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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, L-L«::.k B W ^s"v»ch Abtrag» «rkkhr. Et>ueluL»»eru Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend Im Tolle hkhrrcr vrwall, »lieg oder sonstiger BelrirbrstSrml,«» d-ftrh« kein Anspruch auf Li-scrwt« VI l »«« omiung »der Kürzung de» Dezu,»preise«. — Rücksendung cingesaudler Schriftstück» crsvlgt nur, «e»n P»rt» beiliegt. Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8g «spalten« Raumzeile 20 <L»ldpfenuig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachung«» 4»G«^» Pfennig, di« s gespaltene Reklame,eil« t« teztlichrn T«ilr 100 Goldpfcnntg. Rachweifungsgebühr 20 Doldpsennig. »»»» geschriebrne Erscheinung»- — . ., . — „ tag« und Pl-guarscherste» werben nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-rückfichtigt. Anp-i««' annahinc disnorm. 10Uhr —" , » . > Für di« Richrigkeit »« durch Fernrusüb«rmittrlten Anzeigen üb«rnehmen wir keine Daranti«. IcderRadattanspruch erlischt, »«ander Betrag deckch Klag« eiugezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkur» gerüt. Anzeigen nehmen alle Vermittlung »stellen eut^»«»- Amtsgerichts uud Stadtrat« zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Rosi««. Nr 229 — 84 Jahrgawg. Tiegr.Adr .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Donnerstag, 1. Oktober 1925 Nächtliche MMerbchreHmgen. Berlin, 29. September. Die Berichte der deutschen Botschafter in Paris und London über die Vorgänge, die sich anläßlich der Über gabe der deutschen Annahmenote zur Paktkonferenz ab gespielt haben, haben Reichskanzler Dr. Luther veranlaß:, noch gestern spät abends eine Ministerbesprechung abzu- haltcn, der allerdings nicht alle Reichsminister beiwohnen konnten. Die diplomatischen Berichte aus London und Paris wurden in dieser Besprechung eingehend erörtert und neue Justrnktionen besonders an Botschafter Hoesch gesandt, der zu wiederholten Malen vom französischen Außenminister Briand empfangen wurde uud ihm die An sichten der deutschen Regierung zur Paltloufcrcnz mit den dazugehörige» Erläuterungen vortrug. Im übrigen wird natürlich über die Ministerbe sprechungen amtlicherseits strenges Stillschwei gen bewahrt; wenn auch in hiesigen politischen und par lamentarischen Kreisen der Gegenstand der nächtlichen Mi nisterbesprechung lebhaft erörtert wird. So verlautet, daß Briand in seiner Unterredung mit dem deutschen Bot schafter den deutschen Wunsch nach Gleichberechtigung und das Anschneiden des seinerzeit erzwungenen Anerkennt nisses der alleinigen Schuld Deutschlands am Ä riege außerordentlich unfreundlich ausgenommen und eine Zurückziehung dieser deutschen Erklärung verlangt habe. Außerdem soll beim Reichskanzler eine ganze Reihe weiterer Punkte zur Sprache gekommen sein, über die schon auf der Juristenbesprechung in London Uneinigkeit herrschte, eine Uneinigkeit, die auch jetzt in derselben Schärfe fortbestände. Nach den letzten hier vorliegenden Meldungen heißt es, daß von Ententeseite ein V e r m i t t l u n g s Vor schlag in dieser Frage erfolgt sei. über den Inhalt der Besprechungen der deutschen Botschafter mit den Außen ministern der betreffenden Länder soll eine Verlautbarung herausgegeben werden, die allen Beteiligten genehm er scheint und die dem Beginne der Paktverhandlungen d§n Weg öffnen würde. MrolSm der KmßsMdfrage. Von unterrichteter politischer Seite wird uns ge schrieben: Der Weg zur Sicherheitskonferenz ist alles andere als eben. Täglich, fast stündlich, ändert sich die Lage, und selbst jetzt, da die Einladung der Entente an Deutschland ergangen ist und von uns durch eine am vergangenen Sonnabend überreichte Note angenommen wurde, ist die Lage noch längst nicht so geklärt, daß man an einen rei bungslosen Zusammentritt der Konferenz glauben kann, j .Gleichzeitig mit der Note ist dem Vernehmen nach durch die deutschen Botschafter in London, Paris, Brüssel , und Rom eine zweite Note