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Druck und Verlag von ^ermann Rühle m Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 77. Freitag, den 26. Juni 1906. 7. Jahrgang Oertliches und Sächsisches. nachts erlitt der hiesige Lohnsuhrwerksbesitzer Herr Marx eine schwere Verletzun Er wollte Annelsm« »»» Inserat« tt, »»»mittag i« Uh». Inserat» werden mit >o p fi« dl« Spaltz»«» de»«chn«< Lab«ll«»tschn Satz nach desenderem Laris vt »Vttendrser Zeitung» eslheint corastag, Donners ag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. vurch die Post bezogen t,20 Mark. — Der mit Kohle beladene Kahn Nr. 4 der DresdneH^ Trantsport- und Lagerhaus-Aktien gesellschaft stieß vorgestern nachmittag dicht unterhalb den Marienbi ücke mit dem Petsonen- dampfer „Saxonia" zusammen. Kahn und Dampfer erlitten erhebliche Beschädigungen; —- Mit dem hier stattfindenden Kongresse des Verbandes der Seifenfabrikanten ist eine Fachausstellung verbunden, die heute vormittag im Orangeriegebäude im Herzogin-Garten an der Ostra.Allee eröffnet wurde. Hauptsächlich ist die Ausstellung mit maschinellen Hifswerk- zeugen des Berufes beschickt. — Am Sonnabend hatte sich eine auf der Jakobsgasse 5 wohnhafte ältere Witwe, wie schon erwähnt, beim Nachfüllen eines Spiritus kochers so schwer verbrannt, daß sie nach An legung eines Notverbandcs seitens der zur Hilfe gerufenen Feuerwehr mittels Unfallwagens nach dem Stadlkrankenhause transportiert werden mußte. Dort ist die im 63. Lebens jahre stehende Frau ihren schweren Verletzungen erlegen. — In nächster Zeit soll die neu erbaute Staatseisenbahn Weißig-Dörrröhrsdors dem Betriebe übergeben werden. Um von Dresden aus Anschluß an die neue Bahn zu erhalten, soll die Straßenbahnlinie Dresden-Weißer Hirsch-Bühlau bis nach Weißig verlängert werden. Diese Straßenbahnverlängerung baut dec Staat, doch übernimmt die Stadt den Betrieb der Bahn. Lößnitz. Am Sonnabend nachmittag wurde auf der von Niedertchlema nach Alberoda führenden Straße auf die Schlossersebcfrau F. aus Aue ein Sittlichkeitsattentat versuchi. Ein hinter der Frau hergehender junger Mann warf diese plötzlich zu Boden nnd versuchte, sie zu vergewaltigen. Die Frau setzte sich nach Krä ften zur Wehr und lief wiederholt um Hilfe, so daß der Buische enlfloh. Es gelang jedoch, ihn in einem Kornfelde nahe der Lößnitzer Flurgrenze festzunehmen. In dem Festge- nammenm wurde der 20 Jahre alte Schlosser W Landgraf van hier ermittelt. — Im nahen Ober-Afhaltcr brannte am Dienstag früh der Gasthof zur Linde voll ständig nieder, Das Feuer griff so schnell um sich, daß nur mit Mühe die in dem Hause schlafenden Kinder gerettet werden konnten. Als Entstehungsursache des Feuers wird bös willige Brandstiftung vermutet. Weistropp. Zum Selbstmord Kändler un° der Verhaftung des Tischlermeistergesellen Groß? wird noch berichtet: Ec handelt sich um jenen Franz Große, der 1884 mit einem Komplizen gleichen Alters den Kaufmannslehrling Koch meuchlerisch erschoß. Koch der im Besitze von Geldmitteln war, wurde von den beiden damals 18jährigenTischlerlehrlingen in den Tännichtgrund gelockt und von Große mit einem Revolver niedergeschossen. Beide, Täter und Mithelfer, beraubten alsdann den Koch der Uhr und Bar schaft. Dieser jedoch kam zu sich und vermochte bis ins Dorf zu kriechen, wo er, ehe er verschied, seinen Mörder namhaft machte. Dieser ward zu lebenslänglichen Zuchthaus verurteilt, auch der Helfershelfer verbüßt eine längere Freiheiss strafe. Große wurde jedoch nach 19 jähriger Strafzeit durchbes Königs Gnade auf freien Fuß gesetzt und ist seit einem Viertelahre in Weisiropp verheiratet. Das in die Elbe ge gangene elfjährige Mädchen wac dem Ehepaar zur Pfltge übergeben worden. Leipzig. Vorgestern abend kurz vor'9 Uhr hat sich in einem Hause der Markthallenstraße, und zwar im Wajchhause, ein blutiges Ehe drama abgespielt. In dem Hause wohnt in der 3. Etage die seit 1906 von ihrem Manne getrennt lebende Marie Wilhelmine Karoline Skuhr, geborene Lindner, während ihr Ehemann der Maurer Friedrich Hermann Skuhr in L.