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Vie „Dttensirfer Zeitung" erscheint vienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vterteljährlirt- I Mark. Durch die Post bezogen >,2V Mark. Lokalzeitung für -is Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. 2Nit wöchentlich erscheinender Lonntagsbeiiage „Illustriertes Unterbaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Kandel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Alode. Annahme »»n Inserat, bi, »»rmtttaz „ Uhr. Inserat« werden mit w p für di» Spaitretl, berechne^ Labellarisch« Satz nach besonderem Laris Druck und Verlag von Hermann Rühl« 'n GroH-GkriNa. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. ^0. Freitag, den 14. Februar 1908. 7. Jahrgang. Oertlichrs und Sächsisches. Vttciidorf-Vkrilla, den )Z. Februar )yv8. Tie Direktionen der Gemeindebeamten- schuien Geyer und Nerchau, die Städträtc dieser Städte und das Direktorium des Vereins sächsischer Gemeindebeamten richtet an alle Gemeindebehörden mit über 2000 Einwohnern inhalts einer besonderen Petition das Ersuchen den Schülern dieser Lehranstalten bei Vakanzen besond're Aufmerksamkeit und Bevorzugung zu teil werden zu lassen. Es soll ferner bei der Königl. Staatsregierung darum nachgesucht werden, daß den Reifezeugnissen bcucr Beamtenschulen nach Vollendung eines 3 jährigen Lehrganges die Gleichwertigkeit mit den Reife zeugnissen der Realschulen zuerkannt wird. —* Der Februar weist diesmal zwei nicht alljährliche Erscheinungen auf. Er hat nicht nur einen 29. Tag aufzuweisen, sondern auch, was vielleicht den allerwenigsten ausgefallen ist, er hat auch fünf Sonnabende, trotzdem er der kürzeste Monat des Jahres ist. Der 29. Februar kehrt ja alle vier Jahre, also im einen Schaltjahre wieder. Der Fall aber, daß der Monat Februar fünf Sonnabende zählt, tritt nur alle 28 Jahre ein, wenn der 1. Februar auf einen Sonnabend fällt. In diesem Jahre können wieder die Menschenkinder ihren Geburtstag ordnungsgemäß feiern, die am 29. Februar geboren sind. Wie viele mögen es wohl sein? Die Statistik lehrt uns das im ganzen deutschen Reiche in jeder Stunde durchschnittlich rund 100 Menschen das Licht der Welt erblicken. In 24 Stunden also 2400. Soviele „29-Februar-Kinder" hätten wir also alle vier Jahre. Natmlich ist dies nur eine Annahme, denn erstens ist nur der Durchschnitt gerechnet, zweitens ist die Zahl der Gestorbenen nicht berücksichtigt. Die Gesamtzahl der am 29. Februar Ge borenen und zurzeit noch Lebenden wird aber jedenfalls ziemlich bedeutend sein. Man hat also Schicksalsgenossen genug. In Berlin hat sich sogar die Vereinsmeierei der Sache be mächtigt. Man hat einen Klub der „29. Februarer" ins Leben gerufen. Möglicke» weise hat Berlin nicht einmal das Vorrecht und bestanden in anderen Städten bereits solche Vereine. Denn auf dem Gebiete des deutschen Vereinswesens ist so unendlich viel möglich, weshalb also dies nicht?! —* Vermehrung und Verlegung von Gewerbeinspektionen. Die stete Vermehrung der gewerblichen Anlagen in Lachsen und der fortschreitende Ausbau der Gewerbegesetzgebung weisen den Gewerbeinspeklionen immer neue und umfangreichere Ausgaben zu. Dadurch werden aber die Vorstände der gößeren Inspektionen derart belastet, d ß ihnen die er forderliche Uebersicht über ihren Bezirk immer mehr erschwert wird. Neben einer Teilung der industriereichen Aussichtsbezii ke Dresd-n Und Chemnitz in die Bezirke Dresden I und II und Chemnitz I und II ist deshalb — wie wir aus der Begründung des Staatshaushalt- Etats für 1908/09 ersehen — eine Ver änderung in der Einteilung der Aufsichtebezirke und die hierdurch bedingte Verlegung des Sitzes einer Gewerbeinspketion ein dringendes Bedürfnis Die Genehmigung der Stände vorausgesetzt, ist als Zeitpunkt für diese Ver änderungen der 1. Juli d I. in Aussicht ge nommen —* Ter Waldbestand im König eich Se chsen hat sich, in erster Linie begünstigt durch fort gesetzte Grundstücksa taufe und regelrechte Auf forstung derselben seitens der staatliden Forst verwaltung, erheblich gesteigert, er bedeckt 25,81 o/g des