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Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich 40 pfg, zweimonatlich so pfg-, vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer w pfg. o l» 8 Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger 8 0 Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags p Uhr des Lrscheinungstages. Preis sür die Sxaltzeile zo pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. 8 — 0 Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Mkrilla. Na. 14l. Sonntag, den 22. November 1908. 7. Jahrgang. Totenfest Und fühl', wie mich die Lüfte Wo ist dein Sieg, o Tod? // d d d w d V d d d d d d Der Geisterwelt umwehn. Heiß klopfen meine Tränen An deines Grabes Tür, Ich suche dich mit Lehnen Und doch du bist nicht hier. Du wandelst unter Palmen In ew'ger Herrlichkeit, Ich singe meine Psalmen Noch hier im Pilgerkleid. Doch, bin ich auch der Arone Der Seligen noch fern, Wir knien an einem Throne, Wir dienen einem Herrn. Du jubelst Hosianna Beim felgen Freudenmahl, Doch traust ein Tropfen Manna Auch mir ins Erdental. Die Nacht ist nicht so trübe, Es folgt ein Morgenrot Und lächelnd fragt die Liebe: Ich lieg' am Saum der Grüfte, Still opfernd frommes Flehn, Oertlirtzes und Sächsisches. Vttendorf'Gkrilla, den 2b November igo8. H: Der am 11. November im Gasthof zum Roß abgehaltene Vortrag über „Natur und Gott" von Professor Dr- Braß—Godesberg hatte sich leider nicht des Besuches zu erfreuen, den er verdient hätte. Den grüßen Saal füllten nur gegen 40 Menschen. Der Grund dieses mangel» haften Besuches liegt wohl darin, daß der eine Teil der Bevölkerung, der positiv gläubige, be- fürchlett, in seiner alten Anschauung erschüttert zu werden; der andere Teil dagegen, der liberale, meinte, von einem „Professor der Natur wissenschaft" der gegen Häckel und MowömuS ins Feld ziehe, nichts Neues lernen zu können. Der beinahe dreistündige Vortiag bewies aber, daß für beide Parteien die Bedenken hinfällig wurden. Befriedigt über das Gehörte konnte die kleine Zuhörerschar den Saal verlassen. Waren doch die Darbietungen aus der Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt interessant und durch die Lichtbilder anschaulich gemacht, daß ein Laie ohne Mühe dem Gedankenfluge des Natur forschers folgen konnte. Zu wünschen wäre es, wenn Herr Professor Braß im Winter nochmals durch einen Lichtbildervortrag über ein anderes Thema die Einwohnerschaft erfreute. Jedenfalls dürste er dann auf einen größeren Zuhörerkreis rechnen; denn das Gme und Wahre bricht sich immer Bahn. —* Für Jogdliebhaber. Mit Sonnlag, den 15. Noutmber, ging die Schonzeit für Krammets- vögel und Ziemer zu Ende. In Sachsen gibt es jetzt kein jagdbares Wild mebr, das nicht erlegt werd.» dürfte. Die Jagdsaison steht gegenwärtig ouf der Höhe. Schon Anfang Dezember hört aber sowohl in Sachsen, als auch in den preußischen Provinzen die Rebhuhn jagd auf. Mitle Dezember tritt auch das weibliche Rehwild wieder in Schonzeit. —* Eine bedeutende Steigerung der Weizen preise in Nord-Amerika und das anhaltende trockene Frostwetter, sowie auch jetzt eine in England austrelcnde große Nachfrage nach Weizen haben in der letzten Woche zu einer Erhöhung der Weizen- und Roggenpreise ge- führl, sodaß der Weizen um 2 bis 3 Mart pro Tonne und der Roggen um 1 bis 2 Mk. pro Tonne im Preise gestiegen ist- Auch Hafer, Gerste und Mais sind um I bis 2 Mark pro Tonne teurer geworden. Dresden. Bei der Dresdner Paketsahrt Phillipp und Co, Friedrichstraße, hoben sämtliche Kutscher und Arbeiter wegen Entlassung eines ogenannten