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MlsdmfferLageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, W°S-N»I°,« s«r WN-dr-ff «. Um«k,ex» ' ? ' «-wall, — ^ieg oder ionlng« Be. in«o»I>oiun,kn besteht dein Aniprua an, »!>-,-inng de> Heilung oder Kürzung de» Bezugrxrtift». — Rückftndun, -ingelandtee EchriststLrke rrlolgt nur, wenn Porto beiUeg«. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis» die Lgejpallene Raumzeile 26 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reicha» Pfennige, die 3 gespaltene Beklamezeile im textlichen Teile 1 AMK. Nachweifungsgebühr 2l) Beichspfevnig«. Vor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahm« birvorm.lVUHr. - > -»— FL, hi« Richtigkeit her durch Fernruj LbermiUeNrn Rnz-ig-n llbcrn. wir dein« Garantie. Jeder Rabaltanipruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogeu werden must »der der Auftraggeber in Konkur» gerLt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerickts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forfirentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 22 — 91. Jahrgang Telezr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden LK4V Mittwoch, den 27. Januar 1932 Nach Ostland! Ein Rechenschaftsbericht über vtc Ostsiedlung. . In einer Denkschrift, die eher einem Bilderalbum gleicht, weit sie die Tatsachen für sich selbst sprechen lassen will, gib, soeben das Landeskulturamt Frankfurt an der Oder eine Übersicht über die Neusiedlungen, die in seinem Gebiete se« dem Erlaß des Reichssiedlungsgesetzes ent standen sind Dieses Gebiet umfaßt die drei Provinzen Brandenburg, Grenzmark Posen-Westpreutzen und Pom- mern. Die insgesamt ll l>62 Neusiedlerfamilien, die hier zuni vergangenen Jahre seßhaft gemacht worden und zu einer eigenen Scholle gekommen sind, stammen aber nicht nur ang diesen Provinzen selbst, sondern aus den durch den Versailler Pertrag verlorenen Reichsgebieten, ferner Araber Zahl aus Westfalen (fast ein Viertel der West- ^mÄiedler), aus Hannover, Oldenburg, Sachsen, Hessen, Am Rheinland, Württemberg, Thüringen, Baden, der Bialz, Lippe, Braunschweig und aus Österreich. Das Deutschland soll es sein! hat der Achter gesungen, und hier, bei diesem Zug nach dem Ost- ^d, ist das also zur Wirklichkeit geworden. Freilich stellt sich heraus, daß nicht alle Siedler sofort gleichmäßig gut sich in die neuen Verhältnisse einfügen können. Da wollen wir uns ruhig Zeit lassen. Die Salz burger, die aus ihren Hochgebirgshöfen ihres Glaubens wegen vertrieben worden waren und dann vor jetzt zwei hundert Jahren in Ostpreußen eine neue Heimat fanden, lumen auch in Verhältnisse, die ihnen gänzlich fremd waren, und was sind sie doch in kurzer Zeit für muster hafte Niederungsbauern geworden! In der Neubesiedlung der drei hier in Frage stehenden Provinzen stellt sich vor läufig heraus, daß sich zunächst am besten die Boden ständigen eignen, wobei es aber auch allerhand Wider stände zu überwinden gibt. So will es vielen Anfängern »ich, in den Kopf, daß sie sich statt eines Pferdes einst weilen mit Zugkühen behelfen sollen, die zwar in manchen Gegenden allgemein üblich sind und mit denen zu fahren sich dort auch der größte Bauer nicht schämt, während sie iu anderen Gegenden als das Zeichen des bäuerlichen Abstieges gelten oder gar, wie in Pommern, überhaupt so gut wie unbekannt sind. Dann sind z. B. die ehemaligen Guisarbeiter vielfach das denkbar fähigste Siedler material, was gar nicht wundernehmen kann, denn sie sind doch zumeist die Abkömmlinge von ehemals selbständigen Bauern, die durch die Wirtschaftsentwicklung im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts ihre Höfe verloren haben. Sie kennen auch die örtlichen Verhältnisse am besten, aber es zeigt sich vielfach, daß sie das selbständige Wirtschaften erst wieder allmählich, am besten beginnend auf einer nicht Zn großen Stelle, sich aneignen