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Ottendorfer Zeitung I! 8 Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mark frei ins H-us. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jAsrlich, Mk. Einzelne Nummer >0 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. I > i Ü Untergattung^ linl! Onzeigeökatt l! « > —»»—<——> Anzeigenpres»: Für die kleinspaltigr Aorpus-Zeile oder deren Raum 10 pfg. — Im Reklameteil für die kleinspalttge pettt-Zeile rs pfg. Anzeigenannahme bi» ;r Uhr mittag», Aeilagegedühr nach vneint«,«. 0 0 Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dadck >mL Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Gkrilla. Nummer (26 Freitag, den 25. Oktober sW s3. Jahrgang Neuestes vom Tage. GroßesHauptquartier, 20. Oklbr. vormittags. Die deulschen von Ostende längs der Küste vorgehenden Truppen stießen am Iser-Abschnitt bei Nieuport auf feindliche Kräfte. Mit diesen stehen si- seit vorgestern im Gefecht. Auch am Montag wurden Angriffe des Gegners westlich von Lille unter starken Verlusten für die Angreifer abgewiesen. Großes Haup quartier, 21. Oklbr mittags- Am Aserkanal stehen unsere Truppen noch im hefrigm Kampfe Der Feind unterstützte seine Artillerie vom Meere nordwestlich von Nieuport aus. Etn englisches Torpedo ot wurde dabei von unserer Artillerie kampfunfähig gemacht. Der Kampf westlich von Lille dauert an. Unsere Truppen gingen auch dort zur Offensive über und warfen den Feind an mehreren Stellen zurück. Es wurden etwa 2000 Engländer zu Gefangenen gemacht und mehrere Maschinengewehre erbeutet. Wien. Die Schlacht in Mittelgalizien nahm namentlich nördlich des Strwiaz- flusses noch au Heftigkeit zu. Unser An griff gewinnt stetig Raum, nach Osten wurde um einzelne besonders wichtige Höhen von beiden Seiten mit äußerster Erbitterung gekämpft. Alle Versuche des Feindes, uns die Magiera wieder zu ent reißen, scheiterten, dagegen eroberten unsere Truppen eine vielum'stritüne Baumhöhe nordöstlich Tyszkowice. Südlich von der Magiera wurde oer Gegner aus mehreren Ortschaften geworfen. In diesen Kämpfen wurden w'eder viele Russen, darunter ein General, gefangengenommen, auch wurden Maschinengewehre erbeutet. Die Gefangenen berichten von der furchtbaren Wirkung unseres Artilleriefeuers. Südlich des Strwiaz, wo unsere Front über Stary — Sambor verläuft, steht die Schlacht. Stryj Körösmezö und Seiet wurden von unseren Truppen nach Verteidigung durch den Feind in Besitz genommen. Der Stellvertreter des Chefs des Grneralstabes: v. Höfer Generalmajor. Wien. In der Schlacht östlich von Chyuow und Przemysl brachte uns der Sonntag wieder große Erfolge. Besonders erbittert war der Kampf bei MizynieL. Die Höhen von Magiera, die bisher in den Hönde» des Feindes waren und unserem Vordringen bedeutende Echwie ig- keiten bere teten, wurden nach mächtigen Artillerievorbereitungen nachmittags von unseren Truppen genommen. Nördlich Mizyniee kam unser Angriff bis auf Sturmdistanz au den Gegner östlich von Przemysl bis an die Höhen von Medyka heran. Im südlichen Schlachtflügel wurden die namentlich gegen die Höhen südwestlich Stary-Sambor gerichteten, auch nachts fortgesetzten Angriffe der Russen abgewiesen. Im Stryj- und Swikatale sind unsere Truppen kämpfend im weiteren Vordringen begriffen. Auch am San wurde am Montag an mehreren Punkten gekämpft Ein nach Einbruch der Dunkelheit an gesetzter Angriff ans unsere bei Jarolaw auf das östliche Ufer des Flusses über