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ZächWe WMmg. Amts- und AnzeLgehlatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den SLadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächs. Clb'Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. fiir 1 Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — X»- Inserate siir das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh s Uhr, für das SvnnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh » Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszcile oder deren Nau», 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 00 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-VüreauS von Haasenstein L Bögler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. M M. Schandau, Mittwoch, teil m. Mär; 1884. Politische Weltschnu. Ztiin ersten Male seit längerer Zeit, hat der Reichskanzler Fürst Bismarck am Donnerstag an den parlamentarischen Verhandlungen thcilgcnommcn. Im Reichstage stand das UnfallvcrsichcrnngSgcsch an die sem Tage zur ersten Lesung, vor Eintritt in die Tagesordnung ergriff aber Fürst Bismarck daö Wort, um seine so vielfach angegriffene Haltung in der Laökcr- Affairc zu rechtfertigen. ES ist dem leitenden Staalö- manne bekanntlich zur Last gelegt worden, daß er die Beilcidöadrcssc des amerikanischen Repräsentanten chauscS anläßlich dcS Ablebens LaSkcr'ö dem deutschen Reichstage nicht hat zngchcn lassen, vielmehr dieselbe an das auswärtige Amt iu Washington zurückgchcn ließ. Fürst Bismarck erklärte unu, daß ihn daö iu der Adresse enthaltene Urthcil über die politische Thä- tigkcit LaSkcr'ö zu dieser seiner Handlungsweise ver anlaßt habe nnd kam dann im weiteren Verlauf sei ner Rede ans die Entfremdung zwischen der Negierung und den Nationallibcralcn zn sprechen, welche er Las ker znr Schuld legte. Mit der Acilcidörcsolution sei von den politischen Freunden LaSker'S ein wahrer Mißbrauch getrieben worden, Lasker sei von ihnen über Gebühr erhoben worden und dies habe ihn (den Reichskanzler) hauptsächlich zu seinem ablehnenden Verhalten veranlaßt. Mit Entrüstung wies Fürst Bismarck schließlich die Insinuation des Abgeordneten Hänel zurück, als ob cö ihm nur darum zu thuu gewesen sei, die Politik, deren Repräsentant der Ver storbene gewesen, noch im Tode zu verfolgen. Mit dieser bedeutsamen Erklärung des Reichskanzlers dürfte hoffentlich die parlamentarische Erörterung der Laökcr- Affaire erledigt sein, wenn auch die jüngsten Vor gänge im amerikanischen Ncprüscntautcnhausc vcrmnth- lich noch einmal diese Angelegenheit zn einer diplo matischen DiScnssion zwischen der Ncichsrcgicrnng und dem Washingtoner Cabinct veranlassen werden. — Der Reichstag trat hierauf in die erste Lesung des UnfallvcrsichcrungsgcsctzcS ein, die sich dadurch inter essant gestaltete, daß einer der socialdcmocralisehcn Abgeordneten, H^w von Vollmar, die Meinung sei ner Partei oder vielmehr der socialistischcn Fraktion über den Entwnrf abgab. Seine Acnßcrungcn zeigten so recht, wie verbissen und feindlich die Socialdcmo- cralie den socialrcformatorischen Plänen der Ncichö- regicrung gegcnübcrsteht und daß man von dieser Seite gerade am wenigsten eine Förderung der ans die Verbesserung der Lage der arbeitenden Bevölkerung gerichteten Bestrebungen der Negierung zu erwarten hat. Ucbcranö kleinlich waren auch die Ausstellungen, welche Herr von Vollmar au den doch von allen an dern Parteien im Allgemeinen gebilligten Grundzügcn dcö UnfallvcrsichcrungsgcsctzcS machte und wenn der genannte Abgeordnete meinte, die Negierung habe überhaupt weder den guten Willen, noch die Kraft und Fähigkeit, gntc Gesetze auf dem socialen Gebiete zu schaffe», so fällt dieser Vorwurf auf die eigene Partei des NcducrS zurück. Von den andern Par teien sprachen am Donnerstag noch von conscrvativcr Seite Abg. v. Maltzahn-Gültz nnd von national- liberaler Seite Abg. Occhclhänscr, welche im Ganzen daö Gesetz wohlwollend bcurtheilten, wenngleich sic ebenfalls noch verschiedene