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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,WUsdr»ffer Tageblal!- erscheint täglich nach in. 5 Uhr für de» folgende» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung io r« Sefchästoftelle und del, Ausgabestellen L MK. im Monat, bei 8»stello»g d»rch dir Bote» 2,!» Ml!., bei Poftdestellun« L W». zuzüglich Abtrag» gebühr. EinzelnUmm-rn »Pt,. AllePostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend Poftbotenundunsere«»», träger und »escha?lrst-Uen — ' u U-S neh»e» ,» jeder Zeit st«8«ngen entgegen. Im Falle höherer (Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen drsteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt rmr, wenn Porto beiliegt. Nr. 212. — 84.Jahrgang. Teiegr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Freitag 11.September 1825 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bNLW'WL Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachunge» der «mtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nasse« Abrüstungsheuchelei. Den Auftakt und vielleicht sogar den Höhepunkt der jetzigen Verhandlungen des Völkerbundes bildete die groß angelegte Einführungsrede des französischen Minister präsidenten Painlevö. Er hat sich dabei als blendender Dialektiker gezeigt und es ausgezeichnet verstanden, um die Dinge h e r u in z u r e d e n. Painlevä kam im Laufe seiner Ausführungen auch auf die Frage der Entwaff nung zu sprechen. Er hat nach der Meinung des Pariser Blattes „Homme Libre" die- Auffassung der Lax Aallioa (den gallischen Frieden) den anderen Auffassungen vom Frieden gegenübergestellt. Sie geht dahin, daß erst nach Lösung der Sicherheitsfrage das Abrüstungsproblsm in Angriff genommen und zu Ende geführt werden könne. In der letzten französischen Note wurde noch Deutsch land die Schuld in die Schuhe geschoben, daß es durch fein Fernbleiben vom Völkerbunde die allgemeine Ent waffnung verhindert habe. Jetzt ist auf einmal das Sicherheitsproblem eine willkommene Ausrede. Ebenso wird die Abrüstungskommission vorgeschoben, die die Garantien studieren soll, die erforderlich sein sollen, ehe die Völker die Waffen niedsrlegen können. Was bei solchen Studien herauskommt, haben wir bisher schon zur Genüge erfahren. Trotz aller solcher Verklausulierungen, die unter Um ständen eine allgemeine Entwaffnung auf ewige Zeiten verschieben können, hat Blättermeldungen zufolge die Auf forderung Painlevss an den Völkerbund, zur gegebenen Zeit eine Entwaffnungskonfercnz einzuberufen, in ge wissen politischen Kreisen der Vereinigten Staa ten peinliches Aufsehen hervorgsrufen, nicht etwa, weil man der Idee abhold ist, sondern weil man darin eine Kränkung für Coolidge steht, der erst noch in der vori gen Woche erklärt hatte, wie sehr ihm eine solche, aber von i h m einzuberusende Konferenz am Herzen liegt. Man wittert so etwas wie unlauteren Wettbewerb. Wenn in diesem Zusammenhänge gleichzeitig erklärt wird, daß sich die Vereinigten Staaten an einer europäischen Kon ferenz beteiligen würden, falls sie vom Völkerbunde völlig unabhängig wäre, so kann man dies von unserem Gesichtspunkte aus bei der jetzigen Einstellung des Völker bundes verstehen, da dieser immer noch nur einseitige Interessen vertritt und von dem Jdealzustand der Gleich berechtigung weit entfernt ist. Aber auch die amerikani schen Stimmen lassen sofort den Pferdefuß erkennen. Es wird darauf hingewiesen, daß die amerikanischen Land- rüftungen bei ihrer Geringfügigkeit schon einer völligen Entwaffnung gleichkämen, Amerika also nur ein platoni sches Interesse an einer europäischen Konferenz