verlesen und überreicht worden, die man nach diplomatischem Gebrauch als so genannte Verbalnote bezeichnet. Sie ist nicht ver- öffentlicht, wird aber wohl schon deswegen veröffentlicht werden müssen, weil über ihren Inhalt allerhand in die englischen und französischen Kanäle durchgesickert ist. Auf Grund zahlreicher Mitteilungen, vor allem aber natürlich des Wortlautes der deutschen Note vom 20. Juli d. I. so wie der darauf folgenden Ministerreden, dürften nament lich die französischen Mitteilungen über den Inhalt ziem lich richtig sein. Die Verbalnote kennzeichnet sich danach nicht als eine deutungssähige Ansicht etwa des deut schen Außenministers allein, sondern weit darüber hinaus als eine Stellungnahme der deutschen maßgebenden Stellen. Wenn man den französischen Mitteilungen Glau ben schenken darf, so werden in der Verbalnote nicht etwa Vorbedingungen entwickelt, deren Erfüllung nur zu ge schehen hat, ehe man an die Verhandlungen über den Sicherheitspakt herangeht, sondern es soll das Verlangen vorliegen, daß in irgendeiner Form die Erfüllung dieser deutschen Wünsche sichergestellt sein mutz, weil ohne diese Sicherstellung der Sicherheilspakt ein leeres Wort bleiben würde. Nicht unwahrscheinlich ist es daher, daß die Verbalnote gerade die Punkte be rührt, die wir als Vertragsbruch betrachten, nämlich die Nichträumung der KölnerZone und die Form, in der man die Entwaffn ungDeutschlands behandelte; ebenso ist die Art und Weise, wie die Rheinlandkommission regiert, deutscherseits als eine Überschreitung ihrer Befug nisse betrachtet worden und verträgt sich außerdem in ihrer übertriebenen Strenge durchaus nicht mit dem Geiste, auf den sich der Sicherheitspakt gründen soll. Da von ist genau natürlich zu unterscheiden die Frage einer beschleunigten Räumung des besetzten Rheinlandes, wie sie im Artikel 431 des Versailler Vertrages grundsätzlich vorgesehen ist und deren Ausführung an die Erfüllung der Voraussetzung geknüpft ist, daß Deutschland die Be stimmungen des Versailler Vertrages ausgeführt hat. Das festzustellen und die notwendigen Schlußfolgerungen aus einer ventuellen Bejahung dieser Frage zu tun, wäre natürlich eine Hauptaufgabe der Paktkonferenz. Nun soll gleichfalls nach französischen Mitteilungen " Verbalnote auch die Kriegsschuldfrage eine besondere Rolle spielen. Das würde wohl nichts anderes .Auten, als die au die europäischen Hauptmächte ge- putsche Erklärung, daß sich Deutschland an die im vo/.E 231 .des Vcrsailler Vertrages aufgestellte Be- uvtuna nickt mebr kür gebunden cracktet, wonach endgültig Locarno am 5. Oktober. Berlin 30. September. Wie die Telegraphen-Union von zuständiger Stelle erfährt, wird nunmehr die Konferenz über den Sicherheitspakt endgültig in Locarno am 5. Oktober stattfinden. Der Wunsch Italiens, die Konferenz in einer italirnifchen Stadt statt- sinden zu lasten, scheiterte an dem Einspruch einer alliierten Macht. Man ist aber Italien insofern entgegengekommen, als die Konferenz in dem italienstch sprechenden Teil der Schweiz stattsindet. Der französische Außenminister Briand hat mitteilen lassen, daß er bereits am Sonnabend nach Locarno abfährt, Mussolini wird an der Konferenz zunächst nicht teiinehmen, es ist aber nicht ausge schlossen, daß er im Laufe der Beratungen persönlich erscheinen wird. Die Zusammensetzung der brutschen Delegation wird in den nächsten ! Tagen bekannt gegeben werden. Die Reichsregierung, sowie auch die alliierten Regierungen haben ihre Delegationen aus das Aeußerste beschränkt. Die Däner der Konferenz läßt sich heute noch nicht übersehen, es ist aber kaum anzunehmen, daß sich die Tülle der zu lösenden Probleme in kurzer Zeit bewältigen läßt. NWkmchs wmrt ms Las Mmaraadam. Von der französischen und der englischen Regierung sind hierauf den deutschen Botschaftern in Paris und London nachstehende Ant worten zugegangen: Paris, 29. September. Die Regierung der Republik hat mit Befriedigung die Antwort erhallen, womit