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"it O ea rfer Aciiun^' cichtint rnr.isiag, Donners- »nS Sonnabend abends. Sezugspreis vierteljäi;rlich I Mark. Durch Sie Post bezogen l,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Blit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. „ »»nahm, » » Ins«at« »t, »„«Mag i» Nh«. Inserat, werde« mit io p sir -i, Spalt;,il, berechn," Lab^larisch» Satz «ach desenderem Larts Druck und Verlag von ^/ermann Rühte m Orotz-Okrillü. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla Nv. 68. Freitag, den 5. Juni 1908. 7. Jahrgang. An der hiesigen neuen Schule ist alsbald die Stelle des Hausmannes zu besetzen. Bewerber hierum wollen sich unter eingehender Darlegung ihrer Verhältnisse bis zum NM' 10. Juni d. I. -MW bei dem Unterzeichneten schriftlich melden. Auskunft über den Umfang der zu leistenden Arbeit und alles sonst über die Stelle Wissenswerte erteilt auf Ansuchen Herr Schuldirektor Endler, hier. Ottenäork-OkriUs, am I. Juni 1908. Der Schulvorstand. Pirnbaum, Vors. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, den -z. Juni ,908. — 8. R. L. Der Maibaum darf beim Pstngstfest nicht fehlen, auch wenn es, wie in diesem Jahre, in den Juni fällt. Wir möchten die Maie im Hause und in der Kirche nicht vermissen, sie gehört zum Feste, wie der Christ baum zu Weihnachten. Die meisten unsrer Leser werden aber kaum wissen, daß schon unsre heidnischen Urahnen vor vielen hundert Jahren ihren Maibaum halten. Nach der nordischen Götter sage sand die Vereinigung Wotans (Verkörperung der lebend gen Naturkraft) mit Frigga oder Freia (der Erdgöttin) in den ersten 12 Tagen des Mai statt. Deshalb begingen unsre Altvorlern diese Ta; e festlich. Man hielt an ihnen das sogenannte „Mailag" oder „Maifeld", den alldeutschen Land- und Gerichtstag ab. Die Mitte des dazu geheiligten freien Platzes nahm der Mai baum, meist eine Birke, ein. War dem Ernst sein Recht geschehen, entwickelte sich frohes Spiel um den Baum herum, an dem sich alt und jung betii!i,le. Ter Maibaum gehörte zu den Festsymbol.n, welche, wie die „Sachs. Ev. Korr." erzählt die christliche Kirche gern über nahm. um ihre Feste dem Volke von Anfang an lieb und wert zu machen. Hatte doch schon Israel sein Pfingstfest, das ein Erntedankfest war, Mit Blumen und Laubgewinden geschmückl. Außerdem konnte man in dem grünenden Baume ein Sinnbild des neu erwachenden Lebens erblicken; rin neues geistliches Leben be wirkt auch der Hellige Geist. So wurde das Psalmenwort Ps- l18, 27): „Schmückt das Fest Mit Maien bi» an die Hörner des Altars l" zum Losungsworte des Pfingstfestes. Zwar wollen NeuereForscher sürdicsesWort als genauere Ueber« setzung treten lasten: „Bindet das Opfertier Mit Seilen, daß es zu den Hörnern des Altars geführt werde!" Aber ihre Gründe sind nicht zwingend genug, um uns zu bewegen, die alte liebe und liebliche Aufforderung aufzugeben. Wir wollen auch aus den Psalmen uns zum Schmucke d>s Festes mahnen lassen und auch, zu Pfingsten wie in der Advendszeit sprechen: Mein Herze soll dir grünen zu steten Lob und Preis und deinem Namen dienen, so gut es kann und weiß. — 8. V. L- Ter Dresdner Hauptverein der Evangelischen Gustav-Adolf-Stiftung ge denkt seine diesmalige Jahresversammlung vom 22. bis 24 Juni in Pirna, der Leipziger Hauptverein vom 29. Juni bis 1. Juli in Kirchberg zu halten. — * Die Reise- und Erntezeit rückt immer näher. Damit erlangt das W-tler für alle Interessenten die größte Bedeutung. Die Reichsregicruvg hat dem Bedü snis nach Wetter nachrichten in dieser Zeit in weitgeheastem Maß? Rechnung getragen. Alltäglich trägt der Telegraph die Wetteraussichten