habe, in deren Mittelpunkt die Landstreitkräfte stehen würden. Amerika will sich eben nur die ihm unbequeme Konkurrenz zur See möglichst weit vom Leibe hallen. Während so wenigstens schon die Möglichkeit^eiuer Abrüstungskonferenz erörtert wird, wird von allen Seiten munter darauf losgerüstet. Man findet zwar hin und wieder Meldungen, wonach in diesem oder jenem Staate von dem vorgesehenen Heeres- und Flottenetat irgend etwas abgestrichcn ist. Das sind aber nur Schönheits pflaster, die den wahren Kern verdecken sollen. Auf das waffensiarrende Frankreich braucht man nicht erst hinzu weisen, dessen Heer jetzt größer ist als es jemals war. England verfügt jetzt nur für Vermehrung seiner Flotte über eine Summe von fast 1,2 Milliarden Gold mark. Ähnlich liegen die Verhältnisse in Japan und auch in den Vereinigten Staaten. In Frank reich wird es mit Genugtuung empfunden, daß Painlevö auch bei einem etwaigen Abschlusse eines Sicherheits paktes und bei dann cintretender Abrüstung wenigstens die mit Polen und der Tschechoslowakei abge schlossenen Militäräbkommen zu retten versucht. Da wirkt es doch geradezu komisch, wenn man immer noch aus Deutschland als den Tündenbock hinweist, der die allge meine Abrüstung aufhält. Der wahre Grund ist weiter nichts als das Mißtrauen der Sieger von gestern untereinander und die Angst vor einander. Keiner trau' dem andern über den Weg und möchte deshalb lieber den! andern den Vortritt in der Abrüstnna lassen Nie «Schlacht bei Teirrau. Spanische Landung bei Alhucemas? Paris, 9. September. Die Offensive Abd-el Krims gegen die spanische Front Iw« Tetuan wird nach hier aus Marokko eingetrossenen Nachrichten immer Heft er. Der Kampf soll für die Spanier austerordentlich verlustreich gewesen sein. Man spricht von 300 Toten, v unter 4V Offizieren; der spaui sche Oberstleutnant Hern mdez ist gefallen. Die Spanier waren, nach der „Chicago Tribune", gezwungen, einig Poften auszugeben, orgwüsleren aber einen Gegenangriff um den verlorenen Bov wieder zu erobern. Die Ri? kabylcu haben eine Stell ng erobert, von der aus sie nack Tetuan Hineinschiesten kö rnen. Bis jetzt sollen 14 Gra naten in die Stadt einss.eschlagen haben. Es hat sich in Tetuan eine Bürgergardt gebildet, weil man einen Auf stand der eingeborenen Bevölkerung befürchtet. Die Spanier Haden unterdessen ihre Landungsver suche bei »lhW-emas ermuep »nb ssLcu, wie spanisch? MH keine LtelmMmc der MWegimW. EmladiW SeoWands -rUoffen. Berlin, 9. September. Vor Beginn der Völkerbundversammlung in Genf fand heute eine Besprechung der Außenminister Englands, Frankreichs und Belgiens mit dem italienischen Rats mitglied Scialoja statt, an der auch die Rechtsberater der englische», französischen und belgischen Delegation tsil- nahmen. In dieser Besprechung wurde von allen vier Vertretern der alliierten Staaten der Gesamtbericht über die Londoner Jnristcnverhandlungen besprochen. Es wurde dabei, wie versichert wird, eine vollkommene Einig keit der Alliierten über die Grundlage der demnöKstme-- Ministerzusammenkunst sestgrstellt. Es würden noch wei tere Beratungen stattsinden, aber es sei als sicher-ann'- nehmen, daß sehr bald die Zusammenkunft mit der» deut schen Außenminister stattsinden werde. Als wahrftb-'n- licher Termin gilt der 89. September. Man nennt Lau sanne als Konserenzort. Die Pariser Blätter nehmen an, daß bei dem gestrige-.' Besuch Baldwins durch PainlevS, Briand und Chamber lain der Wortlaut der Einladung an Deutschland und die Bedingungen für die Zusammenkunft der deutschen Ver treter mit den alliierten Ministern besprochen worden sind. Der französische