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Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast, L Mk. z«,ügttch Abtrag- ' »edühr. Liszeluunrmeru Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend K»»,»seri e-t,egr„. Im Falle höherer Dewalt, «rte, »der sonstiger«etri-bikrSrurr,»» d«steht Lein ««spruch auf Lies-rnng »« Ztituxg oder «Lezung de» «eru,»pr«rsi». — Rücksendung cingesandter LchristM^e «s»l«t mer, wen» P»rt» beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigen^!ei»: dir8gespaltene Aaumzeil«L0Goldpfeunitz, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen psennig, die 3 gespaltene Ileklamegeil« im textlichen Teile 100 Doldpfennig. Aachweisungsgebühr 20 Doldpsennig. Ba» g-schri-b-n-Erscheinung»« ... . tage und Platzvorschrip« werde» nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt WliSVtMff Nr. 6 h-rücksichttgt. «Njel^m. onnahme bis norm. ItiUhr — " . — ' Fgr die Richtigkeit da» durch Fernruf übermittellenAnzeigen übernehmen wir kein- Garantie. Jeder Aabatlanspruch erlischt, wenn derBetrn, dtmch lklag-cingezogen werden mutz oderderAnstraegcbcrinÄonkucs gerät. Anzeig en neh men alle Vermittlung »stellen entgeh». Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachnngeu der «mtshauptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts «md Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr 228° 84.JahrgaK8. Telegr.-Adk.: .Amtsblatt« W N Sd VU ff-D TL SÄ eL8 Postscheck: Dresden 2640 MMwsch, 30. September 1S25 Abschied von Genf. Völkerbund und Völkerbundrat have« ihre diesmaligen Beratungen in Gertz beendet. Der Völkerbundrat soll im De zember wieder zusammentreten. Genf wird wieder öde, die Massen der Völkerbund vertreter verlassen nach dreiwöchigem Aufenthalt jetzt wie der die Stadt; auch der Völkerbundrat hat sich für längere Zeit vertagt. Nur ein paar Kommissionen, darunter die für die Abrüstung, sollen weiterarbeiten. Es war mehr ein Aufenthalt in Genf als wirk liche Arbeit, die auf der diesjährigen Konferenz geleistet wurde. Es war ein sorgfältiges Ausweichen vor der Ent scheidung in wirklich wichtigen Fragen; nur in gefahrlosen Fragen, d. h. also vor allem solchen, diedeutsche Inter essen betreffen, brauchte man sich vor einer Entscheidung nicht zu fürchten. Also diesmal vor einem Spruch im Danzig-polnischen Zwischenfall. Man ent schied natürlich gegen Danzig, genau wie man es im ver gangenen Jahre getan hatte. Aber man hütete sich, beispielsweise in der kitzligen Mossulfrage eine Entscheidung zu fällen. Selbst Genf hat allmählich erkannt, daß England sich aus irgend welchen Schiedssprüchen des Völkerbundes gar nichts macht, wenn sich ein solcher Spruch gegen englische Inter essen wendet. Ein noch besseres Beispiel hierfür ist auch die einfache Tatsache, die gleich in den ersten Tagen der s diesjährigen Konferenz festgestellt wurde, daß das so- j genannte Septemberprotokoll, durch das angeblich nun endgültig jeder Krieg aus der Welt geschafft werden sollte, ins Grab gelegt worden ist. Wehmutsvoll denkt man an die wunderschönen Reden, die damals Herriot und Mac donald hielten! Jetzt macht Painlev 6 französische Po litik mit der Rechten und Baldwin ist Führer der über wältigend starken konservativen Mehrheit des englischen Parlaments. Aber schon Macdonald hatte erklärt, daß sich die englische Politik dem Pakt gegenüber die Arme frei halten wolle. Nun hat man diese Abmachung ins Grab gelegt und es war nicht einmal ein schönes Begräbnis. Es ist also das Charakteristische der diesmaligen Völ kerbundtagung» daß man von dem Wesentlichen nicht redete. Das gilt auch wieder für deutsche Interessen. Bei spielsweise hat das Saargebiet ebenso heftig wie vergeblich in Genf gegen die französischen Negierungs- i Methoden protestiert; vielleicht wird man dort endlich er kennen, daß Eingaben an den Völkerbund nicht das Pa pier wert sind, auf dem sie geschrieben werden. Geschwie