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MOrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tagedl-tl» erjch-inl an allen Werktagen Nachmittage 5 Uhr. Bezug,preis monatlich r,— SiM. böten unn d°' dohdestellung 1,80 RW. zuzüglich Bestellgeld. Mnzrluummern 10 Bpj«. Alle Postanstalten, Post. Wockenblatt für Wilsdruff u. Umgegend "-^g-n^t^gen.^ s°"' l'°r>-r-r Gewalt, . — Krieg oder lanstige- Be- meosfiorunscn befiehl kein An,prua auf L-eseruriß der / eilung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingesandler Schrchsrücke erfolgt nur, wenn Porto bewegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: dir 8gespoI1ene Ravuizeile 20 Rpfg., die Lgefpaltene Zeile der amtlichen Dekannttnachungen 40 ««ichs- pfennige, die 3gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile L AWK. Rachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. ^'n°chKS Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 annahme disvorm.lvUhr. - 8ür die Richtigkeit d« durch Fernruf übermittelten Anze,gen übern, wir de,ne Garantie. Jeder Radattampruch erlischt, wen» der Betrag durch - Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- Gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 34 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 10. Februar 1932 Postscheck: Dresden 2640 Tributkonferenz im Zuni? ^Vorbesprechung zwischen Brüning — ^"val — MacTonald — Grandi in Genf. Nii Ml unterrichteter englischer Leite in Genf wird Sim^'ch das? j,, den Unterredungen Tr. Brünings mit ' .^"rdicu und Grandi eingehend die Frage der H der Neparationslonferenz für Mitte oder ül r erörtert worden sei. Es soll eine grnndsätzlichc kj '^'^""uung jjper diesen Zeitpunkt erzielt morde« erwogen worden, das? während der An- Vurlias» ^'-'wcTonalds in Genf lin einigen Wochen» eine so,,' Zur Vorbereitung der Konferenz stnttfinden wcisö Brüning und MacDonnld möglicher Uwov^. uiid Grandi tcilnehmcn würden. In der druck übereinstimmend der Wunsch zum Aus- liichlick, an dö'/m Vorbesprechung der vier haupt- lilärunn "T"rw>"usfrage j„wressjertcn Mächte eine U ec in «>rage kommenden Probleme zu erreichen. Deutschlands Forderungen. Der Vorsitzende der Abrüstungskonferenz, Henderson, hat auf einer früheren Tagung des Völkerbundes einmal mit einer für Gens ganz ungewöhnliche« Schärfe und Deutlichkeit betont, die Völker würden ihre Staatsmänner zur Verantwortung ziehen, wenn diese aus der Abrüstungs- konserenz nicht wirklich der ihnen dort gestellten Ausgabe gerecht werden würde; Henderson mahnte, an die „furcht bare Enttäuschung" bei allen Völkern zu denken, wenn die Konferenz praktisch ergebnislos verlaufen würde. Was aber bisher in Genf geredet wurde, ist nicht dazu angetan, das Vertrauen oder die Hoffnung unter den Völkern auf- keimen zu lassen, daß die Konferenz tatsächlich einen Fort schritt aus das ihr gesteckte Ziel hin bringen wird. Ist doch seit jener Rede Hendersons schon wieder dos Kriegs- seuer hoch emporgelodert. Darum hat Dr. Brüning mit seinen Genser Aus- Uhrungen auch mehr zu den Völkern gesprochen und Zechen wollen als zu den in Gens versammelten Dele- krten dieser Völker. Dieser Appell an die Frie de nSsehnsucht und den Friedenswillen der wirtschaft- lch schwerster Bedrängnis unterliegenden Völker umfahr kn weitaus größten Teil der Rede Brünings. Man sollte endlich den allgemeinen — aber bisher beider nur theoretisch — anerkannten Grundsatz zur Wirk lichkeit machen, daß jedes Land nicht mehr allein über seine Rüstungen zu bestimmen habe, sondern daß Art und Um fang der Rüstungen durch gemeinsame Verhandlungen aller Staaten vereinbart und sestgelegt werden sollen". Damit ist — in der Theorie des Versailler Vertrages ebenso wie im Völkerbundstatut — ausdrücklich aber frei- willig aus ein „altes, eifersüchtig behütetes Souveränitäts- Ncht" verzichtet worden, — doch nur, um eben dem Ziel der allgemeinen Weltabrüstung näher zu kommen, hinter dem als eigentliche Ausgabe die Sicherung eines wirklichen Weltfriedens steht. Daß diese Friedenssicherung nicht durch Wettrüsten zu "reichen sei, erkennen, so meint Dr. Brüning, die Völker auch schon mehr und mehr. Sogar einzelne — Staats männer verschließen sich nicht mehr dieser Einsicht, und der Reichskanzler spielte auf eine Äußerung Mussolinis an, Kin Land bis auf 10 880 Gewehre abzurüsten, wenn alle anderen Nationen nicht mehr Menschen unter den Waffen dehalien. Aber gleich daraus ersolgt eine zweite An- ivielung, aus Tardieus Vorschläge nämlich, d^ren Kern der Kanzler bloßtegie und avlehnt mit dem .atz: „Fort mit dem Bestreben, sich selbst mrt dieser oder lener 'Interpretation der Bestimmungen die Möglichkeit Militärischer Krastentfaltung zu sichern und sie anderen zu Amen!" Und voll pessimistischer Ahnung fügt Dr. Hüning hinzu: „Tas ist der Weg, um die Konferenz zum Scheitern zu bringen!" Werden „die Staatsmänner" den Mut haben, die Er- ^»Ntnis zu verwirklichen, daß nichts notwendiger sei für Ke Beseitigung der internationalen Spannungen, für die Wiederherstellung des Vertrauens in der Welt als durch Ae wirkliche Tai der Weltkonserenz, die die allgemeine Abrüstung bringen — soll. Die laut Artikel 8 des Völker- ^Undstamts rechtlich verpflichtet ist, sie zu bringen. Und Ke daher vor den Völkern der Welt eine ungeheure Ver- aanvonung tränt. In knapperen Worten umriß Dr. Brüning noch ein mal den deutschen Standpunkt in der Abrüstungsfrage, die Haltung der deutschen Delegation auf der Konferenz. Nach A eigenen Entwaffnung die allgemeine Abrüstung ent brechend dem VölkerbundpaU — „Deutschland hat darauf ^'nenrechilichenundmoralischenAnspruch, niemandem in Zweifel gezogen werden kann". ^"Uchberechtigung und gleiche Sicherheit für alle Völler, — muß die Grundlage für die Verwirklichung der all- ?Aei«en Abrüstung sein. Ergänzung der Vorschläge des ,Aei noch ganz ungenügenden Entwurfs, der in der «^'bereitenden Abrüstungskommission mühsam genug ge- dÄcn wurde. Wieder wendet sich der Kanzler unmiß- «g^.ndlich ^gen Vorschläge, die „eher eine Umgehung Verwirklichung des von den Völkern erwarteten ^nzzieles dienen können". j„ Völkern erwartet" — was aber wird man bm für sie Völker und über die Völker beschließen?! krümlig spricht ?u cker Weit Der große Tag in Gens. Die Abrüstungskonferenz erlebte einen großen Tag. Die Sitzung stand völlig im Zeichen der großen Rede »es Reichskanzlers, in der zum ersten Male Deutschland vor den Vertretern der ganzen Welt offen 'einen feierlichen Rechtsanspruch auf Erfüllung der Deutschland im Versailler Vertrag zugesicherten Berpflich tungen zur allgemeinen Abrüstung darlegt. Der Andrang zu den Tribünen war ungewöhnlich zrotz. Die Diplomatenloge war schon lange vor Er öffnung der Sitzung bis aus den letzten Platz besetzt. Tie Abordnungen waren vollständig vertreten. Die fran zösische Abordnung mit Tardieu an der Spitze, die englische, amerikanische und italienische Abordnung mit ihren Führern erwarteten mit gespannter Ausmerksamkeit Vie Erklärungen des Kanzlers. Das Bewußtsein ist all gemein, daß Deutschland im Mittelpunkt dieser Konferenz steht, daß daS deutsche Wort und die deutsche Stellung nahme entscheidend für die Konferenz sind und daß Deutschland einen unleugbaren moralischen und rechtlichen Anspruch besitzt, der von niemandem be stritten werden kann. Der Kanzler hatte zu Beginn der Sitzung in der ersten Reihe Platz genommen, neben ihm Staatssekretär von Bülow und die Botschafter Nadolny und Graf Welczek. Die Spannung wuchs im Saale, als der französische Dolmetscher die Übersetzung der Rede des