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Gas Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Beka«ntmach«ugeu der Bmtshauptmanuschast Meitze«, des Amtsgerichts ««d Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Stossen 1 Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend VZEZD-A dSdrm Drl-»u, jd-ir« ol« sonftia-r «ewrb,fterun,ni deftrhl »ei, Anspruch <mk Lietkrun, orr orurzmrg des Bezugspreise«. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespalterre Siaumzetle 20 Goldpfennig, die 2gespa!tene Zeile der amtlichen Bekanntnrachrrngen40 Gold- Pfennig, die S gesparteneReLlamezeNe im textlichen Teile 100 Goldpfeunig. Nachweisungsgebühr 20 Goldvfennige. Vss- geschriebeneGrscheinungs- <». ee ^»ge und Platzvorfchriftwk werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 derirckfichngt. «nseigen- annahme bisvorm. lOLlbr — Füc die Richt.Hkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir seine Garantie. Jeder Aabanansvruch erlischt, wenn der Betrag Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nebmen alle VermittlrrngssteLen entgegn Nr. 32. 84. Aahrgang. Telcgr.-Adr.: .Amtsblatt Pflicht zur Sparsamkeit. Ler Reichsfinanzminister Dr. v. Schlieben mahnte m der Berliner Konferenz der Finanzminister der Länder dringlichst zur Sparsamkeit. Das ist eigentlich eine Selbst verständlichkeit, namentlich angesichts der Tatsache, daß Hunderttansende von Beamten und Angestellten dieser bisher selbstverständlichen Sparsamkeit zum Opfer ge fallen sind, doch was noch viel selbstverständlicher ist: das Reich steht vor geradezu ungeheuren finanziellen Verpflichtungen, die aus dem Londoner Pakt hervor gehen —, und daß, um sic zu erfüllen, gespart, gespart und nochmals gespart werden muß, leuchtet ohne weiteres ein. Vielfach ist in letzter Zeit darüber geklagt worden, daß weniger die Länder als vor allem die Kommunen diese Selbstverständlichkeit nicht im notwendigen Maße be achten, sondern zu Ausgaben schreiten, die man zweifel los wohl als notwendig, aber nicht als dringend not wendig bezeichnen kann. Doch nur diese letzteren, die dringend notwendigen Ausgaben dürfen wir uns noch ge statten. Die Konferenz der Finanzminister der Länder mit vom Reichsfinanzminister hatte vor allem den Zweck ge habt, über den künftigen Finanzausgleich zwischen Reich, Ländern und Kommunen endgültige Klarheit zu schaffen, damit jetzt, wo das Reich zum ersten Male wieder über einen klaren Etat verfügt, auch die Länder ihren Haushalt auf sicheren Grundlagen aufbauen können. Schlieben hatte darauf hingewiesen, daß der Schuldendienst der Länder und Gemeinden infolge der Juflationswirkung so gut wie aufgehört, aber trotzdem ire Haushalte eine 40- bis klobige Erhöhung im Vergleich zu 1914 erfahren haben. Bisher lag die Sache so, daß von den beiden wichtigsten Einnahmen des Reiches, nämlich der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer dort 902«, hier 20A vom Reich abge- führt wurden. Nun hatte der Reichsfinanzminister die Länder bzw. die Kommunen auf den alten Weg des Zu schlages zur Einkommensteuer verwiesen, doch darauf ist eine Entschließung der Finanzminister nicht eingegangen, vielmehr betont sie, daß der bisherige Finanzausgleich einseitig zugunsten des Reiches und zuungunsten der Länder ausyeschlagen sei; der künftige bringe eine weitere untragbare finanzielle Verschlechterung für Länder und Gemeinden: Einstimmig verlangen diese jetzt grundsätz lich die Rückgabe der Einkommensteuer, der Körperschafts steuer sowie der Steuer vom Kapitalertrag an die Länder, wobei das Reich nur 4?2 des Aufkommens als Deckung für die Erhebungskosten erhalten soll. Eine Reihe von Ländern