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MsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft,' stellen - - —— nehmen zu jever Herr ne- , Wellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch apf Lreferung ber Zeitung oder Kürzung der Bezugspreise«. — Nücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis die »gespaltene Raum,eile ro Doldpfennig, die 2gelpalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 40<LoId- Pfennig, die 3 gespaltencReklamezeNe im textlichen Teile 100 Doldpfennig. Nachweisungogebühr ro Doldpfcnnige. Vor- gefchriebeneDrscheinungs- „ tage undPlatzvoischriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. lllUhr Für die Richtigkeit de» durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Darantle. Jeder Rabaltanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag« eingezogen werden muß oder derAuftraggeber in Konkur» gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. M-mW-"-»?: Wochenblatt sir Wilsdrun u. Umgegend ,,«.«..»><»0».,» 1 oder tonltiaer Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung Freitag den 15 Mat 1S25 Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2640 Nr. 112. — 84. Jahrgang. Telegr.-Ndr.: „Amtsblatt „Immer langsam voran." Die Haupttätigkeil der Pariser Botschafterkonferenz ist, vertagt zu werden. Das tut sie nämlich grundsätzlich und besonders dann, wenn für sie ein Termin festgesetzt wird, zu dem sie die Kontrollnote an Deutsch land oder eine Antwort auf die deutschen Sicher heitsvorschläge beraten soll. Mit der Verzögerungs- und Zauderpolitik der Bot- schafterkonferenz wetteifert übrigens auch der franzö- sische Ministerrat. Es handelt sich, wie gesagt, um zwei Antwortnoten der Entente, nämlich um die fast schon sagenhaft gewordene Note der Entente über das Ergebnis der Militärkontrolle in Deutschland und dann um den Bescheid in der Sicherheitsfrage. Nun soll angeblich wenigstens schon der Entwurf für beide Noten fertiggestellt sein in einer Sitzung des französischen Mi nisterrats, die am Dienstag stattgesunden hat. Offiziell hat man dabei erklärt, daß die von Briand her rührenden Entwürfe das vollkommene Einverständnis seiner Kollegen gefunden haben. Man kann aber jetzt mit dem bekannten englischen Soldatenliede singen: „Ir >4 a ioox to tipperur^." „Es ist ein langer Weg" oder frei ins Deutsche übertragen: Eile mit Weile, oder: Nur immer langsam voran. Denn die Entwürfe werden nun erst noch den Regierungen Englands, Italiens und Belgiens vor gelegt, nicht etwa der Botschafterkonferenz, wo die Sache etwas schneller gehen würde, bester gesagt —weil dann die Sache etwas schneller gehen würde. Offiziös werden über den Inhalt der beiden Noten allerhand Mitteilungen gemacht, die man natürlich mit gebührender Vorsicht aufnehmen muß, weil die französische Politik gern mit kleinen Kunststücken arbeitet, indem man nämlich über den Inhalt derartiger Noten allerhand Ver lautbarungen herausgibt, die man eigentlich in die Noten erst hineinwünschte. Deswegen ist mit dieser gebührenden Vorsicht zunächst einmal die Feststellung auszunehmen, daß die Einigkeit zwischen Paris und London in gewissen Punkten hergestellt sei. Der erste dieser Punkte soll nun sein, daß deutsche Vertreter vor der Entscheidung über die Kontrollnote an Deutschland nicht gehört werden sollen. Das bezieht sich erstens auf den Inhalt, also auf die Fest stellungen tatsächlicher oder angeblicher Art, die von der Kontrollkommission in Deutschland gemacht worden sind. Die Taktik ist nicht ungeschickt, entspricht auch der bisher üblichen Politik der Entente, indem man einfach die An klagen in die Wett hinausschleudert, ohne gleichzeitig dem '»"geklagten ein Wort der Richtigstellung oder Aufklärung ZU gestatten. Daran hat sich in den letzten fünf Jahren nichts geändert und wird sich vorläufig Wohl auch nichts ändern. Hierzu paßt es vorzüglich, daß die Ausführung der weite ren Forderungen, die sich nun an die angeblich festge stellte Nichtentwafsnung Deutschlands knüpfen, ulti mativ an Deutschland gerichtet werden, d. h. daß diese Forderungen zu einem bestimmten Termin erfüllt sein müssen. Und das Dritte ist schließlich, daß England wieder einmal umgefallen sein soll. Vor ein paar Tagen verlautete noch, daß England grundsätzlich mit einer Räumung des Ruhrgebietes und der nördlichen Rheinzone (Köln) zum 16. August einverstanden sei. