Volltext Seite (XML)
MMuffer Tageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekaunimachuugen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 153. — 84.ZKLr'8KU Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «rschcda W«Nch »ch«. » Uhr flk »«I T««. »r,s,«prrt,i Bri Ll>h»>!>ul, t» m,d »« «--cab-stUU« 2 Md. t« M-n-t, SN »«q »k »-01»,»«»., dN Postdeftellml, «seP»st<mft«u« Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegeud P^pbötr» und uniert«»«. «M»tr«-.dDeschSst,st-I!^ Uthmen ,u jedt-AM »t. H«vw?t» entgesen. Am Falle höherer DewaU, Krieg oder sonstiger Betrieb»stSrnngen besteht kein Anspruch auf Lieferung »r Fettung oder Kürzung der Bezugspreises. — Rücksendung eiugesondter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Tciegr.-Ädr.: »Amtsblatt- WLiKdrUfZ-DkeS-e« ' Dresden 2640 SottNSdend, dkN 4 IuLL 1M5 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespattrve Raumzelle 2V GoldpfenrriZ, die 2gespalteneZeUe der amtlichenVekanNtmachungen4VGold- pfeanig. die rscipaltcu^ReklamezeNe i» textlichen Teile 100 Goldpfeunig. Nachweisungsgebühr 20 Goldvfennige. vor- ^'a-chM-Vni Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Wck7chN°«L annahmebisvorm.10Uhr ' ———— —— — — Mr die Richtigkeit der durch Fernruf übmnittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Kreußenfragen -Michssrsgen Von unterrichteter parlamentarischer Seite wird uns geschrieben: Überraschenderweise sind die Verhandlungen über eins Lösung der Preußenkrise nun doch wieder in Fluß gekommen. Noch vor ein paar Tagen las man's anders; da hieß es, daß die Besprechungen über die Um bildung des preußischen Kabinetts bis auf den Herbst ver tagt seien. Gewisse Persönlichkeiten des Zentrums — vor allem Dr. Hermes wurde dabei genannt — haben die Dinge wieder ins Nollen gebracht, so daß man jetzt sogar schon eine Ministerlifte erwähnt, auf der auch den Deutsch nationalen zwei Poften, der Deutschen Volkspartei sogar die Ministerpräsidentschaft zugesprochcn wird. Die Leid tragenden wären die Demokraten, die zurzeit drei Minister posten innchaben. Sie würden nach dem angeblichen Plan nur einen Ministcrsitz erhalten. Bemerkenswert dabei soll sein, daß- sich zwischen der Demokratischen Partei und dem Zentrum, wie behauptet wird, eine nicht unerhebliche Spannung gebildet habe, die sich zu einer ausdrücklichen Erklärung des Reichsaus schusses der Zentumspartei gegen gewisse Veröffent lichungen und Angriffe der demokratischen Presse und einer Inschutznahme des Dr. Hermes verdichtet hätte. Ein Teil der Zentrumspresse wendet sich demgemäß mit Schürfe gegen das Verlangen der Demokratie, die Entscheidung in Preußen bis zum Herbst zu vertagen. Man wirft dort den Demokraten vor, sie wollten möglichst viel Zeit bis dahin „zur Durchführung ihrer nicht gerade altruistischen Personalpolitik herausschinden", aber das Zentrum werde „der demokratischen Jagd nach Staatsstellen nicht mehr mit verschränkten Armen zusehen". Von der anderen Seite her tönt es entsprechend zurück, indem man dort auf die überraschende Ernennung eines Ministerialrats im Kul tusministerium zum Staatssekretär hinweist, der der Bruder des bekauntenZenirumsabgeordueten Lammers ist. Natürlich muß man aber dabei auch berücksichtigen, daß die Stellung des ehemaligen Ministers Dr. Hermes innerhalb des Zentrums selbst keine ganz unumstrittene ftt, wie öfters betont wurde. Die gesamte Situation in Preußen ist selbstverständlich nur Zu verstehen auf dem Hintergrund der Neichs- politik. Slic und für sich balanciert ja das derzeitige nabinctt in Preußen parlamentarisch auf einer überaus schmalen Mehrheitsbasis, wie die Erfahrungen bei