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Ottendorfer Zeitung I I o Bezugspreis: vierteljährlich ^20 Mark frei ins Hmrs. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich , Mk. Einzelne Nummer ,o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, — 0 UnterüaktungA^ unä Änzeigeökatt 0- Anz«t-»*-re^l: FSr dir kleinPeltige A»rp»s - ZMe ober deren Raum w -fg. — Im RcklannW fiir die kletnspaltige Petit-Heüe rs Psg. Anzeigenannahme bi, Ahr mittag». Letlagezetthr nach Vneinbaranß. Mit wSchenttich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Windel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dank wed Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Groß-GkrMa. Nunlmer s2y Freitag, den 30. Oktober M s3. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Die Kämpfe bei Nieuport — Dixmuiden dauern uoch an. Die Belgier erhielten dort erhebliche Verstärkungen. Unsere Angriffe wurden fortgesetzt. 16 englische Kriegs schiffe beteiligen sich am Kampfe gegen unseren rechten Flügel. Ihr Feuer war erfolglos. Bei Ipern ist die Lage am 27. Oktober unverändert geblieben. West lich Lille wurden unsere Angriffe mit Er folg fortgesetzt. Im Acgonnenwalde sind wieder einige Schützengräben genommen worden, deren Besatzungen zu Gefangenen gemacht wurden. Auf der Westfront hat sich weiter nichts wesentliches ereignet. In Polen mußten die deutsch-österreichischen Truppen vor neuen russischen Kräften, die von Jwongorod. Warschau und Nowo- georgijewsk vorgingen, ausweichen, nach« dem sie bis dahin in mehrtägigen Kämpfen alle russischen Angriffe erfolgreich abgewiesen hatten. Die Russen folgten zunächst nicht. Die Loslösung vom Feinde geschah ohne Schwierigkeit. Unsere Truppen werden sich der Lage entsprechend neu gruppieren. Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplätze sind leine wesentlichen Aenderungen. Rotterdam. Der Nieuwe Rotter- damsche Courant meldet aus Breda vom 27. Oktober: Gestern aus Ostende ein- getroffene Reisende erzählen, daß die Schlacht bet Dixmuiden-Nieuport noch an Heftigkeit zunimmt. Man hört fortdauernd Kanonen donner. Fast alle Bewohner von Ostende sind geflüchtet. Man sieht auf den Straßen nur an die Front ziehende oder aus der Schlacht kommende ermattete deutsche Truppen, die in Ostende auscuhen sollen. Auf diesem Teile der Front kämpfen fast ausschließlich deutsche Seesoldaten. Zu weilen taucht ein Kriegsschiff am Horizont auf, das dann unter Feuer genommen wird. Die Deutschen haben auch in den Dünen Kanonen aufgestellt. Ostende hat unter dem englischen Geschützseuer nicht sehr gelitten. Das Hotel Majestic wurde schwer beschädigt. Dagegen wurde am Königlichen Palais kein Schaden angerichtet. Die Bewohner der Dörfer in der Um gebung sind meist geflüchtet. Die Lebens- mittel werden knapp, da alles für die deutsche Armee mit Beschlag belegt wird. Frankfurt. Der Frankfurter Zeitung zufolge meldet das Genfer Journal, das die Deutschen an der belgischen Küste einige Kilometer von Kadsand entfernt schwere Batterien ausgestellt haben, Von dort be herrschen sie den Eingang der Schelde und alle Durchfahrten der Nordsee zwischen den Sandbänken und der Küste. Tie englischen Schiffe seien daher gezwungen, die hohe See zu passieren. — Privatmeldungen der M. N. N. aus dem Haag berichten, daß bet Vickers u. Sons wie in allen englischen Geschütz fabriken und Werften zurzeit mit mehr als 20°/o Personaloerstärkung gearbeitet