amerikanischen Botschafters Gibson zu Ende führte. Präsi dent Henderson erteilte dann dem Reichskanzler das Wort zu seiner Rede, die im Wortlaut in die ganze Welt ge kabelt wurde. Als Brüning die Rednertribüne betrat, erhob sich allgemeiner Beifall. Der Kanzler sprach ungewöhnlich ruhig und gehalten. Schon bei seinen ersten Worten herrschte atemlose Stille im ganzen Saal. -i- Deutschlands moralischer und rechtlicher Anspruch. Brünings feierliche Erklärung vor der Welt. Die Rede des Reichskanzlers gab eine lückenlose Auf klärung über den deutschen Abrüstungsstandpunkt. Die Rede behandelte in ihrem ersten Teil die moralische Verpflichtung der Welt, aus der Abrüstungs konferenz auf der Grundlage völlig gleicher Rechte und Pflichten durch freiwilligen Entschluß dir allgemeine Ab rüstung durchzuführen, die neben einer großzügigen und entschlossenen Liquidierung der finanziellen und wirtschaft lichen Ncstbestände des Krieges als die große Aufgabe der Gegenwart bezeichnet wurde, die allein die Menschheit zu neuem Aufstieg emporführen könne. Der Reichskanzler stellte mit Nachdruck fest, daß die Kriegsgeneration. aus dem persönlichen Erlebnis des Weltkrieges heraus, besonders berufen sei, diese Aufgaben zu lösen „Wir alle gehören," so führte der Kanzler aus, noch der Gene ration an, für die der Weltkrieg unmittelbares, persönlich Erlebtes war. Unseren Frontkämpfern von ehedem steht sein Bild in seiner ganzen Furchtbarkeit unverwischt und unverlierbar vor Augen. Wird dieses Bild, diese Er innerung im Geiste kommender Generationen noch die mahnende und aufrüttelnde Lebendigkeit besitzen, die allen Hemmungen und Schwierigkeiten zum Trotz uns innerlich zum Handeln treibt? „Wenn es unserer Generation, der Generation der alten Kombattanten, nicht gelingt, ein Bollwerk gegen die Wiederkehr solcher Katastrophen aufzunchten, wie soll es dann den Nachfahren gelingen, die die Verhinderung des Krieges wohl als Ideal, aber nicht so lebendig wie wir als unbedingte Notwendigkeit und Pflicht empfinden werden?" Der Reichskanzler schilderte sodann die katastro phal e R o t l a g e d e r W e l t, die sich in keinem Lande so furchtbar auswirke wie in Deutschland und die zweifel los vor allem auf den politischen Zahlungen und den übertriebenen ungleichen Rüstungen beruhe. „Die deutsche Delegation behält sich vor, zur gegebenen Zeit der Konferenz Vorschläge zu unterbreiten, die diesem Mangel abhelfen. Ziel dieser Vorschläge wird es sein, der allgemeinen und wirksamen Herabsetzung der Rüstungen praktische Wege zu eröffnen und dem in neuen Vertragswerken, insbesondere dem Kellogg-Pakt erfolgten Verzicht auf den Krieg durch Verbot und besondere Be schränkung aller der Waffen Rechnung zu tragen, die vor zugsweise dem Angriff dienen. Nur solche Maßnahmen, die Kern und Wesen der Rüstungen treffen, können das letzte Ziel dieser Konferenz verwirklichen: allen Staaten ihr Recht aus gleiche Sicherheit zu gewährleisten." Der Reichskanzler richtete einen Appell an alle Mächte, den Mut zur Verwirklichung der feierlich gegebenen Zu sagen zu finden. In dem zweiten Teil meldete der Reichskanzler feierlich ven deutschen Rechtsanspruch auf die allgemeine Abrüstung und die Erfüllung der Deutschland im Versailler Vertrag gegebenen Zusagen durch die im Pölkerbundpakt geschaffenen Verpflichtungen zur allgemeinen Abrüstung an. Nichts könne die Ab rüstungskonferenz von der Verantwortung freisprechen, wenn sie scheitern sollte. Die deutsche Negierung und das deutsche Polk forderten nach der eigenen Entwaffnung die allgemeine Abrüstung, auf die Deutschland einen rechtlichen und moralischen Anspruch habe. „Das deutsche Voll erwartet von dieser Konferenz die Lösung des Problems der allgemeinen Abrüstung auf dem Boden der Gleichberechtigung und auf der