für den iolgenden Tag bis in den kleinsten Ort. Diese telegraphischen WetUrnachrichten dürfen nur fünf Worte umfassen und können schon aus dem Grunde nur als eine vorläufige Mitteilung betrachtet werden Dem Wetter telegramm folgt unmittelbar die Wetterkarte, die bereits von vormittags 11 Uhr ab als Zeitung zum Versand kommt. Wer sich also eingehender über die Wettcraussichten unter richten will, dem kann ein Abonnement aus die Wetterkarten, das beim nächsten Postamt zu bewirken ist, empfohlen werden. Die Wetter karte bringt in erster Linie den täglichen Wetterverlauf des größten Teiles Europas. Sie enthält weiter eine Erläuterung der vor handenen Wetterlage und Hinweise auf deren künftige Gestaltung. Die Wetterkarte bietet also die Unterlage für aufstellen einer Vorher sage Eine solche allgemeine Vorhersage, wie sie auf der Wetterkarte mit angegeben ist und wie oben erwähnt auch telegraphisch ver breitet wird, bedarf in vielen Fällen einer lokalen Abänderung. Eine solche ist nur dann möglich, wenn man den Gang les Barometers genau verfolgt und gleichzeitig die Wetterkarte täglich einaehend studiert. Wer vom W-t:er al hängig ist, dem ist die Beachtung eines Barometers eine alltägliche, gewohnte Tätig- k it Das Lesen der Wetterkarte, welche den lokalen Borormeterstand ergänzt und ver ständlich macht, würde diese tägliche Arbeits leistung nur wenig erhöhen. Während die Beobachtungen des BorrometerS, oder das Lesen der Wetterkarte allein volle Sicherheit bei Ausstellen einer Vorhersage nicht gewähr leisten, wird volle Sicherheit erreicht wenn man beides vereinigt. Schon aus diesem Grunde muß daß Halten von Wetterkarten allen denen empfohlen werden, di- einer vollen Treffsicherheit bei Wettervorhersagen in beruflicher und persönlicher Hinsicht bedürfen. Königsbrück. Auf dem Gcfechtsschicßplatz bei Königbrück hält in der Zeit vom 10. bis mit 13. Juni das 1. Bataillon des 12. In fanterie Regiments Nr. 177 täglich von 7 Uhr Vormittug bis 2 Uhr 30 Nachmittag Schießen in größeren Abteilungen ab. — Der neu errichtete Truppenübungsplatz des XII. (1. K. S) Armeekorps' nördlich von Königsbrück, ist am 26. Mai in Be nutzung genommen worden. Der Platz umfaßt -twa die Fluren der aufgelösten drei Gemeinden Zitzsch, Oiterschütz und Quosdorf. Neben dem Truppenübungsplatz nördlich der Stadt Königs brück bleibt der bisherige Jnfanterieschießplatz bei Glauschnitz weiter bestehen. In nächster Zei sind der Truppenübungsplatz und der Schieß platz wie folgt in Anspruch genommen: vom 13. Infanterieregiment Nr 178 (Kaznenz) — seit 26. Mai — bis 5. Juni; vom II. Bataillon des 12. Infanterieregiments Nr 177 (Dresden) vom 2. bis 5. Juni, vom I. Bataillon vom 10. bis 13. Juni. Am 15. Juni treffen das 1. Jägerbataillon Nr 12 (Freiberg) und das 2 Jägerbataillon Nr. 13 (Dresden) in Kömgsbrück ein; ihnen folgt am 26 Juni das Schützenregiement Nr. 108. Alle drei Truppenteile verbleiben bis nach Abschluß der Brigadeübungen (8. Juli) in Köni„sbrück. Die Jägerbataillone fahren am 8. mt der Eisenbahn zurück, während das Schützenregiment am 9. Juli nach Dresden ma-. schiert. Vom 11. Juui bis 1. Juli exerziert und schi ßt die Maschienengewehr- abteilung Nr. 12. bei Königsbrück. — Heute Donnerstag fand vormittags 8 Uhr auf dem Truppenübungsplätze die Besichtigung der Batterien der Reitenden Abteilung im Bespann exerzieren statt, der Se. Majestät der König, ferner der Kriegsmimster. General der Infanterie Frhr. von Hausen, der kommandierende General, General der Kavallerie von Broizem, der Divisionskommandeur, Generalleutnant Graf Vitzthum von Eckstüdt, und der Brigade- ommandeur, Generalmajor von