Vertrauensmanns die Arbeit nieder gelegt. — Das Schwurgericht verhandelte gegen )en 30 Jahre alten bisher unbescholtenen Hand- ungSgehilfen Hans Walter Süß aus Dresden wegen Unterschlagung und Fälschung einer öffentlichen Urkunde. Der Angeklagte war seit dem Jabre 1902 Handlungsgehilfe bei der Firma Gehe und Co. Süß ist beschuldigt, in dieser Stellung seit dem Jahr 1905 bis 5. S ptember dieses Jahres nach und nach inS- geiamt 21403 Mk., die ihm zur Abführung an die Zollbehörde übergeben worden waren, unterschlagen und um dies zu ve' decken, Fälchungen n den Zollquittungen vorgenommen ru haben. Der Angeklagte verkehrte seit einer Reihe von Jahren mit dem inzwischen am 27. Juli dieses Jahres verstorbenen überaus leichtsinnigen Kauf mann Jahn aus Meißen und ist von diesem zu den strafbaren Handlung, n verleitet worden. Süß wurde wegen Fälschung öffentlicher Urkunden und Betrugs unter Annahme mildender Um stände zu drei Jahren Gefängnis und fünf jährigen Ehrenrechtsverlust verurteilt. Zwei Monate gelten als verbüßt. — Ein Automobil-Unfall ereignete sich am Bußtag vormittag gegen 11 Uhr auf der Rade berger Landstraße in der Nähe des Kilometer steines 1,4 bei Langebrück- Nur durch die Geistesgegenwart des Chauffeurs nahm der Unfall einen glimpflichen AuSgang. Ein Augenzeuge schildert den Hergang folgender maßen: Ein aus Radeberg stammendes großes Automobil kam die etwas abfallende Straße heruntergesahren, während ein mit einem Maul tier bespannter, mit dem Kutscher und einem Austräger besetzter Milchwagen der Dresdner Molkerei Gebr. Pfund bergauf fuhr. Ungefähr zehn Meter vor dem Auto scheute dos Maul tier und sprang nach links. Der Chauffeur riß seinen Wagen ebenfalls nach der anderen Seite und fuhr in den Straßengraben, konnte jedoch einen Zusammenstoß nicht mehr vermeiden, wobei der Milchwogen vollständig um geworfen und zertrümmert wurde, der Kutscher in den anderen Straßengraben geschleudert wurde, jedoch unverletzt blieb. Der Austräger flog aus das Vorderteil des Autos und erlitt durch Glas splitter einer zertrümmerten Scheibe Verletzungen am Halse. Das Maullier erlitt ebenfalls schwere Verletzungen am rechten Hinterbein. Das Auto wurde am Vorderteil einschließlich der Laternen vollständig eingedrückt und mußte durch Pferde weggebracht werden. — Die Kriminalpolizei hatte diejenigen Ein brecher, welche Anfang des Monats in einige in der Zentraltheaterpafsage und deren Um gebung gelegene Kontore und Geschäftsläden eingebrochen waren und dort verschiedene Diebstähle und Roheiten verübt hatten, in den Personen eines kaum 12jährigen Schul knaben und eines 16 jährigen Arbeiters von hier ermittelt. Letzterer ist kürzlich im Auslande festgenommen worden. — Der Schriftsetzer Künzler aus Lindau, der unter den Verdachte sestgenommen worden ist, einen großen Bankschwindel versucht zu haben, ist bereits an die Staatsanwaltschaft überführt worden, da es der Kriminalpolizei nicht mehr zweifelhaft ist, in Künzler, obwohl dieser noch immer leugnet, den Schwindler vor sich zu haben. Künzler hat nachweislich von verschiedenen hiesigen Telephonstellen aus die Aufträge an die Dresdener Bank sowie an das Hofmarschallam des Prinzen Johann Georg erteilt und sich vor her durch Erkundigungen über die Persönlichkeiten usw. in diesen Aemtern verdächtig gemacht. Im übrigen ist zu bemerken, daß Künzler früher in Bayern Telephondienst getan hat. Altem Anscheine nach hat man es in dem Ver hafteten mit einem geistig minderwertigen Menschen zu tun. Radeburg. Mittwoch, den 25. November, wird in unserer Stadt Roß- und Viehmarkt abgehalten. Für