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Ottendorfer Zeitung Bezugspreis: vierteljährlich 1,20 Mark frei ins Hans. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1 Mk. Einzelne Nummer 40 Pfg. Erscheint am Dienstag. Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. S— Unterklaktung«- unä Anzeigeökatt —0 Anzeigenpreis: Für die kleinspoltige Korpus-Zeile oder deren Raum io pfg. — Im Reklameteil für die kleinspalttge Petit-Zeile 2s pfg. Anzeigenannahme bis,2 Uhr mittags. Beilagegebühr nach Vereinbarung. Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Spott" und „Deutsche Mode". DniF und Vertag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer H8 Freitag, den 2H April M jZ. Jahrgang Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrtlla, 2z. April WH. -- Schonzeit für Fische. Nach einer Mitteilung des Sächsischen Fischereivereins hat sich das Königliche Ministerium des Innern veranlaßt gesehen, die Schonzeit der Fische in allen sächsischen fließenden Gewässern anderweit zu regel». Laut ministerieller Verordnung vom 16. Mai 19l3 beginnt die Schonzeit für Zander, Rapfen, Bleie, Flinte, Alander, Barbe, Döbel, Rotfeder, Rotauge, Weißfisch und Zehrte nicht mehr wie bisher schon am 10 , sondern erst am 20. April und dauert bis mit 9. Juni. In dieser Zeit dürfen alle vorgenannten Fische in öffentlichen Gewässern weder gefangen, noch dürfen sie zum Verkauf ausgeboten werden. Mit der durch diese neue Verordnung ein getretenen Verkürzung der Schonzeit um 10 Tage ist das Ministerium den schon seit langen Jahren geäußerten Wünschen der Fischer wenigstens in etwas entgegen? gekommen. — Die Gesundhetlsgefahren des Straßen staubes. Zu der brennenden Frage der Sraßenstaubplage nahm kürzlich der Prä sident des Verbandes der Saniläts- inspektoren von England, Sir James Crichtom-Browne das Wort, um die Ge fahren, die der öffentlichen Gesundheits pflege vom Straßenslaub drohen, eingehend zu erörtern, „Aus welchem Material auch immer der Slraßenbelag besteht", führte der Redner aus, „ec enthält immer winzige Mineralteilchen mir scharfen Spitzen, denen fast stets pathologische Keime aus organi schen Stoffen anhaften. Diese Verhältnisse bedingen unweigerlich gefährliche Folge erscheinungen, die zurzeit noch nicht in all ihren Wejenserscheinungen ausgehellt sind. Gleichwohl kann man versichern, daß eine große Zahl von Erkrankungen der Atmungs wege und der Lungen durch den Straßen staub herbeigesührt werden. Mehr als diese Erkrankungsformen ist aber der Starr krampf zu fürchten, der zwar nicht häufig vorkommt, in neuerer Zeit aber in zu nehmendem Grade in die Erscheinung tritt. Der Kampf gegen den Straßenstaub ist deshalb eine Frage geworden, deren Lösung vom hygienischen Standpunkt aus dringend zu wünschen ist, um jo eher, als der ge steigerte Automobilverkehr auf den Land straßen diese Gefahr wesentlich verschärft hat. Da es von vornherein ausgeschlossen erscheint, den Staub, der sich von den Straßen eihebt, zu unterdrücken, so wird man sich damit begnügen müssen, seine Aufmerksamkeit der Straße selbst zu zuwenden, um von diesem Standpunkt aus den Kampf gegen die Plage auf zunehmen. Bezüglich des Straßenbaues ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß der Makadam noch für lange Zeit die Basis aller Verbesserungen bilden wird. Man hat zwar gesagt, daß die Ver allgemeinerung der Verwendung von Teer Sur Bindung der Schüttung eine Ver minderung der Krebserkrankung herbei- Auführen geeignet ist. Das ist indessen eine irrige Auffassung, der