speciellc Wünsche hatten. Bei der am Freitag fortgesetzten Bcrathnug bedauerte Abg. Lohre» die Ausschließung der Bauhandwcrkcr von dm Wohlthatc» der Vorlage und wünschte die sacultative Versicherung der land- nnd forstwirthschaft- lichcn Arbeiter. Von Seiten der deutschen freisinnigen Partei suchte Abg. Bamberger die Nützlichkeit der Opposition in Sachen des UnfallvcrsichcrungsgcsctzcS uachzuweiscn, cr nannte dann im Weiteren die Vor lage einen Kunstban und sprach sich entschieden gegen die Bernfsgcnossenschaftcn aus. Namens der Negier ung ergriff der Staatsminister zur Vcrthcidigung der Vorlage das Wort; seine Ausführungen boten nichts wesentlich Neues dar, nur betonte cr am Schlüsse seiner Rede, daß die Frage der Beseitigung dcö socialen Nothstandcs. keine Partcifragc, sondern eine Angelegen heit sei, welche die patriotische Mitarbeit Aller erfor dere, eine sehr bchcrzigcnöwcrthc Acußcrnug. Vom Ccnlrnm sprach Abg. v. Hertling, bekundete im All gemeinen die Sympathie des Ccntrnmö mit der Un- fallvcrsichcrungövorlagc, trat jedoch dem Entwürfe in verschiedenen Einzelheiten entgegen, namentlich bc- danerlc cr die beschränkte Zahl der zn Versichernden und wandte sich im Ferneren gegen die geplante Organisation. Schließlich ergriff nochmals ein Mit glied der deutschen frcisir.nigm Partei, Abg. Löwe (Berlin), daö Wort, nm die Vorlage in ziemlich ab fälliger Weise zn kritisircn und sprach sich im klebri gen für commissarische Bcrathnug der Vorlage aus. Die Sitzung des prcnßischcn Abgeordnetenhauses am Freitag gestaltete sich infolge der Interpellation des Abgeordneten Zelle über die Vorgänge in Ncn- stcltin zn einer äußerst stürmischen. Nachdem Minister v. Piittkamcr eine durchaus sachliche Darstellung über die Tiimultc gegeben, gestaltete sich die Debatte »amcut- lich durch daö Eingreifen dcö Abgeordneten Stöcker zu einer großen Diöcussion über die ganze Jndcnfrngc, in welcher die Philo- nnd antisemitischen Anschauungen stark aufeinander platzten. Die DiScnssion über die Interpellation nahm fast die ganze Sitzung in An spruch, die übrigen Gegenstände der Tagesordnung waren nur von untcrgcordnetcr Bedeutung. Nächste Sitzung Mittwoch. Die bayerische Abgeordnetenkammer hat am Frei lag mit großer Majorität die von der Regierung beantragte Aufbesserung der Bcamtcngchältcr ab- gclchnt. Die Leiter der socialistisch-anarchistischen Beweg ung in Oesterreich scheinen — jedenfalls infolge der AuSnahmcvcrfügnugcn der österreichischen Regierung — ihr Hanplguarticr nach der ungarischen Hauptstadt verlegt zu habe». Wie die Pester Blätter mcldcu, hat die Polizei in Pest von einer durch die Anar chisten beabsichtigten Action Kcuntniß erhalten und infolge dessen 30 Personen, darunter mehrere Franc», verhaftet. Gleichzeitig solle» viele Briefe, Schriftstücke, »nd Zeitschriften anarchistische» Inhalts mit Beschlag belegt wordc» sei». Die französische Politik in Ostasicn hat endlich den langst erwarteten Triumph gefeiert, indem am Mittwoch Bacuiuh den Franzosen in die Hände gefal len ist. Auö den über dieses Ereignis; vorliegenden Depeschen des Generals Millot crgicbt sich, daß die genannte Fcstnng von den Franzosen ohne großen Kampf und hauptsächlich infolge eines geschickten Um- gchnngSmanövcrö besetzt wurde, welches die chinesischen Truppen znm schleunigsten Rückzüge zwang. Mit der Einnahme von Bacuiuh sind indessen die Operationen der Franzosen im Norden von Tonking noch keines wegs abgeschlossen, cS heißt vielmehr, daß die fran- zösischcu Truppen nunmehr auf Thainghnieu und Sang—Sou marschircu würden, da die Occnpation dieser Plätze zur Schaffung einer geeigneten Grenze nothwcudig sei. England hat im Ostsudnn einen neuen Waffcn- crfolg zu verzeichne». A» dem gleichen Tage, an welchem das Expeditionskorps dcö General Millot in Bacninh cinrückte, sind vom General Graham die Schaarcn Oömcm Digma'ö in einem äußerst erbitter ten Kampf bei Tamanich völlig geschlagen nnd zer sprengt worden. Daö Gefecht war viel blutiger als daö bei El Tcb, die Araber wollten weder fliehen noch sich ergeben und wurden daher fast sämmtlich nicdcrgcmacht; nicht weniger als 4300 Todtc und noch mehr Verwundete solle» sic ans dein Platze zurück- gclassc» habe». Die Engländer habe» ihren ucncn Sieg thcucr genug erkauft, denn Graham beziffert die eigenen Verluste auf 100 Todtc und 150 Verwundete. Osman Digma ist mit wenigen Getreuen in die Berge westlich von Suakin geflohen, während daö Gros dcö englischen Expeditionskorps nach Suakin zurückkehrtc und kann man demnach den Krieg im Ostsudan als beendigt anschcn. Die allgemeine politische Lage in Spanien wird von den Madrider Ncgicrnngöblättcrn fortdauernd als eine günstige bezeichnet. Zu der Eonsolidirung der iuncrcu spanischen Verhältnisse dürfte die an scheinend im Werke befindliche Annäherung der rcpn- blilauischcn Partei an die monarchisch liberale Partei wesentlich mit beitragen, wenigstens heißt cs, daß das Haupt der crstcrcu, Emilio Castelar, iu diesem Sinne eifrig thätig sei, allerdings stoße cr hierbei noch auf vielfachen Widcrsprnch. Im Finanzministerium ist man mit Vorarbeiten zur Beseitigung des Dcficilö beschäftigt, welches unter Sagasta entstanden war. Auö Nordamerika wird vo» einem großen Kohlen- grnbcnunglück berichtet. Circa 150 Personen sind in der Kohlengrube bei Pocahonlas (Virginien) infolge einer Explosion nm'ö Leben gekommen. T n g e s g e s ch i ch t e. Sachfen. Schandau. Da die in neuerer Zeit vorgekommcucn Erdbeben neben den durch sie hcr- vorgcrnfcncn Schrecknisse» auch ci» reges Interesse für die Entstchnngönrsachcn derselben erweckt haben, so dürfte der am Donnerstag im hiesigen Gewerbc- vcrciii vom Hrn. Physiker Rühl gehaltene Vortrag über die vulkanischen Erscheinungen der Erde die Aufmerksamkeit vieler auf sich lcukcu. Der Ein tritt ist für die Mitglieder frei, während Nichtmit- glicdcr 50 zu cutrichtcu habe». — Der durch seine» Wohlthätigkeilösiu» bekannte Herr Rentier G. Bodem cr in Dresden, welcher schon seit langer Zeit eine große Anzahl vaterländischer Schalen, wie mich verschiedene andere öffentliche An stalten in mmmigfachcr Weise unterstützt hat, hat auch der hiesigen Schul- nnd Volksbibliothck zu wiederholten malen höchst nützliche nnd wertvolle Bücher in freundlicher Weise znkommcn lassen. Da diese Werke einen fleißigen Leserkreis gefunden haben, so wird der Segen, der ans solch gemeinnütziger Thätig- kcit ruht, auch für daö Wirken dieses verdienten Mannes nicht anöbleibeii. — Wie daö Inserat in heutiger Nummer besagt, findet nächsten Freitag den 2l. d. abends 8 Uhr daö vierte und letzte Abonnement-Couccrt im Saale dcö Schützcnhanscö statt und können Billets hierzu n 60 Pf. bei Hru. Fr. Lcwuhu und in der Expedition d. Bl. entnommen werden. — Die außerordentlich günstige Witterung hat die Direktion der sächs.°böhm. Dampfschifffahrt be stimmt, die Fährte» vom Donnerstag, den 20. März an um ein Erhebliches zu vcrmchrcu uud verweise» daher auf die iu heutiger Nummer enthaltene Bekannt machung. — Der Elbvcrkehr, welcher gewöhnlich in dem Wintcrmonnt Februar fast gänzlich rnht, zeigte im heurigen Februar eine sehr achteuüwcrthe Ziffer, welche der NcrkchrSmcngc mancher Monate der Hauptsaison ziemlich nahe kam. Exportirt wurden per Elbe im Monat Februar im Ganzen 123543954 Kilogr., von welcher Ziffer auf die nach diversen Relationen auSgcführte Braunkohle 100975000 Kilogr. entfallen. Weiler wnrdcn per Schiff auögcführt: nach Hamburg: 1120500 Kilogr. Naffinadczuckcr, 862861 Kilogr. Mchl, 809793 Kilogr. Gerste, 380725 Kilogr. Hafer, 189751 Kilogr. Malz, 110500 Kilogramm Kleie, 468541 Kilogr. leere Fässer und 4422032 Kilogr. diverse Stückgüter; nach Magdeburg: 744848 Kilogr. Gerste, 906865 Kilogr. Hafer und 171897 Kilogr. Oclknchcn; nach Dresden: 441131 Kilogr. Gerste, 374200 Kilogr. Bretter, 179000 Kilogr. Brennholz, 1647 300 Kilogr. Sandsteine nnd 3739010 Kilogr. Basaltsteiuc. — Sc. Majestät der Kaiser hat den ctatSmäßigcn Stabsoffizier im Schützen- (Füsilier-) Regiment „Prinz