Rinder und Schweine sind Irsprungszeugnisse mitzubringen. — Einen frechen Einbruchsdiebstahl versuchte hier in später Abendstunde ein sich schon einige Zeit stellenlos hier herumtreibender zirka 17 jähriger Barbiergehilfe im Grundstück des Herrn Restaurateurs Töpel, nachdem er schon vorher in einem anderen Lokale Zechprellerei verübt hatte. Glücklicherweise konnte der ugendliche Einbrecher von aufmerksam ge wordenen Passanten und einem hinzukommenden Nachtwächter auf frischer Tat festgenommen werden. Neukirch bei Königsbrück. Hier brach in der Nacht von Mittwoch aus Donnerstag im Kretzschmar'schen Gute Feuer aus; das später auch auf das Gut des Gemeindevorstandes Herrn Jakob Übergriff. Beide Anwesen fielen den Flammen zum Opfer. An Wirtschafts vorräten und Inventar ist durch das Feuer viel vernichtet worden. Von den beiden Ab gebrannten Hal nur der letztere versichert. A-iS EnistehungSnrsache des Feuers glaubt man bös willige Brandstiftung annehmen zu können. Krakau, Ein frecher Diebstahl wurde am Donnerstag Morgen hier verübt. Eine hiesige arme Frau wollte ihrem in Königsbrück wohnenden Sohns einen Sack voll Kartoffeln mit dem jeden Morgen nach Königsbrück cahrenden Milchkulscher des hiesigen Rittergutes senden. Da der Kutscher um 6 Uhr noch nicht am Marktplatze war, ließ die Frau die Kar toffeln unbeaufsichtigt stehen und eilte nach tum ca. 100 Meter entfernten Ritterguts und mußte nach ihrer Rückkehr, bis zu welcher kaum 5 Minuten verflossen waren, die unangenehme Entdeckung machen, daß der Sack Kartoffeln inzwischen gestohlen worden war. Meißen. In Polenz hat am Dienstag ein dort beschäftigter 16 jähriger Knecht aus Dresden eine bei demselben Gutsbesitzer dienende 20 jährige Magd schlesischer Herkunft im Streit erstochen. Sie waren beide vormittags zum heiligen Abendmahl gegangen, wobei sie nicht der Feierlichkeit entsprechend gekleidet gewesen find. Vorhaltungen, die sie sich hierüber gegenseitig machten, haben den Streit veranlaßt. Der Mörder wurde verhaftet. — Zu dec Mordtat in Polenz, wie bereits kurz gemeldet, erfährt das „M. T." noch folgendes; Der beim Gutsbesitzer Appelt be dienstete 16 Jahre alte Knecht Karl Botka er stach im Streite die 20 Jahre alte Magd Girnt mit einem Messer. Die Leute waren in der Kapelle zur Kommunion gewesen. Auf dem Nachhausewege hielten sie sich gegenseitig vor, daß sie eigentlich der Handlung nicht entsprechend gekleidet seien. Aus diesen Hänseleien ist ein ernster Streit entstanden, der sich bis in das Gehöft fortsetzte. Hier soll die Magd dem Knechte eine Ohrfeige gegeben haben, die dieser erwiderte. Anscheinend ist dann Ruhe gewesen. Während des Kaffeetrinkens hat sich der Zank wiederholt; hierbei hat B- das Messer vom Tische genommen und der Magd dasselbe in die Brust gestoßen. Die Getroffene hat nochmals nach ihrem Gegner geschlagen und ist dann zu- iammengebrochen. Die ebenfalls am Kaffee tisch sitzende Familie Appelt wurde zu spät auf den Streit aufmerksam. Als der Besitzer nach den Streitenden sehen wollte wurde ihm schon die Kunde von der schrecklichen Tat entgegengebracht. Es wurde sofort nach einem Arzte geschickt, welcher auch schnell herbeikam aber nur den bereits eingetretenen Tod fest-, stellen konnte. Der Täter warf das Meffer von sich und ergriff die Flucht. Trotz allen Absuchens der ganzen Gegend konnte er bis zum Abend nicht wieder ergriffen werden. Der Besitzer stellte einige Nachtposten in seinem Gehöft auf, welche den Mörder gestern früh 3 Uhr auf dem Hofe festnehmen konnten. Er wurde zunächst in der Ortszelle untergebracht. Botka ist