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MmsserFageblatt Nr. 64 — 99. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Freitag, den 15. März 1940 Diahtanschrist: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Rosten sowie des Forstrentamts Tharandt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts ka» „WNrrrufser TaaeblaN" erscheint Werktag» 18 Uhr Bezugspreis mouaN S RM tret Hau«, bet Postbeftcllung RM zuzügi Bestellgeld Einzelnummer lv RPI Alle Postanftalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle »chmen zu teder Zeil Be- .. „ stellungen entgegen Im 2°lle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonst,ger Betrtebsftörun. besteh, letn Anspruch ! ans Steserung der Z-t. «ng oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandier Cchriiistücle ersolgt nur. wenn Rückporto betltegt >°UI ausltegender Preisliste Nr 8. — Ziffer-Gebühr: A> Rps. — Dorgeschri«- bene Ericheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. - An, eigen-Annahme bis vormittags 10 Uhr — nie Ntchtiatett d», Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 letten Anzkig?" überneh! men wir I-tne Gewähr. - Bet Konkurs uv» Zwangsvergleich erlisch! jeder Anspruch auf Nachlatz. Kohlen für Italien . Zu feinen zahlreichen militärischen Mißerfolgen, seiner schweren diplomatischen Niederlage durch den Friedensschlutz zwischen Finnland und Ruhland darf England nun auch noch ein« schwere wirtschaftliche Niederlage buchen. Die englischen Seeräuber haben mit der Beschlagnahme der italienischen Kohlenschisse eine andere Wirkung erzielt, als sie sich wohl erhofft hatten. Die Beschlagnahme war nichts weiter als ein frecher Erpressungsversuch gegen Italien, bei dem man den Bundesgenossen Deutschland an einer wunden Stelle treffen zu können hoffte. Der Handstreich gegen Italien war wirksam vorbereitet und überlegt. Wenn man die Kohlen einfuhr Italiens aus Deutschland, die zum größten Teil auf dem Seewege erfolgte, abschneiden könnte, so rechnete man in London, dann würde man Italien zwingen können, statt Ler deutschen englische Kohle zu nehmen. Als Gegenleistung wollte England große Lieferungen der italienischen Schwer industrie verlangen, d. h. es wollte sich seine Kohlen mit -Waffen aus Italien bezahlen lassen. So raffiniert der Plan auch eingesädelt war, so schlug er fehl an Italiens Widerstand. Man hatte in Rom sehr wohl erkannt, daß England mit diesem Handstreich eine Entwaff nung Italiens auf kaltem Wege erreichen zu können hoffte und gleichzeitig die Achse Berlin—Rom zu zersprengen ge- dachte. Kommt hinzu, daß Italien gar kein Interesse an der «britischen Kohle hat, deren Bezug höchst unwirtschaftlich ist Wegen des hohen Preises, der hohen Versicherungsprämien ünd der großen Gefahr, die der Schiffahrt an Englands Todesküste droht. Englands Hieb gegen Italien wurde von Rom pariert, und gleichzeitig hat die Welt eine neue Be- stätigung für die Festigkeit der deutsch-italie nischen Freundschaft erhalten. Bei dem Besuch, den Reichsautzenminister von Ribbentrop dieser Tage dem Duce abstattete, sind auch die Wirtschaftsbeziehungen behandelt worden, und die Regierungsausschüsse beider befreundeten Staaten haben die notwendigen Maßnahmen vereinbart, um dis Kohlenlieferungen aus Deutschland, nachdem der Seeweg Lurch die Engländer verlegt worden ist, auf dem Landwege durchzuführen. Dabei hat sich Deutschland verpflichtet, fast den Kesamten italienischen Kohlenbedars zu decken. Mit dieser Vereinbarung ist ein Güteraustausch zwischen Italien und Deutschland eingeleitet worden, der in der internationalen Wirtschaftsgeschichte dicht seinesgleichen findet. Das wird erst daraus ersichtlich, wenn man den italienischen Kohlenbedarf kennt. Hat sich auch das faschistische Italien auf fast allen Gebieten autarkisch gemacht, d. h. auf Selbstversorgung eingestellt, so