Grundlage gleicher Sicherheit für alle Völker. Unsere Delegierten sind beauftragt, mit aller Energie die Verwirklichung dieses Zieles zu betreiben." Dr. Brüning lehnte dann den Abkomm ensent- w u r f als Grundlage der Besprechungen ab, da er nicht den Erfordernissen einer wirklichen Abrüstung entspreche. Der Kanzler wandte sich hier indirekt gegen die französischen Vorschläge, die als eine Umgehung des Konferenzzieles bezeichnet werden, un» die auf den pflichtgemäßen Widerstand aller Verantwortlichen stoßen müßten. Der Reichskanzler schloß mit der feierlichen Erklärung, daß Deutschland als vollberechtigtes und vollverpflichtctcs Mitglied des Völkerbundes mit allem Nachdruck für eim allgemeine Abrüstung, unmißverständlicher Art, aller Mit glieder des Völkerbundes eintrcte und ein gleiches Mas von Sicherheit für alle Völler fordere. * Die neun Punkte Amerikas. Ausgleich zwischen Verteidigung und Abrüstung. Vor der Kanzlerrede legte der amerikanische Botschaf ter Gibson den Standpunkt der Vereinigten Staaten zur Abrüstungssrage dar. Die Vereinigten Staaten, so führte er aus, sind über zeugt, daß die Welt jetzt neue Lösungen suchen mutz und die Belastungen eines alten Regimes und die alte Bewaffnung und die alten Traditionen beiseite gelegt werden müssen. Es besteht jedoch eine bindende Verpflichtung für jede Negierung, über genügende Rüstungen zu verfügen, um das nationale Gebiet gegen Angriffe und Einsülle zu schützen. Das Problem ist deshalb für die Vereinigten Staaten, ein Gleichgewicht zwischen den Notwendigkeiten der Verteidigung und den großen Aufgaben der Abrüstung zu finden. Der amerikanische Botschafter legte sodann in neun Punkten den amerikanischen Standpunkt zur Abrüstungs- frage der Konferenz wie folgt dar und schlug dabei folgen des vor: 1. Behandlung der Abrüstungsfrage aus der Grundlage des A b k o m m e n s e n t w u r s e s als allge meine Verhandlungsgrundlage unter Berücksichtigung aller anderen Vorschläge; 2. Verlängerung der Washingtoner und Londoner Flottenab- kommen, insbesondere durch Beitritt Frankreichs und Italiens; 3. proportionale Herabsetzung der in dem Washingtoner und Londoner Flottenabkommen festge setzten Tonnage; 4. völlige Abschaffung der Unt e r - seeboote; 5. Schutz der Zivilbevölkerung gegen Waffenangriffe; 6. vollständige Abschaffung des Gas- und chemischen Krieges; 7. besondere Be schränkungen für Tanks, schwere Geschütze und alle Waffen besonders offensiven Charakters; 8. Prüfung der Herabsetzung der H e e r e s a u s g a b e n als eine ergän zende Methode für die direkte Beschränkung der Rüstungen; !). Herabsetzung des a k t i v e n R ü st u n g s st a n d e s der Länder auf eine Grundlage, die mit der nationalen Ver teidigung vereinbar ist. * Ein Zwischenfall. Nach Schluß der Rede Brünings kam es zu einem eigenartigen Zwischenfall. Aus der Tribüne des Publikums erhob sich eine offenbar geistesgestörte Frau und rief in deutscher Sprache, sich zum Präsidenten wendend: „An die hohe Versammlung und die ganze Welt! Ich muß Ihnen einen Traum erzählen..." Die weiteren Worte der Frau gingen im allgemeinen Lärm und Lachen unter. Die Frau wurde sodann aus dem Saal geschasst. Präsident Henderson bemerkte humorvoll, cs fände jetzt die Übersetzung der Rede, jedoch nicht der letzten Rede, sondern die Rede des Reichskanzlers in englischer und französischer Sprache statt. * Das Ochs ösr KanZlerreKs. Starker Veisall außer bei Frankreich und Polen. Die Rede des Reichskanzlers, deren Verlesung eine halbe Stunde in Anspruch nahm, wurde fortgesetzt von starkem Beifall unterbrochen und fand zum Schluß langanhaltcnden Beifall. Nur die französische und die polnische Abordnung nahmen an dem allgemeinen Beifall nicht teil. Der deutsche Gesandte in Vern beglückwünschte