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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, T«,rblst«' ersckrntt «L«ach xch«. r Uhr für r««. »qa,,prN«. »r« «dhsln», I« b» »«<chr8.ftcIU »,d d«» «»»,<>bcjkllt» r M». t» bei z»sUSo-, »m-ck »N «olr» r,« M»., »ei Poftb-K-llon, «LkPoftanftaUr» Wochent>la11 fük Wilsdruff u. Umgegend Poftdotra ond^nsmLu». >»d «tzchLft,ftrllm —— — nrhmkn ,u jeder yn! Bc. MÜm,e« entgehn. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger BelriebsstSrungen besteh» Kei» Anspruch aus Lleserung »« Leitung oder Kürzung der Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto bciliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. L»ieige»prri»: die Sgesp»lte»eRau»rette20Go!dpfenrlis, die Lgespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Dold- pfennig, die 3 geipalteneAeklamejeve i» textlichen Teile 160 Goldpfennig. Nachweisungsgedühr 20 Goldpfennige. Dor- «'^^''»"ch^Mi^l'iöhd^t Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig annahmebisvorm. 10Uhr Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. ^ir.137. — 84 Jahrgang Teiegr Adr »Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 16. Juni 1825 Schwierige immpMische Lage. Von einem parlamentarischen Mitarbeiter wird unk i über die augenblickliche innerpolitische Lage geschrieben: Nicht unbeträchtliches Aufsehen erregte in der Reichs- i iagssitzung am Freitag die ziemliche Schärfe des Tones, ! den der Zentcumsabgeordnete Schreiber bei der Be ratung des Haushalts des Innenministeriums anschlug. Es handelt sich dabei um eine Anregung des Reichsinnen- 'Ninisters Schiele im Reichstag einen besonderen Ver- kassungsausschuß zu schaffen und mit diesem eine Reihe verfassungsrechtlicher Fragen zu beraten. Die Vorschläge, die gemacht werden sollten, kamen praktisch aus die Re vision der Verfassung in besonders umstrittenen Punkten heraus; wir nennen hier nur noch die F a h » e n - ^rage, den 8 18 der Reichsverfassung und andere Dinge. ^Hon im Ausschuß hatte sich derselbe Abgeordnete Schrei- s v" sehr deutlich gegen diesen Negierungsvorschlag ge- i , ansi und bat seine Kritik nun in der NeichstagSsitzung in i vvch deutlicherer Form wiederholt. Alle jene, die im z Reichstag das parlamentarische Gras wachsen hören, fin den infolgedessen an, von einer N eg i e r u n g s k r i s e zu munkeln, besonders da das Zentrum auch in der Frage der landwirtschaftlichen Zölle starke Bedenken zum Ausdruck bringt. Das Zentrum hat bekanntlich im Kabinett zwei Ver- j ireter seiner Partei sitzen, den Neichsarbeitsminister - Brauns und den Neichsjustizminister Frenken. Trotz dem wurde mehrfach Gelegenheit genommen, darauf binzu- weisen, daß man nur solange hinter der Regierung sichen wolle, als das Kabinett eine vom Zentrum zu billigende Politik treibe. Es blieb nicht unbeachtet, daß namentlich in westlichen Zentrumskreisen nach Eintreffen der Entwaffnungsnote nun,-wie man sich ausdrückte, cs den Rechtsparteien überlassen wird, eine Verhandlungsbasis mit der Entente zu suchen. Das Wäre die Aufgabe Stresemanns, der Deutschnationalen und der Deut schen Volkspartei. Unterstrichen wurde dabei, daß das Zentrum mit dem Kabinett nur lose verbunden sei, daß man von einer wirklichen Koalition aber nicht reden tönne. Derartige Äußerungen sind besonders deswegen wich tig, weil die Zollvorlage einen Gesahrenpunkt für das Bestehen des Kabinetts Luther zweifellos darstellt. Die Agitation gegen die landwirtschaftlichen Zölle findet gerade bei der westdeutschen Arbeiterwählerschaft 'es Zen trums mannigfaches Echo und erklärt den Widerstand man cher Zentrumsparlamentarier gegen die Zollvorlage. Das Kabinett ist sich dieser Schwierigkeiten natürlich bewußt. Da es aber