Gersdorff, beiwohnten. Die Besichtigung hielt der Regimentskomandeur Oberst von Watzdorf ab. Kamenz. Kaum hat sich die Aufregung über den kürzlich in der Bautzner Vorstadt statt- gefundenen Brand gelegt, als das Anschlägen )er Sturmglocke und Hornsiguale Sonntag abend schon wieder den Ausbruch eines Brandes, und zwar diesmal in der innern Stadt, meldeten. Derselbe war gegen 11 Uhr auf dem Boden des Hausgrundstückes des Herrn Kohlenhändler Jähnichen, Anger Nr. 11, auf noch unausge- lärte Weise ausgebrochen. Das Feuer hatte an verschiedenen daselbst aufbewahrten Vorräten an Heu, Stroh, Kleidungsstücken, Betten, Mobiliar usw- Nahrung gefunden und züngelte wld in zunehmender Ausdehnung unter starker Rauchcntwickelung aus dem Dache empor. Das Haus ist außer dem Besitzer von 5 Mietparteien bewohnt, deren Eigentum größtenteils gereitet wurde. Die beiden hiesigen Feuerwehren unter drückten in kurzer Zeit in Brand. Vernichtet ist d-.r gmßie Teil des Dachstuhls mit dem schon oben angegebenen Inhalte. Pirna. Um sein Kind dem sichereren Tode zu entreißen, wurde der Vater, Kaufmann Förster aus Posta, Sonntag vormittag schwer verletzt. Er war mit zwei jungen Leuten und mit seiner etwa 8 Jahre alten Tocher in einer Schaluppe bei Posta zum Baden an einer sicheren Stelle des Stromes nicht weit vom Ufer gefahren. Der Vater badete in der Nähe. Der Dampfer,, Bastei" der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrtszesellschaft hatte gegen halb 9 Uhr bei der Ladungsbrücke Posta Passagiere abgesetzt und fuhr weiter. Der Dampfer nahm seinen Kurs hart am Ufer hin. Die Schaluppe mit dem Kinde bemerkte niemand, vielmehr steuerte der Dampfer direkt auf ste zu. Die Gefahr, in der das Kind schwebte, bemerkte Here Förster. Im letzten Moment riß der Vater das Kind aus der gefahrvollen Lage, deckte es mit seinem Körper und wollte aus dec ge- sährlichen Nähe fliehen. Es gelang ihm nicht. Die Schaufeln erfaßten den Schwimmer und brachten ihm schwere Verletzungen an der Schulter, dem linken Arm und am linken Beine bei. Der Arm wurde gebrochen und von der linken Wade «hing das Fleisch in Fetzen, Durch das Rad wurde der Mann auf Steine gedrückt, die im Strcme lagen, und erlitt dadurch etliche Rippenbrüche, Brust- und Lungenquetschung. Auf das Geschrei der am Ufer befindlichen Leute stoppte der Dampfer und machte mit großer Schnelligkeit das Rettungsboot klar. Mitglieder des Rudervereins Pirna retteten das Kind, während der Mann vom Rettungs boot ausgenommen wurde. Dresden Di- Wahlrechtsdeputation der Zweiten Kammer hält heute Donnerstag nach mittag ihre Schlußsitzung ab, um den von dem Berichterstatter Abg. Vr. Kühlmorgen ver faßten weitern Vorbericht zu genehmigen. Das vorhandene Material geht dann an die Regierung mit der Bitte zur Bearbeitung einer neuen Wahlkreiseinteilung. Reichenberg bei Moritzburg. Auf Flur Reichenberg wurde in einem Kornselde ein Soldat des 139. Infanterieregiments (Döbeln) schlafend ausgefunden und nach dem Gemeinde amt- gebracht Er hat seit 22. Mai sein in Zeithain zu Schießübungen befindliches Regiment verlassen und war planlos umher geirrt. Ein Sergeant des genannten Regiments holte den Deserteur im Gemeindeamte ab. Meißen. Ein schweres Unwetter mit mehrstündigem wolkenbruchartigen Regen, das Dienstag abend in der 10. Stunde hier niederging, hat in Meißen und in den um liegenden Ortschaften großen Schaden angerichtet. An verschiedenen Stellen wurden die Erd geschosse und Keller unter Wasser gesetzt. Besonders schwer betroffen wurden in Meißen der Goldgrund, sowie die Gemeinden Kloster häuser. Ober- und Niedermeisa, wo die Straßen über eine Stunde lang von einem 30 Zenti meter hohen