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede. Denn für diese Räumung wird irgend ein bestimmtes Datum überhaupt nicht festgesetzt. Nicht einmal die Zusage soll gegeben werden, daß die Räumung Kölns nach Ausführung der in der Antwortnote er hobenen Anforderungen an Deutschland zum Zwecke weiterer Abrüstung erfolgen wird. Man legt sich nach dieser Richtung hin überhaupt nicht fest, behält sich damit also alles weitere vor. Es ist natürlich völlig zwecklos, an die Zusagen zu erinnern, die Macdonald und Herriot auf der Londoner Konferenz dem deutschen Reichskanzler Marx gemacht haben, wonach die Räumung des Ruhr gebiets unter allen Umständen bei Ausführung des Lon doner Übereinkommens vollzogen werden soll. Herriot ist nicht mehr Minister und Macdonald ist es auch nicht; also brauchen sich auch äußerlich weder England noch Frankreich an die Zusagen ihrer früheren Ministerpräsidenten zu halten. England will zwar anscheinend an der damaligen Zusage sesthalten —, aber schließlich steht doch nicht Eng land im Ruhrgebiet, sondern Frankreich. Und wie sehr es sich den französischen Wünschen beugt, das beweist vor allem die Komödie der Kontrollnote, beweist vor allem auch die Abhängigmachung der Räumung der Kölner Zone von Deutschlands Verhalten bezüglich der Abrüstung. Nun besteht aber natürlich auch noch ein englischer Entwurf über diese Entwaffnungsnote an Deutschland und der Pariser Botschafter Lord Crewe hat ihn dem französischen Außenminister überreicht. Selbstverständlich tragen die Meldungen aus London einen weit deutsch freundlicheren Charakter als die Pariser, aber — man merkt die Absicht und man wird verstimmt. Denn es wird Wohl auch den blödesten Augen klar sein, daß man in Eng land für uns zwar die wunderschönsten Worte findet, sich aber praktisch immer dem französischen Vorgehen beugt und sich dabei dann uns gegenüber als die Unschuldigen an der Zuspitzung der ganzen Entwicklung hinstellt. Jedenfalls stimmt man auch jetzt wieder der franzö sischen Forderung zu, daß eine Anzahl ehemaliger Munitionsfabriken, die noch auf friedliche Produktion ein gestellt seien, weitgehende Zerstörung wichtigen Materials vollziehen müssen. Und eine weiter«, übrigens belonders NH lick Termin der Römling Kölns. Paris, 14. Mai. Der französische Außenminister Briano t empfing gestern nachmittag am Quai d'Orsey eine Reihe von I Pressevertretern, mit denen er sich über die wichtigsten außen- I politischen Fragen unterhielt. Auf die Frage eines Journalisten, i wann die Abrüstungsnote abgehen würde, antwortete der Mi- / nister: In etwa zwei Wochen. Er betonte, daß Verhandlungen mit Deutschland ohne seinen Eintritt in den Völkerbund eröffnet werden könnten, doch seien sich die Alliierten noch nicht schlüssig geworden. Was die Räumung Kölns angehe, so sei noch kein Datum festgesetzt worden. Die in einem Teil der Morgenblätter ausgestreuten Gerüchte, daß die Räumung nicht vor dem näch sten Jahre in Frage kommen könne, entbehrten jeder Grundlage. Auf die Frage, ob die Ruhr nach dem Dawes - Gutachten im August geräumt werden würde, antwortete der Minister, daß darüber weder zwischen den Alliierten noch innerhalb der fran zösischen Regierung verhandelt worden sei, daß es aber grund sätzlich der Fall sein dürfte. Der Vertreter eines polnischen Blat tes fragte, was man unter den deutschen Vorschlägen über die Anwendung des Schiedsspruches auf die Ostgrenzen verstehen könne. Die