gen hat man auch über den berüchtigten Jnvestigations- veschluß des vergangenen Jahres, der die Entwaff nungskontrolle über die „besiegten" Staaten in einer Weise festlegte, daß beim Festhalten an ihm der Ein tritt Deutschlands in den Völkerbund eine glatte Unmög lichkeit würde. Dabei besteht dieser Beschluß theoretisch zu Recht; man hat ihn Deutschland auch nicht etwa zu Meinungsäußerungen mitgeteilt, sondern als Beschluß, nach dem sich Deutschland zu richten habe, wenn die Eut- wasfnuugskontrolle der Entente durch die des Völker bundes ersetzt wird. Geschwiegen hat man nun zwar nicht über den in Aussicht genommenen Sicherheitspakt zwischen Deutschland, England und Frankreich, man hat viel mehr sehr ausgiebig darüber geredet, aber natürlich sich dabei gehütet, irgendwie handelnd einzugreifen. Man hätte das überaus leicht tun können durch die einfache Betonung, daß der Artikel 16 des Völkerbundstatuts seine Wirksamkeit behalten soll. Das ist nämlich einer der Streitpunkte, und zwar einer der wichtigsten, um den es sich nicht nur beim Sicherheilspakt, sondern auch bei der Frage des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund handelt. Das gleiche gilt von dem Artikel 19, der die Möglichkeit einer Grenzenabänderung zum Inhalt hat. Statt dessen machte man die französische Politik eines unbedingt starrsinnigen Festhaltens an den Bestimmungen des Versailler Vertrages mit. Ebensowenig ist natürlich auch die Frage der W elt a b rüstu ng nur einen Schritt vorwärtsgekommen. Genau wie in den Fragen des Sicherheitspakles liegen die Antriebe hierzu — Amerika — außerhalb des Völkerbundes; daß bei den Beratungen des weitertagenden Abrüstungskomitees in Genf irgend etwas herauskommen wird, daran glauben selbst die dortigen Auguren nicht mehr. So liegen die wirklichen machtpolitischen Entscheidun gen außerhalb jener Konferenz, die in diesem Jahre ganz besonders überflüssig war. Nichts von dem ist geschehen, was die eigentliche Aufgabe des Völkerbundes doch sein soll: die Annäherung der Völker, dis der Krieg auseiu- anderriß. Weniger ist darin jetzt geschehen als früher. Während man sich in Genf unterhielt, handelte Frankreich in Marokko in einer Weise gegen die Eingeborenen wie in den wildesten Tagen des Weltkrieges; .Hungerblockade und Gas spielten dort die altbeliebte Rolle. Das ist Wirklichkeit. Und Genf ist blasse Theorie. Die diesjährige Genfer Tagung ist weniger denn ic geeignet, uns zu veranlassen, Wirklichkeit, Lebensnot- wendigkeiten für dies« blasse Theorie zu verkaufen. Erregte Sitzung des Völkerbundrates. Genf, 28. September. ' Die heutige Sitzung des Völkerbundrates nahm einen sehr erregten Verlauf und dürfte in der bisherigen Ge- Die Konferenz verzögert. Die deutschen Vorbehalte. Berlin, 28. September. Während am Wochenende der 5. Oktober als Beginn der Konferenz über den Sicherheitspakt sestzustchen schien, haben sich jetzt Momente ergeben, die eine Hinaus- schiebung wahrscheinlich machen. Ma» spricht von einer Woche. Diese Verzögerung soll darin ihren Grund haben, daß die mündlichen Erklärungen der deutschen Botschafter bei der Überreichung der deutschen Zustim mungsnote zur Einladung an? der anderen Seite Be denken hervorgerufen hatten. Die Veröffentlichung der deut schen Note — die übrigens außer der Zustimmung kaum etwas Wesentliches enthalten haben soll — wird ebenfalls dem Vernehmen nach vorläufig um einen Tag verschoben. Die West,nächte haben sich, wie berichtet wird, entschlossen, eine Aussprache unter sich über die in den mündlichen Er örterungen der deutschen Gesandten in Paris, London und Brüssel aufgeworfenen Fragen, in erster Linie die Kriegsschuldfrage und die Räumung Kölns herbei zuführen. Englands und Frankreichs Botschafter sprachen in der gleichen Angelegenheit bereits im Berliner Auswärtigen Amt vor. Als Konferenzort wird nunmehr bestimmt Locarno genannt. Nach den mündlichen Darlegungen