Ministerpräsident Painlevö hat Genf ver lassen, um sich nach Elsaß-Lothringen zu begeben. Auch Vandervelde ist abgereist. * Volksabstimmung in -er Mossulftage? Die türkische Delegation zur Völkerbundtagung über reichte heute dem Generalsekretär des Völkerbundes in Genf rin Memorandum, tu welchem sie auf das letzte Exposö des britischen Kolonialstaatssekretärs Amery ant wortet und eins Volksabstimmung über die Zu gehörigkeit des Mossulgebietes verlangt. * Londoner Ergebnisse. Berlin, 9. September. Der von der Londoner Juristenkonferrnz zurückge kehrte deutsche Vertreter Dr. Gaus hat sofort dem Staatssekretär von Schubert und dem stellvertretenden Reichskanzler, Reichswchrminister Geßler, sowie heute dem Reichspräsidenten von Hindenburg Vortrag ge halten. Dr. Gaus hat sich in Begleitung des Staatssekre tärs von Schubert zu dem an der Nordsee wettenden Außenminister Dr. Stresemann und zum Reichs kanzler Dr. Luther begeben, um diese Herren eben falls zu orientieren. Nach dieser Information wird das Kabinett zusammentreten. Da nicht bekannt ist, welch: Dispositionen der Reichskanzler für die nächste Zeit ge- troff : hat, ist das Datum für den Zusammentritt des Kabinetts noch nicht bestimmt. Es liegt daher eine Stellungnahme der Reichsre gierung zum Ergebnis der Londoner Juristenkonserenz noch nicht vor und kann auch unter den gegebenen Um ständen noch gar nicht vorliegen. Es ist anzunehmen, daß nicht eine direkte Einladung, die schon Zeit und Ort der nächsten Konferenz bestimmt, an die deutsche Regierung ergehen wird, sondern daß man der deutschen Negierung Gelegenheit gibt, zuvor über die Form sowie über Ori und Zeit der Konserenz ihre Wünsche geltend zu machen. Vie OkGechoNowskei »na Me 8i»erbeikslrsge. Prag, 10. Septbr. Im Gegensatz zu den Meldungen der tschechisch-bürgerlichen Presse, die eine Rettung für die Tscheche- i slowakei vor den drohenden Gesahren einer deutsch-sranzösifchen i Vereinbarung nur in dem um so engeren Zusammenschluß aller l Oststaaten gegen Deutschland sieht, spricht das tschechische sozial demokratische Hauptorgan der „Prass Lidu" einfach einer An- - nah^ung an Deutschland das Wort. Es läßt sich in einem Eigen bericht aus Genf melden, Dr. Benefch habe seinen Antrag auf Errichtung eines Garantiepaktes auch für die Oststaaten zurück gezogen, als er sah, daß England keinen Zweifel darüber lasse, daß es unter keinen Umständen etwas anders als die Neichs- grenze verbürgen wolle. Im übrigen werde von leitender Stelle der tschechischen Abordnung in Genf betont, daß die Tschecho slowakei die neue sranzöjischs Einigungspolitik unterstiitze und be reit sei, auf die Aufrechterhaltung besonders guter Beziehungen zu Deutschland zu sehen. » Eine neue WeWirMstr-Konferenz. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 10. September. Die „Morgenblätter" melden aus Genf: Die französische Delegation beabsichtigt, der diesjähri gen Völkerbundsversammlung die baldige Einberufung einer gro ßen wirtschaftlichen Weltkonferenz ähnlich der im Jahre 1920 in Brüste! abgehaltenen Wirtfchaftskvnferenz vorzuschlagen. Gleich zeitig wird bekannt, daß das WirtfchastskvmiLee des Völkerbundes einen Entwurf für eine internationale Vereinbarung zwecks Ab schaffung der Einfuhrverbote usw. ausgearbeitet hat. Der Ent wurf liegt bereits dem Völkerbundsrat zur Genehmigung vor. AOMW kiserMitisW GehciMWnWon. Eigener Fernlprechdünst des „Wilsdruffer Tageblattes-. Berlin, 10. September. Die Morgenblätter melden: Die politische Polizei hat in Berlin eine Geheimorganisation aus gehoben, deren Leiter drei Amerikaner waren, die sich zum Ziel gesetzt hatten, in Deutschland