ist dieses Ziel trotz ernsten Bemühens in der Frage der Brenn- und Trcibstofsversorguna noch nicht zu erreichen gewesen. Italien iß ein kohlenarmes Land. In der vor- saschistischen Wirtschaftspolitik wurde überhaupt nur ein ein ziges Steinkohlenlager in den Westalpen ausgenutzt, das jähr lich knapp 20 000 Tonnen Anthrazit lieferte. Die sardinischen Bergwerke wurden völlig vernachlässigt. Erst die Wirtschafts autarkie des Faschismus hat hier gründlich Wandel geschaffen. Die Kohlenerzeugung stieg von Jahr zu Jahr. Trotzdem wur- den 1938 an Braun- und Steinkohle zusammen erst etwa 2,25 Millionen Tonnen gewonnen. Im laufenden Jahre hofft man diese Erzeugung um vielleicht 1,5 Millionen Tonnen zu erhöhen, um als Ziel die Produktion von sieben Millionen Tonnen zu erreichen. Aber auch mit dieser Menge, die etwa die Höchstgrenze des Möglichen darstellt, ist Italiens Kohlen verbrauch nicht aus eigener Versorgung zu befriedigen. Selbst wenn man die Elektrifizierung des Landes weiter fördert und die Bahnen vom Kohleverbrauch ganz auf die Elektrizität umstellt. Italien wird immer auf Kohleneinfuhr angewiesen sein. Im Jahre 1933 bezog Italien 12,03 Millionen Tonnen Kohle aus dem Auslands. Bedeutete diese Menge gegenüber 12,82 Millionen Tonnen im Jahre vorher immer hin schon eine geringe Abnahme der Einfuhr, so zeigt die Ziffer doch, welch gewaltigen Bedarf Italien an ausländischer Kohle hat. Bis auf einen geringen Bruchteil wird Deutschland künftig den ganzen italienischen Kohlenbedars decken. Man kann sich vorstellcn, welch gewaltige Leistung das erfordert, denn diese Kohlenmengen müssen alle auf dem Eisenbahnstrang von Deutschland über den Brenner befördert werden. Aber es gibt wohl niemanden in Italien sowenig wie in Deutschland, der daran zweifelte, daß wir unsere Zusage er füllen werden. Deutsch-russische Position gestärkt Schweizer Stimmen zum Frieden von Moskau Die Schweizer Presse beschäftigt sich mit dem Moskauer Frieden. So schreibt die „Neue Berner Zei tung": Die Westmächte haben einen neuen Verlust an An sehen und Geltung erlitten, der nach Eindruck und Wirkung einem verlorenen Feldzug gleichkomme. In ent sprechendem Ausmaß stärkt der Friede von Moskau die deutsch sowjetrussische Position. Rußland ist nun besser als bisher imstande, seinen Verpflichtungen aus dem russisch-deutschen Pakt nachzukommen. Damit aber verstärkt es unbestreitbar die deutsche Widerstandskraft gegenüber dem Blockadekrieg der Westmächte. Die „Suisse" führt aus: Die Alliierten haben Eine Schlacht verloren. Sie müßen heute die Auswirkungen des Erfolges des mit Deutschland verbündeten Rußland über ergehen laßen. Die „Gaze 1 te de Lausanne" spricht "von einem glänzenden Erfolg der deutschen Diplomatie. Das Reich verfüge setzt über alle Hilfsquellen seines befreundeten Nachbarn. Man könne nicht sagen, daß die Zeit gegen Leutsch- jümd arbeite. Englands ^Selbstschonung" nachahmen! Im New-Yorker „Daily Mirror" wird im Zu sammenhang mit dem Verhalten der Plutokraten gegenüber Finnland unterstrichen, daß die Vereinigten Staaten die von England bewiesene „Selbstschonung" nachahmen sollten, falls England und Frankreich versuchen würden, die USA. eines Tages in den Krieg in Europa hineinzuziehen. Englands Opferung eines weiteren kleinen Landes beweise, daß Ame- rUa in diLieut Krieg leine MrMichtztüg LM. Geburtstagsgabe für den Führer Die Front lSmpst und siegt — die Seimat nrbeitet nnd opsest Sammlung kriegswichtiger Metalle — Ausrul Göring; Generalfeldmarschall Hermann Göring erläßt folgenden Aufruf an das deutsche Volk: Deutsche Männer und Frauen! Pie Heimat kennt keine größere Aufgabe und größere Verpflichtung, als der Front zu dienen. Sie ist «nversicgoarer Kraftquell und gewaltige Waffenschmiede für die Wehrmacht. Die Front kämpft und siegt, die Heimat arbeitet und opfert. An der inneren