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MsdmfferTageblatt Nr. 13 — 91. Jahrgang Sonnabend, den 16. Januar 1932 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.; .Amtsblatt" Jas Rätselraten um Lausanne l. I sozusagen dem ihnen >rsle i in der Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerickts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentomts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. sehr sym- ist jetzt nach der wird amt- habe e K: h e «c t nach ints- lngc- cn. >en nd st- rb- cr- aic och lM len üne sten us- uch >ori im er- mir off. 8er- iuch cnt- ube üne nc der Regierungskoalition, Schönheitsfleck an Packtischen bisherigen Kabinen Laval. s v r t g e w i s ch t. Und Tardieu, der s l- ie- oh en, id- rr- Veure gar nicyl von sein, was gestern und schon seit mehr als einem Dutzend Jahren für uns einen schrecken ohne Ende bedeutet; leider siegt ja durchaus nicht immer nur, wer „die besseren Nerven" hat. Genau so werden in den nächsten Wochen wieder von draußen her zahlreiche N e r v e n a t > a ü e n aus uns erfolgen, wird man un erhörte Anforderungen an das stellen, was Friedrich der Große so manchem versagenden zuries: „H a l t u n g!" Für diese Wochen scheint innenpolitisch die Weiterfüh rung des Streits um die Neuwahl des Reichs präsidenten etwas in den Hintergrund geschoben zu sein. Erst soll sich wieder - zum wievielten Male — deut sches gemeinsames Schicksal entscheiden, ehe wir daran gehen werden, uns über die Ari auseinanderzusetzen, wie wir im Innern unseres Reichshauses wohnen und leben; rnd wieder - zum wievielten Male? — rüttelt an feinen Grundfesten und Mauern der pfeifende Sturm der Gewalt. Dr. Pr. Zu- ;oe lltc uch bs. ntt us rag bettle erei- hüns Haft Der ienst ngs- ralle chen er keinerlei Verantwortung für die Entscheidung in Europa habe, in die Lage versetzt, noch einmal an den Kongreß heranzutreten und ihn darauf aufmerksam zu machen, daß sich das ameri kanische Parlament den Ereignissen in Europa nicht ver schließen dürfe. Die öffentliche Meinung in Amerika, auf die Mussolini Bezug nehme, verlange einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise, und werde jeden Schritt guiheitzen, der von den erwählten Führern empfohlen werde. Aus Newyork wird gemeldet, daß ein amerika nischer Frontwechsel in der Kriegsschuldenfrage als sicher betrachtet werde. Selbst die schärfsten Gegner einer Streichung oder Herabsetzung der Schulden hätten jetzt, * w er er ar IN K n erste Schritt nicht von Washington, sondern von Europa ausgehen müsse. Nach seiner Ansicht sei es am besten, zu warten, bis sich die europäischen Mächte über die Tribute geeinigt hätten. Ein solches Vorgehen würde seine Stellung für den Fall stärken, daß späterhin die euro päischen Mächte mit genauen Vorschlägen für eine Revi sion oder Streichung der Kriegsschulden an Amerika berantreien sollten. Hoover werde dadurch, daß Verschiebung -er Tribuöksnserenz? Noch leine Entscheidung über den Konfercnzbeginn In der französischen und zum Teil auch in der eng lischen Presse werden Gerüchte verzeichnet die von einer Verschiebung der Tribuikonserenz sprechen. In Berlin ist von einer derarliaen Absaae nicht das nach der deutschen Erklärung, daß weitere Tributzahlungen unmöglich seien, erkannt, daß eine Lösung gesunden werden müsse. In Washington spreche man bereits ganz offen die Ansicht aus, daß den Vereinigten Staaten nichts anderes übrigbleiben werde, als entweder die Kriegsschulden freiwillig herab zusetzen, oder überhaupt nichts zu er halten. Amerikanischer Frontwechsel? Schwenkung in der Kriegsschnidenfrage. Aus unterrichteten Kreisen Washingtons geschrieben, die Artikel Muss^ ! inis hätten in lichen Kreisen nicht