erklärt, für die bevorstehenden Handeksver- lragsverhandlungen einen Zolltarif unbedingt haben zu müssen, und spätestens zum 18. Juli der Reichstag in die Ferien gehen will, bis dahin also die Vorlage erledigt haben soll, so versucht die Regierung vorher durch direkte Verständigung mit den Pa tci- führern die Schwierigkeiten aus dem Wege zu cänmen. Man will den Apparat einer überlangen Kommissst-ns- beratnng und heftigster Kämpfe im Plenum — ohne dabei über eine feste Mehrheit zu verfügen — vermeiden. Wenn man an die Debatten bei der letzten Beratung des Zott- tarifs im Fahre 1W2 denkt, — damals hielt bekanntlich ein sozialdemokratischer Redner eine elfstündige Oppositton^- »ede, — so läßt sich vom Standpunkt der Negierung ans gegen einen Versuch, eine Einigung hinter den parlamen tarischen Kulissen herbeizuführen, gewiß nichts sagen. Der Reichskanzler konferierte deshalb bereits mit den Partei- , führern. Die Hauptsache dabei ist freilich, ob ver Versuch l ebenso glückt, wie er in der Aufwertungsfrage geglückt ist. k Aaß die Opposition die größten Anstrengungen machen wird, diese Politik-der Regierung zu durchkreuzen, ist 'wiürlich ebenso selbstverständlich, übrigens nicht ganz ous- nchtsloö, da das Verhältnis zwischen Zentrum und ^eutschnationalen keineswegs ein übermäßig freund- klches w. Das parlamentarische Leben in Deutschland, nament lich im demokratischen Deutschland, ist aber noch so jung, daß der Versuch, die Fraktionen geschlossen hinter die von ihren Führern gemachten Zusagen zu zwingen, jeden Tag »och scheitern kann. In England, namentlich aber in dem aus reinen Führerparteien besteheüden französischen Parlament, ist das ganz anders; hier gilt die Zusage der Führer für ihre ganze Partei zwingend. In Deutschland steht es nicht so und wir haben bei uns die Erscheinung dab ganze Teile, ja bisweilen sogar die Mehrheit von Regierungsparteien gegen Regierungsvor lagen stimmten, hinter denen doch ihre eigenen in das Kabinett entlausten Führer standen. Freilich sind dann diese parteipolitischen Dissidenten schließlich meistens ge nötigt worden, sich eines Besseren zu besinnen, um nicht etwa durch Festhalten an ihrer ursprünglichen Abstimmung das Kabinett und damit ihre eigenen Führer zu stürzen. Diese Vorkommnisse unseres parlamentarischen Lebens bieten mit die Veranlassung dazu, daß sich die ^Pierung für die überaus kitzlige Frage ver Zollvvr- agen durch ein libereinkommen mit den Parteiführern Bahn schaffen will; aber trotz dieser Zusagen wird "e liberraschungcn im Parlament ausgesetzt bleiben und varum haben die Gerüchte im Parlament zwar unrecht, lie von einer bevorstehenden Regierungskrise reden, 'vch' aber damit, wenn sie behaupten, daß man der Ne- tuerun« wohl mit Becht das Frundsberg-Wort zurufe« Die Wirren in China. Angriffe auf Konsulate London, 14. Juni. „Sunday Expreß" meldet aus Schanghai: Das britische und das japanische Konsulat in der Hafenstadt Kiukiang am Tsangseeflutz wurde von einer erregten Menge, die heftige Angriffe auf die Gebäude unternahm, an gezündet und schwer beschädigt. Das britische Konsulat konnte von den Angreifern, die zu plündern begannen, befreit werden, die daraus andere Gebäude ausländischer Gesellschaften plünder ten. So wurde das Besitztum Ler japanischen Schiffahrtsgesell schaft und die Häuser anderer Schiffahrtsgesellschaften vollstän dig emgeäschrrt. Die Gewalttaten begannen damit, das; mehrere Tausende Aufständische, zumeist Studenten und Arbeiter, in das britische Konzessionsgebiet eindrangen und Gewalttaten begingen. Chinesische Truppen trieben schließlich die Ausrührer zurück. Ein japanisches Landungskorps sucht augenblicklich die Ordnung auf rechtzuerhalten, indessen werden von kleinen