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MMufferTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da- »WUtdruffer Tag-Man« irickeinl täglich nachm. S Uhr jür den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »er Gefchäftsftelle uno orr Ausgat esteUen 2MK. im Monat, bei Zustellung durch die Bolen 2,30 Md., bei Poftbeüellung g Wk, zuzüglich Abtrag- , , gebühr. Einzelnummern ISPsg. «llePoltanftaiten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postdolcuundun er-Aus. eräger und GejchäflssteUen nehmen zu jeder Zeit Be- Wellungen entgegen. Im Z-Ue höherer Gewalt, Krieg oder sonstig,r Betriebsstörungen deftehi dein Anspruch aas Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandler Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto bewegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gejpaltenc Naumzeile 20 Goldpfenuig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Rcklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rachweisungsgebühr 20 Goldpfennig. 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InWien sind es „nur" 17; in Mün chen und in anderen Großstädten mögen die Zahlen nicht geringer gewesen sein. Und in Berlin waren es in der ganzen zweiten Dezcmberwoche gar 74. Grell durchschneidet der Knall des Revolvers das „O du fröhliche . . ." In das Klingen und Singen der Weihnachtslieder hinein tönt das Röcheln von Sterbenden. Während in Hunderttausenden von Familien die Lichter am Weihnachtsbaum erstrahlten, sanken Dutzende, viel leicht Hunderte in die Nacht des Todes. Arbeitslos, ab gebaut, Nahrungssorgen, Angst vor der Zukunft — immer wieder liest man es, liest es — hilflos. Vielleicht ist es aber gerade in diesen Tagen der Gegensatz, in dem dieses Elend steht zur Festfreude der Glücklicheren, der den Ver zweifelnden leichter zur Waffe, zum Strick greifen läßt. Zum Elend kommt die Sehnsucht, vielleicht auch die Er innerung an eine bessere Vergangenheit, die den Lebens müden den letzten Stoß zum dunklen Entschluß gibt. Man soll sich hüten, den Richter zu spielen. Weiß denn der andere, was in der Seele des Lebensmüden vor sich ging — abgesehen von äußeren Umständen —, ehe er sich vom Leben schied, an dem er verzweifelte? Gewiß, leichter als früher wirft das Leben der fort, der einst von tausend fältigem Tod umgeben war und doch sich damals mit klammernden Gliedern an das Leben ankrallte. Wer den Tod tausendfältig um sich fah und aus ihm entkam ohne eigenes Verdienst, hat es verlernt, das eigene Ich zu überschätzen. Er erliegt leichter dem Wunsch, es als nutz los verzweifelnd von sich zu werfen. Auffallend ist freilich, daß z. B. Wien trotz allem, was in der Nachkriegszeit über diese Stadt an Elend und Not dahiurollie, im .Jahresdurchschnitt nicht mehr Selbst morde aufzuweisen hat als vor dem Kriege. Es mag am Charakter dieser Stadt liegen, daß ihre Einwohner sich leichter beugen dem Schicksal, sich ihm aber nicht trotzend und dann oft vergeblich entgegenstemmen, um schließlich ganz zerbrochen zu werden, daß dort die inner lich heitere Lust am Dasein biegsamer macht. Aber bei uns nuv in uns ist gar soviel zerbrochen, in weit tieferes Elend sind wir als Volk und als einzelner geraten, um so tiefer, da wir früher höher standen, Gewaltigeres leisteten. Wer will Richter sein über jene, die im Kampf ums Dasein die Nerven verloren haben! Moltke hat es ab gewiesen, jemanden zu verurteilen, der in der Schlacht einmal seine Pflicht versäumte, denn nicht immer sei man absoluter Herr seiner Nerven. Man kann in der furcht baren Not des Tages, da Hunderttausende mit ihren Familienangehörigen arbeitslos sind, manches