Antwort lautete: Ich begreife nicht, wie ein Schieds spruch zur Abänderung von Grenzen führen könnte, die vertrag lich festgesetzt worden sind. Die Verhandlungen mit Rußland wer die Anerkennung der Vorkriegsschulden hätten noch zu kei nem praktischen Ergebnis geführt. Zu der französischen Antwort über das deutsche Sicherheitsangebot. Paris, 13. Mai. Die Bläffer veröffentlichen folgende anscheinend offiziöse Meldung: Die französische Antwortnote auf das deutsche Sicherungsangebot ist heute der britischen Regie rung überreicht und auch den nächsten übrigen Verbündeten zu» Kenntnisnahme unterbreitet worden. Die Note, die kurz gefaßt ist, verzeichnet mit Genugtuung die friedliche Anregung Deutsch lands, deren Aufrichtigkeit fie nicht in Zweifel zieht. Ohne Fragen über den Anschluß Oesterreichs, die deutschen Ostgrenzen oder den Völkerbund zu stellen (Frankreich ist der Ansicht, daß der in Aussicht genommene Sicherheitspakt nur eine Ergänzung zu dem Versailler Vertrag bildet und keine Klausel des Vertrages än dern kann), führt die Note aus, baß Frankreich als Mitglied des Völkerbundes eine internationale, durch die Vorschriften de» Bundes bedingte Politik befolgt. Dagegen wird zum Ausdruck gebracht, baß die Verhandlungen mit Deutfchland durch den Bei tritt zum Bund wesentlich erleichtert würden. Briand hält e» nicht für richtig, seine Ansicht näher zu präzisieren, da die Note lediglich eine Empfangsanzeige im Sinne der Eröffnung von Verhandlungen darstellt, keineswegs den Beginn der Verhand lungen selbst. Mnckenburgs Untrittsrecke uncl ckie ftnegsfcbulcllrage. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 14. Mai. Die Blätter kommentieren ausführlich die Ansprache Hindenburgs im Reichstage. Der „Temps" stellt fest, daß der neue Reichspräsident mit Nachdruck die Friedens idee betonte. Alle Blätter sehen sich zu der Feststellung veran laßt, daß die Ansprache ungewöhnlich geschickt abgefaßt war. „Journal des Debats" schreibt: Der neue Reichspräsident hat gestern unzweideutig vssizielle Versprechungen gegeben. Er hat der Verfassung der Republik und der Fahne Schwarz-Rot-Gold den Eid geleistet. Offenbar will Hindenburg gegenüber der Ver fassung korrekt bleiben. Das Blatt schließt aus den Erklärungen Hindenburgs auf die Absicht, die Kriegsschüldsrage wieder neu aufzurollen. Ausgabe des sranzösischen Außenministers sei es, den Anstrengungen der deutschen Propaganda ein Ende zu setzen. Die französische Antwortnote auf das deutsche Sicherungsange bot enthalte keinen diesbezüglichen Passus. Man dürfe sich aber nicht verhehlen, daß alle anderen Voraussetzungen für die Unter zeichnung des Garantiepaktes gegenstandslos würden, solange Deutschland nicht zur moralischen Abrüstung und zum Eingeständ nis seiner Schuld am Kriege gezwungen werde. icyars von England betonte Forderung ist die der soge nannten Entmilitarisierung der deutschen Schutzpoli- z e i und schließlich noch dunkle Andeutungen über Schwie rigkeiten in der Personenfrage. Wer damit gemeint ist, ist aber nach der langen französischen Hetze kaum noch zweifel haft: es ist der General v. Seeckt, den man gern be seitigt wissen will. Man wird auf das „umfangreiche Schriftstück", das der Verlautbarung gemäß die Entwaffnungsnote an Deutschland darstellen soll, nun doch sehr gespannt sein. Mag der Inhalt aber sein, wie er will —, von der so viel beredeten Änderung der Atmosphäre zwischen uns und der Entente scheint sich jedenfalls bei dieser Gelegenheit nicht viel bemerkbar zu machen. Aach Hindenburgs Amtsantritt. Berlin, 13. Mai. in den Blättern erschienene aufsehenerregende Mitteilung, daß die Mächte Vereinigte Staaten, England, Frankreich und Italien es abgelehnt hätten, den neuen Reichspräsidenten zu seinem Amtsantritt offiziell zu be- glückwünschen, stellt sich als eine französische E r f i n. d u n g heraus, über das Verhalten der Alliierten hätten, so wird berichtet, noch