ihr die deutsche Regierung ihre Zustimmung zum Zusammentritt der Konferenz von Locarno milgeteilt hat. Sie nimmt Vermerk davon, daß diese Zustimmung keinen Vorbehalt enthält. Dir gleichzeitig vom deutschen Botschafter überreichte mündliche Crrklärung bezieht sich auf zwei Fragen, die in keiner Weise mit den Verhandlungen von Locarno vermischt werden können, da sie in keiner Beziehung zu der Erörterung des Sicherheitspaktes stehen. Was dir erste dieser Bemerkungen anlangt, so ist die fanzosische Re gierung der Ansicht, daß die Frage durch den Vertrag von Ver sailles geregest worden ist, an dem, wie die französische Regierung in ihren Noten klar zum Ausdruck gebracht hat, die Verhandlungen über den Sicherheitspakt keine Aenderung vornehmen können. Was die Räumung der Kölner Zone und die damit im Zusammenhang stehende Frage der Abrüstung Deutschlands betrifft, so erinnert die französische Regierung daran, daß es nur von Deutschland selbst abhängt, ihre Bereinigung durch die Erfüllung feiner Verpflichtungen zu beschleunigen. Die französische Regierung kann sich in dieser Hin sicht nur auf die alliierte Note vom 30. Mai 1925 beziehen. Die französische Regierung nimmt Vermerk davon, daß die deutsche Regierung mit ihr darüber einverstanden ist, daß die in dem deutschen Memorandum nirdergelegten mündlichen Bemerkungen nicht so anzusehen sind, als ob sie zu Bedingungen oder Vorbehalten für die Konferenz führten. Sie eqlWe Antwort. Foreign Office, 29. September. 1925. Sr. Majestät Regierung hat mit Befriedigung die Erklärung entgegengenommen, wonach die Reichsregierung den Vorschlag zu einer am 5. Oktober beginnenden Konferenz in Locarno angenom men hat. Sr. Maj. Regierung stellt mit Genugtuung fest, daß die Annahme ohne Vorbehalt erfolgt. In Beantwortung der gleichzeitig von Ew. Exc. abgegebenen Erklärung beehre ich mich, von der Versicherung Ew. Exc. Vermerk zu nehmen, daß die darin aufgeworfenen Fragen keine Vorbedingun gen für eine Zusammenkunft der Außenminister bilden. In der Tat stehen diese Fragen in keinem Zusammenhang mit den Verhand lungen über einen Sicherheitspakt und haben keinen Teil des vor bereitenden Meinungsaustausches gebildet. Hinsichtlich des Teiles der Erklärung, der Deutschlands Eintritt in den Völkerbund betrifft, stellt Sr. Maj. Regierung mit Befriedigung fest, daß die deutsche Regierung leine Einwendung gegen die wesentliche Bedingung jedes Gegenseitigleitspaktes erhebt. Die Frage der Verantwortlichkeit Deutschlands für den Krieg wird durch den geplanten Pakt nicht aufgeworfen und Sr. Maj. Regierung vermag nicht zu erkennen, warum die deutsche Regierung es für angebracht gehalten hat, sie in diesem Augenblick auszuwersen. Sr. Maj. Regierung muß bemerken, daß die Verhandlung über einen Sicherheitspakt den Vertrag von Versailles und ihr Urteil über die Vergangenheit nicht zu ändern vermag. Hinsichtlich der Räumung der Kölner Zone beehre ich mich, zu wiederholen, daß der Zeitpunkt der Räumung ausschließlich von der Erfüllung der deutschen Abrüstungsverpflichtungen abhängt, und daß Sr. Maj. Regierung die Erfüllung dieser Verpachtungen be grüßen wird, weil sie den Alliierten die alsbaldige Räumung der nördlichen Zone ermöglichen wird. Mit dem Ausdruck der ausgezeichneten Hochachtung usw. Deutschland am Weltkrieg schuld sei. Eine derartige deut sche Mitteilung wäre nichts anderes als die Ausführung einer Erklärung, die im August vergangenen Jahres der Reichskanzler Marx durch das halbamtliche Telegraphen bureau erlassen hat; es hieß damals, daß eine entsprechende Erklärung auch den Signatarmächten des Versailler Ver trages zügchcn würde. Jetzt, da man mit den Vertretern der Hauptmächte sich an einen Konferenztisch setzen Wils an dem der Schlußstrich unter die Wirkungen und Nach wirkungen der Kriegspsychose gezogen wird, war die Ge legenheit da, die frühere Ankündigung in die Wirklichkeit umzusetzen. Selbstverständlich bedeutet das nun nicht etwa, daß wir von