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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, i», ,WU-»r»Ger iLzNch »ach». » wst flr »« »»>,«»»«» la» ««< «dl>»l»a, » «, »<<chzst»*-»' u»d »«» r Mk. tm «»»»!. dri »sch -- «»»» t.» m»., MP^-nfta'tra Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegrnd ^»»dot-n ^v'üüirr*«u». WAgcr »«K G<s<t)Lftffsteüe» — - ' .. > -,. . - -— zu jeder Aeli Be» HeLrmge» evt-eOen. Im FaSe dShrrer GrwaU. KNe§ ode, fonMger VeMedeft-r»«,e» »«JeG« k<1» »nsp^ch au» SitfrrunH der ZeitrnrO oder Kürzung de» Vezu,soreise». — ALlüfendu»- etageiaadrer LchnWtüG« «r»»tDr u«. »rav Harro deltteOt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Au»et^««Vret»: dt» ra«»Varre»e Glaum-ette W Goldpfennig, die Lgefpaltene Ieile der amtlichen Bedanntmachungen 40GaM»» Pfennig, die »geipalteneAediamezeiie t« terrlicheu Teile 100 Goldpfennig. Machweifungsgedühr 20 Gold Pfennige. G»» geichnedeneEricheinnng». — . . tage and Plag»orfch^»M »erden nach Mdgl'ch,ei, Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 8 derüchflchtigt. «ngeiOE- annatnne die nar». iVUHr ——— Für die Richtigkeit dm durch Fernruf üderartrreiten Anzergen Übernehmen »tr keine Garanrte. Jeder Aadananspruch erlischt, wenn der Betrag d«ch Klage erage-ogea »erden «»tz oder der Lufrraggeder in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen errtg«Ge>t d«s Wilsdruffer Tageblatt entbSlt die amtttcheu Bekm,»l»a«tiuuae, der «lMshouptmauafchoft Meitze«, de. Amisgerichi» ««d Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreuiamts Tharandt. Finanzamt» -taffe». Nr. 83. — 84 J«h?g«n« Tetcgr.-Hdr.: .Rmt-blatt- W i l H d r N s s o D L>e K d e n Doitichec!- Dresden 2S40 Mittwoch, den 8 April 1825 k WIM !,! , , M !iU! I!!!UIIIdN^»taNN»»N»^»N»aS Wankt Herriot? Der französische Ministerpräsident Poincarö hatte am 11. Mai vergangenen Wahres eine Wahlniederlage er- » litten, die ihn zum Rücktritt zwang; aber sein Nachfolger f Herriot verfügte doch nicht über eine derart geschlossene Mehrheit, vatz sein Dasein als Ministerpräsident ein völlig - ungetrübtes wurde. Er brauchte die Unterstützung der ' Sozialisten und erkaufte sich diese durch seine gegen die katholische Kirche gerichtete Politik, gefährdete sie sich aber durch seine Pläne zur Finanz» und Steuerreform nicht minder wie durch seine Außenpolitik; auf dem Kongreß , von Grenoble hatten die Sozialisten sich teilweise sehr scharf gegen Herriot geäußert. Sie waren zu lauen Freun den geworden. Andererseits hatte die Kirchenpolitik die Gegner Herriots zur Rechten wieder auf den Plan ge rufen, die mit seiner von poincaristischem Geiste erfüllten Außenpolitik sehr zufrieden waren, aber doch jede Ge- ' legenheit benutzen, um als Opposition dem Minister präsidenten all und jede Schwierigkeit zu bereiten. Man muß bedenken, daß das französische politisch-parlamen tarische Leben ganz anders ist als das unsrige, daß die Ge- solgschaft, die Partei nicht zusammengehalten wird durch irgendein »Programm-, gar weltanschauungsmäßig wie f bei uns, sondern nur durch die Persönlichkeit des Führers , und die Polttk. die er macht, und durch die Interessen, die die Mehrheit mit der Staatsverwaltung oder den Be- i amtenposten verknüpfen. Spürt Liese Mehrheit, daß sich z etwa eine Umwandlung in der Stimmung der Wähler- ? massen vollzieht, so kann ein anscheinend festgefügtes und feststehendes Ministerium über Nacht zersplittern und ' stürzen. Die Art, wie im Ministerium Herriot die Krise ausbrach, ist wieder ein Beispiel dafür. Der Finanzminister Clemente! wurde von seinem Minister- , Präsidenten in einer Weise behandelt, die ihn zum Rücktritt zwang. Una — auch das ist bezeichnend — wegen Clementels ! Auftreten vor dem Senat. Denn im Senat konzen« x iriert sich ver Wider st ans gegen Herriot: ! er hat infolgedessen aus die dortige Gegnerschaft weit- - gehendste Rücksicht nehmen müssen. Freilich nur bis zu - einem bestimmten Punkte. Herriots Anstrengungen, gehen i daher, die Finanzgebarung Frankreichs, die durch Poin- z carös Politik zu einer üblen Schuldenwirtschaft mit ( schweren inflationistischen Gefahren geworden war, durch eine große Steuerreform wieder zu sanieren; er erblickt da- f rin seine hauptsächlichste innerpolitische Aufgabe. Entspre- ! cheno seiner ganzen politischen Einstellung soll diese Reform - einen starten „antikapitalistischen" Zug ent- i halten — weil sich Herriot dadurch die Unterstützung der ; Linken erhalten will —, stößt aber damit auf den scharfen s Widerstand der im politischen Leben Frankreichs überaus i mächtigen Wirtschaftskräfte. Herriot fühlt sich selbst schon - gefährdet, weil seine Neformvorschläge im Senat auf Ab- - lehnung stoßen können. Nicht ungeschickt ist es, raß er f gerade die Besteuerung des Kapitals als parlamentarischen Gefahrenpunkt in den Vordergrund schiebt, weil er bei einer ; etwaigen Neuwahl auf weite Linkskreise hofft. Bisher hat aber auch das nichts genutzt; denn bei der in Paris und dem Seinedepartement stattgefundenen NeuwahlzumSenat wurde einer der hervorragend- ' sten Rechtspolitiker, der bekannte frühere Staatspräsident Millerand, gewählt, und zwar mit absoluter Mehrheit. Er ist erbittertster Gegner Herriots, weil dieser ihn zwang, fein Amt niederzulegen; gewählt wurde er jetzt sogar gegen einen Sammelkandidaten desgesamten Linksblocks. Herriot hatte niemandem anders als Loucheur das Finanz mi nisterium angeboten, ver aber dich gerade der Führer der französischen Schwerindustrie ist. t Der hat sich dafür ergebenst bedankt, in ein Schiff hineinzu- i steigen, das sich nur noch mühsam zwischen den Klippen hindurchwindet und jeden Augenblick stranden kann. De § Monzie, der neue Finanzminister, bedeutet aber an - sich schon eine kleine Konzession nach rechts; s man erregt sich in sozialistischen Kreisen auch darüber, vast ve Monzie bei Herriot Forderungen durchsetzte, die ein Abweichen von der bisherigen intransigent gegen den Vatikan gerichteten Politik bedeutet. Melancholisch spricht Herriot selbst schon von der Möglichkeit einer Kammerauflösung, weil er auch dort einer Mehrheit für seine Steuerreformvor schläge sicher ist. Es ist eben Tatsache, daß es ihm bisher nicht gelungen ist, eine wirklich durchgreifende Sanierung des Budgets und des — Frank zu erreichen: ob an ihm die Schuld liegt, ist erst eine zweite Frage. Bedeutet doch der wichtigste Teil jener Vorschläge, die Herausgabe von 4—5 Milliarden besonderer Geldscheine, garantiert durch kommerzielle Wertpapiere, eine Deklassierung ves ordentlichen Zahlungsmittels. Vor allem aber drückt auf dieies die äußere Schuld, die den Frank bis auf etwa ein Viertel seines Friedenswertes vermindert, hat. Schon beträgt der Notenumlauf 40—41 Milliarden. In den nächsten Tagen schon foll sich das Schicksal Herriots in Senat und Kammer entscheiden; die Füße derer, die ihn hinaustragen, vor allem aber seinen Minister präsidentensessel besteigen wollen, stehen schon vor der Tür. Stillem in den SiWeits»MmtzMM Eigener Fernsprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 7. April. In den Verhandlungen wegen des deutschen Sicherheitspaktes ist, wie das nicht anders zu erwarten war, ein gewisser Stillstand eingetreten. Einerseits sind durch die Verhältnisse ln Frankreich irgendwelche entscheidende Be schlüsse unmöglich, andererseits ist die erwartete Note der fran zösischen Regierung bisher noch nicht eingetrofsen. Weitere Ver- zögeruugsgründe liegen in der jetzt beginnenden größeren Unter brechung der politischen Arbeit durch die Parlamentsserien zu Ostern und zu Pfingsten. Bis zur Parlamentsvertagung gegen Ende Jul müßten die gesamten Probleme dorchberaten und ent schieden werden, denn am 15. August ist die Räumung des Ruhr- gsbietes durch die Franzosen fällig. SiMfta! mMmie Im Zssrgeblet. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Saarbrücken,.? April. Im Ortsteil Papiermühle der Gemeinde Schwalbach (Saarlouis) ist eine Genickstarre-Epidemie ausgebrochen. Bis jetzt sind im ganzen drei Todesfälle zu ver zeichnen, während fünf Erkrankte nach Saarlouis bezw. Wad gassen (Kreis Saarlouis) ins Krankenhaus gebracht werden muß ten. Die Kinder des betreffenden Orsteiles dürfen die Schule nicht besuchen und die Arbeiter nicht zur Arbeit gehen. prsnkenfturr unck Herriots LeckrZngnis. Or Msnzies Rettmigsplan. über den Inhalt von deMonzies Sanierungs entwurf laufen in Paris die verschiedensten Gerüchte um. So erzählt man, das; er die Ausgabe neuer besonderer Banknoten in Höhe von 4—5 Milliarden Marl, zu deren Deckung die Jndustriewerte herangezogen werden sollen, plane. Der „Malin" verbreitet die Nachricht, das; eine freiwillige Kapitalsabgabe in Aussicht ge nommen sei. Der Staat würde aus eine „Erforschung" der vorhandenen Kapitalien verzichten und einen Appell an dis Ehrlichkeit und Vaterlandsliebe der Kapitalisten richten. Erst wenn ein solcher Appell keinen Erfolg habe» sollte, würden strengste Maßnahmen ergriffen werden. Nach dem „Gaulois" soll ver Notenumlauf das gesetzliche Maß bereits um 2 Milliarden überschritten haben. Nach demselben Blatt soll de Monzie eine größer« Konsolidierungsanleihe auflegen wollen. Marge» Unterhausbesprechung über die 26prozrntige Abgabe. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" London, 7. April. I» der heutigen Unterhaussitzung wird Churchill die Resolution zur Aenderung der 26prozentigen Reparationsabgabe einbringen. Voraussichtlich wird der Re-z gierungsantrag ohne ernsthafte Diskussion angenommen werden, so daß das von Deutschland und England unterzeichnete Abkom men in Kraft treten kann. 2ufammen>sM aer ammkanifcdrn ZLMrniunMsungrkomWlstoii. Paris, 7. April. Wie aus Washington mitgeteilt wird, tritt die Schuidensundierungsiommission nach Ostern zusammen, um sich darüber schlüssig zu werden, ob Präsident Coolidge zu einem Schritt in der Schuldenfrage veranlaßt werden soll. Amerika ürängt aut gege- iung aer kriegsjabuiaen. Eigener Fernfprechdienst des „Wstsbruger Tagevlattes". Ne uyork, 7. April, llnterstaatssetretär Winstone reist Ende der Woche nach Paris und London. In politischen Kreisen wird erklärt, Winstone werde besonders in Pans über die Schul denregelung verhandeln und aus dem gleichen Grunde nöttgen- salls auch Rom einen Besuch abstatten. Mrav Mr rurUckwaitencke Luropapomik. Eigener Zernjprechdiensl des „Wilsdruffer Tageblattes". Washington,?. April. Senator Borah hat in Lhikago eine Rebe gehauen, in der er seine alte These verfocht, daß di« Vereinigten ismaten nicht allzu starken Anteil an den Geschicken Europas nehmen sollten. Amerila habe schon mehr als genug getan. Seine Soldaten hätten den Sieg im Weltkrieg errungen und wir Haden für diese Dienstleistung keine Reparationen und keine Annektionen beansprucht. Ferner habe Amerika durch den Dawes-Plan die tödlichen, vernichtenden Wirkungen des Ver sailler Vertrages, den Europa in einer Stunde des Wahnsinns sich selbst als Lebensgesetz ausgestellt hat, erleichtert. Dennoch mache mau den Amerikanern den Vorwurf, sie interessierten sich nicht genügend