-Neuschönefeld, Konstantinstraße Nr. 29 wohnt. Vorgestern nachmittag war Skuhr bei seiner Frau erschienen, die sich im Waschhause be fand, und halte sie vergeblich zu bereden ver das Gespann des Droschkenbesitzers Hartmann probefahren, weil er die Absicht hatte, das Pferd käuflich zu erwerben. Trotz einer vorange- gangenen Warnung versetzte Herr Marx dem Pferde einen Peitschenhieb. Dos Pferd schlug aus und traf den Lenker an den Kopf, sodaß er bewußtlos vom Wagen stürzte. Der eiligst he-beigerufene Arzt, Herr Dr. Dillner, legte ihm den erstdn Verband on. Kamenz. Wegen angeblichem Sitllichkeits- verbrechen, begangen an noch schulpflichtigen Kindern, wurde der Bäckermeister S. in Lückers- dorf verhaftet und in das Königliche Amtsgericht eingeliefert. — Ebenfalls wegen Sittlichkeits- Vergehen und Betteln wurde heute hier der Arbeiter Martin aus Zwickau polizeilich fest genommen. Derselbe wurde außerdem noch von verschiedenen Behörden steckbrieflich gesucht. Pulsnitz. Am Montag nachmitag brannte in Mittelbach die zum Jenkerschen Gute ge hörige Scheune bis auf die Umfassungsmauern nieder. D<r Kalamitose Hai versichert. Das Feuer ist anscheinend durch Selbstentzündung entstanden. B a utzem. Der „Dr.Anz." schreibt: Ms kürzlich ein sogenannter kalter Schlag den Gasthof „zum sächsischen Hof" in Cunewalde traf, war der schon seit 9 ein halb Jahren infolge Er schreckens durch einen nahen Schutz taubstumm g>wo>dene Arbeiter des betr. Gasthofs im Hofe Durch den Blitzschlag wurde der Arbeiter aufs heftigste e: schreckt. Durch den Schreck erhielt der Mann sein Gehör wieder. Außerdem fängt der in den 50er Jahren stehende Arbiter jetzt auch an, sich wieder der Sprache zu bedienen. Pirna. Ein Steinbruchsarbeiter aus Otten dorf ist ein leidenschaftlicher Pfeisenraucher und liebt vor allem den schweren böhmischen Land tabak. Kürzlich weilte er in Peterswald und gedachte sofort die Gelegenheit im Böhmer lande auszunützen, seine zusomm ngeschmolzenen Tabakvorräte wieder zu ergänzen. Er suchte einen K K Tabaktrafik auf und hier lächelte ihm das Glück Der Geschäfisinhaber erzählt- dem Käufer, daß der Tabakveikauf nur noch etliche Tage in seinen Händen sei- Der Vor rat werde so billig als möglich abgegeben. Der Reichsdeutsche verriet wohl, daß er gern billigen Tahuk erstehen würde, daß er aber fürchte an der Grenze angehalten zu werden. Der Händler wußte aber schnell Rat, er meinte: „Das ist halt w iter nix, Ihr habt, doch Hosen- tragseln, da wird'r halt dran gebunden." K. zog sich auch nun, soweit es nötig war, aus und ließ sich den Tabak anbinden. Hoch- befriedigt zog er nun wieder Weste Und Rock darüber und zahlte und ging- stillvergnügt, seine Pfeife schmauchend, der Grenze zu- In der Nähe von Hellendorf nahte das Verhängnis. Ein sächsischer Grenzbeamter wurde ans die eigentümliche Gestalt aufmerksam und hielt den Wandeismann an der ruhig behauptete, nichts Verzollbares bei sich zu haben. Auf dem Zollamte aber fand man sehr bald die gepaschte Ware. Wie zerschmettert stand K. vor den Beamten; der Tabak, so billig er er standen wurde, dürfte ihm teuer zu stehen kommen, und so wandte er sich mit den Worten an die Finanzer:,, Habt Ihr den Tabak, können Sie die Pjeife och noch nehmen!" und legte die geliebte Pfeife neben den ab genommenen Tabak. Dresden Am Neustädter Brückenköpfe der Königin Carola-Brücke stieg ein zehn Jahre alter Knabe aus Uebermut auf der steinernen Einfriedigung des Treppenaufganges