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Mrs Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche» Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, de« Amtsgerichts «nd Stadtrats zn Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. M für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. A»,N,«»pr«io: »i« »«esp«U«« » «»ldpfnml,, di« r,«spalten«geil« der amtl>ch«nBekanntmachun,en4V»»ld- »sinnia, »4« z,»sp«Ur»ertekla«e,«Ue i» teMchen Teile l<X>Doldpsenni,. Nachweisungrgedühr ro Loldpsenni,«. B»r- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 ««nähme dir vor«. 10 Uhr — , - Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Mm-WSo»»»»»« TM««Stott» ««chch»« it,Nch »och«. » Utz« fchk »«» fol,«»»«« TO» ««pt^pich»! »«t «dtzol»», t» WO Gchch->,»<»« x»d do» ?l»«,od>ch,I«a d «tz. i« ».oot, tzoi Asst,»«», d«>ch »i«A»ch, 1,« «»., bci Post«,«still»», LL ENÄLL Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend »M^xitz S^chlchoHrS«« »«h««n pt s«»«r Zrit »e. MItz»,!» 8«Fai« h»tz«r«r Demo«. Krie, o»«r sonstiger Betried.ftSrnng«» desteht »einAnspruch auf Lieferun, »-«Arttm-a o»«r Mdqun, d« preise». — AL-itsendun, einzesandter Schriftstüitze erfol,t nur, nienn Port, beilie,t. Nr. 145. — 84 Iichrgang Tciegl.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruf s-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, 25.Juni 1S25 Beginn des Zollkampfes. Zu der ersten Beratung der Zollvorlage im skttchstag wird uns von parlamentarischer Seite geschrieben: Schon mit der Aufwertungsfrage und den Steuervorlagen hat der Reichstag reichlich zu tun; nun tritt auch noch die Zollvorlage hinzu, die mit den beiden anderen Gesetzentwürfen vor allem das eine gemeinsam hat, ebenso umstritten zu sein wie diese. Vielleicht sogar noch umstrittener. Nur über eines sind sich alle Parteien einig, darüber nämlich, daß wir an eine Durchsicht und eine Modernisierung unseres Zoll tarifs Herangehen müssen, der ja auf das ehrwürdige Alter von 23 Jahren zurücksieht. Die Reichsregierung hat erklärt, daß sie einen neuen Zolltarif haben muß, weil sie nicht erst vor Handelsvertragsverhandlungen mit zahl reichen anderen Staaten steht, sondern seit langem mitten darin ist. Schon mehrfach habe sich dabei herausgestellt, der Mangel an einem neuen Zolltarif unsere Position w diesem handelspolitischen Ringen ziemlich schwäche. Trotz alledem wird es ein hartes parlamentarisches Ringen geben, da sich noch nicht einmal die hinter der Re gierung stehenden Parteien einig sind. Besonders im Zentrum, wo sich Verbraucher und Erzeuger sozu- wile« die Wage halten, gehen die Anschauungen sehr er heblich auseinander und offenbaren damit den schwachen Punkt, auf den sich.die Angriffe der Zollgegner richten werden. Hierbei spielt eigentlich nur der Kampf um die Landwirtschaftsschutzzölle eine Nolle, während die Jndustrieschutzzölle ziemlich in den Hinter grund treten, übrigens ganz mit Unrecht. Die Wir chaft im industrialisierten Deutschland läßt sich gar nicht zer spalten, sich zollpolitisch nicht verschieden behandeln, schon deshalb, da bei uns die Landwirtschaft Werte produziert, die in ihrer Gesamtheit die industrielle Produktion sogar übertreffen. So mag die recht unbekannte Lat- wme hier erwähnt werden, daß 1013 der Wert der deut - schen Milchprodukte — also eines landwirtschaft lichen Nebenerwerbs — genau so groß war, wie der Wert der Erzeugnisse eines der größten Industriezweige, näm lich der K o h l e n p r o d uk ti o n. Außerdem ist selbstver ständlich, daß die Einflüsse, die ein industrielles Schutz zollsystem auf die Preisgestaltung des Binnenmarktes ausüben würden, für die Höhe der Lebenshaltungskosten nicht minder große sind, wie die Landwirtschaftszölle. Das reine Freihändlertum, wie es unter dem Einfluß ^es englischen Manchestertums im vergangenen Jahr hundert bestanden hat, ist ja längst zu Grabe getragen, nicht