den vielen Abstimmungen der vergangenen Monate bewiesen. Gerade die Neichspolitik, und zwar die innere, ist cs, nie den Zusammenhalt der früheren KoaliLionsparteien ge lockert hat. Wir nennen hier nur die Fragen der Auf wertung, der Agrarkrise, namentlich aber der Zollvorlage. Auf einer Führertagung des Republikanischen Neichs- l-uudss in Frankfurt a. M., an der Vertreter des Zentrums, der Demokraten und der Sozialdemokratie teilnahmen, hat ver Zentrumsredner Dr. Wirth unverblümt geäußert, die republikanischen Parteien seien nicht mehr in der Lage, für die Fragen der Innenpolitik eins gemeinsame Platt form zu finden, ja sie wären aus Mangel an führenden Männern nicht imstande, eine Negierung Zu bilden. Das Zentrum müsse immer wieder mit der Rechten Zusammen gehen und das bedeute den Zerfall jenes Zusammenhaltes, eine Befürchtung, der dort auch der Sozialdemokrat Sollmann Ausdruck gab und die von der demokrati schen und sozialdemokratischen Presse noch unterstrichen wurde. Man spricht dort von einem Abschwcnken wenig stens eines Teiles des Zentrums von der Linken zur Rechten herüber. Natürlich ist aber auch die Reichspoliti! des Kabinetts hinsichtlich der Nutze npo litik Dr. Stresemanns von vielleicht noch größerer Bedeutung für die Prenßen- krise und ihre Lösung in dem Sinn einer Verbreiterung der parlamentarischen Basis. Insofern wird nämlich die Lösung vom Reiche her beeinflußt werden, als dieStellnng- uahme der Dcntschnatiorialen im Reichstag für oder gegen Dr. Stresemanns Sicherungspaktvorschläge nun für die Haltung der Deutschen Volkspnrtei in ' Greußen entscheidend werden dürfte. Wird Stresemann von den Dentschnationalen nicht so gestützt, daß er das von ihm verlangte Vertrauensvotum — oder sonst eine Form der Billigung seiner Politik — auch wirklich aus gesprochen erhält, werden also durch die deuifchnationale Neichstagsfraktion die Folgerungen aus ihrem Charakter als Regierungspartei nicht unbedingt gezogen, statt dessen eine Regierungskrise verursacht, so ist ohne weiteres damit zu rechnen, daß — abgesehen von der Entwicklung im Reich — die Deutsche Volkspartei in Preußen in das Lager der Großen Koalition zurückschwenken würde. Es soll ja im Reichstag durch die Debatte über die deutschen Sicherungsvorschlägc und die französische Antwort nun durch einen Beschluß irgendwelcher Art den Gerüchten ein Ende gemacht werden, als seien Differenzen in den An schauungen der verschiedenen Kabinettsmitglieder vor handen bzw. das Kabinett, wie es sich zurzeit zusammen setzt, besitze nicht mehr das Vertrauen der Mehrheit des Hauses, also aller hinter ihm stehenden Parteien. Wir können übrigens vermuten, daß sich bei der Herbeiführung dieses Beschlusses ganz interessante taktische Schachzüge im Parlament abspielen werden. Diese Zusammenhänge werden andererseits die Stellungnahme der Parteien im Reichstag ganz wesentlich ! Aufwertung von SparkaMnguthabrM Minde ftaufwerLung auf 12/- Prozent Der Answertungsansschuß des Reichstags setzte di- zweite Lesung des Gesetzentwurfs über die Aufwertung von Hypotheken und sonstigen Ansprüchen beim Kapite wmwerlung von Sparguthaben fort. Der Beratung lice we .Kompromißvorlage der hinter der Regierung sichenden Partelen, nicht die Regierungsvorlage selbst, zugrunde D-e Kompromißvorrage wird Zu dem erwähnten Kap.tcl angenommen; danach sollen die Sparguthaben mmdsstens mit 121-^ aufgrwertet werden. Es erfolgt die Aufwertung der bis 15. Juni 1922 eingelegten Spargut haben. Beim Kapitel „Aufwertung von Vermögensanlagcn" vLstrmmt die Kompromißvorlage, daß der Aufwertungssatz 25A nicht übersteigen darf bei: Ansprüchen ans Gesell- ichaftsverträgen, aus