müssen. Aus der anderen Seite zeigen sich große Unterschiede Zwischen den aus weiterer Entferung in die neuen Ver hältnisse im Osten einwandernden Stämmen. Am leichtesten finden sich die Hannoveraner, die Westfalen, die Oldenburger und dis Sachsen, zum Teil auch die Hessen, in die veränderten Anforderungen, während die West- und Süddeutschen erfahrungsgemäß fast nur für die besseren Böden geeignet sind. Für die ganz leichten Böden bei Ungünstigen klimatischen Verhältnissen, wie sie in Ost- elbien vielfach, z. B. auf dem uralisch baltischen Höhen rücken herrschen, ist das dort angestammte abgehärtete und sparsarne Geschlecht unentbehrlich. Alles das sind Dinge, die wir hei einer so beispiellosen, großen Umschichtung in Kauf nehmen müssen und die sich selbstverständlich schon in der nächsten Geschlechterfolge ausgeglichen haben werden. Werden schon an den neuen Siedler sehr große An forderungen an Arbeit und Einschränkung gestellt, so gilt das erst recht für die Siedlerfrau. Das hat mau im Siedlungswesen inzwischen richtig eingesehcn, und darum betont der jetzt vorliegende Bericht, welche Anstrengungen man dauernd gemacht hat, um der Siedler- ttau nichts übermenschliches zuzumuten. Für das Ver argen des Haushaltes, das Kochen, das Melken nnd füttern des Viehes, die Wasserversorgung, die Bear- brilung des Gartens usw. Hai mau also möglichste Er- wichlerungen schon bei der Baucinteilung der Gehöfte vor gesehen und versucht immer noch weitere Fortschritte zu erzielen. Andererseits zeigt sich wieder die Notwendigkeit, viele Siedler von dem Ankauf von Maschinen abzuhalten, die für sie nicht rentabel sind, sondern eine unrentable Belastung darstellen. Der Bericht betont hier nach den jetzt vorliegenden Erfahrungen, daß viele Siedler sich durch die Anschaffung überflüssiger Maschinen an den Rand des Abgrundes gebracht haben. Überblickt man die ganze, bisher vorliegende Leistung, so stellt man unschwer fest, daß wir noch sehr weit entfernt davon sind, den Erfolg, den das Neichs- siedlungsgesctz anstrebt, zu erreichen. Ferner ist es hin länglich bekannt, wie sehr die Neusiedler die allgemeine Notlage der übrigen Land wirtschaft teilen, die sie ost trotz aller Versuche, ihre Lage zu bessern, noch drückender empfinden müssen, als der bäuerliche Altbesitz. Die ungeheure Krise des vergangenen Jahres har auch an sich musterhaft errichtete Betriebe nicht verschont, manche, wie z. B. einzelne vor bildliche iielngarinereisiedlungen, sogar ganz besonders großen Nahmen betrachtet, hat ej" dwtt "ilen seinen arbeitenden Teilen hart ringendes Volk nm dieser entschlossen durchgeführten Ost- Zwischen cken Die Konferenz ist tot - es lebe die Konferenz! Die Lausanner Konferenz ist tot, und schon rüstet man bereits zu einer anderen. Das altbekannte Spiel wird nun wieder beginnen: Vorbesprechungen, diplomatifchc Verhandlungen vor und hinter, aber besonders hinter den Kulissen, Rätselraten über Zeit und Ort usw., usw Wie es bisher den Anschein hat, stehen die Zeichen, unter denen die neue geplante Zusammenkunft vor sich gehen soll, nicht gerade günstig für Deutschland. Diese Vorbesprechun gen, die jetzt bereits zwischen England und Frank reich eingesetzt haben, sind verdächtig. Wir haben so etwas schon allzuoft erlebt und sind mißtrauisch geworden. Sieht es doch fast so aus, als ob zwischen England und Frankreich ein neuer „Plan" ausgearbeitet werden soll, der dann als vollendete Tatsache aus der Konferenz Deutschland unterbreitet werden und zu dem es dann entweder I a oder Nein sagen soll. Wie die Sache jetzt steht, wird es wahrscheinlich Nein sagen müssen, wenn die Reichsregierung auf ihrem mehrfach erklärten Stand punkt festbleibt. Wenn es anfänglich schien, als ob Eng land Deutschland bei seinen Forderungen sekundieren wollte, so neigt es jetzt immer mehr der französischen Auf fassung, die für Deutschland unannehmbar ist, zu. Über die