zuletzt im Mutterlande dieses Freihandels, Eng- lch n d selbst. Wir befinden uns weltzokpolitisch in einer Zeit eines allgemein geradezu rapide ansteigenden Zoll- ichutzes, der in vielen Ländern über den Hochschutzzoll hinaus zu einer absoluten Fernhaltung ausländischer Waren geführt hat. Das kann natürlich auf die deutsche Zollpolitik, damit auf die Gestaltung unseres Zolltarises nicht einflußlos bleiben. Zum Unglück für uns sind es gerade mehrere unserer Nachbarn, die ununterbrochur ihre Zollmauern erhöhen, also jene Länder, in die vor dem Kriege der Hauptteil unserer Ausfuhr gegangen ist. Be sonders rücksichtslos verfahren dabei die Tschecho slowakei, Frankreich und Polen. England Äützt sich durch die 26prozentige Abgabe auf die deutschen Einfuhrwaren u»d hat außerdem ein JndüstrieschntzgZetz, wonach jede Industrie einen Zollschutz verlangen kann, wenn vom Ausland her Waren ihrer Gattung zu medri- 8eren Preisen eingeführt werden als die entsprechende englische Industrie produzieren kann. Nicht minder schwierig ist die Behandlung der Land Wirtschaftsschutzzölle, aus dem einfachen Vrunde nämlich, weil der einfache Warenaustausch: deutsche Jndustrieprodukte gegen ausländische Lebensmittel nicht mehr möglich ist. Es gibt gar keine „reinen Agrar länder" mehr, sondern in Argentinien z. B., vor allem natürlich in Nordamerika, unsern Hauptlieferanten für Agrarprodukte, sind riesenhafte Industrien entstanden, die den industriellen Eigenbedarf ihrer Länder überreichlich »ecken. Ebenso ist die deutsche Industrie längst von ihrem Gtandpunkt abgekommen, eine möglichst freie Lebensmittel- eiufuhr zu verlangen, dadurch die Preise dieser Lebens- mittel und damit auch die Löhne ans möglichst niedriger Stufe zu halten. Man zerschlug damit gleichzeitig die Kaufkraft der Landwirtschaft, schädigte sich viel mehr, als das durch höhere Löhne und Lebensmittel preise geschehen konnte. Hat sich also seit1902 die gesamtewelthandels-und zoll- politische Lage wesentlich geändert und mußte diesen Ände rungen bei der Zolltarifvorlage Rechnung getragen werden, so ist noch etwas anderes bei der Beurteilung der H ö h c der einzelnen Zollsätze zu beachten. Entsprechend den viel fachen Äußerungen der früheren und der jetzigen Regierung itenkt man nicht an einen Hochschutz-oder garProhibitious- lAusschluß-)Zoll. Im wirtschaftlichen Leben bleiben der art künstlich gezüchtete Treibhausblüten doch nie lange am Leben Vielmehr stellt ein großer Teil der Zollsätze nur eins Wiederherstellung der alten Tarifsätze dar. Das ist rbvr praktisch eine Herabsetzung des Zollsatzes, weil ja d-e Preise fast aller Produkte auf der ganzen Welt gemefsen «en den Preisen von 1913 zum Teil sogar bedeutend höhere MH, der alte ZoKsatz.<M-einen weit geringeren PrszWt- Der SM der deW-smz. MWßsvWiAiiM Paris, 24. Juni. Zu dem Stand der deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen wird dem Vertreter der Telegraphen union von zuständiger deutscher Seite folgendes mitgeteilt: Die überreichte deutsche Note gipselt in der Feststellung, daß die von deutscher Seite gemachten Zugeständnisse durch die französischen Konzessionen bisher nicht genügend ausgewogen sind. Das Do kument wurde um 7,30 Uhr dem französischen Perhandlungsleiter überreicht. Gleichzeitig schlug Staatssekretär Trendelenburg vor, um 10 Uhr eine Plenarsitzung abzuhalten, da angenommen wurde, daß die französische Abordnung bis daher bereits in eine erste Prüfung des deutschen Schriftstückes eingetreten sei. Die Sitzung, die, wie bereits gemeldet, sich bis 1 Uhr morgens hinzog, nahm einen mitunter stürmischen Verlauf, doch gelang es, einen Ab bruch der Verhandlungen zu verhindern, was offenbar als gün stiges Zeichen zu deuten ist. Die französischen Unterhändler be antragten schließlich, daß die deutsche Abordnung ziffernmäßig mitteile, welche weiteren Konzessionen sie von Frankreich