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LMmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Nr. 176 — 91. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 29. Juli 1932 Der Mats an cker Sonne Ltm -ie Gchuldenregelung. Vor dem Kriege schuldete uns das Ausland rund > 0 Milliarden Mark, heute sind wir allein mit dem selben Betrag an das Ausland verschuldet, ohne die Re parationszahlungen, die freilich der Vergangenheit ange- hörsN müssen. Es ist nicht zweifelhaft, daß Deutschland unter einer solchen Schuldenlast erdrückt wird, wenn nicht eine vernünftige Regelung erfolgt. Voraussetzung für die Wiederherstellung geordneter Beziehungen von Land zu Land bildet das Vertrauen, und dieses beruht auf dem Grundsatz von Treu und Glauben. Deshalb sind dieprivaten Auslandsschulden des deutschen Namens wegen anzuerkennen. Mit einer vernünftigen Regelung der Auslandsschulden muß auch eine Regelung für die innere Verschuldung erfolgen, über diese beiden nicht mehr zu umgehenden Notwendigkeiten ist man aller seits klar, nicht dagegen darüber, wie die Regelung ge schehen soll, damit nicht nur einzelne entlastet, die Gesamt heit aber benachteiligt wird. Es existieren die ver schiedensten Pläne. Viel beachtet wnrde in den letzten Tagen der Plan, den der dcutschnationale Führer Dr. Hugenberg in einer Rede in Schlesien der Öffentlichkeit unterbreitet hat. Die Auslandsschulden, so sagte er, müssen mit Waren bezahlt werden, die deutsche Aus fuhr muß sich steigern, und wenn das Ausland Rück zahlung haben will, muß es uns deutsche Waren ab nehmen. Der Auslandsaläubiaer muß sich ru einer zeigt, welche Anhänglichkeit ganz Hellas dafür hegte. Eine Erneuerung und „Modernisierung" der Spiele, zu denen alle Kulturvölker als Teilnehmer geladen waren, sand ,m April 1896 in dem dafür hergerichteten Stadion des Herodes Attikus zu Athen statt; vier Jahre spater, im Jahre 1900, wurden die Spiele gelegentlich der Weltaus- 'stcllung in Paris wiederholt, und seitdem hat der Ge danke, sie alle vier Jahre wieder stattfinden 3^ lassen, sich in der ganzen Welt durchgesetzt. Die letzten Olympischen Spiele fanden, wie man weiß, vor vier Zähren m Amster dam statt. vernünftigen Festsetzung seiner "Forderung bereitfinden. Die neue vereinbarte Schuld ans Ausland darf höchstens mit 2 Prozent verzinst und mit 2 bis 3 Prozent jährlich getilgt werden. Es gibt bekanntlich Parteipolitiker, die sich die Sache sehr einfach vorstellen. Sie versprechen in Wahlver sammlungen kurzerhand: Wir streichen alle Schuldens die inländischen und die ausländischen. Das klingt sehr einfach, nur geht es so einfach nicht, denn eine derartige Streichung hieße allen künftigen Kredit im Ausland wie im Inland vernichten. Man sage nicht, derartige Ver sprechungen würde niemand ernst nehmen; es ist doch sehr nötig, solchen Phantasien entgegenzittreten. Die Forderung des Gläubigers auch im Jnlwnd muß anerkannt werden. Von diesem Grundsatz geht auch Drk Hugenberg aus. Er sagt, die Schulden müssen anerkannt werden. Darauf hat der Gläubiger ein Recht; diesem Recht entspricht aber auf der anderen Seite ein Recht des Schuldners auf weitgehenden Schutz. Der Gläubiger darf nicht die sofortige Rückzahlung seiner Schuld ver langen, der Schuldner muß die Möglichkeit bekommens seine Verpflichtungen ganz allmählich mit langes Frist abzutragen. Gleichzeitig muß eine Herabq setzung der Verzinsung, wahrscheinlich auf zwei' Prozent, durchgeführt werden. Um eine volkswirtschaft lich .schädliche Zersplitterung der zahlreichem kleinen Zins- und Tilgungsbeträge zu vermeiden, sollen, so lautet Hugenbergs Vorschlag weiter, die Rückzahlungen! den Gläubigern nicht unmittelbar zuslietzen. Si^ werden vielmehr bei G l ä ub i g e r i n st ituten an gesammelt, um dann von