werde. Hauptsächlich sollen Untersee- und Torpedoboote gebaut werden. Ferner arbeite man fieberhaft an der Herstellung fast ausschließlich schwerer Artillerie, um die englische Artillerie auf dem Kontinent zu verstärken. Neue bedeutende Artillerie sendungen sollen vor kurzem nach der Linie Dünkirchen-Calais—Boulogue ab gegangen sein, auf deren Besetzung England den allergrößten Wert legt. — Ein Korrespondent der „Tribuna" der mit einem belgischen Offizier das Ueberschwemmungsgebtet besuchte, teilt aus Dünkirchen folgendes mit: Der belgische Offizier konnte bet der Besichtigung seinen Zorn nicht verhehlen. Die vom Kommando verfügte Ueberschwemmung ist ganz und gar unnütz gewesen. Auch wir Belgier laben bei Antwerpen das Laud äber- chwemmt. Aber was taten die Deutschen? Sie stellten einfach Zementsäcke übereinander und schritten drüber weg. Jeder Versuch, )ie Deutschen aufzuhalten, ist vergeblich Venn die Deutschen sich einmal in den ?opf gesetzt haben, irgendwo hinzugelangen o kommen sie auch dort hin. Das ist todsicher. Der Offizier fuhr resigniert fort: ,Den 42ern kann keine Festung wider - tehen. Wer hätte an ihre Existenz jemals lenken können. Wir vom Generalstab glaubten immer, das deutsche Heer besitze nur die im Katalog von Krupp aufgeführten Kanonen. Die Befestigungen Antwerpens wurden auf Grund dieser Kanonen her- gestellt. So oft wir erfuhren, daß Deutsch- and größere Kaliber baute, verstärkten wir die dicken Zementmanern. Aber ach! Mit diesen verdammten 42ern geht alles zugrunde" Köln. Die Kölnische Zeitung ver öffentlicht eine Londoner Meldung del« Amsterdamer Telegraaf, daß die letzten Telegramme aus Südafrika sehr ungünstig lauten. Augenscheinlich habe General Dewet gegen Botha Partei genommen, während man sich über die Haltung vieler anderer einflußreicher Mitglieder der Partei Herzog in London viel Sorge macht. Mehrere hohe englische Beamte sollen durch aufständische Buren gefangen genommen worden sein. Mannheim. Nach einer bei der Rhenania, Speditionsgesellschaft, von ihrem AntwerpenerHauseetngegangenen Drahtung sind die im Antwerpener Hafen versenkten Schiffe soweit gehoben worden, daß die Flußschiffahrt wieder möglich ist. Das Wegbringen von Waren ist aber nach der Neuen Badischen Landeszeitung noch unter sagt, bis die Aufnahme der Bestände er. folgt ist, was Ende der Woche der Fall fein dürfte. Die Lage in Antwerpen ist ruhig. Berlin. Nach dem Lokalanz. melden Stockholmer Blätter aus Petersburg: eine deutsche Luftflotte beschieße seit dem 2b. Oktober Warschau Es wird mit der baldigen Uebergabe der Stadt gerechnet. — Die Zwangsherrschaft der russischen Behörden in Finnland gestaltet sich immer ärger. Mit der größten Rücksichtslosigkeit beginnt man, Rekrutierungen durchzuführen hebt aber trotzdem Wehrsteuern mit aller Strenge ein. Die Befestigunsarbeiten in Finnland werden beschleunigt und er regen in den skandinavischen Staaten ernste Beunruhigung. In den verschiedensten Städten, namentlich aber in HelsingforS und Wiborg, werden sehr viele Personen unter dem Verdachte der Spionage und des Hochverrats verhaftet. Die finnischen Beamten werden fast durchweg entfernt und durch russische ersetzt. Eine Anzahl besonders mißliebiger, höherer Beamter, insbesondere eine Reihe von Hofrichtern, wurde nach Sibirien beurlaubt. Andere wurden zu dringenden Beratungen nach Petersburg berufen, wo man sie unter nichtigen Vorwänden festhält und