bean spruche. Bisher hat man es aus deutscher Seite bei einer all gemeinen Benennung der Warengruppen bewenden lassen. Eine zweite deutsche Note, die entsprechend den französischen Wünschen eine ziffernmäßige Aufstellung der noch nötigen französischen Kon zessionen enthält, wird am nächsten Donnerstag überreicht wer den. Bis dahin ruhen die Verhandlungen. Slhamer bei ebsmbettain. Berlin, 24. Juni. Der „Tag" meldet aus London: Der deutsche Botschafter Sthamer hatte gestern im Auswärtigen Amt mit Chamberlain eine Unterredung, in der er auseinandersetzte, warum Deutschland weitere Einzelheiten bczw. Erklärungen über die Pariser Note erbäte Kries Mis-eu MlOlin md Seng. Neu yvrk, 24. Juni. Nach Telegrammen aus Hong kong steht der Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen den Trup pen des Generals Tschangsolin und denen des Generals Feng unmittelbar bevor. Die einzelnen Formationen sind bereits zu sammengezogen und beginnen Stellungen auszuheben. In Pe king und Schanghai ist der Belagerungszustand verhängt wor- ^den. In Peking wird eine neue große ausländerfeindliche Kund gebung erwartet. Die Engländer haben zum Schutz des Fremden viertels Verstärkungen herangezogen. Der Sowjet-Botschafter in Peking erhosft von einer chinesisch-russischen Konferenz die Beilegung des Konflikts und ist in dieser Absicht bei der Pekinger Regierung vorstellig geworden. Ein bewaffneter Haufe Auf ständischer griff die Zollstation in Ningko an. Ein Japaner und ein Russe wurden getötet, das Gebäude vollkommen zerstört. Ein amerikanischer Zerstörer ist nach Ningko unterwegs. Ser ZusanMustotz in Kmm. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 24. Juni. Wie die „Morgenblätter" aus Kan ton melden, veranstalteten etwa tausend chinesische Studenten, Arbeiter, Bürger und Soldaten gestern nachmittag einen Um zug um die europäische Niederlassung Schameet. Als sie sich gegenüber dem Viktoriahotel in der britischen Konzession befan den, entstand eine Schießerei. Englische un sranzösische Marine foldaten erwiderten das Feuer mit Maschinengewehren. Das Schießen dauerte zwanzig Minuten. Der sranzösische Kaufmann Tasquier wurde getötet. Der Zollkommissar Edwards sowie ein britischer Marinesoldat und zwei Zivilisten wurden verwundet. Sowjetrussische Kriegsschiffe vor Kopen hagen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Kopenhagen, 24. Juni. Gestern ging hier ein Ge schwader, bestehend aus ungefähr zehn Kriegsschiffen der sowjet- russischen Marine, vor Anker. Drei dänische Militärflugzeuge trafen bald daraus ein, um an der Südspitze Langelands vorläufig Aufenthalt zu nehmen. ;ay des schließlichen Preises ausmacht als in jener Zeit. Deswegen bedeutet auch die Erhöhung einer Reihe von Zöllen lediglich die Ausgleichung der Geldentwer- :ung. Erst was noch darüber hinausgeht, bedeutet eine wirkliche Zollerhöhung. Und andere Schwierigkeiten: unsere Reparations- Verpflichtungen fachlicher Art (Kohle, Koks, Farbe»: «sw.) setzen unsere Gegner in einer für uns überaus un angenehmen Weise instand, uns selbst eine ganz gesähr- iiche Konkurrenz zu machen. Daß z. B. F r a n k r e i ch jetz: die niedrigsten Eisenpreise aufweist, hat seinen Grund , auch darin, daß wir unsern guten Koks weit unter Welt- Marktpreis liefern müssen . In Deutschland stehe» S0 Ai der StahlSsen «nd 40 der Hochöfen still, weil wir mit den niedrige« Selbstkosten der französischen Tisenhktte« «licht k»«k»rriere» können. Diese sitze» auf Eisenerz, während »vir dies von weit her beziehen muffe»; »ahm uns doch der Versailler Vertrag 45 A unserer Eisenerz vor- kommen. Dazu kommt die Belastung der gesamte» deut schen Wirtschaft durch die Verpflichtunge« des Londsner Paktes «nd all' d«L, wall daraus folgte — kurz: die beü'sche Wirtschaft sieht d« d« fetzige» ZoLtarifverharrd- Hingen vor einer ebenso völlig andern Situation als 1902, wie sich unsere Handels- und