überrascht. Präsident Hoover immer wieder betont, daß der Erst Moratorium, dann Endlösung? Eigenartige englisch-französische Verhandlungen. Ein amerikanisches Nachrichtenbureau hat die Mel dung verbreitet, daß die deutsche Regierung nicht weiter auf sofortige Streichung der Tribute bestehe, sondern einer sechsmonatigen Verlängerung des gegenwärtigen Moratoriums zustimmen werde. Das Kompromiß, zu dem Deutschland bereit sei, sehe Zahlungen von einer halben Milliarde jährlich vor. Es braucht kaum betont zu werden, daß diese Meldung in keiner Weise den Tatsachen entspricht. Der deutsche Standpunkt ist unverändert. Deutschland wird in Lausanne auf eine Endlösung hinwirlen. Daß der Gedanke, eine EndlösungderTribut- frage noch hinauszuschieben, aber in den Verhandlungen zwischen England und Frankreich noch immer eine Rolle spielt, geht aus einer längeren eng lischen offiziösen Erklärung hervor, in der es heißt, die englische Regierung werde sich, da unter den gegen wärtigen Umständen keine Aussicht auf eine sofortige endgültige Regelung der Tributfrage bestehe, mit einem Notbehelf zufrieden geben, um Zeit zu ge winnen. Die im Augenblick nicht zu erreichende Dauer lösung müsse aber beschleunigt herbeigeführi werden. In Regierungskreisen hoffe man auf ein gewisses Matz von Übereinstimmung zwischen Frankreich und England, so daß diese beiden Regierungen mit einem Plan an die Konferenz herantreten könnten. Sollten in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht werden, so werde sich später, wie man annimmt, ein dauerndes und allgemeines Ab kommen erzielen lassen. Aus diesem Grunde begünstige man daher zurzeit mehr ein kurz- als ein langfristiges Moratorium, wünsche aber gleichzeitig, daß sich die interessierten Regierungen dem Plane einer Dauerrcgelung zuwenden. * England für den Cüy-Plan: Kmzmoratorium. Das englische Kabinett hält daran fest, daß die Lau sanner Konferenz planmäßig am 25. Januar beginnen soll, vorausgesetzt, daß Frankreich zu diesem Zeitpunkt daran teilnehmen kann.. Man hofft in London zuversicht lich, daß das neue französische Kabinett im Laufe der nächsten Woche ein Vertrauensvotum von der Kammer er halten wird, so daß danü dem Erscheinen der französischen Vertreter in Lausanne nichts mehr im Wege steht. Außenminister Simon und der Schatzkanzler Neville Chamberlain werden nach Lausanne fahren, während die Teilnahme des Hanoelsministers Runciman an gesichts der voraussichtlichen Veränderungen des Pro gramms der Konferenz zweifelhaft ist. Die Vorbereitun gen der englischen Regierung zur Konferenz stützen sich auf den sogenannten Ci 1 yplan, der vorsieht, daß die Kon ferenz zunächst ein kurzes T r i b u t m o r a t o r i u m für Deutschland beschließt. „Am En-e -er Reparationen?" Der bekannte englische Finanzsachverständige Keynes veröffentlicht in einer englischen Zeitung einen Artikel, „Am Ende der Reparationen?", der in politischen Kreisen großes Aussehen erregt. Die beste Lösung wäre eö uuch Keynes' Ansicht, die Konferenz nach kurzer Dauer zu vertagen und das Moratorium an Deutschland bis zum 15. Dezember zu verlängern. Aber dafür solle auf der Konferenz Dcutsch- jand die bindende Zusage gegeben werden, daß die Gläubigcrmächte noch im Jahre 1932 einen Plan für eine Endlösung vorlegen werden. Keynes' Auffassung dürste sich mit den Absichten der englischen Regierung decken. Gegen Tribute— für freien Warenaustausch. Präsidialsitzung des Reichsvcrbandes der Industrie. Das Präsidium des Reichsvcrbandes der Deutscher Industrie beschäftigte sich in seiner Sitzung unter den Vorsitz Dr. Krupp von Bohlen und Halbachs mit dei neuesten Entwicklung der Reparationssrage, insbesonderi mit dem zweiten Baseler Bericht und den