des deutschen Botschafters Sthamer in London ließ der englische Außenminister Chamberlain sofort den französischen Botschafter um eine Unterredung bitten. Im übrigen wird hier in Berlin von zuständiger Seite gesagt, das meiste der in den Blättern gebrachten Nachrichten be ruhe auf Kombinationen. Der deutsche Botschafter von Hoesch wird heute abend in Paris dem Außenminister Briand seinen Besuch ab- statten. Den Gegenstand der Besprechung bilden nach fran zösischer Darstellung hauptsächlich die französische Garan tierung der deutschen Schiedsgerichtsverträge mit Polen und der Tschechoslowakei sowie die Räumung dsr Kölner Zone, ; - * Die Knegsschuldfrage. Neichsaußenminister Dr. Stresemann hatte eine Unterredung mit dem in Berlin als Sonderberichterstatter weilenden bekannten Mitarbeiter des Pariser „Matin" Sauerwein. Dr. Stresemann sagte dabei u. a.: „Ich bin davon befriedigt, daß unser Botschafter Gelegen heit hat, am Montag nachmittag in der Kriegsschuldfragc mir Herrn Briand zu sprechen. Er wird ihm die Anstch. der deutschen Regierung klar zum Ausdruck brmgen. Die Erklärung, die über die moralische Stellung Deutschland- zur Kriegsschuldfrage abgegeben wurde, bedcmet aber in keiner Weise eine Voraussetzung für unsere Be teiligung an der Konferenz. Unser Ziel und unsere - o sicht bestand lediglich darin, gewisse Hindernisse am- dem Wege zu räumen und die Verhandlungen zu erleichtern, die die deutsche Negierung zu einem günstigen Reimten zu führen wünscht." Aordsmngen der Deutschnationaren. Tu? dem Landesparteitag der Deutschnaüsnalen Volkspartei, der Sonntag in Mannheim ftatisand, wurden mehrere Entschließungen angenommen, die vor einem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund den amtlich fest gesetzten Widerruf von der Schuld Deutschlands am Kriege verlangen. Ferner wird gefordert die Räumung Köln . Sistierung der Entwaffnungs- und Luftfahrtnotsn, Be seitigung der unwürdigen Zustände im besetzten Gebiet. Ein etwaiger Sicherheitspakt dürfe sich nur aus die Wcstgrenze beziehen und niemals einen Verzicht auf deutsches Land enthalten. Ein Eintritt in den Völkerbund, der sich auf die Paragraphen 10 und 16 dc- Versailler Vertrages und die Schuldlüge aufbaue, sei von vornherein abzulehnen. Der Reichstagsabgeordnete Schlange- Schoningen hielt dazu eine programmatische Rede, die ziemliches Aus sehen Wachries. Er sagte, bei Verhandlungen über einen S i ch e r he its p a kt sei daran festzuhalten, daß es sich nur um Vorverhandlungen drehen könne, bn denen festzustellen ist, ob die Gegenseite Sicherheiten auch für Deutschland geben wolle. Es sei ferner klar auszu sprechen, daß es sich nur um eine Westkonferenz, nicht zn- -gleich um eine Ostkouferenz bandele, und schließlich, daß schichte dieser sonst so würdevoll verfahrenden Körper schaft ohne Beispiel dastehen. Zuerst befaßte sich der Rat mit der Behandlung von Verletzungen des Vertrages zwischen Memel einerseits und Großbritannien, Frank reich, Italien und Japan andererseits. Der Vertreter Litauens, Galvanauskas, legte ausführlich den Stand punkt Litauens dar. Er erging sich in h e f t i g e n A u s - fällen gegen den Rat, dessen Zuständigkeit in dieser Frage er bestritt. Er behauptete u. a., daß die Frage er litauischen Minderheiten zu Unzuträglichkeiten führen würde, wenn Deutschland Mitglied des Rates wäre. Ebe noch die Verhandlungen, an der kalt sämtliche wir ore morauiwe VreMverecyngung von oen nerrrags- gegnern fordern. Die Regierung habe sich also auf die von der Regierung Marx formulierte Note zu berufen, daß eine deutsche Blleinschuld am Kriege nicht anerkannt wird. Ebenso müsse die Entwaffnungsfrage und die der Militär- koutrolle usw. gelöst werden. Sollte die Neichsregierung diesen nationalen Selbstverständlichkeiten nicht gerecht werden, daun dürfte sie die D e u ts ch n a t i o u a l e n nach Abschluß eines solchen Vertrages in ihrer Mitte