Geschlossenheit des Volkes sind alle heimtückischen Angriffe der Feinde zerschellt Unsere Wirtschaft trotzt jedem Blockadeversuch. Mögen die Aufgaben wachsen: stärker noch wächst unser Wille, sic zu meistern. Nach allen ihren Fehlschlägen hoffen die Feinde jetzt, daß uns einzelne kriegswichtige Metalle ausgehcn werden, die, wie sie annehmen, in Deutschland nicht in ausreichender Menge gewonnen werden könne» Wie werden ihnen darauf die rechte Antwort erteilen und uns vorsorglich eine jederzeit verfügbare Reserve au die- sen Metallen schaffen. c Dazu, sollt Ihr beitragens Ich rufe Euch deshalb heute aus zu einer großen Sammelaktion. Wir wollen der Rcichsvcrteidigung all- entbehrlichen Gegenstände aus Kupfer, Bronze, Messing, Zinn, Blei und Nickel in nationalsozialistischer Opfer- bereitschaft zur Verfügung stellen. Diese freiwillige Spende soll das Geburtstagsgeschenk sein, das die deutsche Nation dem Führer zum 20. April darbringt. Deutsche Volksgenossen! In Millionen deutscher Haushaltungen nnd Betriebe gibt es zahlreiche entbehr liche Gegenstände aus diesen Metallen. Im Besitz des einzelnen sind sie im Kriege sttr die Volksgemeinschaft nutzlos, für die ReichsvertKdiqung aber sind sie als gesammelte Reserve von größtem Wert. Ich bin davon überzeugt, daß jeder Deutsche nach besten Kräften zu dem Erfolg dieser Metallsammlung beitragen wird. Wir wollen dem Führer durch die Tat danken für alles, was er Volk und Reich gegeben hat. Die Spende ist die schönste Geburtstagsgabe für den Führer. Gebe jeder Volksgenosse hierzu freudig seil nen Beitrag! Er hilft damit dem Führer in seinem Kampf um Deutschlands Freiheit! Göring, Generalfeldmarschall Der Aufruf des Generalfeldmarschalls Göring an das deutsche Volk, entbehrliche kriegswichtige Metalle zu sam meln, um den Ertrag dieser Aktion dem Führer als Geburts taasdank darzubringen, wird in der gesamten Nation leb haftesten Widerhall finden. Auch diese Maßnahme dient der Vorsorge. Wie der Ausruf des Generalfeldmarschalls betont, soll auf diesem Wege eine jederzeit verfügbare Re serve an Metallen geschaffen werben. Die Spende ist eine freiwillige. Auch sollen nicht Gegenstände eingeliesert Werden, die imentbehrllch sind, wie z. B Gardinenstangen, und für die dann Ersatz beschasst werden müßte. Ebenso scheiden handwerkliche und kunstgewerbliche Gegenstände aus Für die Sammelaktion kommen z. B in Frage Dosen und Schalen, Kannen und Vasen, Untersetzer und Tabletts, Becher und Krüge Teller und Schüs seln, Plaketten und Tuben, Halter und Stän der, Haken und Leisten. Die Spender erhalten eine Urkunde, auch werden sie nach dem Kriege bei dem Erwerb von Metallgcgenständcn bevorzugt werden. Wichtig ist noch, daß die Gegenstände nicht abgcholt, sondern vom Spender nach den Sammelstellcn hin - gebracht werden müßen. Abgabe in -er Zeit vom 26. März bis 6. April Die Abgabe ersolgt in der Zeit vom 26. März bis zum 6. April Am 20 April wird das Ergebnis der Sammlung kriegswichtiger Metalle dem Führer gemeldet. Die Sammel- neuen weroen ourw oie Gemeinve-LLllnntaeüLven werde«, M- Partei wird auch diese Aktion tatkräftig unterstützen und so z. B. Hoheitsträger für die Beratung zur Verfügung stellen. Die Hausfrauen erhallen besondere Merkblätter, aus denen alles Nähere zu ersehen ist. Ein Appell an das deutsche Volk hat, wen« es sich um den Kampf, um die Freiheit der Nation handelte, jederzeit in den Herzen aller Deutschen einen lebhaften Widerhall ge funden. Als nach den napoleonischen Kriegen Preußen und Deutschland vollkommen darniederlagen, ist es der Opferst»« des Volkes gewesen, der, als die Stünde der Freiheit schlug, durch unerhörte Opfer die Mittel für diesen Kampf zur Ver fügung stellte. Wir erinnern uns all der zahlreichen Ge schichten, die von der Opferfreudigkeit des deutschen Volkes Zeugnis ablegen. Gold gab ich für