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MMufferTageblatt Wilsdruffer Tageblatt enthSlt die amtliche« Bskanntmachuugeu der Amtshauptmaaaschast Meitze«, de« Amtsgerichts ««d Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »».«««»nqstr T»««»i«n- tSgNch -«ch«. , u», stk »«, r»« »ki «dholmi, n, »«» d« L»»x°d«ft«llr- r ML. t» M»>uu, »«i »«ch »«« »s<r» l,W M»., bri Poftb-ftrll»«« M Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend G«schHt»str!Ini ——— nehmen >u jeder geil Be» «m^e». Im Falle HSHrrer Dew all, Arie, »der sonstiger B-!ri-b,st»rim,en d-stehl »ein Anspruch ans Ll-srrun- «M Aeilvna »de» Mtrpr», »es Br,u,»Preise,. - «L-dsendu», eingesandler «christstü-te erso!,« nnr, wenn Port» »eili«,t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. UnreigenPrei«: die »gesPalte« «anm^ile LVDolhpsenni,, die rgespaltcneZeile der <nn»ichenBedanntmachnngen4VD»rd- Psennig, die ll»espalleneAehlmnezeNe im lerllichen Teile lOODoldPsennig. Nachweisungrgebühr rvDoldpfennige. «»»- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 WLN'LW annahme di» vorm. lvuhr — Mr die Richtigkeit dr, durch Fernrus übermittelten «neigen Sdernehmen wir »eine Garantie. Jeder Rabattansprnch erlischt, wenn der Betrag »nech «läge ein,«gogen werde« muh oder »er Auftrag,«der in Kondur« gerät. An,eigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgehn Rr.39. - 84 Jahrgang. Telcgr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonntag, 15. Februar 1925 Sie Sorgen der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft wird nun Lste Bilanz ziehen; die Neichslandbundtagung^zu der dieser größte landwirtschaftliche Verband seine Mitglieder nach Berlin für Sonntag zusammenberufen hat, wird ihnen ollen ein geschlossenes Bild über die Lage geben, in der sich die deutsche Landwirtschaft befindet. Und das Bild fft kein sehr erfreuliches. Wie alle Besitzer der Sachwerte, so haben auch die Landwirte in der Zeit der Inflation dem Anschein nach nichts verloren, nur hinzugewonnen. Wie irrtümlich das war, stellte sich heraus, als das Meer »er Inflation zurückgeebbt war und wir wieder auf Irock- «em Boden standen. Zuerst kam die Belastung durch die Rentenbankschuld, kam aber vor allen Dingen die Notwendigkeit für jeden Landwirt, ob groß oder klein, sich unbeirrt durch Papiermarkbillionen eine Rechnung über sein Soll und Haben aufzustellen. Und diese Rechnung er- -ab ein Saldo stark zu ungunsten des Haben. Wie die gesamte Wirtschaft, so hat auch die Landwirt schaft unter der Kreditnot auf das furchtbarste ge- kitten und leidet noch heute darunter, namentlich die mitt leren und kleinen Landwirte. Dazu gesellte sich der über aus starke Steuerdruck und es werden möglicherweise -egen den ehemaligen Finanzminister Dr. Luther harte Worte auf der Landbundtagung fallen, weil ja im Haus halt des Reiches übermäßig starke Überschüsse erziel! worden sind. Run hat die Rentenbank bekanntlich der Kreditnot zu steuern versucht dadurch, daß sie Rentenbankkre. dite zur Verfügung stellt. Doch haben diese Kredits die Summe von SOO Millionen Nentenmark kaum über schritten und das ist gänzlich ungenügend. Nun wird von sachverständiger Seite der Durchschnittskredilbedarf in der Landwirtschaft vor dem Kriege auf etwa 5 Milliarden Mark geschätzt; dabei war damals die Steuerlast eine weit geringere. Da dieses Bedürfnis nach Kredit überstatt War, ging man angesichts der Kreditsperre der Reichsbani «uf den Weg des schwarzen Kredits. Im Barmst- Untersuchungsausschuß ist neulich ein Gutachten der Berliner Handelskammer über die Kreditgewährung der Firma Kutisker an eine Erfurter Firma zu, Sprache gekommen. In diesem Gutachten hat die Kammer erklärt, daß der Zinsfuß, den Kutisker für ein zehntägiges Darlehn verlangte, nämlich 22 täglich, im