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WMmfferÄMM Mittwoch, den 5. August 1925 Vie Opfer peinlicher keulegier in mir der Französische Schwierigkeiten in Syrien. Die Pariser Blätter berichten über eine Revolte Ein Antrag auf Ausweisung aller Polen. Berlin, 4. August. Dem Reichstag ist ein Antrag der völkischen Arbeitsgemeinschaft zugegangen, der die sofortige Unter suchung darüber verlangt, welche Reichs- und Landesbehörden die Verantwortung für die unerhörten Zustände im Schneide- mühler Durchgangslager trifft. Ferner wird der fosortige Ab bruch der diplomatischen Beziehungen zu Polen und die Aus weisung sämtlicher in Deutschland sich aufhaltenden Polen ge fordert. Syrien, wo die Eingeborenen einen Posten überfallen hatten. Dem Posten gelang es, sich bis zum Eintreffen von Verstärkungen zu halten. Der französische Ober kommissar, General Sarrail, hat mit feinem britischen Kollegen Maßnahmen zur Bestrafung der Schuldigen ver abredet. Eine Strafexpedition wurde ausgesandt und hat den Eingeborenen Verluste zugefügt. Durch eine Flieger bombe wurden 18 Aufständische getötet. Auf französischer Seite wurden fünf Mann verletzt. Englische Stimmen geben der Meinung Ausdruck, daß in Syrien sich ähnliche Dinge gegen die französische Herrschaft vorbcreiten wie m Marokko. Nisgruppe erreichte tatsächlich die Bahn zwischen Fez und Taza und zerstörte die Schienen. Die französischen Truppen leiden unter der großen Hitze. Freiheit und Gleichberechtigung. Weithin ragt seit 50 Jahren das Hermanns denkmal auf der Höhe des Teutoburger Waldes als Zeichen deutscher Freiheit und Befreiung von fremdem Zoch und eigener Uneinigkeit. Hermann reckt das Schwert ^n Himmel, er, der mit dem Schwerte seinen deutschen Ltämmen die Freiheit erfocht. Das Schwert — es ist der ieste Wille, sich nicht zu unterwerfen, sondern frei sein zu vollen, auch wenn wir in Ketten geboren sind. Erst am 16. dieses Monats sollen die offiziellen Feiern »eginnen, die zum Gedenktage des 50. Bestehens des Her-' uannsdenkmals geplant sind: doch schon am Sonntag iand eine würdige Vorfeier statt, und diese erhielt ihre ;anz besondere Bedeutung dadurch, daß überaus zahlreiche Delegationen aus dem endlich befreiten Ruhrgebiet »n der Feier teilnahmen. Endlich befreit — nicht durch das Schwert; denn wir sind waffenlos. Und wenn die, Franzosen abgezogen sind aus den Gebieten an der Ruhr, wenn auch nun, zum Teil allerdings nur, die Städte ge räumt sind, die über die Bestimmungen des Vertrages von Versailles hinaus besetzt wurden, so bleibt doch wirtschaft liche Herrschaft der Fremden stabilisiert, nicht bloß in dem bisher besetzten Gebiet, sondern über ganz Deutschland. Was soll da das Gedenken an Hermann den Befreier? Es soll uns bleiben ein Mahndenkmal dafür, daß selbst in den Zeiten tiefster Verzweiflung, daß selbst dann, wenn wir fast ohnmächtig erscheinen, doch eine Rettung, eine Befreiung nicht unmöglich ist. Damals, vor mehr als 1800 Jahren, schlug zwar Hermann der Cherusker die eingcdrungenen römischen Legionen in den dunklen Tiefen des Teutoburger Wades; aber ein paar Jahre später stand au dieser Stelle schon wieder ein siegreicher römischer Feld herr. Siegreich, gewiß, doch nicht für die Dauer. Bald wich auch er und ließ den germanischen Stämmen die Freiheit. Es war ihm unheimlich geworden vor diesem Freiheitsdrang, der die Germanen, fast unbewaffnet, fast nackten Leibes, den eisengerüstcten disziplinierten Legionen des römischen Kaiserreiches, das die Welt beherrschte, sich im Kampf entgegenwerfen ließ. Wenn am 16. dieses Monats nun die eigentliche Feier am Hermannsdenkmal stattfindet, dann wird ihr eine be sondere Note