empor und fiel, wahrscheinlich bei einem Fehltritt, aus einer Höhe von etwa sieben Metern auf den daruntnr befindlichen Fußweg hinab. An scheinend sä wer verletzt wurde der Kleine durch die WohlfahrtSpolizei in das Friedrichstädter Krankenhaus gebracht. sucht, wieder mit ihm zusammen zu ziehen Schließlich war er weggegangen, aber abends gegeir dreiviertel 9 Uhr wieder zurückgekehrt und hatte seine Frau immer jnoch im Wasch- Hause angetroffen. Während nun die 15 Jahre alte Tochter Ida das Waschhaus für kurze Zeit verließ, gab Skuhr aus einem mitgebrachten Revolver mehrere scharfe Schüsse auf seine Frau ab und traf sie drei- oder viermal in den Kopfl Dann richtete Skuhr die Waffe gegen sich selbst und schoß sich ebenfalls mehrfach in den Kopf. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus St. Jacok gebracht. Das Ehe paar hat drei Kinder von 15 bis 20 Jahren, während drei andere Kinder bereits gestorben sind. Freiberg. Die Verhandlung gegen die Bürge-Meisterstochter Grete Beier in Brand findet am Montag, den 29. Juni, vor dem hiesigen Schwurgericht statt Die Anklage lautet auf Mord und schwere Urkundenfälschung. Auch in diesen Prozesse wird Grete Beier vom Rechts- annwalt Dr. Knoll-Dresden verteidigt werden. Es sind nur wenige Zeugen geladen, so daß die Verhandlung jedenfalls in einem Tage zu Ende geführt werden wird. — Der Gendarmerie ist es vorgestern nach mittag gelungen, in BrandiS die beiden mut maßlichen Mörder der Martha Conrad aus Leipzig zu verhaften. Sie sind ein 20 jähriger Schleifer namens Nezian und ein 40 jähriger Zimmermann namens Kraus. Beide leugnen die Tat. Es ist aber erwiesen, daß sie zwei Tage vor dem Morde im Großsteinberger Holze genächtigt haben. Auch wurden sie von den Personen, von denen die Beschreibung der Ver dächtigen stammt, bestimmt wiedererkannt, Die Nachforschungen werden fortgesetzt. Limbach. In dec vergangenen Nacht fanden Paffanten auf der Chemnitz-r Straße vor dem Restaurant „Wartburg" den Leichnam eines aus Chemnitz stammenden Mannes, namens Knorr, der mit seinem Schwager Weigand aus Limbach mit einem Möbelwagen von Chemnitz gekommen war. Beide sind infolge AlkoholgenusieS auf dem Kutscherbock eingeschlafen, so daß Weigand nicht bemerkt hat, als Knorr vom Sitze siel. Die Räder des schweren Wagens sind Knorr über den Kops gegangen, der völlig zermalmt wurde. Weigand mußte, als der Möbelwagen nach einigen hundert Metern eingeholt war, geweckt werden. Scheibenberg. Eine aufregende Fahrt, die leicht hätte großes Unglück anrichten können, machten zwei Chauffeure mit einem Automobil. Die Chauffeure fuhren auf der Staatsstraße von Neudorf nach Crottendorf. Bereits in der Nähe des Gasthofs „Erbgericht" in Neudorf funktionierte das Getriebe des Wagen» nicht mehr, so daß sie schon hier auf offener Straße anfingen zu reparieren. Als sie nun die Höhe dieser Straße erreicht hatten, und es bergab ging, brach die Bremse, so daß sie nicht mehr im Stande waren, den Wagen zu halten. In immer raßenderem Tempo sauste das zirka 60 Zentner schwere Automobil die Straße hinab. Am Ausgang des Waldes ver loren sie auch noch den Pneumatik eines Hinterrades, der in großem Bogen durch die Luft flog. Glücklicherweise behielten die Chauffeure ruhig Blut und lenkten gut, ^so daß sie immer auf der Mitte der Straße blieben und die Kurven mit Sicherheit nahmen, wodurch großes Ungiück verhütet wurde, zu mal die Straße zu dieser Zeit stack belebt war Am Eingang von Crottendorf lenkten sie in den Zschopauweg ein und brachten den Wagen zum Stehen. Kühn Heide. Herr Posamentenfabrikant Martin hier hat eine Flugmaschine konstruiert, die durch menschliche Krast leicht in Bewegung gesetzt werden kann. Die einzelnen Maschinen und Apparate hierzu werden in einer Chemnitzer Fahrradfabrik angefertigt. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode, „ Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend Dttendorf-Vkrilla, den 25. Juni ,408. -* Gebt den Hunden Wasser! Bei der heißen Jahreszeit sei wiederum die ernste Mahnung an alle Besitzer von Hunden gerichtet. Nicht allein im Interesse der Hunde ist diese Mahnung zu beachten, sondern auch zum Schutze der Menschen. Denn Tollwut des Hundes ist in ihrer ersten Enstehung auf Mangel an Wasser zurückzufühlen. Man iülle also mehrmals täglich das Trinkgsfäß des Hundes mit frischem Wasser. — Eine andere beherzigenswerte Mahnung ist die, Hunde auf gröh.ren Radpartien nicht mit- Mehmen. Es ist ein tierquälerischer Unfug, wenn in der Sonnenhitze dem Hunde zugemutet wird, weite Strecken mit dem schnell dohin- fahrenden Fahrzeug Schritt zu halten. —* Einziehung abgenutzter Neichs-Nickel- »nd Kupfermünzen. Da die Zahl der im Verkehre befindlichen stark abgenutzten Reichs Nickel- und Kupfermünzen beträchtlich zugenammen hat, wird in einen Runderlaß des Finanzministers darauf dingewiesen. daß Reichs-Nick'!- und Kuxfer- wünzen, die infolge längerer Zirkulation und Abnutzung an Gewicht und Erkennbmk-it erheblich eingebüßt haben bei den Kaffen zwar nnzunehmen. aber auf Rechnung des Reiches 'inzuziehen sind. —* In ähnlicher Weise wie die Dresdner hat »ch jetzt auch die Chemnitzer Handelskammer jur Einführung einer Warenhauösleuer in Sechsen ausgesprochen. Die Einführung einer iwaillchen Besteuerung der Wrrcnhäuser sei "ich! zu empfehlen; vielmehr sei eS richtiger, birst Besteuerung, wenn sie überhaupt eing-führt werden sollte, den einzelnen Gemeinden zu überlassen. — Was sodann die Abwälzung der Warenhaussteuer anlage, so sei wohl r chtig, baß die vielen Gründungen von Konventionen, arrbundcn mit der Einführung fester Zahlungs bedingungen, der Steuerabwälzung auf die Eieseranten entgcgeng-treten seien. Eine völlige Abhilfe sei aber d-nwt nicht en eicht worden, ichon deshalb nicht, weil cs viele Outside:s gebe, die dann von den Warenhäusern bevor zugt würden. Zudem sei ja auch die Konventions bewegung lange nicht so ausgedehnt, um alle Manchen zu umfass, n, Wirksame Mittel, um die Abwälzung der Warenhaussteuer auf die Eieseront-n zu verhindern, seien der Kammer ^bekannt. Daß es solche Mittel überhaupt jucht geben dürfte, sei am beste» daraus zu Meßen daß keiner der Befürworter des Warenhaussteuergesetzes derartige Mittel vor- iUfchlagkN gewußt, man vielmehr erklärt habe, Auffinden solcher Mittel überlasse man r ^rtrauknsvoll der Stoatsregierung Wenn da- V btt auch das in dem Wunsche nach der Vor- iMng eines Gesetzes über die Besteuerung von Warenhäusern und ähnlichen Betrieben zum Ausdruck kommende Best-eben nach dem Schutze "kb wirtschaftlich Schwach.» an sich der Be- ^tung wert sei, so müsse es doch als aus- Ükschlossen gelten, daß d-m Kleinhandel mit ^uer Land rbesteuerung d r Warenhäuser die hoffte Ausbesserung gebracht w rden könnte di.s hauptsächlich um deswillen nicht, weil "st Warenhaussieuer am letzten Ende nicht die- stuigen Betnebe treff», die m t der Steuer be- wslet werden sollten. Die Kammer muffe des- Mb dieser Steuer gegenüber auch heute noch ihrem schon im I hre 1901 eivge- "Mncnen ablehnenden Standpunkte verharren. Radeberg. Sonnabend früh verunglückte .'r in der Bismaikstrrß? wohnhafte StationS- Meibcr Herr Lenk- Er stand auf dem Balkon stster Wohnung u d wurde, während er sich !jb'r die Battonumfaffung beugte, von Epilepsie ^fallen. Herr Lenk stür te aus die Straße ^ab, wurde in bewußtlosem Z Rande aus- ^luoden nnd in daö städnfche Krank »Haus ge- ^'cht. Hoffentlich hat der Bedauernswerte lebensgefährliche innere VeRtzungen davon- küragen! — An demselben Tage gegen 11 Uhr