verstehen. Uber verzeihen kann man es nicht. Unsere Zeit redet viel zu viel von Rechten, zu wenig von Pflichten. Und handelt nach dieser falschen Einstellung. Aus ihr aber ergibt sich eine innere Weichheit, ja Feigheit, die auch das „Recht" für sich in Anspruch nimmt, das Leben von sich zu werfen, ohne Rücksicht darauf, daß der Mensch außer seinen Rechten auch Pflichten hat, Pflichten gegen sich wie fegen auoere, oft genug auch gegen solche, die sich auf ihn tützen. Selbstmordepidemien sind Geisteskrankheiten, für ne wirtschaftliche und geistige Entwicklungen den Nähr boden abgeben. Darum muß der Kampf gegen sie nicht babei stehenbleiben, die wirtschaftlichen Beweggründe zu beseitigen, zu helfen dem, der zu versinke» droht, sondern imch ein stärkeres Pflichtgefühl wieder in die Menschheit tinzupflanzen. Noch längst nicht ist es an der Zeit, zu verzagen; Härteres baden wir als Volk erduldet, als Deutschland einst in dreißigjährigem Weh zum Himmel Ichrie — es kam immer wieder eine bessere Zeit. Aber nur bann, wenn alle erkannten, daß der Mensch nicht, ins Dasein gestellt ist, nur, um den Becher der Lust bis zur Reige zu leeren und beim letzten Tropfen ihn und sich selbst fortznschleudcrn, sondern, daß einem jeden eine Lebensaufgabe gestellt ist, die zu erfüllen seine Pflicht als Mensch gebeut. » Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Beschleunigte Notstandsarbeiten. Um den Abbau der Erwerbslosigkeit zu fördern, sind, wie der RcichSarbeitsminister erklären läßt, ihm in jedem Haushaltsjahr bestimmte Mittel zur Verfügung gestellt. Sie werden in erster Linie zu Darlehen für ö s f e n t l i ch e N o t st a n d s a r b e i t e n verwendet. Von den Mitteln, die nach dem Haushaltsplan 1925 für die produktive Erwerbslosensürforge bereitsiehen, ist ein er- beblicher Teil schon im Laufe des Haushaltsjahres ver ausgabt worden. Die noch vorhandenen Mittel sollen unter entgegenkommenden Bedingungen den Gebieten zu gute kommen, die besonders unter Erwerbslosigkeit zu leiden haben, und hier zur beschleunigten Ein- leitung weiterer Notstandsarbeiten dienen. Die Bewilligung von Neichsmitteln setzt voraus, daß die Länder den gleichen Betrag für die produktive Erwcrbs- losenfürsorge verwenden. Die Mittel, die damit insge samt zur Verfügung stehen, reichen.zweifellos aus, um die Notlage der Arbeitslosen fühlbar zu lindern. ! Verminderung Freigabe des Mainzer VMeÄopfs? Zwei französische Korps im Rheinland. Zwischen Loudon und Paris soll, wie eine Meldung aus Frankfurt a. M. besagt, eine Einigung über die Ver minderung der Besatzungstruppen erfolgt sein. Danach ist von den in Betracht kommenden militärischen Stellen ein Plan ausgcarbeitet worden, nach dem vom April 1926 ad nur noch zwei französische Armeekorps im f Rheinland belassen werden. Zur gleichen Zeit wird z das Kriegsgericht in Mainz aufgelöst werden, so daß nur ; »och die beiden Kriegsgerichte in Landau und in Trier bestehen bleiben. Es schweben weitere Verhandlungen darüber, möglichst bald, aller Wahrscheinlichkeit nach in» Laufe des nächsten Sommers, den rechtsrheinischen Brückenkopf Mainz, also die besetzten Teile des Regierungsbezirks Wiesbaden einschließlich der Stadt Wiesbaden und der hessischen Kreise Offenbach, Groß- Gerau und Darmstadt, zu rüu m e n. Auch die französische Eisenbahner truppe, die nach der Räumung des Ruhrgebiets be sonders in Mainz zurückgelassen wurde, wird nunmehr verkleinert. Die Hälfte der Beamten, etwa 300 an Zahl, ist für den 15. Januar abberufen worden; man rechnet damit, daß auch der Rest in Kürze das besetzte Gebiet ' verlassen wird. WohnungsbMlagnahmungen in Trier. Nach