dort aus den Empfängers durch Auslosung in größeren Summen zugeführt zu werden. Mit dieser Regelung könnte gleichzeitig an diej notwendige Senkung des Zinsfußes herangegangew werden. . ' . . Die Ordnung der Schuldenfrage kann dann dem Boden für eine Kapitalneubildung bereitens ohne deren Förderung die Beseitigung der Arbettslosig- keil unmöglich ist. Zunehmende Kapitalbtldung führt? selbsttätig zu einer Zinsverbilligung, die dann fort^ wirkend der Gesamtwirtschaft neuen Auftrieb.geben wird.. M Deutschlands Gleichberechtigung Eine Unterredung mit Reichskanzler von Papen. Reichskanzler von Papen äußerte sich einem Vertreter der amerikanischen Nachrichtenagentur United Preß gegenüber eingehend über die Absichten seiner Regierung. Der Kanzler hob zunächst hervor, der rascheste Weg zur Wiederherstellung der Wohlfahrt der Welt bestände darin, daß Deutschland seinenPlatzanderSonne zurüü- erhälte. Die Welt könne nicht wieder zu Wohlstand ge langen, bevor nicht Deutschland seine Stellung als gleich berechtigter Staat wieder einnehme; das gelte sowohl für das moralische und politische Gebiet wie für Wirtschafts- sragen. „Meine Regierung", erklärte er, „sieht ihre vornehmste Aufgabe darin, Deutschland die wirtschaftliche und politische Stel lung im Völkerleben zurückzugewinnen, auf die es An spruch hat. Bei Erfüllung dieser Funktion würden wir nicht nur die Lebensfähigkeit Europas erhöhen, sondern auch in erheblichem Maße zur Lösung der gesamten Welt krisis beitragen. Dabei habe ich selbstverständlich im Auge, daß im Interesse der Welt den ungeheuerlichen Diskri minationen, deren Gegenstand Deutschland durch den Versailler Vertrag geworden ist, ein Ende gemacht werden muß, und daß z. B. die moralische Achtung Deutsch lands, die in der K r i e g s s ch u l d l ü g e liegt und in der Wegnahme unserer Kolonien zum Ausdruck kommt, die unter der Begründung erfolgte, daß wir die schlechte sten Kolonisatoren der Welt seien, abgeschafft werden muß. Der Kampf gegen diese Ächtnngsüestimmungen wird un erbittlich sortgeführt werden." über die Stabilität seiner Regierung befragt, meinte der Kanzler, daß sich wegen der Ungewiß heit des Aüsganges der Wahlen am Sonntag für das Geschick seiner Regierung kaum eine Prognose stellen lasse. Er erwähnte jedoch die Möglichkeit, daß die National sozialisten zusammen mit den Deutschnationalen eine Mehrheit im Reichstag erzielten oder daß diese Parteien gemeinsam mit dem Zentrum das neue Kabinett bildeten, oder daß sie sich schließlich auch auf die Stützung der gegen wärtigen Regierung einigen könnten. Auf die Frage, ob Deutschlands Forderung aus Gleichberechtigung in Rüstungsfragcn bedeute, daß Deutschland aufrüstcn wolle, wenn die an deren Mächte nicht abrüstetcn, erklärte der Kanzler: „Nein, wir wollen ein Heer lediglich für unsere eigene Sicher heit und den Schutz unserer Grenzen, die keineswegs so gesichert sind wie die Grenzen Frankreichs. Das beisst Das »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. tret Haus, bei Poftbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld, Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten, Post nehmen zu jeder Zeit Be. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend stellungen" entgegen?