Oktober 192Z als nicht übermäßig hoch zu bezeichnen wäre. Alse kann sich auch der Außenstehnde aur dieser Mitteilung schon ein Bild machen davon, wie völlig unmöglich es für den Landwirt war, Kredit zu bekommen. Kurzfristiger Kredit nutzt ihm an und für sich schon wenig, aber lang- listigen bekam er nicht. Und wenn er ihn bekam, zu Zinsen, die ihn erwürgten. Es ist ja manches besser geworden auch auf diesem Gebiete. Doch ist der Kredit, den jetzt große Teile der Landwirtschaft ausgenommen haben, ein solcher, der als völlig rittwirtschaftlich zu bezeichnen ist. Das hauptsächlich! strndwirtschaftliche Produkt in Deutschland, der Roggen weist einen Preis auf, der wenig über dem Friedenspreis stehL Angesichts dieser Tatsache ist natürlich ein Kredit, der mit 24 bis 30 H zu verzinsen ist, nicht als eine wirtschaftlich« Hilfe zu betrachten. Außerdem besteht die Schwierigkeit- daß die kreditgebenden Organisationen sich leider viel zu wenig aus die Kredithingabe an mittlere und klein« Landwirte einlassen wollen, sondern bei der Anlagr von Kapitalien für längere Frist den Großgrund- z besitz bevorzugen, weil es sich hier natürlich um größer« ' Summen handelt. Die Kreditgenossenschaften, die für den mittleren und kleinen Betrieb in Frage kommen, sind nur in einem langsamen Wiederaufbau begriffen und stehen dem riesigen Kreditbedarf ziemlich hilflos gegenüber. Nun hat ja der Londoner Pakt und die dadurch her- Angeführte Beseitigung der Nentenmark und dann der Rentenbank als Währungsinstitut im landwirtschaftlichen Kreditwesen eine Änderung herbeigeführt, die die Renten» bank wieder stärker als Kreditinstitut in die Erscheinung treten läßt. Aber die Neichsbank als eigentliche Zei^ tralstelle für das gesamte Kreditwesen bleibt der Land wirtschaft gegenüber in der Kreditsrage sehr zurückhaltend, Bezeichnend ist ja auch, um das nicht zu vergessen, die Verwendung der Postkredite, die fast restlos der Lndustrie zugute kamen. Die Aufgabe liegt also klar: Was an Krediten über» Haupt der Landwirtschaft zugute kommen kann — und das fft viel mehr, als bisher zur Verfügung gestellt wurde —, muß in die Kreditorganisatiouen der mittleren und kleinen Landwirte hineingeleitet werden. Gewiß sind diese Be triebsgrößen nicht diejenigen, die für die Schaffung der Ernührungsbasis des deutschen Volkes in Frage kommen. Aber dort herrscht die Not. Und es erregt starke Verbitte rung, wenn man steht, wie diese Not nicht gemildert wurde, jene Millionen aber, die sich zu verschaffen den Schiebern ein leichtes gewesen ist, nun verlorengegangen find. Auch darüber wird auf der landwirtschaftlichen Woche wohl gesprochen werden. SMMW KMrkiWHMkMWM Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 14. Februar. Die Blätter stellen mit Genug tuung fest, daß sich die englische Oeffentlichkeit immer mehr für das französische Sicherungsproblem zu erwärmen beginne. Die gestrige Unterhauserklärung Chamberlains, wonach die britische Regierung die mit dem Genfer Protokoll zusammenhängenden Fragen zurzeit prüfe, wird dahin ausgelegt, daß Großbritannien eine Lösung des Sicherungsproblems ernstlich in Erwägung zieht. Die Blätter geben aber das Genfer Protokoll so gut wie ver loren, obwohl ausdrücklich hervorgehoben wird, daß rundweg ablehnende Antworten der Dominions in London nicht vorliegen. Die Denkschrift für die Ruhrkredite. Berlin, 14. Februar. Trotz der gestrigen Kabinettssktz- ung über die Ruhrkredste ist, wie der „Lokalanzeiger" erfährt, für heute nicht mit der Veröffentlichung zu rechnen, da es sich um ein umfangreiches Dokument von über 50 Druckseiten han delt, dessen Vervielfältigung in technischer Hinsicht nicht so rasch bewirkt werden kann. Falls sich auf Grund der gestrigen Kabi nettsberatung Aenderungen im Text der