Eisen, lautete damals die Parole, als der „Aufruf an mein Volk" erging, und arm wie reich eilte zu den Sammelstellen, um dazu beizu- tragen, daß das fremde Joch abgeschüttelt werden konnte. Heute werden weit weniger materielle Opfer von uns ver langt, in seiner Opferfreudigkeit aber, in seiner Ein satzbereitschaft ist das deutsche Volk unübertrefflich. Durch die Ablieferung der entbehrlichen Gegenstände schaffen wir eine Metallreserve, statten wir dem Begründer Großdeutschlands, unserem Führer, unseren Dank ab. Da durch, daß die Front kämpft und siegt, die Heimat aber sich bewährt durch Arbeit und Opfer, mache« wir alle Pläne unserer Feinde zunichte. - Londons verräterisches Spiel Die Neutralen erlennen den brutalen Egoismus Englands Zwei schwere Niederlagen haben die Londoner Plutokraten cinsteckcn müßen. Ihr erpresserischer Versuch gegenüber Italien, durch die Sperrung der Kohlcnzufuhr ein politisches Geschäft zu macken, ist wirkungslos in ein Nichts verpufft, und die plutokratischen Intrigen um die Finnland- Hilfe haben der neutralen Welt endlich die Augen geöffnet, wie egoistisch die Londoner Plutokraten sind nnd wie brutal sie Länder verraten, denen sic ihre berüchtigten Garanticversprcchen gegeben haben. Sie winden sich gewaltig in London, um ihr rühmlos dahingegangenes Prestige vor der Welt noch einigermaßen zu bewahren; aber es hilft ihnen nichts. Noch Montag und Diens tag sagten Chamberlain und Daladier, die militärische Hilfe für Finnland stände bereit, aber Finnland habe ja nicht nm Hilse gebeten. Der verslossene jüdische Kriegsminister Ho re- Bel isha hat jedoch Chamberlain und Daladier Lügen ge straft. wenn er es als unwahr bezeichnete, daß von Finnland keine Hilferufe gekommen seien. Auch der finnische General Mann erheim hat — das werden sich die Neutralen be sonders merken müßen — gesagt, daß die Finnen seit Wochen aus die Hilfe der Wcstmächie gewartet hätten. Zwei Bataillone Freiwillige wären das einzige gewesen. Finnland hat also aus Gründen der Selbsterhaltung seinen Frieden mit Rußland geschlossen, und diese realen Gründe geben den Zeitungen der neutralen Staaten das Gepräge, wenn sie nach wie vor das verräterische Spiel der Plutolratien gegenüber Finnland behandeln. Besonders die norwegische Oeffenilichkeit durchschaut die böswilligen plutokratischen Absichten und meint, wie in Nor wegen und in anderen skandinavischen Ländern sei man auch in Holland, Belgien und der Schweiz über die völlig haltlosen britisch-französischen Preßeangrifse ans Norwegen nnd Schwe- den und über die verdächtig weit gehenden Versprechungen an Finnland, die in letzter Sekunde ersolgten, emsetzt. Vor allem wird in der neutralen Preße die Militär,sche Leistungsfähigkeit der Weltmächte Kl Zweifel aeiogcm Deun wenn man keiner Sache sicher gewesen wäre, hätten die PUcko- kraten die Neutralität Skandinaviens brutal verletzt. Immer hin hätte man in England bereits das interessante Zugeständ nis gemacht, daß es sich doch um ein „sehr gewagtes Unter nehmen" gehandelt hätte. Ans allen Prcßestimmen des neu tralen Auslandes acht einwandfrei hervor, dak man die Bluto- Wie es in einer formvollendeten Demokratie und mustert gültigen Plutokratie zugeht? Die „Action", London, Nr. 91, vom 13. November 1937, hat es verraten: „Während die großen Geldmänner gierig nach ein paar Pfunden mehr laugen, um ihr Bankkonto anschwellen zu lasse«, kämpfen britische Bergleute um ihre Existenz von der Hand in den Mund und schultern freudig ihre Bürde unter dem ewigen Trost, «bessere Zeile« stehe« be vor«..." An die „besseren Zeiten" unter einer Plutokratie glaubt schon kein englischer Arbeiter mehr. Da sollen nun Nicht engländer an die „besseren Zeiten" glauben, die die englische« Plutokraten mit ihrem „heiligen" Krieg über Europa bringe« wollen? In Europa gibt es bessere Zetten, erst, «««« «Ls KWs-