einer amtlichen Mitteilung der BesatzungSbe- hörde wird der Augustinerhof beschlagnahmt Das Frauenhaus, das bisher die Eisenbahndirektion Trier innehatte, sowie einige Nebengebäude und Holzbaracken, in denen zwei Familien nntergcbracht waren, müssen eben falls bis 7. Januar 1926 geräumt werden. Das Frauen haus hat 71 Zimmer, 6 Dachkammern mit einer Gesamt nutzfläche von 1873 Quadratmetern. Nie Freiheit der herrischen Lufifahri. Die Pariser Luftfahrtverhandlungen zwischen Ver tretern der Botschafterkonferenz und der deutschen Reichs- der Besatzung. rcgiernng werden am 6. Januar ihren Fortgang nehmen. Im Vordergrund dieser Verhandlungen dürfte der Wunsch der französischen Luftfahrt stehen, deutsches Gebiet über fliegen zu dürfen. Deutscherseits soll man bereit sein, dem französischen Wunsche unter Voraussetzung absoluter Gegenseitigkeit Rechnung zu tragen, über das Ergebnis der bisherigen Verhandlungen mit der Botschafterkon ferenz kann festgestellt werden, daß sie bereits einige Früchte zu tragen beginnen. Die auch seit längerer Zeit von der Gegenseite als unhaltbar erkannten Begriffsbestimmungen und Baubeschränkungen für die deutsche Luftfahrt dürften als aufgehoben gelten. NmischtLmhs Gsmer VerireiutTg. Eine Erklärung des Auswärtigen Amtes. Zu der in der LffentlichkciL erörterten Frage der Be setzung der Sskretariatsposten irn Völkerbund bei dem Eintritt Deutschlands wird vorn Auswärtigen Amt be- kanntgegeben, daß der deutsche Generalkonsul in Gens aus Grund einer ihm zuteil gewordenen Mitteilung kürzlich berichtete, es sei ihm von maßgebender Seite im General- sekrctariat des Völkerbundes eröffnet worden, daß man dort Kenntnis davon erhalten habe, verschiedene politischeParteienin Deutschland hätten KanVi vat e ü l i st c n für die deutsche Beteiligung im Sekretariat ausgestellt. Diese Nachricht habe in Genf stark beunruhigt, va sic für eine unrichtige Einstellung gewisser deutscher Kreise in bezug aus die Anstcllungsfrage spreche, die zu schwierigen Lagen für alle Beteiligten führen könne. Die deutsche Beteiligung am Generalsekretariat müsse, so wurde von maßgebender Seite betont, in Fühlung nahme mit der Reichsregierung geregelt werden. Eine Veröffentlichung des aus Genf an das Auswärtige Amt geachteten Telegramms oder eine Mitteilung an die Presse aus seinem Inhalt ist seitens des Auswärtigen Amtes nicht erfolgt. Im übrigen haben Verhandlun gen über Personenfragen zwischen dem Aus wärtigen Amt und dem Generalsekretariat des Völker bundes noch n icht stattgefunde n. Hindenburgs Rhemlandrsise. Besuch in Köln und Bonn. Wie die Kölnische Zeitung erfährt, ist beabsichtigt, die Reise des Reichspräsidenten in die befreiten rheinischen Gebiete wegen dcre wirtschaftlichen Notlage einzu schränken. Nach dem zurzeit bestehenden Plan dürfte die An wesenheit des Reichspräsidenten im befreiten Gebiet kaum länger als eineinhalb bis zwei Tage währen. Voraus sichtlich wird der Reichspräsident, dessen Reise etwa in den Monat Februar fallen dürfte, nur an der Befreiungsseier in Köln teilnehmen. Daneben wird vielleicht noch eine zweite Feier in Bonn veranstaltet werden. Der Besuch des Reichspräsidenten in Köln wird, wie weiter gemeldet wird, mit einer großen Befreiungsseier verknüpft, die aus Anlaß der Räumung der nördlichen Rheinlandzone in Köln stattfindet. Die Feier, aus der der Reichspräsident zu den Rheinländern sprechen wird, geht in der großen Halle der Kölner Messe, die etwa 8000 Teilnehmer saßt, vor sich. Im Anschluß an den Fest akt ist eine Fahrt durch die Straßen von Köln und ein Empfang für den Reichspräsidenten auf dem Rat haus geplant, ferner ein