jedenfalls nicht mehr finden. * Frankreichs Giellungnahme. Die Stellungnahme der französischen Regierung zu den beiden Problemen der Kriegsschuld und der Kölner Zone wird in Paris wie folgt angegeben: 1. Was die Kriegsschuldfragc anbelangt, so wird festgestellt, daß ge- mäß einer zwischen den Alliierten getroffenen stillschweigen den Vereinbarung Deutschland von der erneuten Ab legung eines Kriegsschuldbekenntniffes bei der Aufnahme in den Völkerbund entbunden wird. Im übrigen weist man darauf hin, das; die Kriegsschuld Deutschlands durch den Artikel 231 des Versailler Vertrages ausdrücklich fcst- gelegt ist und „daß keine Macht der Welt in der Lage sein würde, diesen Paragraphen aus der Welt zu schaffen". Hinsichtlich der Räumung der Kölner Zone wird erneut betont, daß diese Frage und dis der Unterzeichnung eines Rheinpaktes nach einer Auf fassung, die auch Deutschland bisher immer vertrat, zwei voneinander getrennte Probleme sind. Die Räumung des Kölner Gebietes könne gelegentlich der Unterzeichnung des Sicherheitspaktes nnr dann erfolgen, wenn Deutschland die Nbrüstungsklausel erfüllt hat. Gegenüber der Bc swuptung in der deutschen Presse, daß die Ministerbcgeg mmg nur den Auftakt einer späteren Konferenz bilde, legen dis französischen Blätter erneut Wert auf die Feststellung, daß die Konferenz zu entscheidenden Beschlüssen führen müsse, wozu die Ratifizierung der Parlamente ein geholt werden müßte. DchaLisangaHe dss PMeniwurfs. London, 28. September. Der „Sundah Times" zufolge ist der von den Juristen in London vorbereitete Paktentwurf ein kurzes Dokument. Seine Einleitung fei in weitem Maße von der Form der belgischen und luxemburgischen Neutralitäts- Verträge von 1867 und 1889 beeinflußt. Die wesentlichsten Klauseln bezögen sich auf den Fall eines sogenannten flagranten Angriffs. Diese Fälle seien 1. in gro ßen! Umfang erfolgende Verletzung der Grenze einer der Signatarmächte durch die Streitkräfte einer anderen und 2. militärische Massenkonzcntration an der entmilitarisier ten Rheinzone mit der offenbaren Absicht, anzugrei- ssn. Andere Klauseln bezögen sich auf Deutschlands Ein tritt in den Völkerbund und auf die Befristung. In beiden erwähnten Fällen würde Großbritannien oder jede andere Garantiemacht sich das Recht Vorbehalten, mit be waffneter Macht einzugrcisen, um die uichtschütdlge Parte: -u verteidigen, ohne zu warten, daß der Völkerbund eine Partei als den Angreifer bezeichnet, mit anderen Worten, Großbritannien würde selbst die Tatsachen beurteilen, z. B. ob der Angriff unprovoziert ist, und würde seine Handlungsweise entsprechend wählen, wobei in zweifel- basten Fällen die Entscheidung des Völkerbundes abge wartet werden würde; aber auch nach dieser tatsächlichen Intervention würde der Fall vom Völkerbunde zu be- i.rieüeu sein. * Ser deutsche Botschafter bei Briaad. Eigener Fernsprechdlenst bes „Wilsdruffer Tageblattes"'. Baris, 29. September. Der deutsche Botschafter von Hoesch besuchte gestern nachmittag 5 Uhr den französischen Außen minister Briand und besprach mit ihm verschiedene Nebensragen, die mit der Einaldung zufammenhängen. In verschiedenen Fragen ist noch keine Einigung erzielt worden. In unterrichteten Kreisen glaubt man, daß der deutsche Botschafter noch weitere Besprechungen mit Briand haben wird. Ratsmitglieder teilnahmen, beendet waren, veritep Galvanauskas in großer Erregung den Saal. Der Nat beschloß auf Vorschlag Lord Robert Cecils, wenn dem Generalsekretär Mitteilungen über ernsthafte Vertragsverletzungen aus Memel zugingsn, so solle er diese den Natsmitgliedern zur Kenntnisnahme unterbreiten. Die Erledigung der übrigen Puukte der Tagesordnung nahm nur wenige Minuten in Anspruch. Es wurde beschlossen, die Verhandlungen über die Dan ziger Beschwerde wegen der von Polen zur Be wachung des Munitionslagers aus der Westerplatte ge legten Mannschaft auf die Dezembertaaung des Rates zu