schar bewacht. Bukarest. Vitorul meldet: Rußland richtete an Bulgarien ein Ultimatum mit der Drohung, daß, falls Bulgarien auch weiterhin deutsche für die Türket bestimmte Munitionstransporte durch bulgarisches Gebiet gehen ließe, die Häfen Varna und Burgas von Rußland besetzt würden. Kopenhagen. Ein Pariser Tele ¬ gramm meldet aus Konstantinopel, daß der rumänische Gesandte gegenüber der Pforte einen entschiedenen Einspruch gegen die Behinderung der rumänischen Schiffahrt im Bosporus getan habe. Die Pforte ver- sprach, die rumänische Schiffahrt nach Möglichkeit zu erleichtern. Die rumänische Ausfuhr von Petroleum uud Benzin wird beständig fortgesetzt. Der größte Teil der Ausfuhr geht nach Deutschland. Frankfurt. Die Frankfurter Zeitung meldet aus Zürich: Die Schanghaier Ver sicherungsagentur Jang-tse-kian gibt be kannt, daß der große japanische Dampfer Kamasata-Maru, welcher von Kobe nach Singapur unterwegs war, von dem deut schen Kreuzet Emden versenkt worden ist. Die Gesellschaft erklärt, für Fahrten über Singapur keine Versicherung mehr an zunehmen. Frankfurt a. M. In sämtlichen Kreisen der hiesigen Gegend, sowohl in Preußen wie in Hessen, wurden Höchstpreise für Kartoffeln festgesetzt. Beste ausgelesene Speisekartoffeln dürfen für nicht mehr als 6 Mk. für den Doppelzentner, in einzelnen Bezirken für nur 5 Mark verkauft werden. Auf Verfügung der hessischen Regierung haben alle Kreisämter des hiesigen Landes ur Verhütung weiterer Verteuerungen der Kartoffeln Höchstpreise für Speisekartoffeln estgesetzt, die 5 Mk. für den Doppelzentner nicht überschreiten. — Der Bundesrat hat am Mittwoch- Mittag die Vorlage über die Höchstpreise für Getreide einstimmig angenommen. Die Roggenverfütterung würde in diesem Jahre bei der Knappheit der Futtermittel noch stärker werden und damit auch die Brot- mrsorgung der Bevölkerung gefährden. Um dies zu verhindern, wird die Ver- fütterung von Brotgetreide verboten. Da- nach würde sich ein RoggtnpreiS von 220 Mark loco Berlin ergehen. Der Preis wird iür eine Handelsware mittlerer Güte von 70 Kilogramm Hektolite'gewicht fest gesetzt und für bessere Qualität ein Zu chlag von 1,50 Mark pro Tonne für jedes Kilogramm Mehrgewicht gewährt. Bei Gerste ergibt sich eine neue Schwierigkeit, dg zwischen Brau- und Futtergerste unter schieden werden soll. Daher soll alle Gerste mit 68 ooer weniger Kiiogramm Hektolitergewicht als Futtergerste angesehen und mit einem Höchstpreis belegt werden. Für Hafer sind keine Höchstpreise nötig, da die Heeresverwaltung bisher ihren Be darf zu angemessenen Preisen habe decken können. Endlich können auch für Kar toffeln, deren Preis in den letzten Wochen sprunghaft gestiegen ist, Preisfestsetzungen nölig werden. OertUcheS und Sächsisches. lvttendorf-Dkrilla, 29. Oktober — DaS Königliche Finanzministerium be absichtigt, aus Anlaß der künftig in Aussicht zu nehmenden Befestigung der wichtigeren schienengleichen Uebergäuge der Staats eisenbahnstrecke Klotzsche-Königsbrück allgemeine Vorarbeiten im Gelände ausführen zu lassen. Hiervon werden außer den StaaiSforstrevieren Langebrück, Okrilla und Laußnitz die Fluren Lausa mit FriederSdorf, HermSdors bei Dresden, Ottendorf, Großokrilla, Laußnitz und Königsbrück betroffen. Zur Vornahme auf fremden Grundstücken ist das Finanzministerium wr die Dauer von zwei Jahren, vom 1. Oktober 1914 ab gerechnet, ermächtigt. Die Ggeitümer und die Besitzer der betroffnen Grundstücks sind verpflichtet, die Vorarbeiten zu dulden, den Vermessangsbeamten und deren Hilssarbeilrn das Betrete» der Fluren und der Grundstücke zu gestatten und ihnen bei der Vornahme der Arbeiten in keiner Weise linderlich zu sein. Die von den BermessungS- eamten anzubringenden kosten Merkzeichen VermessungS-Pfähle) sind bis zur Ausführung des Unternehmers, jedoch nicht länger als zwei Jahre stehen zu lassen, sie sind deshalb nicht zu berühren. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden mit Geld bis zu 150 Mark bestraft. Durch diese Vorarbeiten entstehende Schäden werden nachträglich ver gütet. — Die ausgehobenen Heerespflichtigen haben den an sich durchaus berechtigten Wunsch den Zeitpunkt ihrer Einziehung kennen zu erncn. Mehrfach ist dabei auf die Bekannt machung des österreichischen Generalkonsul über die Anmeldung önd Musterung der österreischen Staatsangehörigen Bezug ge nommen an deren Beschluß mitgetrilt wurde daß die Ausgehobenen Ende November zum Heeresd enlt einberufen werden. Man hat daraus geschlossen, daß eine solche, wenigstens ungefähr zutreffende Angabe auch den deutschen Mtlttärbehördrn möglich sein müsse. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Sachverhalt ist nach Auskunft von der zuständigen Stelle folgender: Die Einziehung der diesjährigen ausgehobenen Rekruten hat bereits begonnen. Später erfolgt die Einstellung der durch die Nachmusterung für dienstfähig erklärten Leute dann erst kommen, von den jüngeren Jahr gängen anfangend, die landsturmpflichtigen Mannschaften des 1. Aufgebotes zur Ein stellung. lieber den Zeitpunkt, zu welchem die einzelnen Altersklassen darankommen, läßt sich im voraus eine bindende Erklärung um so weniger abgeben, als Ausgleiche von einem Armeekorps zum anderen eintreten werden, deren Wirkung auf die Zeit der Einberufung sich durchaus nicht ermessen läßt Der Unterschied zwischen den Verhältnissen in Oesterreich und hier liegt darin daß dort die ausgehobenen Leute olle gleichzeitig einberufen werden, hingegen hier schrittwei e nach Maßgabe des eintreten Bedarfs. Di« Stellvertretenden Generalkommandos sind außerstande, an diesen Verhältnissen etwas zu ändern. Radeb>urg. Am 17. Okt. wurde, gerade an feinem 20. Geburtstage, der vorigen Herbst freiwillig bei den Freiberger Jägern eingetretene Mox Rost, Sohn des hiesigen Kupferschmiede, meister Richard Rost, durch das Eiserne Kreuz ausgezeichnet. Rost war ein eifriger Turner und er ist der vom hiesigen Turnverein, der sich diese hohe Auszeichnung erwarb. Dresden. Zur Beschaffung von Wolle zur Herstellung von für die kämpfenden Truppen bestimmten Strümpfen, Unterzeug usw. in den städtischen Bürger- nnd BezirkSfchulen be willigte der Rat in seiner letzten Sitzung die Summe van 3000 Mark. In derselben Sitzung wurde genehmigt, daß die noch für Klaffenwanderungen verfügbaren Mittel zur Beschaffung von Schulbedürfniffen für arme Kinder mit verwendet werden. — Die Firma Siemens Erben in Berlin Hot dem Roten Kreuz und den Kriegslazaretten bis heute insgesamt 33 Eisenbahnwagen- Ladungen von den natürlichen Mineralbrunnen König!. Fach»,gen uud König!. SelterS ge- spendet. Stauchitz. Ein bedauernswerter Unfall ereignete sich am Sonntag nachmittag hier beim Rangiern von Güterwagen wobei der Bahnsteigschaffner Keller überfahren wurde. Mrchennachrichten. Donnerstag, den 29. Oktober 1914. Ottendorf-Okrilla. Abends 8 Uhr Kriegsbetstund«,