eine Organisation zu schaffen, die im Aufbau und in allen Formen und Gebräuchen der amerika nischen Ku-Klux-Klan-Bewegung entsprechen soll. Die Organi sation, die die Polizei in Berlin jetzt entdeckte, nannte sich „Orden des feurigen Kreuzes", seine Mitglieder hießen „Ritter -es feu rigen Kreuzes". Halbamtlich wird hierzu mitgeteilt: Wie zur Aufdeckung des Ordens des feurigen Kreuzes sich nennenden deutschen Ku-Klux-Klan noch bekannt wird, setzte sich diese Ge- heimorgamsativn in erstere Linie aus Mitgliedern völkischer Or ganisationen zusammen. Maßgebende Führer, besonders die drei Amerikaner, konnten noch nicht dingfest gemacht werden. Die Gründung der Organisation reicht in das Jahr 1923 zurück, als damals eine Reihe völkischer Organisationen ausgelöst wurden, taten sich ihre Führer zur Gründung eines Geheimdundes zu sammen. Einem gewissen Klapproth lag die Gründung der Orts gruppe ob. Außerdem waren in Berlin noch Oberleutnant a. D. Hildebrandt und Dr. Hübner tätig, die eine mehr untergeordnete Nolle spielten. Die Ritter des feurigen Kreuzes traten in Berlin mit drei Amerikanern in Verbindung, die in der amerikanischen Ku-Klux-Klan-Bewegung eine Nolle spielen und auch sonst einen nicht unerheblichen Einfluß besitzen. Die genannte Organisation war an dem Küstriner Putsch nicht unbeteiligt. Der damalige Leiter des Küstriner Unternehmens Major Buchrucker gehört dem feurigen Kreuz an. Es ist als sicher anzuuehmen, daß die oxord- talcn, die im Anschluß an den mißglückten Küstriner Putsch sich ereigneten, von Mitgliedern des Ordens ausgesührt worden sind. Der obengenannte Klapproth wurde gerade verhaftet, als er im Begriff stand, von Wefel aus im Auto über die holländische Grenze zu fliehen. Bei Klapproth wurde wichtiges Material beschlagnahmt. Eine polnische Note an Danzig Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrusser Tageblattes" Berlin, 10. September. Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Genf: Beim Generalsekretär des Völkerbundes ist eine neue Note der polnischen Regierung cingetrosfen, die das polnische Mumtivnsdepot auf der Westerplatte bei Danzig be- Lrisft. W8ÄWWMMLWSMM0WSA« Meioungcn oe-agen, oamir csrfütg geyaor yaven. Hu nach ist die gesamte Kolonne des Generals Saro au geschifft worden unv hat feste Stellungen bezogen. T Verluste der Spanier erreichten kaum 50 Mann, davon d Hälft-s Eingeborene. Zwei Geschütze und sieben Maschine gewehre, dazu zahlreiches Kriegsmaterial, sind erben' worden. Buch sind mehrere Gefangene gemacht worden Vor allem ist die wirksame Mitarbeit des französischen Geschwaders hervorzuheben, dessen Bombardement aus gezeichnet war. Demgegenüber verbreiten die „Times" einen v m L Hauptquartier Abd-el-Krims herausgegebenen Bericht, ; daß die Versuche der Spamer, Truppen zu landen, ver- j titelt worden. Bei Alhucemas seien vierzehn ? Fahrzeuge der Spanier versenkt worden. Nach Aussage-, » von Nisanhängern seien an der -anzen Küste son den I Niskrierern Minen «eiest. M Landung der Spanier in der MucemaS-VE Paris, 9. September. Havas meldet ans Tanger: Rach ihrer Landung bei Ccbadilla und nach der Einnahme der die Alhucemas-Bucht beherrschenden Höhen haben die spanischen Truppen ihre Offensiv e 4 ortgesetzt und den Vormarsch auf Ajdir begonnen. Die OLcratlonen nehmen einen gün stigen Verlauf. Der Feind leistet bis jetzt nur schwachen Widrrstaud. MnWvorseksikuiWN gegen die Millen. Verwendung von Giftgas und Tanks. London, 9. September. Der Korrespondent der „Daily Mail" in Jernsaum berichtet: Die Zahl der französischen Truppen in Symen bis mr nächsten Woche 25 SW betragen. Dann soll