°Im Mchk, daß wir ein Heer verlangen, das Mann für Man« so stark sein muß als das Frankreichs, sondern daß wir aus moralischer Ebenbürtigkeit und dem Recht bestehen, eine moderne militärische Ausrüstung zu besitzen." Auf die Bitte, seine Auffassung über die deutsch-französischen Beziehungen näher darzulegen, betonte der Kanzler, daß er nie ein militärisches Bündnis zwischen Deutschland und Frank reich vUgeschlagen habe. Er habe jedoch bei Herriot ge- legentlM Besprechungen zwischen deü Generalstäben Deutschlands und Frankreichs angeregt, die dazu dienen sollten, Mißtrauen zu zerstreuen und beiden Staaten Sicherheit zu gewährleisten. Auf die Frage, ob nach seiner Ansicht die Wieder herstellung Deutschlands auch die Wiedereinführung der Monarchie mit sich bringen würde, meinte der Kanzler u. a.: „Wir, haben andere' Probleme zu lösen, die weit wichtiger stE' DK ganze Frage ist heute einfach nicht aktuell." "Hinsicht-' lich der inneren Verhältnisse Deutschlands; betonte der Kanzler, der Staat sei durchaus in der Lage, mit der Kommunistengefahr fertig zu werden. Der gegenwärtige Kampf seiner Regie rung gegen den Kommunismus richte sich gegen den geisti gen und kulturellen Bolschewismus. Er fügte hinzu, daß die Kommunistische Partei nach den Reichstagswahlen nicht aufgelöst oder außerhalb des Gesetzes gestellt werden soll. Hinsichtlich der Privatverschuldung Deutschlands betonte der Kanzler, daß Deutschland durchaus die Ab sicht habe, seine Schulden zu tilgen. Wenn die Frage nach einer Herabsetzung der Zinsrate für Deutschlands private Schulden an das Ausland zur Erörterung komme, so werde Deutschland gewiß nicht einseitig Schritte in dieser Richtung unternehmen, sondern eine Einigung mit seine» Gläubigern zu erzielen suchen. Er hoffe zuversichtlich, daß durch eine Einigung mit Deutschlands Privatgläubiger» ein Transfer-Moratorium umgangen werden könne. Zum Schluß betonte der Kanzler „die Enttäuschung, die in Deutschland Platz gegriffen hat, als der Erfolg der Lausanner Konferenz plötzlich durch die Art entwertet zu sein schien, in der das Gentlemenabkommen zwischen Eng land, Frankreich, Italien und Belgien und der französisch- englische Konsultativpakt ans Licht kamen und mißver standen wurden", über die Aussichten für eine Ratifizierung des Lausanner Abkommens meinte der Kanzler: „Deutschland braucht sich nicht zu be eilen, den Vertrag zu ratisizieren, sondern wird zunächst abwarten, was die anderen Mächte tun." vlym-ia md die SW-WenS-iele. So sehr uns auch die politische Lage und die bevor stehenden Reichstagswahlen Hu Banne halten — unser großes Interesse für die Olympischen Wettkämpfe, die in diesen Tagen inLosAngelesin Kalifornien eröffnet werden, wird trotzdem nicht im mindesten geschmälert. Deutscher Sport steht in Los Angeles im scharfen Wett bewerb mit dem Sport zahlreicher anderer Nationen, und unsere Herzen und unsere Gedanken sind mit den treff- Slichen deutschen Kämpen und Kämpferinnen, die für Deutsch lands Ruhm und Ehre auf den Kampfplatz treten. Deutsch land auf sportlichem Gebiet in der Welt voran! — das ist der Wunsch, das ist die Hoffnung aller, die jetzt nach Los Angeles blicken und in fieberhafter Erregung aus ^Nachrichten aus Los Angeles warten werden. Aber selbst dort, wo sie unterliegen sollten, werden unsere deutschen Wrüder und Schwestern in der weiten Ferne sich tapfer «nd ehrenvoll geschlagen haben — des dürfen wir gewiß sein! Was die Olympischen Wettkämpfe, die Olympi schen Spiele, wie man sie gewöhnlich nennt, be deuten, erkennt man am besten, wenn Man rückschauend in fernliegende Vergangenheit ihre ruhmreiche Geschichte verfolgt. Die Olympischen Spiele waren das berühmteste und bedeutendste der vier großen Nationalfeste der alten Griechen: in Zwischenräumen von vier Jahren wurden sie zu Ehren des Göttervaters Zeus am dritten Vollmond nach der Sommersonnenwende, also im A n g u st oder September, in Olympia in Elis gefeiert. Den Zeit raum von vier Jahren nannte man später eine Olym piade, und es ist ganz falsch, wenn — wie man das jetzt vielfach lesen und hören kann — die Spiele selbst Olym piade genannt werden. In dem schön gelegenen Tale Olympia befanden sich vuf einem kleinen Raume zusammengedrängt Tempel, Altäre, Schatzhüuser, Götterbilder, Statuen von Olympia