gegeben werden durch die dann hoffentlich endgültige Befreiung des letzten Dorfes, das von feiten oer Entente über den Vertrag hinaus besetzt worden ist. Allzuoft, aber darum nicht minder irrig, hört man Stim men aus dem besetzten Gebiet, die behaupten, das unbesetzte Gebiet verstehe und würdige nicht die Leiden, die man »rüben, jenseits dieser sichtbaren Grenze zwischen besetztem tlnd unbesetztem Gebiet zu erdulden habe, beachte man nicht sie Schwierigkeiten, von denen drüben jeder umgeben ist. Wir verstehen diese Klagen namentlich im Hinblick auf zewisse Erscheinungen und Gedankenlosigkeiten im unbe setzten Gebiet. Aber derartige Gedankenlosigkeiten werden immer da sein, und sie treffen höchstens diejenigen, die nur für den Tag, aber nicht für die Zukunft da sind. Ge wiß werden viele Kreise im unbesetzten Gebiet sich nicht eine vollständig klare Vorstellung von dem machen können, was fremde Besetzung heißt. Aber es ist doch de> Wille va, es zu verstehen. Und von übelwollen dar: und soll nicht die Rede sein, kann es auch nicht sein. Dazu ist der Einheitswille des deutschen Volkes, in langjährigem Kampf gestählt, viel zu stark geworden; der Wille auch, frei zu werden in seiner Gesamtheit, nicht aber auf Kosten ein zelner Volksgenossen oder einzelner Teile unseres Reiches. Ganz besonders stark ist aber der Wille bei jenen, die am schwersten unter dem Druck der Besatzung litten und leiden und denen ein Sondervorgehen rein menschlich ge nommen darum nähergelegen hätte wie anderen. Die Antwort des Rheinlandes ist gegeben durch die Nieder schlagung des Separatismus, eine so gründliche Nieder schlagung, daß niemand von dieser hochverräterischen Be wegung mehr spricht, weder bei uns noch im Rheinland; alle die Hoffnungen, denen so oft allzu deutlich Ausdruck gegeben wurde, sind vordorrt unter dem Willen des ge faulten deutschen Volkes, vor allem der Nheinlande, einig zu bleiben, nicht bloß in den Zeiten des Glücks, sondern auch jetzt in den Zeilen der Not. Hermann der Cherusker hebt mahnend das Schwert, mahnend wie einst, als römischer Unterdrückungsgeist die Volksgenossen auszuhöhlen versuchte. Wie damals so auch heute wird das deutsche Volk den Gedanken nicht aufgeben, sein Recht auf Leben und Freiheit zu sichern und zu wahren. Wenn auch nicht durch das Schwert, so doch durch die auf die Dauer nicht unterdrückbare Forderung nach Gleichberechtigung in der Reihe der anderen Völker. Beratung heim Reichspräsidenten. Berlin, 3. August. Reichspräsident v. Hindenburg empfing heute den Reichsminister des Auswärtigen Dr. Stresemann und den Reichs-Innenminister Schiele züm Vortrag über die Ausweisung der deutsche,! Optanten aus Polen, die Versorgung der Ausge wiesenen und die im Zusammenhang hiermit noch zu treffenden Maßnahmen. Der Reichspräsident erörterte die Möglichkeit einer durchgreifenden Reichs hi l f e für die Opfer polnischer Willkür. -i- Anfrage der Deutschnaiionalen im Reichstag. Die Deutschuationale V o l k s p a r t e i hat im Reichstag folgende Interpellation eingebracht: In ein seitiger und rücksichtsloser Ausführung der getroffenen Vereinbarungen und der Anordnungen des Völkerbundes und der Schiedsgerichte hat die polnische Negie rung in den letzten Tagen mehrals 30 000 Deutsche von Haus und Hof vertrieben. Wir fragen die Reichsregierung: 1. Was hat sie getan, um diese Maß nahmen der polnischen Negierung zu verhindern? 2. Was hat sie getan, um die Vertriebenen vor dem bittersten Elend zu bewahren? 3. Was gedenkt sie zu tun, um, gegebenenfalls unter Anwendung von Vergeltungs maßnahmen, die deutschen Einwohner Polens gegen weitere derartige brutale und unmenschliche, eines Kultur staates unwürdige Maßnahmen zu schützen? Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint täglich nachm. 5 Uhr sär Len folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in per GeichäslssteUe und den Ausgabestellen 2 WK. im Monat, bei Zustellung durch die Bote» 2,so Mb., bei Postbestellung L Md- zuzüglich Abtrag- . - ,, . gebühr. Einzelnummern »Psg. AllePostanstlliien Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Poftbotenund-nsereAus- träger und Geschäftsstellen l ! u nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Zm Falle HSHerer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen b-fteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt uur, wenn Porto beiliegt. Herr v. Guerard Reichsminister» Fürdiebesetzteu Gebiete. Die Ernennung des Zentrumsabgeordneten v. Guö- rard zum Reichsminister für die besetzten Gebiete ist in den nächsten Tagen zu erwarten. Der endgültigen Entscheidung gingen längere Verhandlungen zwischen dem Reichskanz ler Dr. Luther und der Zentrnmspartei voraus. Die Mehrheit der Zentrumspartei hat sich dahin er klärt, den, Angebot des Reichskanzlers zu entsprechen und einen zweiten Zentrumsminister neben dem Reichsarbeits minister Brauns in die Negierung zu entsenden. Die Mehr heit hielt es für angemessen, daß das Zentrum den Posten des Reichsministers für die besetzten Gebiete bekommt Infolgedessen hat man sich damit einverstanden erklärt !daß der Reichstagsabgeordnete Geheimrat v. Gusrard den Posten übernimmt. Herr von Guörard gehört bekanntlich ldem rechten Flügel des Zentrums an und vertritt den ^Wahlkreis 21 (Koblenz-Trier). Blutige Zufammenstöhe in Italien 14 Personen getötet Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Nom, 4. August. Das Dors San Giovani (Kalabrien) wird, wie unzählige andere Gemeinden in Italien, durch einen Kommissar verwaltet, gegen den infolge der Erhöhung der ört lichen Steuern und wegen der Lebensmittelverteuerung heftige Erbitterung herrschte. Trotz des Schlichtungsversuches rückte die Bevölkerung nach der Messe vor das Gemeindehaus und ver langte die Entlassung aller Beamten, die Herabsetzung der Lebens mittelpreise aus Vorkriegshöhe und die Abschaffung aller Steuern. Da die wütende Menge das Gemeindehaus zu bestürmen und anzvzündSn drohte, schoß die Karabinier!, wobei 14 Personen ge tötet wurden. 15 Personen wurden verletzt, davon drei schwer. Ein Garantievertrsg der kleinen Entente Eigener Fernfprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". Belgrad, 4. August. Aus diplomatischen Kreisen wird mitgeteilt, daß die Verhandlungen über den Garantievertrag zwischen Jugoslawien, der Tschechoslowakei und Rumänien ob- geschlosien worden find. Die Staaten der kleinen Entente be trachten diesen Vertrag als einen neuen Schritt auf dem Wege der Sicherung des europäischen Friedens. General Primo de Rivera hat in Tetuan zwei Abge sandte Abd-el-Krims empfangen und ihnen die von Spanien und Frankreich verabredeten Friedensbedingun gen mitgeteilt. Einer Nachricht aus Rabat zufolge hat Abd-el-Krim eine Proklamation an die Rifstämme ver öffentlicht, in der er verkündet, daß er über Frieden unter der Bedingung einer vorherigen Zusicherung Unabhängigkeit des Rifgebiets verhandeln werde. Hilse für die Optanten. Schneidemühl, 3. August. Der preußische Innenminister Severinx weilte im Flüchtlingslager der aus Polen ausgewiesener Optanten, das er zu nächtlicher Zeit in Begleitung des Lagerkommandanten Oberst Eng el in, des leitender Arztes des Lagers und zahlreicher Vertreter staatliche, und städtischer Behörden in allen seinen Einzelheiter genau besichtigte. Der Minister war erschüttert von der traurigen