gesetzten Kräfte scheiterte vollständig In Rusisch-Polen schlugendie vereinigtedeutsche und österreichtsch-ungarische Kavallerie einen größeren feindlichen Kavalleriekörper, der westlich Warschau vorzudringen versuchte, über Sochatschew zurück. — Laut „Köln. Ztg " erteilt die römische Zeitung „Vittoria" auf den Artikel der „Saturday Review" eiue deutliche Antwort. Die englische Zeitung erklärte, wenn Italien die Achtung Europas bewahren wollte, nüsse es unverzüglich seine Absichten er klären, worauf „Vittoria" sagt, jetzt würden die Illusionen, die man sich in Italien iber England gemacht habe, zerstört. Eng- iands Schwäche werde jetzt vorzeitig ent- jüllt. Ta es nicht gewagt habe, seinen gefährlichen Nebenbuhler Deutschland allein anzugreifen, habe es alle anderen in den kampf geschickt. Es sei der wahre An- 'tifter dieses Krieges. Aber Englands Krieg ei nicht der Krieg Italiens. England olle seinen Krieg nur allein aussühren und siegen, wenn es könne. — Einige holländische Blätter veröffent- ichen Proteste gegen den Mißbrauch der holländischen Gastfreundschaft durch belgische Flüchtlinge, die hier 4 bis 6 Millionen Francs — durch eine Bekanntmachung der mlgischen Regierung jetzt für ungültig erklärte — Banknoten mit dem Bildnis Leopolds I. in Umlauf setzen. Berlin. Auf einer Straße, die an ich nicht als gefährlich gilt, ist westlich von Metz ein Postautomobil mit seiner Bemannung spurlws verschwunden. Wahr- cheinlich ist es mit der ganzen Bedeckung einem Franktireurüberfall zum Opfer ge- ullen. Die oft in weiten Kreisen des Publikums verbreitete Ansicht, daß die Feld- wst nicht ins Feuer kommt, ist Urig. Lima 20 Mitglieder sind bereits mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet worden und zwar teils deshalb, weil sie mit der Lasse die Feldpost gegen feindliche Angriffe ver teidigt haben, teils deshalb, weil sie mit eigener hoher Lebensgefahr die Sendungen durch bedrohtes Gebiet bis in die vordere Front geführt haben. Bei der Ausübung ihres Dienstes sind anch schon mehrere gefallen. Berlin. In einer Zuschrift an die „Kreuzzeitunq" über die Verlustziffern unserer Feinde heißt es: Gefangene haben wir bis Ende Oktober rund 300 000 ge macht, 150000 Russen sind bei der Ver nichtung der Narew- und der Wilna-Armee gefallen. Ferner gibt das französische Kriegsministerium selbst zu, daß aus den Kämpfen zwischen Marne und Oise bisher über 100 000 Verwundete zurückgeschafft worden sind. Schon diese durchaus fest stehenden und unbestreitbaren Zahlen er geben zusammen 550000 Mann feindlicher Verluste. Wenn man aber die Verluste an Toten und Verwundeten in den sämtlichen Kämpfen vor dem großen Ringen an der Linie Verdun—Reims und den Gefechten Verdun—Toul mit 200 000 anschlägt, so kommt man damit zu dem sicheren Schluß daß die Gesamtverluste der Gegner allein im Kampfe mit Deutschland mindestens 3/. Millionen Mann an Toren, Ver- mundeten und Gefangenen betragen. Und was unsere tapferen Bundesgenossen in Galizien und gegen Serbien hierzu noch hinzugetragen haben, wird die Million nicht nur voll machen, sondern sie auch noch bedeutend überschreiten. — Se. Majestät der König hat, wie das Kriegsministerium mittetlt, den folgenden Arme-befehl erlassen: Im Augenblicke, wo Ich auf dem west lichen Kriegsschauplätze eintreffe, drängt es Mich, allen Truppen Meiner Armee, die in den letzten Monaten an den mit Gottes Hilfe so erfolgreichen Kämpfen der deut schen Armee ruhmreichen Anteil genommen haben, Meine