man entgegen treten Muß" Honigsälschungen sind strafbar. Von den bundesstaatlichen Regierungen wird gegenwärtig ein Antrag geprüft, der datun geht, daß Inhaber von Gastwirtschaften, Pensionen usw., die ihren Gä en an Stelle natürlichen Honigs Kunsthonig oder ein Gemisch von Honig mit arideren Bestand teilen Vorsitzen verpflichtet werden sollen, die dabei verwendeten Gefäße mit einer deutlichen Aufschrift zu versehen, daß darin reiner Naturhonig oder Kunsthonig ent halten ist, andernfalls sie sich eines Ver gehens gegen das Nahrungsmittelgesetz schuldig machen würden. Durch die Prüf ung der Frage soll zunächst festgestellt werden, ob nach den tatsächlichen Wahr nehmungen ein begründeter Anlaß zu einer gesetzlichen Regelung vorliegt. — Ist ein Arzt verpflichtet, auch außer halb der Sprechstunde Kranke anzunehmen? Eine die Pflicht der Aerzte betreffende interessante Entscheidung hat der ärztliche Ehrengelichtshof für das Königreich Sachsen gefällt. In die Wohnung eines Arztes kam nach 9 Uhr abends ein Kranker. Er fühlte sich sehr leidend und hielt es für ratsam, noch am späten Abeud die Hilfe des Arztes in Anspruch zu nehmen. Der Kranke wurde vom Dienstmädchen Les Arztes nach seinem Begehr gefragt und dann ging das Mädchen in das Famtlien- zimmer des Arztes, um Meldung zu machen. Der Arzt lehnte jedoch infolge der vorgeschrittenen Abendstunde die so fortige Konsultation ab. Der Kranke sah sich gezwungen in seine Wohnung zurück zukehren. Er legte aber' gegen den Arzt Beschwerde beim ärztlichen Ehrenrat ein, die jedoch als unbegründet zurückgewiesen wurde. Das als Zeugin vernommene Dienstmädchen konnte nicht bestätigen, daß der Kranke dringend ärztliche Hilfe ge fordert habe. Gegen seine Freisprechung wurde Berufung beim ärztlichen Ehren gerichtshof für das Königreich Sachsen eingelegt, die jedoch ebenfalls verworfen wurde. Es sei nicht nachgewtesen, daß der Kranke lebensgefährlich erkrankt gewesen sei. Es auch einem Arzt nicht zugemutet werden, daß er auch außerhalb der Sprech stunde abends 9 Uhr noch jedem beliebigen Kranken, der sich bei ihm melden läßt, zur Verfügung zu stehen. — Das Revieren der Hunde. Eine für Jäger und Hundebesitzer interessante und wichtige Entscheidung hat das Königliche Landgericht Elberfeld auf Grund der für das ganze deutsche Reich ausnahmslos geltenden Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs getroffen. Der Hund eines Jagdpächters hatte im angrenzenden Revier gejagt und wurde dabei von dem dort an gestellten Jagdaufseher erschossen. Der Besitzer des getöteten Hundes klagte den Betrag von 100 Mk. als Wert des Tieres ein. Seitens des Jagdberechtigten wurde aber der Spieß umgedreht, er machte Schadenersatz geltend, weil der Hund des Klägers das Wild beunruhigt, verscheucht und viellicht auch gefangen habe. Der Kläger wurde abgewiesen und mußte alle Kosten tragen; außerdem ist er zum Ersatz einer Schadensumme von 300 Mark ver urteilt worden wegen Störung des Wildes im Jagdgebiet. Diese Entscheidung ist von großer Tragweite und schützt den Jagdpächter endlich gegen das willkürliche und rücksichtslose Ümherlaufenlassen der Hunde. Dresden. Die Dresdner Kriminalpolizei verhaftete am Dienstag mittag den 30jährigen in Kötz'chenbroda wohnenden Metallarbeiter llngenz, der im Eisenwerk Meuer in Coswig beschäftigt ist. llngenz, der verheiratet und Vater von vier Kmbern ist, unterhielt nm ftner Kellnerin in Cotta ein Liebesverhältnis. Seine Frau, die dies bemerkt Halle, machte chm darüber Vorwürfe, worauf llngenz am