verlangt nun aber auch, daß die Finanzverwal tung wieder in ihre Hände zurückgegeben wird, und zwar soweit sie die Erhebung der vorgenannten Steuern be trifft. Diese Verkürzung des Reiches auf 4 soll bereits ab 1. April 1925 eintretsn. Die Übergangsregelung für die Nückübertragung der Steuern soll Ausgabe des Reiches für das Rechnungsjahr 1925 sein. Von vorherrein hat der Reichsfinanzminister erklärt, daß an die Rückgabe der Ein kommen- und Körperschaftssteuer au die Länder in absetz barer Zeit n i cht gedacht werden könne. Die Länder hatten aber auch verlangt, daß eine Er höhung ihres Anteils an der Umsatzsteuer über die 20 hinaus erfolgen solle, die ihnen bisher zuständem Und schließlich noch verlangen sie die Rückerstattung der Kosten für die Schutzpolizei in der bisherigen Höhe. Eine derartige Nückentwicklung unseres Steuersystems «mf den Standpunkt von 1919, der bekanntlich damals zu gunsten einer immer schärferen Zentralisierung des deut schen Steuersystems zugunsten des Resches aufgegeben worden ist, wird naturgemäß stark beeinflußt durch den Willen der Länder, ganz allgemein politisch eine größere Selbständigkeit zu haben. Eine derartige Selb ständigkeit hat naturgemäß als erste und wichtigste Grund lage eine größere finanzielle Selbständigkeit, ohne die ja ein wirklich politisches, kulturpolitisches, sozialpolitisches Leben der Länder nicht möglich wäre. Aber auf der an deren Seite würden wir zu jenem Zustand zurückkommen, rrr dem Reich die Stellung eines „Kostgängers der Länder" zuschiebt. Ob das unter den jetzt ganz veränder ten innen- und besonders aber außenpolitischen Zuständen möglich sein kann, dürfte doch, wie schon oben mrgedeutet, sehr zweifelhaft erscheinen. Denn für sämtliche Ncparationsverpflichtungen, die bekanntlich schon in den wachsten Jahren die Höhe von 2)4 Milliarden erreichen etwa 45 H der jetzigen Etatshöhc darstellcn, das Reich völkerrechtlich, nicht die Länder oder die laut Versailler Vertrag erst in zweiter "»^.^"«USbzogen werden können. Man kann es ja nach mauwer süchtig hin verstehen, wenn namentlich Länder E" und Bayern nach größerer finanzieller Selbständigkeit streben im Hinblick darauf, daß sie ihre am stärksten fließende Steuerquelle, nämlich ihre / Eisen bahnen, verloren haben. Ob das Verlangen der Länder nach Ruckerlangung der Finanzverwaltung ein berechtigtes »st. dürfte schon mehr zu überlegen sein, obwohl auch hier der Zwischenraum zwischen 1V19 und 1925 eine radikale Umstellung der gesamten Verwaltung gebracht hat, so daß i« gewisser Beziehung die vorzügliche Tradition der Finanzverwaltung der Lander doch schon in mancher Be ziehung verlorengegangen ist »nd erst wieder oufgebaut mükte M MW SW «geil der WmtMiWW Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Sonnabend den? Februar 1925 Eigener Fernsprechbienst dec- „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 6. Februar. Zu der Meldung eines amerikani schen Blastes ,daß Frankreich wegen der Entschädigung der Ruhr- industrie in den verbündeten Hauptstädten Vorstellungen erhoben habe, erklärt man am Ouai d'Orsay, daß Frankreich amtlich in dieser Angelegenheit noch keinen Schritt unternommen habe. Vie verulung ües üenersls vsn Nathusius abgewiesen. Eigener Fernsprechbienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 6. Februar. Die Berufung des Generals von Nathusius ist zurückgewiesen worden. Die Strafkmmer stellt sich aus den Standpunkt, daß sich General v. Nathusius habe ein Vergehen gegen das Gemeinderecht (!) zuschulden kommen las sen. Daher sei er als ein einfacher Zivilist behandelt worden, da er ja kein Kriegsgefangener sei. BorMstuutersuckungen in Graz