vollste Anerkennung und Meinen wärmsten Königlichen Tank aus zusprechen. Nicht achtend der schweren Ver luste haben Sie getreu der Ueberlieferung unserer Vorfahren zum Teile in dentelber Gegenden wie 1870/71 neue unverwelkliche Lorbeeren erworben. Die veränderte Kampf weise verbunden mit großen Verbesserungen der Waffen haben die Truppen aller Waffen besonders die Infanterie, vor ganz neue Lagen gebracht. Aber dessen ungeachtet haben Sie alle im festen Vertrauen auf den Schutz Gottes, des allmächtigen Lenkers aller menschlichen Geschicke, und aut unsere gerechte Sache in freudiger Begeisterung Jbre Pflicht voll und ganz erfüllt. Das Jahr 1914 wird für alle Zeiten ein hell leuchtendes Blatt in der Geschichte Meiner Armee bleiben. Der liebe Gott wird uns auch weiterhin schützen und uns helfen, unsere schwere Aufgabe zu vollenden. Friedrich August. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Gkrilla, 20. Dktober — Anmeldungen österreichisch-ungarischer Wehrpflichtiger zur L^ndsturmmusterung. Die in den Jahren 1892, 1893 und 1894 geborenen im Konsulatsbezirke Dresden (Kreishauptmann- schafl Dresden und Bautzen) wohnhaften Angehörigen der österreichisch-ungarischen Mmarchie haben sich in den Tagen vom 21. bis 24. Oktober dieses Jahres mündlich oder schriftlich bet dem Konsularamt König-Johann- Straße Nr. 3 für die Musterung znm Land- sturm unter genauer Angabe ihrer Personalien (Geburtsjahr, Heimatzuständigkeit und Auiemhaltsort) anzumelden. — Kürzlich konnte man beobachten, wie eine Kolonne Schuljungen ausgerüstet mit Helm und Säbel, mit edler Begeisterung in den Krieg zog. Niemand aber wollte den Franzosen markieren, da diesen inimer unter lautem Hurra die gehörige Portion Dresche verabreicht worden war. Aber auch den Russen wollte niemand spulen. Nach längeren Hin und Wider trat der Kommandeur mit dem nötigen Schneid auf einen Knirps zu mit dem Befehl: „Du mußt den Russen mache» du hast schon emal — Läuse gehabt. — Neubau zur Ariilleriekaierne und Barackenbau iu Königsbrück. Die Gewerbe- kammer Zittan war an zuständiger Stells dahin vorstellig geworden, daß die Bauhandwerker insbesondere Tischler, Schlosser usw. Arbeiten für den geplanten Neubau, sowie für Baracken usw. üvertragenerhalten, Der genannten Kammer ist daraufhin von Mililär-Bauamt I zu Dresden mitgeteilt worden, daß die in Königsbrück noch zu vergebenden Tischler-, und Schlosser usw. Arbeiten demnächst öffentlich zur Ausschreibung gelangen werden und daß sich die betreffenden Handwerker daran be teiligen sollen. Die Entscheidung, wer den Zuschlag erhält von dem Verdingungsergebnis ab. Jedoch ist beabsichtigt, möglichst mehrere uud daher kleine Lose zu machen. — Ueber die diesjährige Kartoffelernte gibt der deutsche Landwirlschaftsrat folgende Satzung bekannt: Auf Grund der amtlichen Heklarschätzung in Preußen, Mecklenburg. Schwerin und Königreich Sachsen, nach den Saatenstandsziffern der übrigen Bundesstaaten und unter Berücksichtigung, daß ein Teil der Kartoffeln in Ostpreußen und Oberelsaß in folge der kriegerischen Ereignisse nicht geborgen werden kann tst die gesamte Kartoffelernte im Deulschen Reich auf 47 Millionen Tonnen zu schützen, dies sind über 20 Millionen Tonnen mehr als der 10jährige Durchschnitts ertrag von 1904/13 mit 44,8 Millionen Tonnen. In den letzten 5 Jahren betrug die deutsche Kartoffelernte 1909: 46,8 Millionen Tonnen, 1910: 43,5 Millionen Tonnen 1911 nur 34,4 Millionen Tonnen 1912: 50,2 Millionen