Bildern, die sich ihm an allen Ecken und Ender boten. In ausführlichen Unterhaltungen mit den Ausge wiesenen lernte er deren Klagen und Beschwerden kennen; er wurde vor allen Dingen auf einzelne Mißstände auf merksam gemacht, deren sofortige Abstellung er zusagte. Severing unterhandelte dann mit den Behörden in Gegenwart einer Vertretung der Optanten nicht nur über die Verhältnisse im Lager, sondern auch über dieUnter - kunstsmöglichkeiten in Preußen, die Arbeits beschaffung usw. Vorerst sind dem zuständigen Regierungs präsidenten für die Vertriebenen von der preußischen ^Staatsregierung 5 Millionen Mark zur Versü- >gung gestellt worden. Im übrigen stellte der Minister fest, daß der Ansturm >der Neuankommenden jetzt abgeflaut und seinen Höhe punkt zweifellos überschritten hat. Es find zurzeit für alle Optanten genügend Unterkunftsräume vorhanden, und da aus Berlin sofort 9000 Deckenher beitransportiert und an Ort und Stelle Holz bettstellen zusammengezimmert werden sollen, braucht keiner der Optanten im Freien zu nächtigen. Mit der Verpfleg un g sind die Lagerinsassen zufrieden, und die Küchenverhältnisse sollen durch Aufstellung mehrerer Feld küchen weiter verbessert werden. Die besondere Sorge der Behörde gilt den Kindern. Es ist angeordnet worden, daß möglichst alle Kinder, von denen die Eltern sich zeitweilig trennen wollen, in sorgsame Privatpflege oder in Kinder heime, etwa an der Ostsee oder an sonstigen geeigneten Stellen, gegeben werden. Außerdem wird ein Kinder heim, das in Schneidemühl errichtet wird, in spätestens sechs Wochen fertig sein und 500 Kindern dauernd so lange Unterkunft geben, wie es die Verhält nisse der Eltern nur erfordern. Die einzige Schwierigkeit ist eben die, daß sich viele Mütter auch nur sür kurze Zeit nicht von ihren Kindern trennen wollen, und daß also diese Kinder so lange im Lager mit ihren Eltern bleiben müssen, bis die mit größter Beschleunigung betriebene Ver teilung der Eltern auf die einzelnen R e - gierungsbezirke durchgeführt ist. Der Minister betonte besonders, daß von Anfang an schon die Schneidemühler Behörden von ihm mit ausge dehnten finanziellen Vollmachten versehen worden seien, und daß sie soviel Schutzpolizeipersonal anfordern könnten, wie sie zur Bewältigung der technischen Arbeiten brauchte«. Leue Angriffe der Mente. Abd-el-Krim verlangt Unabhängigkeit. Die Nifkabyleu entfalten neue Tätigkeit; eine Neu gruppierung ihrer Streitkräfte hat sich vollzogen. Sie üben jetzt auf beide Flanken der französischen Front Druck aus. Im Westen, in der Gegend von Wessan, nahmen sie den Poften Ain Bu Aischa ein, desgleichen nahmen sie den Berg Sarsar im Winkel zwischen den beiden Zonen. Südlich von Wessan, hinter den französischen Linien, wurde in einer sür ganz sicher gehaltenen Gegend ein Militär trupp, der sich von Soka el Araba in Richtung auf Fez begab, von den Nifleuten angegriffen. An der Ostfront der französischen Front wird die Anwesenheit von Rif- kabylen hinter den französischen Linien gemeldet. Eine SWeryeMonserenz im September. Teilnahme Deutschlands. Nach einer Meldung aus Brüssel sollen angenblicklich Besprechungen stattfinden über die Möglichrett cmer Kon ferenz an derDeu 1 schland tcilnehmen und auf welcher ker Sichel verbandelt werden soll. Man für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. "L-KLNU Zernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Da» Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts nnd Stadtrats zu Wilsdruff ^n EDmntttlung-ft°ii-n^ 0 ^vrftrrniamis Lyarandt, Finanzamts Noffe«. Nr. 180.— 84. Jahrgang. Telegr.-Adr.: »Amtsblatt- Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2640