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Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachnngen der Vmtshauptmannschaft Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forsirentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Nr 215. 84 IKtzrgLKg ZSUsLruff-DresdeN DLrnsrsg, 15. September 1925 Postscheck! Dresden 9640 Teiegr.-Adr.: .Amtsblatt" WWmal Ner dm AWeitsM m 2t SeMer RuMsnü in Znüockins. Berlin, 14. September. Die Morgenblätter melden aus Paris: Nach der „Action Francaise" ist Indochina von einem Eingeborenenaufstand bedroht. Die dortigen Militärbehörden hätten Verstärkungen und Material angesvrdert. für Äürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anz«>,enp:cis: bic8gespa!t-ncAaumzest«r0<!>oIbpfenoip, die 4 gepalten-Z-ile der amiI>chenBkkonntmLchun,cn40»»rb- Pfennig, die 3 gespaltene Sirbiomezestc i« textlichen Teile 100 Maldpfcnnig. Acchweifongsgedühr 2V Goldpscunig. B«, gcschri«bknreri<tt-i>,ung-' ... ... läge and Platznoeichrgi« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Ami WirKÄruss Nr. h berücksichtigt. Anzeige», annohm« dis vorm.tSUHr " - »—— Mr die Richtigkeit der durch Ferarnfübermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie, Jeder AabattansPruch erlischt, menn der Betrog d»«ch Klage eiugezogrn werden mutz oderderAsstraggedcrinKonkurs gerSt. Anzeigen nehmen alleBermittlungrstellen entgrg««. Der Ministerrat. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 14. September. Wie die „Morgenblätter" aus > Sylt melden, hat Reichskanzler Dr. Luther sämtliche Reichs- f Minister zu einem Ministerrat auf Montag den 21. September Die Einladung. Überreichung am Dienstag. Berlin, 12. September. Wie aus Genf gemeldet wird, ist die Einladung an die deutsche Regierung zu der Konferenz über den Sicher- heitspakt nach Berlin abgegangen. Sie wird auf den: gleichen Wege wie die frühere Note des französischeu Außenministers Briand an die deutsche Negierung, dä-L heisst, durch den Berliner französischen Botschaf ter, und zwar erst am Dienstag, überreicht werden. Die Konferenz soll in den ersten Tagen des Oktober stattfinden, während über den Ort der Konferenz noch nichts EndgM tiges bestimmt worden ist, da die Antwort Mussolinis immer noch nicht eingetroffen ist. Das Warten auf die italienische Entscheidung soll der Grund für die nun schon mehrere Tage dauernde Ver zögerung der Note gewesen sein. Reichsaußenminister Stresemann ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die amt lichen Geschäfte wieder ausgenommen, über die Rückkehr des Reichskanzlers steht noch nichts fest. Die aus Genf kommenden Gerüchte über eine bevorstehende pri vate Zusammenkunft zwischen Stresemann und Briand sind nach Mitteilungen von zuständiger Stelle unrichtig. * Frankreichs Antwort an Chamberlain. Gleichsam als Erwiderung auf die in Frankreich un angenehm empfundene Rede des britischen Außenminister! Chamberlain, der von dem vielerwähnten Genfer Protokoll abrückte und nur auf einen wirklichen, nicht nur von den Westmächten diktierten Sicherhsitspakt Wert legte, sprach der Präsident der französischen Landesverteidigung Boncour. Er verteidigte die französische Hartnäckigkeit bei Ablehnung der deutschen Gleichberechtigung, wie sie sich im Genfer Protokoll ausdrückte, und hielt dieses für so vollkommen, daß man eigentlich heute nur Aus führungsbestimmungen zu erlassen brauche. Boncour trat für Sonderbündnisse ein und für den verschiedenen Be waffnungsgrad für einzelne Staaten je nach den ihnen drohenden Gefahren. nach Berlin eingcladen, nachdem er am Sonntag in Gegenwart -es Staatssekretärs Dr. v. Schubert den Bericht des Ministerial direktors Dr. Gaus über die Londoner Iuristenbesprechung ent gegengenommen hatte. Dr. Gaus ist vom Reichskanzler im Ein vernehmen mit