reißenden Strome überflutet wurden, der Mauern und Zäune niederlegte und die Gemüsegärten verschlammte. Im „Varadiesgarten" zu Meißen, einer ehemaligen Weinwirtschaft am Abhange des QuestrnbergeS, wurde eine Frau, Mutter von vier Kindern, unter einer einstürzenden Mauer verschüttet. Die Leiche ist noch nicht geborgen. Niederau. Das Unwetter am Dienstag abend brachte für die hiesige Bahnstrecke ganz er hebliche Verkehrsstockungen. Durch Bahn wärter Müller war mit Rücksicht darauf, daß die Schienen durch die niederstürzenden Wasser- massen teilweise unterspült worden waren, der gegen 10 Uhr hier einlreffende Leipziger Personenzug durch Auslegen von Knallsignalen auf freier Strecke gestellt worden. Die Signal apparate waren durch das Unwetter außer Betrieb gesetzt. Im Tunnel stand das Wasser einen halben Meter hoch, die dort befindlichen zwei hölzernen Gangbahnen, sowie eine vor dim Tunnel befindliche Schwellenbank wurden ausgehoben und abgeschwemmt. Noch in der Nacht wurden Arbeiter von Niederau und Gröbern beordert, um die ersten Aufräumungs arbeiten vo^ zunehmen. Die Züge mußten über zwei Stunden auf freier Strecke halten. Zwickau. Furchtbare Gewitter mit Wolken bruch und Hagelschlag entluden sich Dienstag Abend über Zwickau und Umgebung. Drei Stunden lang standen sich von drei Seiten die Gewitter gegenüber, die von prasselnden Regen güßen und Hagelschlag unterbrochen wurden. Die Schleusen in der Stadt konnten die ge waltigen Niederschläge nicht schnell genug auf nehmen, so daß an vielen Stellen in der Stadt U-berschwemmungen verursacht wurden. Die furchtbarste Begleiterscheinung dieser Gewitter war ein Wolkenbruch im nahen Dorfe Auerbach, der den Dorsbach zum reißenden Strom machte und schreckliche Verwüstungen anrichtete. In der Stadt und Umgebung fielen Schloßen in Größe von Taubeneiern; die Hartmannsdorfer Flur glich in kurzer Zeit einer Winterlandschaft; Felder und Gärten wurden schwer mitgenommen. Der Stadtteil Pölbitz wurde zum großen Teil durch die mit Hochwasser gehende Mulde und den Auerbacher Dorsbach überschwemmt. An vielen Orten hat der Blitz gezündet. In Lauterholz wurde das Langsche Gut, in Zwickau eie Wintersche Scheune in Mülsen St. Jakob und Hirschfeld je eine Scheune vom Blitz ein geäschert. Bei Niederhohndorf wurde der Guts besitzer Freitag vom Blitz erschlagen. Werdau. In den Ortschaften Ober- und Niederalbertsdorf, Chursdorf, Rusendorf und Seelingstädt gingen sehr schwere Gewitter, begleitet von heftigem Schloßenfall und gewaltigen Wassermassen, nieder und richteten arge Verwüstungen an. Die gesamte Feldarbeit ist vernichtet. Seit 1892 ist noch kein derartiges schweres Unwetter aufgetreten, wie am Sonn tag. Der Schaden ist unermeßlich. — Am vorgestrigen Nachmittage türmten sich in der sechsten Stunde schwere Gewitter wolken am Horizont auf, die alsbald zur heftigen, äußerst lang anhaltenden Entladung kamen und von wolkenbruchartigem Regen begleitet waren. Dazu erfolgten vielfache Blitz schläge, die aber, soweit bekannt, nicht zündeten, desto mehr Schaden verursachten die gewaltigen Wassermassen, welche von der Anhöhe des Werdauer Waldes kamen und alles mit sich fortreißend, in die Straßen des nördlichen Stadtteils sich ergoffen. Der Bahndamm am Nordbahnhofe wurde unterspült und wegge schwemmt; in dem Hose der Gasanstalt wurde eine Ladung Kohlen mit weggeschwemt. Plauen. In große Gefahr geriet das Klopfersche Rittergut im benachbarten Kausch witz. Die Scheunen und die Wagenremise wurden zerstört. Leider erlitt bet den Rettungs arbeiten der 24 jährige Feuerwehrmann Schaar schmidt church Sturz aus einer Höhe von 15 Meter eine schwere Schädelverletzung.