Eigener Fernsprechbienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 6. Februar. Der „Lokalanzeiger" meldet aus ! Graz: Hier sind ein Staatsanwalt und ein Kriminalpolizist aus ! Berlin eingetroffen, um bei Grazer Firmen in der Angelegenheit j der Barmat-Affäre Erkundigungen anzustellen. Die Besatznngsbehörden verbieten den Karneval Sterlrade, 6. Februar. Die belgische Kommandantur ! hat der Stadtverwaltung von Sterkrade alle karnevalistischen Ver anstaltungen, das Tragen von Abzeichen, das Sprechen und Singen von Geschichten und Liedern karnevalistischen Charakters und das Tragen von Masken aus karnevalistischen Vergnügen ! verboten. Ein deutscher Dampfer an der dänischen Küste gesunken. Kopenhagen, 6. Februar. Der deutsche Dampfer „Rolf" lief gestern morgen bei Kuntshovet im Großen Belt auf Grund und sank. Die Mannschaft von neun Mann konnte sich retten. Sie preußische KMeüsfrage. Berlin, 5. Februar. Ministerpräsident Braun hat heute nachmittag 12)4 Uhr dem Präsidenten des Preußischen Landtages fol gendes Schreiben zugehen taffen. „Auf Ihre Mittei lung vom 30. v, Mts. über meine Wahl Zum Ministerprä sidenten teile ich Ihnen ergebenst mit, daß ich die Wahl nicht annehme." Die Entschließung Brauns, die schon einige Tage er wartet wurde, ist auf einen heute erfolgten Beschluß der Deutschen Volkspartei zurückzuführcn. Die Fraktion der Deutschen Volkspartei trat heute um 12 Uhr zu einer Sitzung zusammen, in der der Fraktionsvor sitzende Dr. v. Campe Bericht über seine Unterredung mit dem wiedergewählten Ministerpräsidenten Braun er stattete. Die Fraktion beschloß einmütig, dem Minister- prauoenren «raun mttzutetien, saß sie seine an Herr« v. Campe gerichtete Frage, ob die Fraktion ein Minder heitskabinett tolerieren, also einer solchen Regierung ab wartend gegenüberstehen wolle, verneint habe, auch einer Großen Koalition (mit Einschluß der Deut schen Volkspartei) nickst beitreten werde. Herrn Braun wurde sofort von diesem Beschlusse Mitteilung gemacht, worauf er das Ablehnungsschreiben an den Landtags- Präsidenten sandte. Ein Zsntrumskan'Mai. Während von einer Seite behauptet wird, das Zen trum halte nach dem Verzicht Brauns an der Kandidatur des rheinischen Landeshauptmanns Dr. Horion für die preußische Ministerpräsidentschast fest, verlautet aus anderer Quelle, das Zentrum werde nicht Horion, sondern eine andere Persönlichkeit aus seinen Reihen Vorschlägen, die nicht dem Landtage angehöre. Die Watzl des neuen Mi nisterpräsidenten, der angeblich nun ein Kabinett aus Zen trum und Demokratie bilden wolle mit Duldung durch die Sozialdemokratie und die Vollspartei, soll voraussichtlich am 10. Februar erfolgen. * WMmuür am 16. Februar. (11- Sitzung.) n. Berlin. 5. Februar. Die beunge Sitzung des Preußischen Landtages eröffnete Präsiden! Bartels mit einem Nachruf kür den verstorbenen demjchnanonaieu Abg. Dr. Negenborn, den die Abgeord neten stehend anhorcn. Daraus wird Vas Schreiben des Ministerpräsidenten Braun an den Präsiden--» mitgrteilt, in dem Brai n von der Nicht nnnayme seiner Wahl Kenntnis gibt. Die Wahl des Minister Präsidenten ist vom Ältestenrat für Dienstag, den 10 Februar, anüernumt. Daran soll sich anschlicßen die Wahl des Land tagspräfidenten. Der jetzige Präsident Bartels hat die Bestätigung noch nicht erhallen, die nach der Verfassung vier Wochen -nach der ersten Wahl staitzufinden Hai. In einer Geschäfisordnungs- bebaue legt Avg. Dr. Körner (Rationalsoz.) Verwahrung da gegen ein, daß die Wahl des Landlagspräsidenten veri^lcvw werden soll; sie müsse sofort erfolgen. Im übrigen macht der Umstand, daß der gegenwärtige Präsident einer Fraktion an gehöre, der von Barmat 