Tonnen und 1913 54 Millionen Die vorjährige Ernte war die größte welche jemals auf deutschem Kulturboden gewachsen ist. Besonders ungünstig ist die Ernte in diesem Jahre ausgefallen in Brandenburg, Posen und Mecklenburg, eine befriedigende bis gute Ernte haben zu verzeichnen: Ost preußen, Westpreußen, Westfalen, Hessen-Nassau Rheinprovinz, Königreich Sachsen sowie fast ganz Süddeutschland. Hiernach bietet die diesjährige Kartoffelernte in ihrer Gesamtheit eine Mittelernte, die eine sichere Uuterlage für die Volksernährung während des Krieges bis znm nächsten Erntejahr gewährleistet. — Postanweisungen für Kriegsgefangene iu England. Von jetzt ab sind nach Groß britannien Postanweisungen fürKriegsgefangene oder von solchen zu gelassen. Die Post anweisungen sind auf der Vorderseite des für den Auslandverkehr bestimmten Formulars mit der Adresse des Königreich Niederländischen Postamts in s' Gravenhage zu versehen, während die Adresse des Empfängers der Geld sendung nuf der Rückseite des Abschnittes genau anzugeben ist. An der Stelle, die sonst für die Freimarken zu bienen hat, ist die Be merkung „Kriegsgefangenensendung. Taxfrei." anzubringen. In s' Gravenhage werden die deutsch-niederländischen Anweisungen in niederländisch-englische umgeschrieben. In der Richtung ans Großbritannien nach Deutschland sind Postanweisungen der Kriegsgefangenen noch nicht zugelossen. Dresden. Ein Hotelbetrüger und Laden kassendieb wurde in einem hiesigen Hotel von der Kriminalpolizei verhastel. Er hatte sich als angeblicher Schauspieler aus Chemnitz bezw. Leipzig Hotelbetrügereinen in Dresden und Leipzig zuschuldenkommen lassen. Der Schwindler mietete sich in den Hotels ein, nahm den Kredit in Anspruch und verschwand dann ohne Bezahlung der Rechnung. Außer dem verübte er hier auf der Freiberger Straße einen Ladenkassendirbstahl. dei dem ihm eine Brieftasche und 46 Mauk bares Geld in dis Hände fielen. Er wurde als der 19jährige mehrfach vorbestrafte Johannes Hackenderger aus Freiberg festgestellt. Dresden. Am rechten Elbuser wurde unterhalb der Marienbrücke am Montag der Leichnam eiues jungen Mädchens ans Land gebracht. In ihm wurde ein in der Melanchtonstraße in Stellung gewesenes Dienstmädchen erkannt — Zwei Automobile des Liebesgabenzuges nach dem Osten verloren gegangen. Zwei Automobile, der Benzwagen des Geh. Kommerzienrats Arnholt (Führer Alfred Naumaun) und der Benzwagen des Herrn Ulrich v. Lentz auf Zuschendorf bei Zehista (Fahrer Gerh. Henschel und Joh. Wipfli), hatten dieser Tage Liebesgaben von der letzten Zugsstation in ein Dorf bei Zowice gebracht, um Liebesgaben an untere Truppen zu ver- teilen, die dort untergebracht waren. Plötzlich wurde das Dors von überlegenen russischen Streitkräften angegriffen, sodaß sich unsere Truppen zurückziehen mußt. Die schlechten Wege verhinderten ein rasches Abbringen der Automobile. Man mußte sie in Stiche lassen. Man sieht daraus wieder, daß Liebesgaben- transporte auch mit Gefahr für die Teilnehmer verbunden sind. Plauen. Bei der Inbetriebsetzung einer neuen Gasretnigungsmaschine der Gasanstalt II wurden am Montag durch ausströmendes Gas sechs Arbeiier betäubt. Einem gelang es, ins Freie zu fliehen. Er erstattete Meldung, Schnell Herbeigei ufener ärzrlicher Hilse gelang es, die Bewußtlosen zu retten, sodaß bei keinem mehr Lebensgefahr besteht. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 22. Oktober 1914. Oitendorf-Okrilla. Abends fl,8 Uhr Kriegsbetstundr,