Gutsüberlassungsvertrngen, An sprüchen unter Miterben, Ansprüchen aus Beziehungen zwischen unterhaltsberechtigteu und -verpflichteten Per sonen, Ansprüchen auf wiederkehrende Leistungen bei Ab findungen, Überlassungen usw , Ansprüchen auf Entrich tung eines Erbbauzinses, Guthaben bei Fabrik- oder Werksparkassen, sowie Ansprüchen an Betriebspensions- kasscn. Vor der deutschen Antwort Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 3. Juli. Halbamtlich wird milgeteilt: Das Reichskabinett setzte gestern nachmittag die Beratungen über die außenpolitische Lage fort. Der Reichsauszenministsr berichtete über be« Stand drr Vorarbeiten für die Beantwortung der franzö sischen Sicherhestsnote. Es besteht über die Grundlinien dieser Antwort Einverständnis und es ist die Vorlage eines Entwurfes im Kabinett ehestens zu erwarten. Eitle Erklärkung der ReichstagsfrskLion der Deutschen VEspartei Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 3. Juli. Die Neichstagssraftion der Deutschen Voikspartoi veröffentlicht folgende Erklärung: Nachdem der Herr Reichskanzler in seiner Besprechung mit der Reichstags- fraktion der Deutschen Volkspartei dieser heute die Erklärung abgegeben hat, daß eine Aussprache über die politische Lage im Reichstag noch in dieser Tagung stattfinden wird, ist die Absicht der Fraktion, eine baldige Klärung der politischen Lage herbei- zusühren, erreicht. Die Fraktion behält sich eine neue Initiative vor, wobei sie der in der heutigen Erklärung der Reichsregie rung angeknndigtsn Beantwortung der französische» Note folgt. Demnach hat die Fraktion von der Einbrigung einer Inter pellation zunächst abgesehen. beLtufiusten uns namentlich auf die veutscynattonale Frar- rion fchr stark eiuwirken. Bekanntlich hat sich der Vorstand dieser Partei vor kurzem grundsätzlich billigend zur Politik der Sicheruugsvorschläge ausgesprochen; da» ge schah freilich Wohl nicht im Hinblick auf die 'Eemem- politische Rückwirkung auf die Situation in Preußen. Diese Zusammenhänge haben jetzt erst begonnen, ihre Wirkung auszuüben. -n Doch Vertagung bis zum Herbst? Berlin, 2. Juli. Heute fand eine interfraktionelle Aussprache im Preußischen Landtage zu der Frage der endgültigen Re gierungsbildung statt. Man soll nach längeren Ausein andersetzungen zu dem Resultat gekommen sein, daß bis zum Herbst an der jetzigen Zusammensetzung des Kabi netts nichts geändert werden soll, da vorläufig die Be dingungen für eine dauerhafte anderweitige Minister kombination nicht gegeben seien. Der Moskauer Giuden-snpwAH. Deutsche eidesstattliche Erklärungen. Im Moskauer Prozeß nahm nach dem Plädoyer des Staawanwalis der Verteidiger Dittmars das Wort, nach tem der Verteidiger Kindermanns nm die Enthebung non seinen Pflichten erdicht hatte, da Kindermann im Ver- ause des,Prozesses mit ihm „keinerlei Kontakt" ausrcchter- hallen habe. Dittmars Verteidiger trat dafür ein, daß mau den Angeklagten nicht die ganze Härte des Gesetzes fühlen lasse, da nicht er, sondern seine Umgebung die Schuld trage, daß er in die „-rerrorexpedition" hineingezogen worden sei. Inzwischen haben die deutschen Reichstagsab- geor d u eten Dr. Ludwig Haas und Reichskanzler a. D. Dr. Wirth die eidesstattliche Versicherung abge geben, daß nach ihrer genauen Kenntnis der Sache das „SMdcnlcnwerk Berlin", dem man in Rußland Beziehungen zu der „Organisation Consul" nachgesagt habe, nichts weiter Die Gefahren See Zukunft Eigener Fcrnlprechdientt des „Wilsdruffer Tageblattes . Berlin, 3. Juli. Die Deutsche Allgemeine Zeitung be richtet aus Paris, die Vermutung, daß die Grundlage der fran zösisch-englischen Verständigung über einen Garantiepatt in der russischen Frage zu suchen sei, wird durch dir Haltung der masz- gebenden Pariser Presse immer deutlicher. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwart;», das; hie Tendenzen, die sich bei dell beiden Wesrmächten bemerkbar wachen, nach Abschluß des Paktes sehr bald praktische Formen an nehmen werden und da mit auch für Deutschland alle Verpflichtungen akut werden könn ten, die mit dem Pakt verbunden sein würden. Jedenfalls wäre es angebracht, sich darüber klar zu werden, daß dir Diskussion über die verschiedenen Gefahren, die sich für Deutschland aus dem Patt ergeben können, keineswegs nur theoretische Bedeutung hat. Großes TMrZstetmngkück. S i e b e n ö st e r r e i ch i f ch e V e r g st e i g e r e r f r o r e n. Aus G r a z wird gemeldet: Im Gcsiw.se Oversteic r- mark ereignete sich rin großes TouriitenunalM. Seit den» ^0. Juni wurden 13 Touristen aus Wien, Graz und Linz vermißt, die zwei Tage vorher Bergtouren unteimvmmcn s .ftten. Jetzt hat ihr Serschwinden eins fürchterliche Anf- urung gefunden. Am 1. Juli wurden aus dem Hochwr i icr Wiener Touristen erfroren aufgc- -:: nde n; ans der Plaufprüe wurden dann die Vekuften >.r Lsterreichischcn Ratwnalbank Schneider und Loeftcr nnd auf dem Ödstem der Tourist Rohringer aus Wirr» mn - fnudeu. Alle sicüeu warrn tot. Die «»Senn sechs kamen erschöpft ins Tat. Neus Bsrhauölmtgstt nm' Zur Änderung des Handelsvertrages. Berlin, 2. Juli. Nach der am 21. Juni erfolgten Ratifikation des deutsch-spanischen Handelsvertrages ist dlcRelchsregierung entsprechend ihren bei der Beratung des Vertrages im Reichstage abgegebenen Erklärungen an die spanische Re gierung herangetreten, um sofort neue Vcrhandluugen über die Abänderung der un Reichstage beanstandeten Be stimmungen einzuletten. Die spanische Regierung hat sich zn Verhandlungen bereit erklärt. Die deutsche Delegation, die aus Vertretern der beteiligten Mi nisterien bcstept, ist mner Führung des früheren baye rischen Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfelv- Köfcring nach Madrid abgercist. Einige Vertreter des Weinbaus uno des Weinhandels schließen sich ihr als Sachverständige an. P ein Wirtscyaftstörper, der die dtt deutschen erläßt Ler Rektor der Berliner Universität. Uchücb teilt noch dcr Reichsminister des Innern mit, daß Kindermann, Molscht und Dittmar in, Ministerium in lc-m>r Wei!" bekannt geworden seien und niemals Be- iehuugcn zu deuischcn Behörden gehabt hätten. . * Todesurteil im Moskauer Deutschen-Prozeß. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Moskau, 3. Juli. Der Oberste Gerichtshof hat nach 5 X stündiger Beratung gegen alle drei angeklagten deutschen Stu- deutrn das Todesurteil verkündet. An amtlicher Stelle wird diese Nachricht bestätigt. Koblenz englisches Hanplqnarüer. Frankfurt a. M., 2. Juli. Aus authentischer Quelle wird mitgeteilt, daß das englische Hauptquartier nach der Räumung Kölns n:ch. nach Wiesbaden verlegt wird, sondern diese Stadt das Hauptquartier des französischen 30. Armeekorps bleibt. D?r französische Kriegsrat hätte allerdings nicht ungern g- sehen, das Hauptquartier der englischen Armee in Wies baden zn wissen, doch hat der englische Geuerp'stab sieb' dagegen gewandt und vorgeschlagen, nach der Räumung Köms sein Hauptquartier in Koblenz, der Hauptstadt dcr Nheittprovinz, zu installieren. Daß sich Wit einiger ZcU in Wiesbaden wieder zahlreiche englische Offiziere auf- halten, erklärt sich daraus, daß seit der Auslösung der französisch-belgischen Eisenbahnregie dw interalliierte Eisenbahnkommission, zu der englische Offiziere abkom- mandicrt sind, sich wieder in Wiesbaden befindet.