Denkschrift erübrigen, ist vielleicht für Dienstag mit ihrer Bekanntgabe zu rechnen. Deutsch-siamesischer Handelsvertrag Berlin, 14. Februar. Wie der „Lokalanzekger" meldet, ist Prinz Dikelya con Siam, siamesischer Gesandter in Kopen hagen, zur Unterzeichnung des am Mittwoch vom Reichstag rati fizierten deutsch-siamesische» Wirtschaftsabkommen hier ringe» troffen. Herriot smtsmUcke? Paris, 14. Februar. Im Zusammenhang mit der Rück kehr Caillaux' in das politische Leben, zu der am 19. Februar ein großes Bankett den Auftakt bilden wird, sind hier über die Haltung des ehemaligen Ministerpräsidenten sensationelle Ge rüchte verbreitet. So bemerkt unter anderem die bekannte Pa riser Wochenschrift „Cyrano", Hernot gehe im Ernst mit dem Gedanken um, nach Verabschiedung des Budgets aus Gesund heitsrücksichten zurückzutrelen. Für den Ministerpräsidenten würde das Linkskattell wahrscheinlich Painleve bestimmen und Caillaux zum Finanzminister. Selbstverständlich würde Caillaux ElmijrlunMttfahren argen den Immer Polizeipräsidenten. Lom Amte beurlaubt. Berlin, 13. Februar. Der Berliner Polizeipräsident Richter hat sich ge zwungen gesehen, bis auf weiteres einen unfreiwil ligen Urlaub anzutreten, der ihm auf ein Schreiben an den preußischen Minister des Innern bewilligt worden ist, da die Staatsanwaltschaft gegen ihn auf Grund vor gefundenen neuen Materials in der Barmat-Asfäre, das Richter schwer belasten soll, ein Ermittelungsver fahren eingcleitet hat. Richter hat schon früher zugegeben, daß er mit Barmats seit einigen Jahren freundschaftlichen Verkehr pflegte, hat jedoch immer wieder bestritten, daß er sich irgendwelche Verfehlungen hätte zuschulden kommen lassen. Die Staatsanwaltschaft scheint nun nach dem neuesten von ihr gefundenen Material anderer Meinung zu sein. Wie es heißt, soll sich Richter, ähnlich wie Minister Dr. Höfle, der passiven Bestechung und Begünstigung schuldig gemacht haben. Die passive Bestechung wird darin erblickt, daß Richter sich im Jahre 1919 12 000 Mark zur Ausstattung seiner Wohnung geliehen, das Geld aber nie zurückgegeben haben soll. Reben verschiedenen Vergünsti gungen, die Richter den ihm befreundeten Barmats zuteil werden ließ, soll er außerdem dem Besitzer eines Ver gnügungsparks 790 000 Goldmark für Einquartierung zugewendet, dafür aber wieder Gegenleistungen erhalten haben. Auch Richters Privatsekretär, Stöckex, hat sein Entlasjungsgesuch eingereicht, dem bereits stattgegeben wurde. Polizei im Varmat-AusschH. Drei kommunistische Ausfchußmitglieder ausgewiesen. Berlin, 13. Februar. Ein Hauch von Langerweile liegt über dem Barmat-Aus- schuß. Es geht beinahe friedlich her, und zu besonderer Auf regung liegt auch wirklich kein Grund vor. Kuliskers Woh- „unasanaeleaenbeit liebt rur Debatte. Hall» Berlin lief ohne den größten Einfluß in diesem Kabinett ausüben. Viel bemerkt werden die Besprechungen, die Caillaux in den letzten Tagen mit der sozialistische» Partei hatte. Französische Kanonen für die polnische Armee. Berlin, 14. Februar. Die „D. A. Z." berichtet au» Danzig: Nach Blättermeldungen aus Warschau wird in Danzig das Transpottschiff des polnischen Kriegsministsriums „Wartha" mit einer Ladung französischer Kanonen für die polnische Armee erwartet. Sie Deutschnationalen an Marx. n. Berlin, IS. Februar. Obwohl der ehemalige Reichskanzler Marx, der zum preußischen Ministerpräsidenten gewählt wurde, seine Be- mühungen zur Bildung des Kabinetts andauernd sortsctzt, ist bis zur Stunde irgendein Fortschritt in der Angelegenheit nicht zu bemerken. Die Deuischnaltonale Land tag s s r a kl i o n, an die Marx die Frage gerichtet hatte, ob sie sich an einer Regierung der Volksgemeinschaft be teiligen würde, hat ihre Antwort schriftlich gegeben. In dem Schreiben wird