Trupps der Em pörer ständig neue Gewaltakte verübt. * Verbreiterung des Aufwandes. Rotterdam, 14. Juni. Die „Times" melden aus Schanghai: Der Einzug eines japanischen Detachements in das Fremdenviertel von Kanton hat die Lage überraschend verschärft. Zwei Drittel Chinas (?) stehen im Ausstand gegen die Fremden. Genf, 14. Juni. Der „Herald" meldet aus Tokio: Hier liegen Nachrichten aus Mulden vor, wonach alle Fremden aus Mukden verjagt werden. In Mulden sind mehrere Japaner von den Chinesen niedergemacht worden. Die japanische Presse for dert die Mobilisierung von Heer und Flotte. Schanghai, 14. Juni. Der englische Kreuzer Despatch ist nach Hongkong abgegangen. Die Aburteilung der Meuterer wird fortgesetzt. Die bis jetzt gesällten Urteile sind nach einer Havasmeldung milde ausgefallen. * Eroberung von Kanion. Die inneren Kämpfe in China. Newyork, 14. Juni. Wie aus Kanton gemeldet wird, haben Kwantung- und Kantontruppen lRegierungstruppen) unter bolsche wistischen Offizieren nach hartnäckigem Kampf vie Uunnan- leute zur Übergabe der Stadt Kanton gezwungen und sind nach der Einnahme gegen Militär- und Zivilpersonen mit äußerster Grausamkeit vorgegangen. Die örtlichen Feind seligkeiten sind eingestellt. Sämtliche Nunnanefen haben die weiße Flagge gehißt und haben fluchtartig die Stadt in nördlicher Richtung verlassen, von Tausenden von Regie- rungssoldaten verfolgt, die über den Fluß setzten. In öst lichen Teilen der Stadt hatten noch heftige Kämpfe stattge funden. bei Venen etwa 100 Leute verletzt wurden. * Ein Telegramm aus Hongkong meldet, daß 480 Meilen von dort entfernt in der Stadt Klun Klang am Vantagcflusie eine wütende Menge das englische und japanische Konsulat gestürmt und niedergebrannt hat. Klun Klang liegt im Tientsin Bezirk. Frankreichs Note in Berl««. Paris, 14. Juni. „Petit Puristen" berichtet, daß die Note an Deutsch land über den Sicheryeitspakt bereits in den Händen des französischen Botschafters in Berlin sei. Dieser werde sie ! Dienstag der Reichsregierung überweisen und lw-werde ! 48 Stunden später veröffentlicht werden nebst allm wesent lichen Dokumenten der Verhandlungen, so dem deutschen Vorschlag und den zwischen London und Paris ausgetansch- tcn Noten. Die französische Note umfasse etwa fünf Schreib maschinenseiten, deren einzelne Absätze numeriert seien. Es sei das Interesse betont, daß die Verhandlungen noch vor der Haupttagung dcsVöllerbnndes erledigt würden. Frank reich erwarte von Deutschland eine schriftliche, präzise und vollständige Antwort. Erst nach Erhalt einer derartigen Antwort und ihrer Kenntnisnahme durch das französische Auswärtige Amt könne eine mündliche Verhandlung ins Auge gefaßt werden. MchMs die französische Antwort. Ihr angeblicher Inhalt. Paris, 13. Juni. Das Blatt „Matin" glaubt in der Lage zu sein, den In halt der von der französischen Regierung an die Reichsregierung zu richtenden Note, verglichen mit den deutschen Vorschlägen, wie folgt charakterisieren zu können. 1. Garantiepakt zwischen den am Rhein inter essierten Mächten. Dieser Pakt ist nicht mehr aus dreißig Jahre beschränkt und die Möglichkeit eines Krieges durch Volksabstimmung ausgeschlossen. Dadurch unterscheidet sich der jetzige Vorschlag von den ehemaligen Vorschlägen des Kabinetts Cuno. Dieser Gedanke wird restlos in der französischen Note angenommen. 2. S ch i e d s g c r i ch s - vertrag zwischen Frankreich und Deutsch- land. Dieser Vorschlag wird angenommen und vervoll» i ständigt durch den Vorschlag des Abschlusses eines deutsch- belgischen Schiedsgerichtsvertrags. 3. Schiedsgerichtsver- trag mit verschiedenen Staaten. Frankreich erklärt, daß Verträge dieser Art mit Polen und der Tschechoslowakei unerläßlich sind. Es wünscht hier als Garant aufzuireten und betrachtet dies als die Vorbedingung selbst für den Ab schluß eines Sicherheitspaktcs am Rhein. 