Reichsaußenminister Dr. Stresemann beauftragt worden auf Grundlage für Entschließungen des Ministerrats einen ausführlichen schriftlichen Bericht auszuardsiten. Gruew! HmilioMcr Deutschland und EiWub London, 14. September. Der „Observer" veröffentlicht ein Interview mit dem schon des öfteren hervorgetretenen General Sire Hamilton, der sich entschieden für eine Besserung der deutsch englischen Beziehungen und vor allem für eine grundsätzliche Aenderung der Haltung der britischen Oefsentlichkeit gegenüber Deutschland ausfpricht. Nicht nur vom militärischen, sondern auch voin wirtschaftlichen Gesichtspunkte aus betrachtet Hamilton den Deutschen entweder als einen ausgezeichneten Partner oder als einen sehr gefährlichen Rivalen. In den nächsten Monaten würde das Schicksal der Welt entschieden werden. Es werde sehr viel davon abhängen, wie sich auch Deutschland zu dem englischen Volk stelle. Die Frage für England laute: Soll England in freund schaftlichem Verhältnis mit dem republikanischen industriellen Deutschland zusammenarbeiten oder soll es sich absondern und einen Geist der Revanche wiederkehren sehen, um das beleidigte ! Weltbewußtsein des deutschen Volkes wiederherzustellen? Ein französisches Flugzeug im Schwarz wald abgestürzt. Berlin ,14. September. Die „Montagspost" meldet aus Freiburg: Zwischen den Stationen Poschaldo und Hirschsprung der Höllentalbahn ist gestern morgen kurz nach 8 Uhr im engen Höllental ein französisches Flugzeug zum Absturz gekommen. Das Flugzeug ging in Trümmer. Einer der Insassen wurde getötet, der andere Insasse mußte mit erheblichen Verletzungen in ein Frei burger Krankenhaus übergcsührt werden. Das Flugzeug trug militärische Abzeichen. Die Insassen waren Privatleute. Eine amtliche Untersuchung ist eingeleitet. Die Tschechoslowakei verlangt eine Hafen- * zone in Kosel. Prag, 14. September. Das tschechische Schiffahrtsamt hat an das deutsche Reichsverkehrsministerium das Verlangen gestellt, der Tscheche! am Eingänge des Oderhasens in Hosel, an dem Punkte, wo die Oder schiffbar wird, einen Anlegeplatz zur Verfügung zu stellen. Das Verlangen wird damit begründet, daß die Oder erst jenseits der tschechischen Grenze schiffbar wird, so daß die Tschechoslowakei an dem Oberlauf der Oder einen Umschlagplatz brauche. Teilerfolge der Mozssen in Marokko Paris, 14. September. Wie hier gemeldet wird, haben die sranzösischen Truppen in Marokko ihren Vormarsch bisher erfolgreich fortgesetzt. An der Uerghafront soll das Bergmassiv von Bibano in ihre Hände gefallen sein. Eine amtliche Bestäti gung liegt aber noch nicht vor. Im übrigen sind die Truppen mit dem Ausbau der eroberten Stellungen beschäftigt, die die Kabylen vor ihrem Rückzug vollkommen zerstört haben. Zwei Kanonen, ein 8- und eine 7,5-Zentimetsr-Geschütz wurden er beutet. Im großen und ganzen besteht der direkte Erfolg der französischen Offensive darin, daß das diesseits der Uergha stark ausgcbaute Verteidigungssystem des Feindes eingenommen wor den ist. Von der spanischen Front wird gemeldet, daß die Rif- kabylen gestern sechzig Tote und zahlreiche Waffen zurückgelaffen haben. Zwei spanische Panzerkreuzer unternahmen eine Schein landung. Die Kabylen eröffneten ein heftiges Feuer, das er widert wurde, wobei sie schwere Verluste erlitten. Versorgung der Arbeitslose Die Frage der Arbeitslofenfürsorge wird rumme- die Öffentlichkeit wieder in höherem Maße beschäftige» da der von der Regierung ausgearbeitete Gesetzentwurf über eine Arbeitslosenversicherung bald be- kanntgegeben werden soll. Der bisherige Gang der Ar beitslosenversorgung ist ein sehr wechselvoller gewesen. Sie wird nicht mit Unrecht von vielen als der Schlußstein Ler gesamten Sozialversorgung angesehen. Diese nahm seinerzeit mit jener weltgeschichtlichen Botschaft