für das, was außerhalb ihrer eigenen Grenzen vorgehe, und schlössen sich in egoistischer Isolierung ab. Dem gegenüber wolle er betonen, daß Amerika zuerst- und vor allem an sich selbst denken müsse. Internationale Verpflichtungen müß ten anerkannt werden. Dabei dürfe man jedoch nicht so weit gehen, die eigenen Interessen zu vernachlässigen. Nur ein freies und unabhängiges Europa könne mithelfen beim Ausbau eines neuen internationalen Rechtsverfahrens zur Sicherung des Welt friedens, damit ein für allemal das Recht an Stelle der Gewalt trete. Die Wirren in Chinn. Loudon, 6. April. Wie Reuter aus Peking meldet, griffen Truppen der Regierung von Honan die Stadt Shenkiu (?) an, wo der britische Missionar Tomlinson und seine F-au statio niert sind. Tomlinson sagt, daß ihr Leben den belagerten Streitkräften verfallen fei, falls die Stadl eingenommen wird. Die britische Gesandtschaft in Peking erhob Vorstellungen Wim chinesischen Außenministerium, welches daraufhin an ' en Mi litärgouverneur von Honan telegraphierte und ihn dringend ersuchte, alle möglichen Schritte zu unternehmen, um Leben und Eigentum Tomlinsons und der anderen Ausländer zu schützen. Die Feindseligleiten stehen jedenfalls mit dem Kampfe gcgnenjcher Anwärter aus die Stellung eines Militär^ gouvcrnenrs in der Provinz Honan in Verbindung. Sie GewtiWasten beim AeWlaiz'er. Wünsche zur Sozial- und Steuerpolitik. Auf Antrag der Epitzengewerkschaften wurden die «ährenden Persönlichkeiten aller gewerkschaftlichen Richtun- gen durch den Reichskanzler in Gegenwart des Reichs- wirtschaftsministers, des Staatssekretärs Dr. Geib sowie von Vertretern der anderen beteiligten Reichsressorts emp fangen. Von feiten der Gewerkschaftsvertreter wurde die Wirtschafts- und sozialpolitische Lage, vom Standpunkts der Arbeitnehmer aus betrachtet, ausführlich dargelegt. Es trat dabei die Befürchtung zutage, daß die poli tische Entwicklung in einer Richtung Verlaufs, die infolge zu weitgehender Schonung desBe- sitzes wichtige Belange der Arbeitnehmer, insbesondere auf dem Gebiete der Sozial- und Steuer politik gefährde. Die Vertreter ver Neichsregierung nahmen die Aus führungen der Gewerkschaftsvertreter zur Kenntnis und stellten eine Prüfung der vorgetragensn Wünsche in Aus sicht. Insbesondere erklärte der Reichskanzler, daß vie Reichsregierung den Erfordernissen der Sozialpolitik nach wie vor das vollste Verständnis entgsgenbringe und bestrebt sei, mit den Arbeitnehmerkreisen in den schweben den Fragen weiterhin in Verbindung zu bleiben. Das K^brnsit B aun. Die Ernennung der preußischen Minister. Der Preußische Landtag hat den Ministerpräsidenten a. D. Braun zum Ministerpräsidenten gewählt. Der Ministerpräsident Braun hat den Staatsminister Dr. am Zehnhosf zum Staats und Justizminister, den Staatsmini- ster Severing zum Staatsminister und Minister des Innern, vsn Staatsminister Hirtfiefsr zum Staatsminister und Minster für Volkswohlfahrt, den Staatsminister Professor Dr Wecker zum Staatsminister und Minister für Wissen schaft, Kunst und Volksbildung, den Staatsminister Steiger zum Staatsminister und Minister für Landwirtschaft, Do mänen und Forsten, den Staatsminister Dr. Höpker-Aschofj zum Staats- und Finanzminister und den Staatsminister Dr. Schreiber zum Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe ernannt. Scptembertagung ves Tculsch Lstcrrcichischen NlpcnvereinS. München, 6. April. Wie die Münchener Zeitung erfährt, wird die nächste ordentliche Hauptversammlung des Deutsch- Ssterreichischen Alpenvcreins in ver ersten Septemberhälfw dieses Jahres in Innsbruck stallsinden. Der genaue Zeitpunkt und die Tagesordnung werden im Juni bekanmg-geben.