Bankett der Stadt Köln zu Ehren des Reichspräsidenten im großen Festsaale des Gürreniw. Hochwasser m ganz Europa. In West- und Süddeutschland. — 5V Todesopfer in Siebenbürgen. — Überschwemmungen in Frankreich. Der Pegelstand der Flüsse Westdeutschlands ist er heblich gestiegen. Da in den Quellgebieten, der Schweiz, dem Schwarzwald und den Vogesen, Tauwetter herrscht, ist mit einem weiteren Steigen zu rechnen. Der Rhein steigt bei Köln stündlich um etwa 8 Zentimeter. Die aw Rhein liegenden Keller wurden bereits geräumt. Jnsolgr Hochwassers ist die Schiffahrt auf dem Main eingestellt worden. Es wird auf ein weiteres Steigen des Wassers um stündlich 5 bis 6 Zentimeter gerechnet. Die Regen- fälle der letzten Tage haben im Zusammenhang mij Temperaturanstieg den Schnee zum Schmelzen und ins besondere Iller und obere Donau zum Ansteigen bis aus kleines Hochwasser gebracht. Mittleres Hochwasser wird aus Wörnitz und Rott gemeldet. Auch die nord bayerischen Gewässer sinv infolge der verstärkt ausge tretenen Regenfälle in Verbindung mit Schneeabgang auf dem Fichtelgebirge und Frankenwald in ihren oberen Läufen im Anstieg auf mittleres Hochwasser. Infolge des seit zehn Tagen andauernden Regens find die Flüsse Frankreichs stark angeschwollen und noch weiter im Steigen begriffen. Was die Seine anlangt, so nimmt man an, daß ihr Steigen keine Gefahr mit sich bringe, doch ist die Lage an der Marne und den Neben flüssen bedrohlich. Wie Meldungen aus Lyon besagen, hat Las Neigen der Nebenflüsse der Rhone zur Folge gehabt, daß die Rhone selbst an verschiedenen Stellen aus den Ufern getreten ist und die innere Stadt, Wiesen in der Umgebung und einige Ortschaften überschwemmt hat, von denen nur einige Dächer hervorragen. Hochwasser in England. Der in den letzten Tagen fast ununterbrochen nieder- FLgangene Regen und das Tauwetter haben ans einer Reihe von Flüssen an der Grenze von Wales und in Mittelengland zu Hochwasser und Überschwemmungen ge führt. Der Severn war etwa drei Meter und der Avon etwa zwei Meter über den normalen Stand gestiegen. In Leicestershire sind mehrere Dörfer durch die Überschwem mung von der Außenwelt fast abgeschnitten. Auf der überschwemmten Straße abgewichen und ertrunken. In der Nähe von Heidelberg ist ein Mietsauto mit dem Arzt Dr. Vogel aus Ziegelhäuser: und dessen Gattin in die hochgehenden Fluten des Neckars gestürzt und versunken. Dr. Vogel konnte noch im letzten Augen blick abspringen. Seine Frau und der Chauffeur wurden jedoch von dem abstürzenden Auto mitgerissen und sind ertrunken. Die Leichen konnten noch nicht geborgen wer den. Das Unglück wurde durch die Überschwemmung der Landstraße, die am Neüarufer hinführt, verursacht. In der Dunkelheit hatte der Führer des Autos auf der über schwemmten Straßenstrecke dis Herrschaft über den Wagen verloren und ist in den Fluß geraten. Somers Zinanzprosette angenommen. Einstimmigkeit im französischen Ministerrat. In Frankreich drohte wieder eine neue Kabinettskrise auszubrechen, da verschiedene Minister sich gegen die SanierungSpläne des neuen französischen Finanzministers ausgesprochen hatten. Ministerpräsident Briand hatte damit gedroht, die renitenten Minister aus seinem Ka binett auszuschiffen und neue Männer mit Ministerposten zu betrauen. Diese Drohung hatte den Erfolg, daß ein am Dienstag stattgesundcner französischer Ministerrat sich einstimmig für die Finanzprojckte Dou- mers entschieden hat. Diese Finanzprojekte zielen darauf ab, die Umsatz steuer zu verdoppeln und auch auf die Ausfuhr auszu dehnen und die Tabakpreise zu erhöhen. Doumer hat außerdem ein neues Projekt angekündigt, das Er-