gesamten sächsischen Grund und Bodens, indem auf eine G-samtfläche von 1489362 da 387 792 da Waldfläche entfälli. Auch im Durchschnitt des Deutschen Reiches (25,83 o/o) entspricht der sächsische Wald- bestand tiesem Vierleilverhältnisse 45 o/o der gesamten Waldfläche Sachsens gehören dem Staat, 48 °/o sind in Privathänden, 5 °/„ sind Gemeinde- Und 2 °/g Stiftungs- und Ge nossenschaftsbesitz. In den drei vogiländischen Bezirken übersteigt der Waldbestand den Landesdurchschnitt beträchtlich, in der Amts hauptmannschaft Plauen beträgt der Wald bestand 54 219,13 da (26,73 o/g) in der Amtshauptmannschoft Oelsnitz 44 331,46 da (41,46 "/<>) und in der Amtshauptmannschaft Auerbach 42534,81 da (55,40 o/g —* Ein Jubiläum des Pfannkuchens In der Zeit nach Weihnachten bis Ostern spielen die Pfannkuchen eine wichtige Rolle und sind ein beliebtes Gepäck. Ueber ihre Entstehung gibt es verschiedene Lesarten In diesem Jahre kau" er sogar ein Jubiläum begehen. Nach Aufzeichnungen eines Fachmannes entstand er in der Hofküche Friedrichs des Großen 1758. Ein Zuckerbäcker war gewaltsam zu den Kanonieren „gepreßt" wordeu. Sein Körperbau erwies sich aber als untauglich. Der unternehmende Bursche wollte nun Küchen- gehitfe beim Mundkoch werden. De König rief zwar: „dazu ist der Kerl auch nicht capable, wenn er nicht einmal mit einer Granate und Kanonenkugel ummaehen ver steht", aber der Aspirant hatte gute Fürsprache, und so wurde ihm wenigstens ein Versuch ge stattet. Er sollte ein Probegericht Herstellen Da rührte der pfiffige Bursche nach eigenem Rezepte ein delikates Gebäck zurecht, die Pfannenkugel, zum Beweise, daß er mit ge füllten Kugeln doch Bescheid wisse. Der Pfannkuchen wurde seitdem alljährlich um die Fastenzeit ein ständiges Gericht bei Hofe, wie endlich auch in ganz Deutschland. Dresden. Bei einem am 7. d. M. abends in das hiesige Garnisonlazarett aufgenommenen und am 8. d. M. daselbst verstorbenen Schütz n der 1. Maschinengewehr-Abteilung Nr. 12 ist Genickstarre festg stellt worden. Durch die sofort eingeleitete Untersuchung der übrig n Mannschaften der Ab eilung sind noch ein Sergeant und zwei Monn als Bazillen träger festgestellt und sofort dem Garnison- lazarett zugeführt worden. Vorsichtsmaßregeln gegen ein Weitergreifen der Erkrankung sind vom Schützen-Regiment Nr. 108 getroffen worden. — Ueber 8000 Arbeitslose gibt es jetzt in Dresden. Die Zahl der Arbeitslosen nimmt auch in Dresden infolge mancher Betriebs einschränkungen fortgesetzt zu. Man schätzt die Zahl der Arbeitslosen auf insgesamt 8000 Die Hirsch-Dunkerschen Gewerkvereine haben nun an den Rat zu Dresden das Ersuchen gerichtet, beizeiten Maßnahmen zur Beseitigung der durch die Arbeitslosigkeit hervorgerufenen Notlage der arbeitenden Bevölkerung zu treffen. — In einer schwierigen Situation befand sich am Mittwoch ein Schornsteinfeger, der im Hause Moritzstraße 21. seinen Beruf ausgeübt hatte. Er konnte nämlich nicht wieder aus dem Schornsteine heraus, da die Klappe nickt auszubringen war. Erst nachdem ein herbei geholter Maurer ein Loch in die Wand ge schlagen hatte, gelang es, den Diann aus seinem unfreiwilligen Gefängnis zu befreien. — Die Polizei warnt vor einem Un bekannten, angeblich Techniker, der Briefmarken und auch Pelzsachen zu verkaufen sucht, die aus einem Diebstahle herrühren. — Der siebente Bogen der im Abbruch be findlichen alten Augustusbrücke wurde am Dienstag vormittag kurz nach 10 Uhr durch die 4. Kompagnie des 1. Pionierbataillons Nr. 12 gesprengt. Die drei königlichen Prinzen, zaslreiche höhere Offiziere, behördliche Vertreter und ein nach vielen Hunderten zählendes schaulustiges Publikum war Zeuge des interessanten Schauspiels. Die mit 64 Ladungen vorbereitete Sprengung gelang vollkommen, der Bogen hob sich zunächst und stürzte dann zerberstend auseinander. Cossebaude. Verhaftet wurde in Pirna ein mehrfach gesuchter Zeugschmied Richler au§ Cosiebaude wegen Betrugs. Er hatte es ver standen, sich längere Zeit den Händen der Polizei zu entziehen durch Legitimationspapiere, die auf einen anderen Namen lauteten. Zittau. Der