Kaiser Wilhelms I. bei uns ihren Anfang, deren Bedeutung de Reichskanzler Dr. Luther in feinem Briese an di christliche Weltkonferenz in Stockholm wieder hervor achoben hatte. Damals stellte man m den Mittelpunl: Lie drei großen Gebiete der Kranken-, Unfall- und Alters Versicherung, die auch in der Tat den damaligen An svrüchen genügten. Deutschland war noch nicht das In custrielaud wie heute. Arbeitslosigkeit kam zwar anck schon zeitweilig in größeren Maßen vor. Aber es gab immer noch andere Mittel, ihrer Herr zu werden, alr solche der Gesetzgebung. Wenn Deutfchttmd bei der gesetzlichen Regelung der Arbeitslosenfrage etwas hinter den anderen Staaten zu rüüblieb, so rührt das daher, weil wir die erwähnten großangelegten Versicherungsarten hatten, die auf alle Fälle den Untergrund bilden müssen. Das hat man in len anderen Ländern eingesehen, aber, als die Frage l rennend wurde, nicht mehr die Zeit gehabt, bei dem für sie immer wichtiger werdenden Problem der Arbeits losigkeit auch an die Grundlage heranzugehen. Deshalb schwebt dort eigentlich die Arbeitslosenversicherung in Ler Lust und ist Stückwerk geblieben. Bei uns will man nun auch in dieser Beziehung ganze Arbeit machen. Da die Arbeitslosigkeit ein wirtschaftlicher Faktor ist ver sich jedoch rein statistisch nicht erfassen läßt, so war c. schwer, für die Versicherungsart eine sichere Basis zn fiu osn. Wie sehr dabei die Meinungen auseiuandergeheu, ras zeigt uns die Buntscheckigkeit der verschiedenen Systeme, des Auslandes, wo sich allerdings das sc genannte „Genter System" am meisten durchgefetzt hat. Eine eigentliche gesetzliche Arbeitslosenfürsorge wurde bei uns erst mit Kriegsende eingesührt, als infolge der Rückstromes der Kriegsteilnehmer in die Wirtschaft und durch die Folgen des Versailler Diktates dis deutsche Wirt fchast zn erliegen drohte. Es handelte sich dabei aller Lings zuerst nur um ein Provisorium, indem man die Lasten einfach meist den Gemeinden aufbürdete. Vor ungefähr zwei Jahren ging dann ein Gesetz über eine vor äufige Regelung dem Reichstage zu, das aber infolge der vielen innerpolitischen Krisen nicht verabschiedet werden tonnte. Erst die Zeit des Ermächtigungsgesetzes brachtc üne vorläufige Regelung, wobei bei uns zum erstenmal oer Begriff der V e r s i ch e r u n g austauchte. Die Mitte: sollten durch Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufgebracht werde». Der jetzige Entwurf soll nun, wie von unterrichteter Seite behauptet wird, eine teilweise Um arbeitung des seinerzeit unerledigt gebliebenen ersten Ent wurfes darstellen und gleichzeitig die in der Zwischenzeit gemachten Erfahrungen verwerten. Wenn der genaue Entwurf in seinen Einzelheiten bekannt ist, wird vermutlich eilt heftiger Meinungsstreit cinsetzen, wobei allerdings kaum von irgendeiner Seite die Notwendigkeit einer vernünftigen Regelung in Zweifel gestellt werden dürfte. In Arbeitnehmerkreisen wird man es wahrscheinlich bemängeln, daß man den Kreis der zu Versichernden zu eng faßte, indem man ihn auf die Träger der Krankenversicherung beschränkte und so die höheren, auch von Arbeitslosigkeit bedrohten Angestellten aus dem Spiele ließ. Die Industrie wird sich erneut über weitere soziale Belastung beklagen, die jetzt schon als eine der Ursachen genannt wird für die Konkurrenzunfähigkeit der deutschen Industrie auf dem Weltmärkte. Außerdem dürfte der von verschiedenen Seiten schon früher gemachte Vorschlag wieder auftauchen, die Kosten dieser Versicherung ganz auf den Staat zu übernehmen, was aber schon mit Rücksicht auf die Finanzlage des Reiches undurchführbar wäre. Es ist nicht anzunehmen, daß mit dieser Vorlage die ganze Frage endgültig aus der Welt geschafft ist. Wir sehen ja, wie die alten Versicherungen immer noch aus gebaut und der Zeit angepaßt