4. Deutschland hat verlangt, daß die Vereinigten Staaten Schiedsrichter und Garanten dieser Pakte seien. Da Frank reich weiß, daß diese Einmischung in die europäischen An- gelegenheitcn der amerikanischen Politik zuwiderläuft, be gnügt es sich damit, in seiner Note darauf hinzuweisen, daß es mit Freuden sehen werde, wenn die große amerikanische Nation an dem Sicherheitspakt sich beteiligen würde. Das Blatt fügt dieser Inhaltsangabe noch hinzu, da Frankreich das Recht erhallen werde, die entmilitarisierte Zone bei einer Verletzung des zwischen Deutschland und Polen ab zuschließenden Schicdsgcrichtsvertrags zu überschreiten, bc- greise man nicht die Erregung der polnischen Presse. * Lloyd Georgs als Mahner. Der ehemalige englische Ministerpräsident Lloyd George, der Miturheber des Friedensvcrtrages von Ver sailles, erteilte in einer Rede in Sca»bc>rough den Alliierten einen ernsten Verweis über die Art, in der sie diesen Ver trag ausführten. „Welches ist der nächste Grund, der zu Unruhen führen kann?" fragte Lloyd George. „Es ist die pedantische nnd illiberale Ausführung der Bestimmungen ves Versailler Vertrages. Lloyd George betont weiter, daß Deutschland im wesentlichen die Vertragsbedingun- gen ausgeführt habe und fordert die sofortige Räumung Kölns, damit die Unterschrift, die er unter den Vertrag von Versailles im Namen Großbritanniens gesetzt habe, , geachtet wird. Lloyd George warnt davor, daß England etwa dem Abschluß eines Sicherheitspaktes znstimme, um Frankreich die Möglichkeit zu geben, straflos Krieg mit Deutschland anzufangcn. rann: „Monchietn, Monchletn, du gehst einen schweren Gang!- Die Entwaffnungsnote liegt vor und die französisthe Antwort auf unsere Sicherheitsvorschläge ist im Eintreffen begriffen; die wirtschaftliche Lage spitzt sich zu und eine ganze Reihe innerpolitischer Probleme, nicht zuletzt die Aufwertungsfrage, sind in der Lösung begriffen. Eine Regierungskrise, die nichts anderes wäre als der Ausdruck einer Krise in der jetzt bestehenden Regierungs koalition, würde das alles außen- und innenpolitisch auf die lange Bank schieben. Außenpolitisch wäre es nicht von erheblicher Bedeutung, da selbst bei sofortiger und unbe dingter Annahme eine Räumung der Kölner Zone doch erst nach Monaten geschehen würde. Wohl aber ver bieten wirtschaftliche und innenpolitische Erwägungen zur zeit unbedingt eine solche Regierung?- und Koalitions krise, die langwierig gemrg werden könnte, weil die Mehr heitsverhältnisse im Reichstage ja außerordentlich un gewisse sind. Vielleicht sind aber die gemutmaßten Gewitterwolken doch nichts anderes wie Schattenspiele an der Wand, weil die Zollvorlagen wohl zn einem ausgiebigen Kuhhandel benutzt werde». Keine ReLchsregLetungskrife. Berlin, 14. Juni. Von deutschnationaler Seite verlautet, daß es wegen der Aufwertung keine Schwierigkeiten mehr geben könne, weil sich alle Regierungsparteien ans das vor Wochen abgeschlossene Kompromiß festgclcgt haben und daß ein Abspringen irgendeiner Partei nicht mehr erwartet werden kann. Die Minister Schiele und Neuhaus hätten mit keinem Wort Rücktrittsgedanken geäußert. Gegen den Zottiarif. Ablehnung im Reichswirtschaftsrat. Berlin, 14. Juni. Der zollpolitische Ausschuß des Neichswirtschaftsrats hat seine Beratungen über die ZoAvorlage der Regierung abgeschlossen. Dem Ausschuß lagen eine große Anzahl von Anträgen vor. Seine Entschließungen bedeuten eine Ab lehnung der zollpolitischen Pläne der Neichsregierung. Der Ausschuß hat erstens die Zollvorlage der Regierung als Gan^s abaelehnt Er bat weiter ausgesprochen, daü die