Einzelheiten der englisch-französischen Aussprache, die bereits in Paris stattgefunden Hal, sind Einzelheiten zwar noch nicht bekannt, aber was darüber von unterrichteter französischer Seite verlautet, ist nicht gerade vertrauen erweckend. Auf englischer Seite, so Heitz» es, bestehe man darauf, Satz die Tributkonferenz im Mai oder Juni zusammenlreten müsse, und daß wenigstens eine Lösung auf eine Reihe von Jahren nötig sei Ferne» hielten es die Engländer für nötig, ein aus die Gesamt heit der deutschen Zahlungen ausgedehntes Mora torium zu bewilligen. Auf französischer Seite seien dagegen weder Laval noch Flandin gewillt, auf eine Lösung einzugehen, die praktisch die Tributzahlungen ohne Rücksicht aus die Haltung Amerikas in der Schuldenfrage beseitige. Frankreich könne in seinen Zu geständnissen über eine einjährige Verlänge rung des Hoover-Feierjahres sowie den darin enthal tenen Beschränkungen und Vorbehalten nicht hinaus- gehen. Schließlich stehe die französische Politik aus dem Standpunkt, daß eine im Mai oder Juni zujammen- treiende Tributkonferenz keine über ein oder zwei Jahre hinausreichenden Beschlüsse fassen dürfe. Man steht, von einer endgültigen Lösung der Tributfrage ist auf keiner Seite mehr die Rede, sondern nur von befristeter Lösung und Moratoriu m. Mit beiden ist aber Deutschland und Europa nicht gedient. Jedes Moratorium würde ein neues Zahlungsversprechen Deutschlands zur Folge haben müssen, das dieses aus keinen Fall geben kann, will und darf, und keine lediglich befristete Regelung kann Deutschland und der Welt das geben, was sie vor allein zu ihrer Genesung brauchen: Sicherheit für die Zukunft, die als Grundlage dienen kann für gesunde wirtschaftliche Kalkulation und Vertrauen. Wenn bisher in der Erscheinungen Flucht das einiger maßen Festststehende die „K o n f e r e n z e n" waren, so ist auch diese Säule, wie das Schicksal von Lausanne zeigt, ins Wanken gekommen, und geblieben ist nur noch als einzig Unerschütterliches: das Gerede um die Konferenz! * Ratlosigkeit im Rai. Völliges Versagen des Völkerbundes im Fernoststreit. Der V ö l k e r b u n d r a t setzte vertraulich in Ab wesenheit des japanischen und chinesischen Vertreters die Verhandlungen über den japanisch-chinesischen Streit fort. In Ratskreisen herrscht hinsichtlich der weiteren Behandlung des Streites v ö l l i g e R a t l o s i g- k e i l. In englischen und französischen Regierungskreisen will man das S a n ! t i o n s v e,r f a h r e n nach Artikel 15 des Völkerbundvertrages unter' keinen Umständen gegen Japan in Kraft treten lassen. Man will jetzt daher den scharfen Vorstößen des chinesischen Vertreters im Rat mit dem Hinweis aus die durch den Untersuchungsausschuß eingeleitete Prüfung der Lage in der Mandschurei begegnen. Da der Ausschuß jedoch erst im April in der Mandschurei seine Arbeiten beginnen wird, kann der Rat sich erst auf der Maitagung mit dem Ergebnis der Unter siedlung dennoch schon etwas vollbracht, das sich vor unseren hoffentlich glücklichere Zeiten erlebenden Nach kommen sehen lassen darf. Und trotz aller Ungunst dieser letzten Jahre stellt der Bericht zum Schluß ein er freuliches Zunehmen der wirtschaftlichen Leistungen, vor allem aber auf geistigem Gebiet eins Stärkung des Standes- und Selbstbewußtseins der Ost- stedler fest, die alle Kräfte daransetzen, ihre neugewonnene Scholle durch unermüdliche Tätigkeit zu erhalten und zu verbessern. W. S. Konkerenxen. fuchung befassen. Hierdurch würde Japan Zeit gewinnen, und der Rat ist vorläufig aus seiner außerordentlich peinlichen Lage befreit, Entscheidungen zu treffen. Schüchterne Ewigungsversnche. In Genfer diplomatischen Kreisen wird erwogen, di« japanische und chinesische Regierung telegraphisch zu er suchen, angesichts der bedrohlichen Lage in Schanghai alle Maßnahmen zu unterlassen, die den Streit weiter ver schärfen könnten. Schanghai hat japanisches