werden müssen, und der Schlußstein, als den sich die Arbeitslosenversicherung dar- stellt, bedarf wahrscheinlich noch recht vieler Unterlegung, bis er sich zweckentsprechend einfügt. * Zunahme -er SrwerbslosenunterMungs-SnM In der Zeit vom 16. bis 31. August ist die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Erwerbslosenfür sorge von 210 000 auf 231000, d. h. um rund 10 ge stiegen. Im einzelnen hat sich die Zahl der märmlicken Hauptunterstützungsempfänger von 188 000 auf 200 000 erhöht, die der weiblichen Hauptunterstützungsempfänger hat sich nicht nennenswert geändert. Die Zahl der Zu schlagsempfänger (unterstützungsberechtigten Angehöri gen von Hauptunterstützungsempfängern) ist von 266 000 auf 286 000 aestieaen. rigkeiten geratenen Schuldner bereit erscheint, eine Ver meidung des Konknrses und unter Wahrung der Inter essen der Gläubiger eine beschleunigte Abwickelung dex, Verbindlichkeiten und Verwertung der Bestände erreicht werden. Aufhebung -er Geschä'fisaussichi. Neuregelung des Konkurses. In Ausführung des Kabinettsbeschlusses betreffend Aufhebung der Geschäftsaufsicht hat das Reichsjustiz ministerium einen Gesetzen'Wurf ansgeardcUct. Neben einer völligen Aufhebung der Verordnung vom 14. De zember 1916, 8. Februar und 14. Juni 1924 betreffend Geschüftsaufsicht sieht die Verordnung eine Erweiterung der Konkursordnung vor. Durch neue Vorschriften soll nämlich in den Fällen, in denen die Gläubigerschaft zu einem vergleichsweisen Abkommen mit einem in Sckwie- Nationale Tageszeitung für dir Landwirtschaft/ i»«» »Wilsdruffer Loprbiou» erscheint täglich uachm. S Uhr für den solgcudr» Taz. Bszuxspreis: Bei Abholung in »er «cichL-t-sUllc un: den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, be! Zustellung durch die Solen 2,20 ML., bei Postd-stellung k.A?'^kglich Adlrag» . gebühr. Eüqeluum-i-i« »S Pfg. AllePostanstali-n Wochenblatt für Wilsdruff rr. Umgegend Postbole» und unser«Aus- träger uud Deschüjisstellen — — ! U 2-^ nehmen zu jeder ^eit Be- stestmugen entgegen. Im Falle höherer Sewall, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — ALckscndung eiugefandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto bestiegt. Polnisches Lnirigenspisl. Lrzwungene Unterschriften von Lptauiew Um ven schlechten Eindruck, ocn ver zwaugswefte llbfchub deutscher Optanten in Polen überall hervorrusl, tbzuschwöcken. kll in leüter Zeit von den unteren volnischeu * Gicherheiiskonferenz gesichert. Berlin, 13. September. Es kann nunmehr als sicher angesehen werden, daß die Einladung an Deutschland zur Teilnahme an der Sichcrheitspaktberatung in den allernächsten Tagen über reicht wird. Wie „Havas" aus Gens meldet, wird das Schreiben Briands an Dr. Stresemann Dienstag über geben werden, weil die Antwort der italienischen Re gierung. als Briand Genf verließ, noch nicht bei den alliierten Ministern eingegangen war. Mittlerweile ist nun die italienische Antwort an Brians cingetroffen, in der es heißt, daß die italienische Regierung der Einladung der Alliierten an den deutschen Außenminister zu einer Konferenz über den Sicherheitspakt zustimmt Die italienifche Regierung wird an der Konferenz selbst teilnehmen. Mussolini, der Ministerpräsident, hat sich zur persönlichen Teilnahme an der Konferenz entschlossen, wie in Rom von unterrichteter Seite behauptet wird. Der Pariser „Matw" schreibt. Frankreich konnte die Ein ladung nicht abschickeu, ohne vorher die Zustimmung Italiens erhalten zu haben, das nicht zögern dürfte. Polen und die T s ch e ch o s l o w a! e i, die von dem Wortlaut der Einladung in Kenntnis gesetzt worden sind, haben sich für befriedigt erklärt und sehen in der Bezug nahme auf die vorhergehenden Noten den Beweis, daß sie im geeigneten Augenblick zu der Konferenz zugelassen werden sollen.