der Gegenseite die Zustimmung zu unserer Auffassung von der Kriegsschuld erlangen, ehe wir uns an diesen Konferenztisch setzen. Wir verhehlen uns nicht, daß diese Stellungnahme Deutschlands eine einseitige iß und übrigens noch durch eine entsprechende Mitteilung auch an die anderen Signatarmächte des Versailler Ver trages ergänzt werden müßte. Die Entente wird aber das eine erkennen müssen, daß wir vor der Konferenz mit dieser Erklärung herausgekommen sind und nicht, wic das von der Gegenseite anläßlich der Londoner Besprechun gen 1921 geschehen ist, mitten in den Verhandlungen diese Kampffrage aufwarfen. Wir erwarten also keine Antwort der Entente auf unsere Erklärung; im September ver gangenen Jahres haben wir bereits gesagt, daß ein Ein tritt in den Völkerbund für uns unmöglich sei, wenn man bei dieser Gelegenheit etwa von uns eine netze Unterschrift unter das Schuldbekenntnis erwartet. Jetzt ist nach dieser Seite hin eine klare und energische Stellungnahme erfolgt und damit, soweit es DeuIchlanr angeht, jeder Versuch der Entente für uns unannehmbar gemacht, uns Lasten aufzuerlcgen, deren Begründung au, die angebliche Schuld Deutschlands am Kriege zuruckgeht Menburg gegen öffentliche GeölMagsrhrungen. (Amtliche Meldung.) Berlin, 29. September. Der Reichspräsident hat aus Zeitungsnotizen und Zu- schristen davon Kenntnis erhalten, daß Verbände und Vereine beabsichtigen, an seinem bevorstehenden Geburts tag öffentliche Kundgebungen zu veranstalten, und daß sie zur Beflaggung der Häuser aufsordern. Der Reichs präsident, der seinen Geburtstag in aller Stille auf dem Lande verbringen wird, bittet in dankbarer Anerken nung der ihm entgcgengebrachten freundlichen Gesinmmg von diesen Ehrungen, insbesondere der Beflaggung Ab stand zu nehmen. Zu dieser Bitte sieht sich der Herr Reichspräsident außer durch persönliche Gründe dnrch die Erwägung veranlaßt, daß die angeregte Beflaggung zu parteipolitischen Auseinandersetzungen führen und neuen Zwist in unser Voll tragen könnte, dem gerade jetzt Einigkeit und Geschlossenheit besonders nottut. Industrielle beim Reichskanzler. Um die Bekämpfung der Kartcllauswüchse. Berlin, 29. September. Wie der Deutsche Handelsdienst erfährt, beriet der Vorstand des Neichsverbandes der deutschen Industrie in einer Sitzung am 28. September über die Beschlüsse des Reichskabinetts in der Kartellfrage und die an- schließenden Maßnahmen des Reichswirtschaftsministe riums. Der Vorstand stellte für die weiteren Beratungen der Kartellstelle des Reichsverbandes Richtlinien auf, die bezwecken die volle Aufrechterhaltung des allgemeinen Vertrauens in die Stabilität der deut schen Währung im Sinne der wiederholten Dar legungen des Herrn Reichsbankpräsidenten. Wie hierzu noch weiter gemeldet wird, war der Vorstandssitzung des Reichsverbandes eine mehrstündige Besprechung beim Reichskanzler vorangegangen, an der neben den beteiligten Behörden für den Reichsverband Geheim rat Duisburg und Direktor Frohwein, ferner Vertreter des Neichsbankdirektoriums und für oie Banken Herr Urbia teilaenommen Laben. Eingreifen der Franzosen bei Wir. Umgruppierung der Truppen Abd-el-Krims. Eine Meldung des „Journal" aus Madrid besagt, daß der französische Kreuzer „Paris" in der Bucht von Melilla eingetrofsen sei, wo er unverzüglich mit den anderen französischen Kriegsschiffen zusammen treffen werde, um gemeinsam mit den französischen Fliegern das Vorgehen der spanischen Abteilungen Perez und Saro gegen Ajdirzu unterstützen. Nach einer Meldung der „Times" aus Tanger hat Abd-el-Krim im Hinblick auf die Gefahr, die ihm bei Ajdir droht, eine große Zahl von Dschebala-Kontingenten aus der Umgebung von Karrich im Bezirk von Tetuan zurückgezogen und sie mit der Unterstützung der Rifleute in dem von dem spanischen Vorrüüen bedrohten Gebiet beauftragt. Wie aus Marokko gemeldet wird, haben sich mehrere Stämme unter der Führung des Stammes Beni Ouzin geweigert, Abd-el-Krim Herresfolae zu leisten.