zollpolitische Situation den andern Staaten gegenüber geändert hat. Schon diese paar Andeutungen zeigen die gewaltigen Schwierigkeiten, die bei dem Kampf um den Zolltarif mit spielen. Das alles läßt sich mit ein paar Schlagworten nicht erledigen; sachlich und ernsthaft soll man an die Dinge herantreten. Denn es handelt sich um Deutschlands ganze wirtschaftliche Zukunft. Handwerk und Metallindustrie. In einer Sitzung des Reichsverbandes des Deutschen Handwerks in Berlin wurde zur Zoü- vorlage Stellung" genommen. Der Verband erkennt die Notwendigkeit eines gewissen Zollschutzes an. Es müsse angestrebt werden, den Bedarf des deutschen Volkes an landwirtschaftlichen Erzeugnissen möglichst im Inlands zu decken. Hierfür seien mäßige Schutzzölle sür die land wirtschaftlichen Erzeugnisse nicht zu vermeiden. Der Reichsbund der Deutschen Metall industrie faßte eine Entschließung, wonach das Streben der deutschen Wirtschaft auf eine wesentliche Ermäßigung aller Rohstoff- und Halbzeugzölle auf eine Beseitigung aller kartellförderndeu gewerblichen Maßnahmen, auf Er reichung günstiger Handelsverträge und auf Herabsetzung der Frachten gerichtet sein müsse. Der der Industrie zu gewährende Zollschntz soll daher grundsätzlich nur ocr Öff nung der Auslandsmärkte durch Gewährung der Meist begünstigung »nd angemessener Vertragszölle, nicht aber ser Hebung »er Inlandspreise dienen. Deutsch-englische Beziehungen London, 23. Juni. Der frühere englische Kriegsminifier Lord Haldane, der durch seine Berliner Verhandlungen im Jahre 1912 über ein Flottenabkommcn mit Deutschland bekanntgc- wordcn ist, hielt im „Achtziger-Klub" in London eine viel beachtete politische Rede über die d e u t s ch - e n g l i s ch e n Beziehungen, in der er natürlich auch die politische» Probleme streiste, die gegenwärtig die großen Nationen lebhaft beschäftigen. Lord Haldane brandmarkte den Vertrag von Versailles und wandte sich gegen die fran zösischen Gcwaltpolitiker. Er betonte weiter, er glaube, daß Bismarck den Frieden aufrechterhaltcn Hütte, wenn er sür das Schicksal Deutschlands verantwortlich gewesen wäre. Die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsi denten flöße ihm keinerlei Besorgnis ein. Er glaube viel mehr, daß Hindenburg ein „Sicherheitsventil" für drc rechtsradikalen Bestrebungen sei. Lord Haldane fuhr fort: Der von Deutsch - f landvorgeschlagenePakt bestehe dariu, daß »ran lieber zu einem Schiedsspruch seine Zuflucht nehme« solle, als sogleich zum Schwerte zu greifen. Die ganze Ange legenheit sei vom Schiedsgerichtsgedanken durchdrungen. „Wir müssen Deutschland uneingeschränkt fair behandeln und uns daran erinnern, daß wir gleichfalls ein Interesse an dem in Frage kommenden Gebiet besitzen. Wir können uns nicht über die Tatsache yinioegieyen, vag es in unierem JNteresie liegt, den Frieden in jenem Winkel Europas zu sichern, der unser Stützpunkt gegen jeden Feind ist, von welcher Seite er auch kommen möge." Deshalb, so fuhr Haldane fort, fei er dafür, daß die Grenzen aufrechterhatten würden, selbst im eigenen Interesse Englands. Deutschland habe einen Pakt angeboten, den er für sehr vorteilhaft sür Groß britannien halte, wenn er in dem Geiste ausgcführt werden könnte, in dem er geschehen sollte. Der Völker bund sei eine glänzende Seite im Buche der Weltgeschichte, aber er schwebe doch etwas in der Lust. * Lhambrrialn öder den SichsrhMpalt. London, 23. Juni. Mit großer Spannung erwartet man in hiesigen Kreisen die Rede des englischen Außenministers, die er morgen im Unterhause über den Sicherheitspalt halten wird. Chamberlain hat bereits dem Kabinett Bericht über seine Genfer Reise erstattet und in kurzen Umrissen seine beabsichtigte Unterhausrede mitgeteilt. Die englische Öffentlichkeit interessiert sich jedenfalls sehr sür die Sicher- heitssrage und ist mit Nachrichten über diese Materie nach wie vor gefüllt,