Dienstag früh seine Geliebte, die in Dresden Oura-Allee 26 wohnt, mit Cyankali vergiftete Er ging hierauf jelbst zur Wohlfahrtspolizet und meldete, daß die Kellnerin Selbstmord begangen habe. Tie Polizei klärte jedoch den Fall bald auf, woraus man zur Verhaftung des llngenz schritt. — Auf dem Wettiner Bahnhofe wurde ein äußerst gefährlicher Fahrcaddieb ssstgenommen. Unter den eingestellten Rädern hatte das Bahnpersonal aus Grund der Diebstahls- bekanntmachungen ein gestohlenes Fahrrod entdeckt. Als der Unbekannte wiederkam und das Rad in Empfang nehmen wollte, wurde er durch den Gendarmen Kluge verhaftet und nach der Polizeiwache gebracht. Der Spitz- mbe entpuppte sich dort als ein aus Deutsch land ausgewiesener 45 Jahre alter Kaufmann aus Böhmen. Bei der Durchsuchung wurden verschiedene moderne Werkzeuge gesunden, wo mit der Dieb, der auch noch auf dem Haupt bahnhofe ein gestohlenes Fahrrad eingestellt hotte, mit Leichtigkeit auch angeschloffene Räder entwenden konnte. — In einem Niederlagsraum des Hauses Jakobstraße 10 wurde am Mittwoch ein junges Liebespaar tot ausgefunden. Beide halten ich vergistet. Es handelt sich um dem 1897 m Stetzsch geborenen Arbeitsburschen Vogel und um die 1898 in Potschappel geborene Gertrud Köhler. Ein bei dem Liebespaar Vor gefundener Bries gibt Aufschluß über den Be weggrund zur Tat. Meißen. In der Nacht zum Mittwoch ist die Meißner Nähmaschinenfadrik von Biesolt und Locke am Neumarkt vollständig nieder- gebrannt. Die im Jahre 1869 gegründete Fabrik bedeckte mit ihren bis zu fünf Stock hohen Gebäuden einen Flächenraum von etwa 10000 Geviertmeter. Der Schaden wird an nähernd auf 2Vr Millionen Mark geschätzt. Das Feuer ist m der an die Triebijch an grenzenden Tischlerei herausgekommen und verbreitete sich von hier aus infolge der vielen brennbaren Stoffe, Hölzer, Farben, Lacke, Spiritus usw. und infolge der engen Be bauung mit großer Schnelligkeit. Die zu Hilfe gerusene Dresdner Feuerwehr entsandte einen Automobilzuz, dem es gelang, das un mittelbar benachbarte Gebäude der ersten höheren und mittleren Bürgerschule, dessen Dachstuhl bereits Feuer gefangen hatte, zu retten. Auch die benachbarte große Meißner Ofen- und Porzellausabrlk vorm. Teichert war gefährdet. Aus der niedergebrannlen Näh- maschinen-Fabrik konnte nur das Archiv ge rettet werden. Die Modelle und Hunderte von Spezialmaschinen sind vernichtet, so daß an eine Wiederaufnahme des Betriebes für längere Zeit nicht zu denken ist. Etwa 600 Ardener sind beschäftigungslos geworden. Nach weiteren Nachrichten ist die Entstehung des Feuers offenbar auf die Explosion des Exhaustors zurückzuführen. Brandstiftung wird nicht vermutet. Schon am Dienstag nach mittag gegen 5 Uhr wurde der Fabrikinfpeklion gemeldet, daß sich in der Trockenkammer der Tischlerei eine starke Rauchentwicklung gezeigt Habs. Von den Mafchinisten wurde festgestellt daß der Exhaustor gebrannt hatte, daß das Feuer aber mit ein paar Eimern Wasser wieder gelöscht werden konnte. Der Raum, in dem der Exhaustor steht, wurde abgejuchc und die Apparate außer Betrieb gestellt. So wohl der Fabrikinspektor, wie Tischlermeister und Schlelfermeister nahmen eine eingehende Kontrolle der Räume vor. Es ließ sich aber nichts Verdächtiges entdecken. Als oer Favrik- wächler nachis gegen 11 Uhr unterwegs war, hörte er plötzlich einen furchtbaren Knall; der Exhaustor war offenbar explodiert und halte die gesamte Tischlerei in Flammen gesetzt. Das Feuer verbreitete sich dann mit riesiger Schnelligkeit weiter. Unter großen