gar keine Entschlüsse gefaßt werden können, da. die Wahl und der Amtsantritt Hindenburgs noch nicht amtlich mitgeteilt worden wären. Im übrigen bestehe kein Anlaß, zu glauben, daß sich das Verfahren in diesem Falle von den Formen des internationalen Ver kehrs in der Diplomatie unterscheiden würde. Von zahl reichen anderen ausländischen wie innendeutschen Landes regierungen sind Glückwünsche zum Amtsantritt beim Reichspräsidenten eingegangen, ebenso von unzählbaren Gemeinden, Verbänden und Privatpersonen. Der Reichs präsident läßt öffentlich mitteilen, daß es ihm zu seinem Bedauern unmöglich ist, für alle Glück- und Segens- Wünsche in jedem Falle einzeln zu danken. Er spricht allen, die ihm in diesen Tagen ein Zeichen ihres freundlichen Gedenkens übersandt haben, für die erwiesene Aufmerk samkeit und das durch sie bekundete Vertrauen seinen herz lichen und aufrichtigen Dank aus. Empfänge beim Reichspräsidenten. Heute empfing der Präsident eine Abordnung des Neichsrats, bestehend aus den Herren Staatssekretär Dr. Weismann vom preußischen Staatsministerium, dem bayerischen Bevollmächtigten Dr. vonPreger und dem braunschweigischen Bevollmächtigten Bode», welche die Glückwünsche des Reichsrats überbrachten. Auch wurde eine Abordnung der Hauptverwaltung der Deutschen R«ichsb,huaes«H schalt empfangen, bei Welcker » Lnaals;errets: z, D. Dr. Stieler die schwierige Lage der Reichsbahn schilderte. Der Reichspräsident drückte die Hoffnung aus, daß es der Bahn gelingen werde, trotz der unzweifelhaft vorliegenden großen Schwierigkeiten an der Erstarkung des Vaterlandes mitzuwirken. Der Reichspräsident empfing ferner den preußi schen Ministerpräsidenten Braun in Beglei tung des Staatssekretärs Dr. Weismann. Es ist vorge sehen, daß der Herr Reichspräsident am Donnerstag dcm preußischen Ministerpräsidenten einen Gegenbesuch im preußischen Staatsministerium abstatten und bei dieser Gelegenheit auch gleichzeitig die sämtlichen stimmberech tigten Mitglieder des Reichsrats begrüßen wird. Auch das Reichstagspräsidium wurde empfangen und der Reichspräsident sprach in Be antwortung der Begrüßungsansprache des Ncichstags- präsidenten Löbe bemerkenswerte Worte. So sagte er, er hoffe, daß diese Begegnung der Anfang einer durch keine Mißverständnisse getrübten, vertrauensvollen Zusammen arbeit sein werde. Wie er über das Verhältnis von Reichs präsident und Reichstag denke, habe er im Reichstag aus gesprochen. Er sei sich bewußt, daß gerade in einer Repu blik die Würde und das Ansehen der Nation in hohem Maße in die Hände des Parlaments gelegt sei. Beim Besuch des preußischen Staatsministeriums äußerte von Hindenburg, es möge der Arbeit des Staatsministeriums der Erfolg beschieden sein, getreu den großen Überlieferungen des preußischen Staates, den be sonderen Pflichten Preußens innerhalb des Deutschen Reiches gerecht zu werden, damit Preußen weiter hin die feste Klammer bleibe, die unsere Ost- und Westmark an den Körper des Deutschen Reiches kette." „Gemeinsame Arbeit für das Vaterland " In einem Dankschreiben an den bekannten Zentrnms- abgeordneten von Papen, der Hindenburg zu seiner Wahl beglückwünscht hatte, sagte der Präsident: „Sie wissen, daß ich schon während des Wahlkampfes stets in dem Sinne zu wirken bemüht war, daß nicht das Trennende, sondern das Einigende zu betonen sei. Ich glaube mit dem Herrn Reichskanzler a. D. Marx dahin einig zu sein, daß es jetzt, nach Abschluß des Wahlkampfes, be sonders darauf ankommt, alle aufbauenden Kräfte der Nation zu sammeln. Mehrfach habe ich es bereits deutlich zum Ausdruck gebracht, daß nur jede Partei und jeder Deutsche willkommen sein würden, die sich zu gemeinsamer Arbeit für das Vaterland mit mir zusammenfinden. Ich hege die feste Überzeugung, daß auch die in den Ihnen politisch nahestehenden Kreisen ver einigten wertvollen Teile unseres Volkes sich diesem Streben nickt versagen werden."