der Sohn eines in Dresden wohnenden Droschkenbesitzers und soll schon vorher geäußert haben der Magd eins auS- wischen zu wollen. Die Magd stammt aus Schlesien. Jessen. Am Bußtage früh wurde hier durch den Gemeindevorstand der Einbrecher, welcher vorverganqenen Donnerstag bei einem Gutsbesitzer in Ockrilla durch Einbruch eine Summe Geld gestohlen hatte, verhaftet und an das Amtsgericht Meißen eingeliefert. Der Dieb war durch Anlehnen einer Leiter bei dem be treffenden Gutsbesitzer, während die Leute in der unteren Stube beim Abendessen saßen, in die Oberstube eingestiegen und hatte das Geld gestohlen Da man unten ein Geräusch ver nahm, ging die Haustrau in der Annahme, es >ei eine Katze eingespsrrt worden, mit Licht nach oben und sah noch den Dieb, welcher zuvor als Knecht dort diente, durchs Fenster entspringen. Er wurde zwar verfolgt, konnte aber nicht fest gehalten werden, woaei der Dieb den Hut ver- or, welchen man erkannte. Bei der Verhaftung wurde dem Einbrecher ein Dolchmeffer ab genommen. Das Geld hat er jedenfalls versteckt. Beucha. Am Montag nachmittag in der vierten Stunde wurde im Steinbruche der Firma Günther und Fiedler eine Steinwand gesprengt. Die Steine flogen etwa 250 Meter weit bis in den Nachvar-Bruch von Hartwig, wo der Arbeiter Lässig von einem Stein tödlich getroffen wurde. Dem unglücklichen Manne wurde der Schädel zertrümmert. Leipzig. Der Laufbursche Reichstein, der am Montag vormittag aus unbekannter Ursache einen Freund, den 19 jährigen Mechaniker Walter Möbius, durch einen Revolverschuß ver letzte und dann flüchtig wurde, ist nunmehr in Weißenfels a. S. ergriffen worden. Mittweida. Seit einigen Wochen machen Einbrecher die Umgegend unsicher. In Otten dorf, Altmittweida und Lauenhain sind schwere Diebstähle verübt worden. Wo die Beute nur gering war, haben die Einbrecher wie die Vandalen gehaust und in einem Falle sogar Gegenstände in Brand versetzt. In der Nacht zum Bußtag ist in das Gemeindeamt zu Zschöppichen eingebrochen worden. Den Dieben fiel hier ein größerer Geldbetrag in die Hände. Chemnitz. Von dem abends 6 Uhr 12 Min. von hier nach Limbach verkehrenden Personen zuge ist am Dienstag zwischen Borna bei Chemnitz und Mittelwittgensdorf ein Mann über fahren und getötet worden. Nach den näheren Umständen zu schließen, dürfte der Unglückliche den Tod gesucht haben. — Guten Abend Emil! sagte der 16jährige Fraiserlehrling Otto Karl Dörfer in Flöha, als er eines Abends seinem FortbildunnSschullehrer begegnete. Der Lehrling wurde vom hiesigen Schöffengericht wegen Beleidigung mit 3 Wochen Gefängnis bestraft. — Die Wafferkalamität in unserer Stadt wird immer bedenklicher. Jetzt fordert auch die Wafserwerksverwaltung zur Vorsicht im Genuß von Trinkwasser auf und vermahnt, cs nur in abgekochtem Zustande zu genießen. Crimmitschau. In einer Tuchfabrik hatte der 16 Jahre alte Fabrikarbeiter Schürer während d-r Frühstückspause mit einigen Kollegen eine Neckerei in deren Verlauf er unbefugter weise und trotz sofortiger Warnung in den Fahrstuhl stieg und nach oben fuhr. Unvorsichtiger weise streckte er an einer Fahrstuhlöffnung, um nach unten zu sehen, deu Kopf vor und stieß, da der Fahrstuhl noch im Gange war, an einen Querriegel. Durch den heftigen Stoß wurde dem jungen Manne das Genick gebrochen, so daß er sofort tot war. Reichenbach. Die 10 Personen, die bei der Explosion in der Gasanstalt verletzt wurden, befinden sich sämtlich außer Lebensgefahr. Aus dem Krankenhause ist bereits einer der Verletzten entlassen morden. Am Donnerstag war die Stadt einige Zeit ohne Gasbeleuchtung.