Schwierig keiten wuroe zunächst in dem engen Hof ver sucht, die Lackierern zu retten. Es war aber vergebens, die Lacktererei brannte vollständig nieder. Die ganze Anlage bietet nur ein wüstes Bild. Ortrand. Eine ganz beträchtliche Anzahl Ferkelschweine hatte der am Montag hier ab- gehaltene Wochenschweinemarkt aufzuweisen. Auch Käufer waren zahlreich erschienen. Trotzdem war der Geschäftsgang ein recht schleppender. Der Preis für das Paar be trug 20 bis 45 Mark. Fett- und Läufer, schweine waren nicht aufgetrieben. Strehlaa. Elbe. Ein Heizer des Ketten- dampsers 23 wollte einen kleinen Kahn der festgefahren war, freimachen. Hierbei stürzte er in die Elbe und ertrank. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Oschatz. Großes Aufsehen erregte, wie noch erinnerlich, im vorigen Jahre das spur« ose Verschwinden sechs neuer Karabinerschlösser der Karabiner des Oschatzer Ulanen-Regiments Nr. 17. Man vermutete damals, daß es sich um Spionage handele und schob die Schuld auf einen Soldaten, der sich gerade zu jener Zeit das Leben nahm. Die Schlösser sind etzt bei der Frühjahrsbestellung in einem Grundstück in der Nähe des Slallgebäudes der 2. Eskadron vergraben aufgefunden worden. Von dem Täter fehlt jede Spur. Einsiedel. Im hiesigen Staatsforstrevier nahm sich der 42 jährige Lehrer Schimmel aus Mügeln das Leben. Hohenstein-Ernstthal. Am Mon tag nachmittag gegen 4 Uhr brach in der Limbacher Straße ein größeres Feuer aus. Im Hintergebäude des Grundstücks Nr. 28 brannte zunächst ein Holzschuppen, doch griff das Feuer auch aus die zweistöckigen Häuser Nr. 26, 27 und 28 über, die den Familien Lederer, Kirste und Wendler gehören. Die Häuser brannten fast völlig uieder. Unter dem Verdacht der Brandstiftung wurde der Arbeiter Nündel in das Amtsgerichtsgesängnis eingeliefert. Oberlosa. Die Unsitte, bei Rädern ohne Freilauf die Beine aus die Lenkstange (Gabel) zu legen, hat in Oberlosa abermals einen schweren Unfall herbeigeführt. Ein Radfahrer aus Plauen, Hojer Straße, verlor infolgedessen die Gewalt über sein Rad und stürzte die steile Böschung rcr dem Ritterguts- steinbruch hinab. Ein Bein- und Kinnladen bruch war die Folge. Reinsdorf. Bewußtlos ausgefunden wurde aus der Straße zwischen Reinsdorf und Ober losa der 44jähnge Gerber Franz Paul Berndt aus Plauen. Von Mitgliedern der Oelsnitzsr Sanitätskolonne wurde er ins Plauener Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf ver starb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Vermutlich ist er von einem Auto mobil überfahren und getötet worden. Zwickau, Im Laderaum eines Hotels in Karlsbad wurde der Kurgast Wutzler tot uufgefunden; sein Diener lag bewußtlos im Vorraum. Der Tote stammt aus Zwickau; er heißt Gottlieb Wutzler, ist 58 Jahie alt und aus der Bororlgemeinde Marienthal ge bürtig. Wutzler hielt sich feil seiner Militäc- zeit in Indien auf, wo er ein Hotel besaß, und weilte in Karlsbad zur Kur. In Marienthal wohnt noch ein Stiefbruder des Verstorbenen. Plauen i. V. Die 55 jährige Witwe des Schulrats Dr. Gäbler, der zuletzt in Oschatz wirkte, hat sich in einem Anfall von Ver folgungswahnsinn in ihrer Wohnung, Luisen- straße 9, mit GaS vergiftet. Ihr Bruder wollte sie einer Heilanstalt zuführen; das hat sie zu dem Schritt veranlaßt. Die Unglück liche wohnte erst seit kurzem in Plauen und war seit dem Tode ihres Mannes, der vor drei Jnhren erfolgte, geistesgestört. Dr. Gäbler war früher Direktor der 1. Höheren Bürgerschule in Plauen und dann Bezirks« schulinspektor in OelSnitz i. V.