gesagt, die Fraktion bezöge sich aus den frü heren Beschluß der deutschnationalen Reichslagsfraktion, die ausdrücklich das Eintreten der Deutschnationalen Volkspartei sür die Volksgemeinschatt als Zusammenfassung aller auf christlichem, nationalem und sozialem Boden stehenden Volkskräfte betont. Weiter heißt cS. man müsse voraussctzen, eine Negierung der Volksgemeinschaft in Preußen werde mit der Reichsregierung loyal zusammencrbeiten und sich in Preußen zu solgendcn Zielen bekennen: Christliche Jugenderziehung und Durchdringung des ganzen Volks- und Slaatslebens mtt christlichem Geist. Ausrechlerhaltung geschichtlich begründeter Verpflichtungen des Staates zum finanziellen Eintreten sür die christlichen Kirchen, bei voller Wahrung ihrer durch die NeichSver faflung gewährleisteten Selbständigkeit; Ablehnung des mit der Volksgemeinschaft nicht verträglichen Klassenkampfgedankens: Pflege vaterländischen Denkens; pslegliche Behandlung aller aus gesetzlichem Boden stehenden nationalen Bestrebungen. Ob aus Grund dieser Richtlinien Marx die Verhand lungen mit den Deutschnationalen sortjctzen will, ist zur zeit noch nicht bekannt. Wohnung herum, Kutisker aber, der Ausländer, bekam sofort eine. Wie war das möglich? Man sucht es in tiefsinnigster Weise sestzustellen, und dicke Aktcnbündel werden durchforscht. Vertreter vou Wohnungs- und Polizeiämtern sagen aus, aber es kommt nichts Rechtes dabei heraus. Da platzt mitten in diese vorlenzliche Nachmittagsstimmung ein Krach hinein, ein Lkrach von so anständigen Dimensionen, daß man sich in eine Plenarsitzung des Reichstages oder des Preußische« Landtages versetzt wähnt. Wie in solchen Fällen saft immer, geht er von den Kommunisten aus. Der Zwischenfall. Der kommunistische Abgeordnete Kollwitz bemängett, daß die zu vernehmenden Zeugen sich schon vor ihrer Ver nehmung im Saale aushalten. Sie konnten dadurch in ihre» späteren Aussagen beeinflußt werden, und es sei ja wirklich hinreichend, wenn sie sich die Komödie nachher vom Zeugen- staud aus ansähcu und anhörten. Erregt springt der Vor sitzende Dr. Leidig aus und ruft den Abgeordneten Koll witz wegen des ungehörigen Ausdrucks »Komödie" zur Ordnung. Aber Kollwitz bleibt dabei, daß es eine Komödie sei. Zweiter Ordnungsruf. Ein dritter bedeutet nach gutem parlamentarischen Brauch Hinauswurf, und der Vor sitzende macht den renitenten Abgeordneten in ernster Weise darauf aufmerksam. »Und es ist dennoch eine Komödie," sagt Kollwitz. Woraus der Vorsitzende den Herrn Abgeordneten er sucht, den Saal zu verlassen. Nun geht es ordnungs mäßig wie in den Parlamenten. Kollwitz und seine Genossen, die ihm Scknudantendienste leisten, bleiben sitzen und weigern sich, der Ausweisung Folge zu leisten. Räumung des Zu- hörcrraumes und derPressebänke. Das heißt: Schupo wird kommen und Ordnung schassen. Aber wenn man die Schupo braucht, ist sie nicht da. Man erkennt plötzlich mit Verwunderung, daß man bis dato ohne Parlaments wache gearbeitet l at. Versäumtes muß nachgcholt werden, und Polizeipräsident Richler, der gerade wieder einmal als Zeuge zur Stelle ist. ruft telephonisch seine „Grünen", die jetzt blau sind, herbei. Nach einer Weile marschieren fünf Schupole ule auf, und die drei kommunistischen A n s s ch u ß m i t g l i e d e r werden sänstiglich aus dem Saalegcleitet. Ende des Zwischenfalles. Herr v. Richter «IS Zeuge. Die Verya ung wird nun wieder ausgenommen nnd eS erscheint nach oem Polizeipräsidenten Richter der bisherige Preußische Finanzminister Abg. v. Richter als Zeuge. Er er klärt, daß er so wenig wie seine Vorgänger in der Lage gewesen sei. die Vorgänge in der Preußtschcn S l a a I s b a n k im einzelnen zu komrosiieren. ES kommt dabei zu einer längeren Auseiuauderletzuna über die Oraauilatton der Staals«