Erklärungen des deutschen Reichskanzlers. l Auch der Neichsverband der Deutschen Industrie ist der Auffassung, daß Deutschlands Lage ihm die Fort setzung politischer Zahlungen unmöglich macht, und dujj jeder Versuch, das System solcher politischen Zahlungen aufrcchlzucrhattcn, nicht nur für Teutschlaud, sondern sü, die ganze Welt zum Unheil führen müsse. Für die Weltwirtschaft ist ein freier Warenaustausch eine unerläßliche Voraussetzung. Dieser freie Warenaus tausch wird aber durch die Reparationen verhindert, weil durch sie das Schuldnerland zu einer Ausfuhrsteigerung gezwungen wird, gegen die sich die empfangenden Länder mit allen denkbaren Mitteln zurWehr setzten. Solange dieses Mißverhältnis zwischen dem Aussuhrzwang einerseits und der mangelnden Aufnahmewilligkeil der EmpfangS- ländcr andererseits andaucrt, ist eine Wicdergesundung der Weltwirtschaft nicht herbeizusühren. Sie ist auf keinem anderen Wege zu erreichen, als eben durch die endgültige Beseitigung der Reparationen als des entscheidenden Störungssakwrs. Der Vorsitzende des ersten Unterausschusses des deutsch-französischen Wirtschaflskommitees, Tr. v. Simson, berichtete über die deutsch-französischen Verhandlungen. Er hob dabei hervor, daß diese Verhandlungen in den letzten Wochen einen verhältnismäßig befriedigenden Ver lauf genommen hätten, wenn nicht in den letzten Lagen durch Maßnahme« der französischen Regierung gewisse Störungen in die Erscheinung getreten wären. Die deutsche Industrie sei nach wie vor bereit, jeden geeigneten Weg zu einer privaiwirlschaftticheu Verständigung zu bcschreiieu, doch hänge der Erjolg aller dieser Bemühungen entscheidend davon ab, weiche Haltung die sranzöstzche Regierung ent nehmen werde. Nervenprobe. Der erste Schritt — Lavals neues Kabinett — Das Spiel mit den „Sanktionen" — Erst draußen, dann drinnen. Mit außerordentlicher Befriedigung ist in der gerade zu nervenzerreißenden Atmosphäre dieser Tage wenigstens das eine festzustellen: WaS Dr. Brüning auf der Lau sanner Konferenz den versammelten Mächten sagen will. Nämlich: Daß laut Baseler Bericht Deutschland zahlungs unfähig sei. Daß die deutschen Tributzahlungen im eng sten ursächlichen Zusammenhang mit der gegenwärtigen Lage ständen. Daß sich die Voraussetzungen des Uoung- Plans wesentlich geändert hätten. Daß diese drei Tat sachen die Fortsetzung der politischen Zahlungen für Deutschland unmöglich machen. Daß jeder Versuch, das System solcher politischen Zahlungen aufrechtzuerhalten, neues Unheil über die Welt bringen müsse. Und daß Deutschland die Vertreter der Gläubigermächte auffordere, dieser Sachlage Rechnung zu tragen. Nichts weniger, aber auch nichts mehr! Denn Dr. Brüning wird selbstverständ lich alsdann erst einmal hören müssen, was nun — die andern sagen! Was sie antworten, wenn er zu ver stehen gibt, offiziell, auf der Reparationskonferenz, daß einhellige deutsche Ansicht sei, die einzig mögliche Schluß folgerung aus der geschilderten Situation Deutschlands sei eben nur die Streichung der Reparationen. Was werden dann die andern offiziell, auf der Repa rationskonferenz daraus antworten? Das Gerede in Frankreich, Dr. Brüning habe die deutsche Zahlungsver weigerung zum Ausdruck gebracht, ist schnell verstummt, als nun bekannt wurde, daß der Reichskanzler auch dem französischen Botschafter — ihm sogar zuerst — klaren Wein über das eingeschenkt hatte, was in den obigen Sätzen gesagt ist und was man wohl als den Aus gangspunkt für die deutsche Arbeit auf der Konferenz bezeichnen darf. Aber — auch dar über darf man sich keinen Wunschträumen hingeben' — es wird sich erst noch herausstellen müssen, ob die andern die »rutsche Ansicht über die einzig mögliche Lösung für richtig