Ultimatum noch nicht angenommen. Die chinesischen Streitkräfte in Schanghai sind durch die in den letzten Tagen erfolgten Truppenzusammen ziehungen auf rund 17 NW Mann gebracht worden. Dic japanischen Streitkräfte sind auf 4WN Mann angewachscn und an den wichtigsten strategischen Punkten des Hafen gebietes aufgestellt. Die Lage ist nach wie vor äußerst ge spannt. Uber die Annahme des japanischen Ultimatums ist immer noch keine Einigung zustande gekommen. Von japanischer Seite verlautet, datz die Japaner lediglich eine friedliche Blockade des chinesischen Hafenverkehrs durch führen wollen. Tie ausländischen Schisse sollen jedoch un gehindert Durchfahrt erhalten, um internationale Verwick lungen zn vermeiden. Wie Frankreich sich die Abrüstung vorstellt. Die französische Offensive in ver Sichcrhcitssrage. Schon in den ersten vertraulichen Fühlungnahmen in Genf zwischen den einzelnen Abordnungen über den Arbeitsplan der Abrüstungskonferenz haben sich große Gegensätze politischen Charakters gezeigt. In fran zösischen Kreisen will man den politischen Ausschuß der Konferenz beauftragen, alle bisherigen Vorschläge zur Sicherheitsfrage zu prüfen und möglichst auf der Grundlage des gescheiterten Genfer Protokolls von 1924 ein neues allgemeines Sich er heilspro- gramm auszuarbeiten, dessen Aufnahme sranzösischer- seits als Voraussetzung jeder Herabsetzung der Rüstungen erklärt werden wird. Man rechnet für Ende März mit einer einmonatigen N n t e r b r e ch n n g de: Konferenz. Diese französischen Pläne werden auf deutscher, englischer und italienischer Seite abgelehnt. Geradezu lächerlich wirkt das Geschrei Frankreichs nach Garantien seiner „S i ch e r h e i t" durch den Völker bund, wenn man sieht, wie es wirklich nichts unterläßt, s e l b st für seine Sicherheit durch A u f r ü st u n g zu sorgen. Die Beschlüsse des Finanzansschusses der Fran zösischen Kammer geben eine lehrreiche Illustration. In der letzten Sitzung des Ausschusses gab der Luftfahrt- ministsr zunächst einen längeren Bericht, in dem er her vorhob, daß die französische Luftflotte beim Ver gleich mit den Luftflotten anderer Staaten günstig dastehe. Wo sic auf gewissen Gebieten noch rückständig sein sollte, lasse sich dieser Rückstand rasch und leicht wieder einholen. Nach längerer Aussprache bewilligte der Ausschuß den für die Luftflotte vorgesehenen Gesamtkrcdit von 1,9 Milliarden Franc. Inzwischen sorgt Frankreich unentwegt dafür, daß die Hetzgerüchte über deutsche Rüstungen nicht ver stummen, um seine „Sicherheit" gefährdet, und seine Auf- rüstnngcn als berechtigt erscheinen zu lassen. So Hai sich jetzt der holländische Gesandte in London genötigt gesehen, gegen Gerüchte Stellung zu nehmen, die in Frank reich und Belgien in Umlauf sind, über die Herstellung von erheblichen Mengen schwerer Artillerie und Munition in den Niederlanden und deren Ausfuhr nach Deutschland. Der Gesandte erklärt, daß diese Nachrichten jeder Begründung entbehren. Die Rüstungsindustrie in Holland sei nur klein, und es seien keine Fabriken vorhanden, in denen schwere Ge schütze hergestellt werden könnten. Auch sei kein Park von Flugzeuggeschwadern vorhanden, wie es in'den Veröffent lichungen gelautet habe. Die Fabrik, die angeblich die Ge schütze ausgeführt habe, beschäftige sich nur mit der Her stellung gewisser Zubehörteile. Eigentlich sollten solche französische Märchen zu durchsichtig sein, als daß man sie noch einer ernst haften Erwiderung würdigte. Nur für drei Wochen Kredit. Keine Begegnung Macdonald—Laval. „Paris Soir" glaubt zu wissen, daß sich der am Donnerstag zusammentretende Verwaltungsrat der Bank von Frankreich, der über die Verlängerung des franzö sischen Anteils an dem ttR-Milliouen-Doliar-Nedis- kontkredit entscheidet, den Ausführungen des Gouverneurs Moret anschlietzen und diesen K r e d i t n u r f ü r d r e i Wochen oder höchstens einen Monat verlängern wird.