50 000 Mark zugewendet worden sind lLebh. Hört, hört! rechts), diesen unfähig, das Präsidemeuam- weiter zu bekleiden. <Großer Lärm links, wachsende Unruhe.» Die weiteren Bemerkungen des Abgeordneten gehen in dem entstehenden Lärm verloren. Gegen die Änderung der Tages ordnung wird Widerspruch erhoben: damit ist das Verlanger- ver Nationalsozialisten erledigt. Das Haus trat daun in die Tagesordnung ein. Auf Antrag ocr Deutschen Volkspartei wird ein Ständiger Ausschuß für die besetzten Gebiete eingesetzt Unterbrechung der Sitzung. Das Haus setzt darauf die Aussprache über die Amnestie anträge fort. Abg.Obuch (Komm.) kritisiert mit aller Schärfe die vom Ausschuß empfohlene Ablehnung der Anträge der Kommuni sten. Als der Kbg. Kuttner (Soz.) das Wort nehmen will, wird er mit großen Beschimpfungen durch die Kommunisten empfangen. Man ruft ihm „Arbeitermörder" und dergleichen zu. Vizepräsident Dr. Porsch läutet andauernd die Glocke, um dem Redner das Wort zu verschaffen. Dem Abg. Kuttner ist es unmöglich, sich durchzusctzcn. Als es dem Vizepräsidenten nicht gelingt, sich Ruhe zu verschasfen, hebt er die Sitzung auf ein- Viertelstunde auf. Nach Wiedereröffnung der Sitzung gehen die Amnestie anträge an den Rechtsausschuß und das Haus vertagt sich auf Freitag. Aber auf eins hätten die Finanzminister der Länder in ihrer Entschließung doch noch eingehen sollen, und das ist das erste, von dem Schlieben ausgeht, nämlich die Pflicht der Sparsamkeit bis zum letzten. Ein Steuersystem, das ständiger Änderung unterliegt, wird leicht zu einer Gefahr, besonders sür die produktive Wirt schaft, auf deren Erträge sie sich ja aufbaut. Verschwen dungssucht, Systemlosigkeit, vor allem aber wirtschaftlich vernichtende Steuern zerstören die Grundlage, auf der sich der Staal überhaupt aufbaut und die ihm die Möglichkeit feines Wirkens erst bietet, nämlich die finanzielle Grund lage, die ja das A und das O jeder Tätigkeit ist. Günstige Entscheidung für Danzig. Polen legi Protest ein. Danzig, 5. Februar. Die Freie Stadt Danzig hatte bei dem Kom missar des Völkerbundes um eine Entscheidung darüber gebeten, ob der Anfang Januar dieses Jahres in Danzig eingerichtete polnische Postdienst sich auch außerhalb des der polnischen Negierung für diesen Zweck zugeteilten Gebäudes am Heveliusplatz abwickeln dürfe und ob aukerbalb dieses Grundstückes postalische Funktio nen, besonders durch Briefträger und Briefkästen, zulässig seien. Auf diesen Antrag hat nunmehr der Völkerbund kommissar folgende Entscheidung gefällt: Der Post-, Tele graphen- und Telephondienst, zu dessen Einrichtung die polnische Regierung auf Grund des Vertrages von Paris berechtigt ist, bedeutet e i n P o st a m t im Hafen von Danzig. Dieses Postamt ist dasjenige, welches der polnischen Pvstverwaltuug auf dem Hevelius platz zugeteilt worden ist. Der durch diesen Postdienst von den Gebieten der Freien Stadt nach Polen und um gekehrt bewilligte Verkehr muß von diesem Gebäude nach den auf polnischem Gebiet gewählten Stellen gehen, und es dürsen keine postalischen, telegraphischen oder telephoni schen Sendungen oder Mitteilungen auf anderem Wege angenommen oder ausgegeben werden. Der Gebrauch von Briefkästen außerhalb der Grenze jenes Gebäudes und ein Einsammlungs- und Bestelldienst durch Briefträger iu irgendeinem Teil des Gebietes der Freien Stadt ist u n z u l ä s s i g. Die polnische Regierung hat, wie verlautet, gegen diese Entscheidung des Völkerbundkommissars sofort Protest beim Völkerbund eingelegt. Der Nat des Völkerbundes, der Anfang März iu Geuf Zusammen tritt, wird also als zweite und letzte Instanz die endgültige Entscheidung zu treffen haben.