siegern, Wcihgeschenke aus Erz und Marmor sowie sonstige kostbare Schätze der griechischen Kunst. Ebenso Kunden hier unter dem Schutze des Gottesfriedens, der von ganz Griechenland über diese heilige Stätte aus gesprochen war, wichtige Staats- und Privaturkunden aufbewahrt. Im Oktober 1875 wurde von der deut schen Regierung mit griechischer Zustimmung eine systematische Ausgrabung des heiligen Haines von Olym pia, der Altis, begonnen. An die Altis grenzen die eigentlichen Kampfplätze, das Gymnasium (Turnplatz), die Patästra (Ringschule), der Hippodrom (Pferderennbahn), das Stadium (Kampfbahn) u. a. Die Ausgrabungen haben eine reiche Ausbeute an Bildwerken, Baugliedern, Inschriften usw. ergeben. Die Olympischen Spiele werden auf Jphitus, der ein König von Elis und ein Zeitgenosse des spartanischen Gesetzgebers Lykurg gewesen sein soll, zurückgeführt. Seit dem Jahre 776 v. Ehr., tüv ein Mann aus Elis Sieger im Wettlauf war, wurde ein ununterbrochenes Verzeichnis der Sieger geführt, das zu der bereits erwähnten Zeit rechnung nach Olympiaden Veranlassung gab. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Ehr. war das Fest all griechisch geworden. Die Spiele wurden dann bis auf das Jahr 393 n. Ehr., in welchem die letzte Olympia- seier stattfand, regelmäßig fortgesetzt. Die Wettkämpfe, vn denen Nichtgriechen erst feit der Zeit der römischen Herrschaft in Griechenland teilnehmen konnten, dauerten seit dem 5. Jahrhundert v. Ehr. mit Einschluß der Ver keilung der Preise, die in Kränzen von wildem Ol- Laum bestanden, fünf Tage. Die Kämpfer mußten sich für die Spiele zehn Monate lang sorgfältig Vor hereiten — „trainieren" würde man heute sagen —, in den letzten dreißig Tagen im Gymnasium zu Elis selbst. Ein Opfer für den olympischen Zeus auf dem zwanzig Fuß hohen Altar des Gottes bezeichnete den Anfang und das Ende der Festlichkeiten; heilige Umzüge, Abstngung von Hymnen, Darstellungen aller Arten von körperlichen «nd geistigen Geschicklichkeiten machten das Fest zu einem Mittelpunkt geistiger und körperlicher Kultur der helleni schen Welt, und der Sieg in den olympischen Wettkämpfen wurde zu einem Gegenstände des höchsten Ruhmes und Glückes. Selbst Könige suchten im Wettkampf den Sieg zu erringen. Die Sieger, die man „Olympioniken" nannte, wurden mit dem Siegerkranze geschmückt und mit Palm zweigen in der Hand dem Volke vorgestellt. Dazu kamen noch die Verherrlichung durch Siegeslieder und Bild säulen, bei der Rückkehr in die Vaterstadt feierlicher Ein zug auf einem Viergespann weißer Rosse, ein Ehrenplatz bei öffentlichen Schauspielen, Befreiung von.öffentlichen Lasten usw. . Die älteste Art des Wettkampfes war der einfache Wettlauf, wobei die 192 Meter lange Rennbahn einmal durchlaufen werden mußte; dazu kam später erst der Loppellauf, seit 720 der Dauerlauf, seit 708 der Ring- kampf und der Fünfkampf, weiter der Faustkampf, das Wettfahren, das Wettreiten, das Springen, das Werfen mit einer metallenen Scheibe (Diskos), der Allkampf, der Wettlauf gerüsteter Krieger u. a. Verheirateten Frauen (war der Zutritt zu den Wettkämpfen verboten; nur die ^Priesterin der Demeter durfte ihnen beiwohnen. Die mehr als tausendjährige Dauer der Olympischen Spiele für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter F°tu Ä-w-ü, ' — —- KLiH-sWii«Lei Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 «W'WH triebsstörungen besteht kein Anspruch ans Lieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung durch Fernrus übermittelten DI DD Für die Richtigkeit de, eing-s-ndte. Schriftstücke ersolg. nur, wenn Porto beiMg.. " » übermalten Anz^ deweder Betrog dr.ch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauvtmannschait Meiken des Amt«- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördW