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MlUche LlbMmg. Amts- «nö Anzeigehlatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohustein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. fiir I Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate fiir das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 0 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh s Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszeile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbcrcinkunft.) — Inserate fiir die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-Büreaus von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rud. Mosse. 3. Schandau, Mittwoch, den 9. Januar 1884. Politische WelWau. Im Berlin fand am Donnerstag ein erhebender, bcdcntnngsvollcr Act statt, die Einweihung der ncu- crbantcn Dankcökirchc. Dieselbe ist znm Andenken an die glückliche Errettung des Kaisers von den schmachvollen Attentaten des Jahres 1878 errichtet worden. Die feierliche Einweihung des schönen Gottes hauses vollzog sich unter großer Thciluahme des Hofes nnd der demselben nahestehenden Kreise wie der Bcwvlkcrnng, auch das Kaiscrpaar war erschienen nnd mit ihm stimmtlichc zur Zeit in Berlin anwesen den Mitglieder der kaiserlichen Familie. Der NcnjahrStag gleich hat nuS ein merkwürdiges Ereignis; gebracht — die ErinncrungSfeier an die »M- 56 Jghre» erfolgte Errichtnng des deutschen Zoll- Hw'w ,, Acnßcrlich markirte sich dieses Jubiläum großes Fcstdiner, welches der preußische FunMY.-i'nistcr v. Scholz veranstaltete nnd durch vcr- schicdcue preußische OrdcuSauSzcichunugen, welche einer Anzahl ächtprcnßischer Bundcsrathsmitgliedcr zu Theil geworden sind. Die Negierung des führenden Staates in Deutschland hat hierdurch bewieset!, daß sic diesem wichtigen Datnm der deutsche» Einhcitögcschichtc volle Ehre ^ibcrfahrcn läßt, wenn auch die heutige Wirth- schaftövvlitik gerade nicht als eine Fortsetzung der ZollvereinS-Jdeen erscheint. Der ungarische Ministerpräsident Tisza hat sich in voriger Woche nach Wien begeben und wurde am Freitag vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen. In Hinblick ans die Krisis, welche sich in Ungarn für die Negierung des Herrn TiSza augenscheinlich vor bereitet, gewinnt diese Ncisc eine besondere Bedeutung, wenn mich ossiciöscrscitS versichert wird, dieselbe habe lediglich den Zweck, dem Kaiser mehrere für den ungarischen Reichstag bestimmte Vorlagen zur Sanc- tion untcrzubrcitcu. Ob indessen die Anwesenheit des ungarischen Ministerpräsidenten in Wien wirklich ohne jede politische Bedeutung ist und nur mit laufenden Gcschäflöcrlediguugcn zusammcnhängt, möchte doch zu bezweifeln sein, vielmehr dürfte cs sich hierbei auch um ernste Besprechungen über die gegenwärtige Lage in Ungarn handeln. Auf die Siegesbotschaft von Soutah ist auö Ton- king noch keine weitere Nachricht von besonderer Be deutung ciugclanfcn und steht eine solche vorläufig auch nicht zu erwarten. Die militärischen Operationen der Franzosen in Tonking sind eben an einem tobten Punkte angclangt. Die gegenwärtige Uebcrschwcmm- nngsperiodc in den Niedcrmigeu des nördlichen Ton king verbietet jedes Vordringen gegen Bacuiuh, dem nächsten Ziel der Operationen des Admirals Courbet und da auch die aus Frankreich abgcscndetcn Ver stärkungen erst im Laufe des nächsten Monats in Tonking eintrcffen werden, so wird man in Paris für die nächste Zeit ans fernere Sicgcödepeschcu vom ost- asiatischen Kriegsschauplätze verzichten müssen. Eng land hätte somit daS Feld rein zu seiner Vermittelung, leider verlautet aber über daS Ncsultat derselben noch herzlich wenig und offenbar zeigt man auf französischer Seite wenig Geneigtheit, den Wünschen Englands ent- gcgenzukommcu. In der italienischen Hauptstadt hat am Sonnabend die feierliche Ueberführnug der irdischen Ucbcrrcstc Victor Emanuels nach dem Pantheon stattgcfundcn, nachdem es noch in letzter Stunde gelungen war, die vom Vatican diesem Unternehmen cutgegcnstchcudcn Schwierigkeiten zn beseitigen. Für den 9. Januar steht eine großartige Huldigmigöfeicr am Grabe des Begründers der italienischen Freiheit und Einheit in Aussicht. Aus allen Theilen Italiens werden tausende von Deputationen des Volkes nach der »unmchrigcu Grabstätte des „Königs Ehrenmann" wallfahrten nnd soll die Zahl ihrer Mitglieder sich auf über 60,000 belaufe», welche als Ncpräscntantc» zahlreicher Städte und Corporatioucn Italiens sich an dem Huldigungs- actc bctheiligcn werden. Die couservativcn und ultramontaucn Elemente Ider Eidgenossenschaft haben sich zu einem Feldzüge bchnfS einer Revision der Bundesverfassung verbün det. Bereits ist ein Aufruf zur Sammlung der 50000 Stimmen erlassen, welche nothwcudig sind, um bei der Bundesversammlung einen diesbezüglichen Antrag zu stellen. So unnatürlich dieser Bund zwi schen de» rcformirtc» Couservativcn und den ultramou- tancu Volksvcrcincu erscheint und so viel innere Gegensätze er auch birgt, so wird er doch zusammeu- gchaltcn durch den gemeinsamen Haß gegen die liberale Majorität der BmideSversammlung und richtet sich in seinen letzten Consequeuzcu auch gegen die freisinnige Bundeölcituiig. Durch die augcstrcbte Revision sollen im allgemeinen die Befugnisse der Bundes-Versamm lung bezüglich der Verfügung über die Stenern und dann auch bezüglich der Maßregeln, die sich bei Hcr- einbruch plötzlicher äußerer Gefahren und gewaltsamen Störnugcn der inneren Ordnung iiothwcudig machen, eine Beschränkung nnd demnach die Ccntralgcwalt eine Schwächung erfahren. Zu der parlamentarischen Krisis in Spanien gesellen sich Anzeichen eines mmcn Aufstandes. In derPyrcuücn- gcgcnd will man in der letzten Zeit verdächtige Be wegungen bemerkt haben, welche auf eine abermalige republikanische Schildcrhcbnng schließen lassen. Die spanische Negierung hat denn anch an der französischen Grenze Vorsichtsmaßregeln getroffen, obwohl man dies in Madrid officiöscrseits nicht zugcben will. Die Zögerung Englands, dem Khcdivc von Egyp ten gegen den Mahdi Beistand zu leisten, hat in den leitenden cgyptischen Kreisen offenbar eine tiefe Ver stimmung gegen den früheren Netter aus der Noth erzeugt. Diese Verstimmung spiegelt sich i» einer Note der cgyptischen Negierung an die englische wider; in derselbe» heißt cs, daß Egyptc» den Oststidan an die Türkei ablretcn wolle, wenn England noch länger sciiicn Beistand verweigere und würde sich Egypten alsdann mit 15,000 Man» innerhalb seiner engeren Grenze» schon selber z» schützen wisse». Unterdessen gestalten sich die Dinge im Süden Egyptens immer drohender. Der Schwager des Mahdi steht mit einer starken Abthcilnng nur noch 30 Meilen von Chartnm nnd jetzt mischen sich außerdem auch die Abyssiuier i» die sudanesischen Himdcl, dieselbe» marschirc» auf die cgyptische Hafen- nnd Handelsstadt Massowah nnd diesem neuen Feind gegenüber fühlen sich die cgyptischen Truppe» vollständig ohnmüchtig. Es wird denn auch gemeldet, daß Baker Pascha von Suakim aufgcbrochcu sei, um mit den Führern der Abyssinicr über den Rückzug der Chartumcr Garnison durch abyssiuischcs Gebiet zu unterhandeln. T a g e s q e s ch i ch t e. Sachse». DaS Bestreben des Bezirks-Obst- banvcrcinö Schandau, eine bessere Vcrwcrthung des im verflossene» Jahre so reich geerntete» Obstes hcrbciz»führe», ist vo» dein erfreulichste» Erfolge ge wesen; der Verein hatte die zur Obstwcinbcrcituug erforderliche Mühle und Presse käuflich erworben nnd sic dem Ockonomcu Hermann Sturm ans Hintcr- hermödorf, welcher ans dem Gebiete der Pouiologie sich schon bei mehrfachen Ausstellungen und anderen Anlässen Anerkennung erworben hat, zur Benutzung übergeben; Herr Sturm hat mm in Wcndischfähre die Maschine» ausgestellt, und thcilS auf eigene Rech- nnng, thcilö für Obstcrbaucr vo» ihm geliefertem Obste Obstwein bereitet, nnd sein Abschluß, vou wel chen, unö Einsicht gestattet worden, zeigt daS erfreu liche Ncsultat, daß cr in der Zeit von Mitte Sep tember bis Mitte November 1883 die bedeutende Menge von 1092 Ccntucr 25 Pfund, meist Acpfcl, zu Obstwein gepreßt hat. Die Aufträge zur Lohn- prcsscrci, welche den weitaus größeren Theil seiner Thätigkcit darstcllt, ergingen an ihn aus 36 in den AmtögcrichtSbczirkcn Schandau, Scbuitz und König stein gelegenen Ortschaften für 173 Haushaltungen,! ein Beweis, wie der Verein einem dringenden Be dürfnisse nnchgckommcn ist. Wie wir hören, hat Herr Sturm, durch diesen Erfolg ermnthigt, eine Baustelle in Wcndischfähre augckanft, um daselbst ei» den Zwe cken der Obstweinbcrcitnng wie dcS Obstdörrcns mit telst des cinzubnuendcn Aldcn'schcn Apparates dienen des Gebäude aufzuführcu und so iu der Sächsischen Schweiz der lohnenden Obstvcrwcrthuug eine bleibende Stätte zu bereiten. Herr Herman» Sturm verführt bei Bereitung der Obstweine entsprechend den vom Bezirks-Obstbauvcrciu ihm vorgcschriclnmcu Grund sätzen mit der größten Solidität und könne» seine Produkte, insbesondere Acpfelwcin, zu 30 Mark pro Hektoliter, aufrichtig empfohlen werden. Dem rüh rigen Obstbauvcrciu aber ist vor Alle», zu wünschen, daß sciiic Bestrebungen anch ferner durch treues Fest- haltcu seiner Mitglieder und den Beitritt Aller, denen das öffentliche Wohl am Herzen liegt und die schöne Sächsische Schweiz lieb geworden, Unterstützung nnd Anerkennung finden. — Der Gcwcrbcvercin beginnt seine Thätigkcit im neuen Jahre am künftigen Donnerstag mit ciucm Vercinsabend, an welchem Herr Chemiker vr. Heppe ans Leipzig einen Vortrag über die Vcrgiftuugö- gcfahrcn im häuslichen Leben halten wird. Es ist dies Thema für alle Bcrnföklasscn überaus wich tig und interessant und daher mit Freuden zu begrü ßen, daß es dem Gewerbeverein gclmigcn ist, Herrn vr. Heppe, welcher als chemischer Sachverständiger beim Landgericht Leipzig eidlich in Pflicht steht, zu einem Vortrag über diesen lehrreichen Gegenstand zu gewiimen. — Nächsten Freitag wird die überall mit großem Beifall ausgetretene Tyrolcr Couccrt-Säugcr-Gescll- schaft Rainer ans Achensee im Hegcnbarth'schcu Saale ein großes Conccrt geben. Näheres besagt die im Jnscratcntheil enthaltene Anzeige. — Nach ciucm Urthcilc dcs Reichsgerichts ist das Kartenspiel „Tippen" als Hazardspicl anzuschcn und als solches verboten; da cö in der Regel gerade mit diesem Spiel nicht genau gcuommeu zu werde» pflegt, so möge» die Herren Gastwirthe darauf aufmerksam gemacht werde», weil sic, wem, sie dieses Spiel i» ihre» Locale» dulde», zur Verantwortung gezogen werden könne». Dresden. Am 2. Jaimar fand in herkömmlicher Weise die sogenannte Oberforstmcisterjagd bei Dres den statt, welche auf Befehl Sr. Majestät des Königs jedes Jahr hauptsächlich für die bei der Neujahrs Cour erscheinende» höhere» Forstbcamtc» abgchaltc» wird. Das Jagdterrai» war gewählt auf dem liukcu Elb- »fcr zwischen Dresden, Blasewitz, Gruna und dem Großen Garte». Die Jagd begann früh 8'/? Uhr am äußeren Ende der Blumenstraßc, wurde gegen l2 Uhr durch Einnahme eines Frühstücks im „Säch sischen Prinzen" zu Stricscu unterbrochen nnd endete kurz nach 4 Uhr im Großen Garten. Daran schloß sich gegen 5 Uhr die Jagdtafcl im Königlichen Schloß zu Dresden, zu welcher sämmtlichc Jagdthciluchmcr gezogen wurden. An der Jagd nahmen Theil, anßer Sr. Majestät dem König nnd Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg, der Finanzministcr v. Könncritz, der Gcneraladjutant Gencrallicutcnaut v. Carlowitz, der Gcnerallicutcnant v. Montbö, der Obcrstallmcister v. Ehrcnstcin, der Adjutant, Rittmeister v. Carlowitz, der Geheime Obcrforstrath Or. Judcich, die Ober- forstmcistcr Nöling, v. Bcust, Blohmer, v. Witzleben, Heinicke, Weißwange und von Cotta, von denen Obcr- forstmeister Nöling de» Dienst hatte, und die Tha randter Professoren Richter, Nitsche und Neumeister, die Strecke stellte sich auf 163 Hasen. Sie wurde nicht unwesentlich beeinträchtigt dnrch die in Folge der schönen Witterung so zahlreich erschienenem Zu schauer, wodurch das Schießen auf viele vorbcipas- sircude Hasen der Vorsicht halber unterbleiben mnßtc. — Vor der II. Strafkammer erschien am 7. d. M-