» d»r Betrag durch Klage eingczogen werden mutz »de« der Aujtraggeber in Konkurr gcriit. Ein Telegramm des Reichspräsidenten an Hoover. Der All Geburtstag von George Washington. Anläßlich des 2U0. Geburtstages von George Washington llcn der Reichspräsident von Hindenburg an den Präsidenten Hoover nachstehendes Telegramm gerichtet: „Zur Feier des 100. Geburtstages Fhres großen National helden gestatte ich mir. Ihnen, Herr Präsident, und der ganzen amerikanischen Nation zugleich im Namen der Reichsregierung Und des deutschen Polkes die herzlichsten Glückwünsche aus- zusprechcn. George Washington, der seinen Volksgenossen in »lieg und Frieden ein vorbildlicher Führer war. gehört zu den Unsterblichen der Weltgeschichte. Möchte dieses Jahr des Ge- dechnrisses an George Washington, dessen kraftvolle Hand das lunge amerikanische Siaatsschiss in schwerster Zeil sicher durch alle ülippen hindurchslenertc, zum Beginn einer Ära neuen wittschastlichen Ausstieges sür das amerikanische Volk und die ganze Welt werden."