halten werden. Layton z. B., Herausgeber der Lon doner Fmanzzeitschrifl „Economist", englischer Vertreter aus der letzten Baseler Konferenz und als solcher Verfasser eines Berichts, der die Reparationszahlungen als eine der Hauptgründe für Vic deutsche und außerdem für die Welt krise erklärt hat, ist zwar von der gegenwärtigen Zahlungs unfähigkeit Deutschlands überzeugt, nicht aber auch von der zukünftigen, wenn sich nur auf der Konferenz eine Revision erreichen lasse. Und darum wird man zunächst einmal abwarien müssen, was die andern sagen, nach dem deutscherseits dargelegt ist, welchen ersten Schritt der Reichskanzler tun wird. Was England, was Frankreich machen wollen, ist nach dem anscheinenden Scheitern der bisherigen Pariser Be sprechungen vorerst unbekannt. Es ist nicht ohne politische Pikanterie, daß sogar der „Temps" mit tiefer Betrübnis stststellle, nichl mehr wie früher hätten sich die beider seitigen „Experten" — lies: Außenminister — diesmal vor einer internationalen Konferenz einigen können und alles seiin der Schwebe zwischen Paris und Lon don. Infolgedessen ist dori nicht jede Gcmütsrcgnng in der Öffentlichkeit nun auch gleich als eine Festlegung für die kommende Konferenz aufzufassen und „auszu werten". Daher sind auch jene Befürchtungen vorläufig "och mü Vorsicht zu beurteilen, die das „Kommen" der Konferenz überhaupt bezweifeln. Eine offizielle Er klärung hierüber wird erst erfolgen, wenn Laval mit feinem „neuen" Kabinett vor die Deputierten kammer tritt. Briand fehlt als Außenminister — und das Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. stet Haus, bei Poffbestellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstatten, Post- Bk- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Falle höherer Gewalt, ' Krieg oder sonstiger Be ¬ triebsstörungen besteht kein Amprutt aut Lieferung der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle 20 Rpsg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reiche Pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dov Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 '«W'« annahmebisvorm.ioühr. Für die Richtigkeit der durch Fernruj übermittelten Anzeigen übern, wir keine charantic. Jeder Radatwniprnch «rliichi, wenn der Betrug durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. ist, obwohl nur äußerlich, doch bezeichnend auch für die innere, Vie polilische Einstellung des Kabinetts, nachdem die Erweiterung nach links zu den Sozialradikalen hin über an der Weigerung Herriots gescheitert ist. Briand aber war in den Augen der Rechten und der Mitte, also ver bedenkliche sonst Ter einst, Zweiten Haager Voung-Plan-Konfercnz, ein so eigen artiges Spiel mil dem „Recht auf Sanktionen" trieb, ist Kriegsminister geworden. Anch über diesen »Ersatz Maginoi" wird die Negierungskoalition Lavals wenig böse sein, und sogar die Opposition der aller äußersten Rechten wird dem neuen Kabinett Laval ein Augurenlächeln schenken. Auch andere denken heute Ja b , x h n e n d — an jene „Sanktionen" und sprechen aruber. Mussolini lat es; er sagl zwar, die Zett Besetzungen wie die der Ruhr sei vorüber, sagl aber bx/c daß Italien sich „an einem solchen Vorgehen nicht Fairen" würde! Und fragt noch, was „m diesem wüld vem Völkerbund und vem Locarnopakt werden -FäUm « ""s ist eine Frage, Vie überhaupt schon in vielen gib, gestellt und — nie beantwortet worden ist! Es Geist ^'ch Dinge, die derart verblaßt sind, daß ein Körper „-k" gegenüber geradezu als undurchsichtiger scheint! NA- paar Auge des Deutschen allein schon über diese Drohu„c>p„ Krügen Tatsachen, Feststellungen und — die Rcrrion Üwift, so ist Grund übergenug dafür da, daß " vibrieren. Und darin unterscheidet sich das