Arbeiter Pape von hier trat in den l tzten Wochen in Ostritz mehrfach als Marine-Offizier auf und schnitt dort einigen Mädchen die Cour. In Görlitz verhaftete man ihn schließlich und verurteilte ihn wegen unbefugten Tragens einer Uniform zu vierzehn Tagen Haft. Pape ist übrigens derselbe Phantast, der vor nunmehr fast 20 Jahren in Jnfanterie-Offiziers-Uniform, die er sich in Zittau geborgt hatte, in der Schankwirtschaft auf dem Breit berge erschien und dort ein größeres „Offiziers-Essen" bestellte. Ter Schwindel brachte ihm damals ebenfalls eine Strafe ein. Später fiel ihm einmal eine Förster-Uniform in die Hände, die er dann auch so lange spazieren führte, bis er aber mals bestraft wurde. Zeithain. In der Nähe des Bohnhofs Wülknitz, der Bahnlinie Zeithain-Elstern), rda war an einem der letzten Abende eine Rinder herde auf das Geleise geraten, wodurch die vorbeifahrenden Züge gefährdet wurden. Eins der R nder, welches jedenfalls einem von Riesa kommenden Güterzuge zu nahe gekommen war, wurde am anderen Morgen tot unweit der Bahnstrecke aufgefunden. Oschatz. Auf dem Maskenfeste des Theatervereins zu Luppa fiel im Saale des Gasthauses zur grünen Route eine brennende Wandlampe herab Es erfolgte eine Explosion die einige Dekorationen in Brand setzte. Der Brand selbst wurde zwar rasch gelöscht, jedoch entstand in dem dichtgefüllten Saale, der nur einen engen Ausgang hatte, infolge der Explosion eine gefährliche Panik, bei welcher mehrere Personen, insbesondere Frauen, im Gedränge Verletzungen erlitten. — Am Dienstag früh 3 Uhr brach in der Weimann'chen Bäckerei in Großböhla ein Schadenfeuer aus. das das vom Feuer er griffene Wohngebäude vollständig zerstörte. — In Schweta bei Oschatz wurde im Gasthofe ein Einbruch verübt, bei dem den Einbrechern, die sich durch Eindrücken einer Fensterscheibe Zugang zu der Gaststube ver schafft hatten, nicht weniger als 4000 Zigarren viele Kleldungsstücke und Eßwaren in die Hände fielen. Von den Dieben fehlt bisher jede Spur. Roßwein. Im Greifendorfer Steinbruch lösten sich unerwartet 10 Kubikmeter Steine stürzten in die Tiefe und erschlugen den 65 jährigen Steinbruchspächter Pötzschke. Mittweida. Ein Opfer des Rodelns wurde der 65 Jahre alte Weber Wilhelm Große. Gr prallte gegen einen Baum und zog sich eine schwere Gehirnerschütterung zu, an der er am Mittwoch starb. Chemnitz. Im Hause der St. Privat- straße 16 wurde in der Nacht zum Dienstag die 70 Jahre alte Witwe Klaus in ihrer Parterre-Stube tot aufgefunden. Während der Nacht sind vermutlich glüh nde Kohlen aus dem in der Stube stehenden kleinen eisernen Ofen auf die Diele gefallen, wodurch diese so wie eine Anzahl Briketts in Brand gesetzt wurden. Als Hausbewohner den Rauch in der zweiten Morgenstunde bemerkten und die Wohnung öffneten, war die alte Frau bereits erstick!. Zwickau. Auf dem Falkschacht in Bockwa wurden am Montag nachmittag die beiden Bergarbeiter Bruno Ullmann und Friedrich Engelhardt an ihrem Arbeitsort von herein brechenden Kohlen- und Gesteinsmafsen ver schüttet. Die sofort in Angriff genommenen Rettungsarbeiten wurden durch schlechte Wetter und die Lage der Strecke überaus erschwert Erst mit Hilfe eines Rettungsapparates (ähnlich einem Taucherapparat mit Luftkasten) gelang es der Rettungsmannschaft, an die Unfallstelle heranzukommen. Die ganze Nacht über wurde an der Beseitigung der Mafien gearbeitet, ohne daß die Verschütteten ein Lebenszeichen von .sich gaben. Erst Dienstag früh gaben sie auf Anruf Antwort, und um 9 Uhr morgens konnten die Verunglückten, nachdem sie 18 Stunden lang in den Mafien fest eingekeilt gewesen waren, an das Tages licht gebracht werden. Sie fühlten sich nur sehr ermattet, sind aber ohne nennenswerte Verletzungen davongekommen. Glauchau. Als der abends einviertel sieben Uhr von Glauchau nach Chemnitz ver kehrende Personenzug am Dienstag den Bahnhof Wüstenbrand verlassen hatte, wurde ein Kaufmann aus Chemnitz im Gleise liegend aufgefunden. Ihm war die linke Hand ab gefahren. Wie sich der Unfall zugetragen, konnte noch nicht festgestellt werden, da der Unglückliche nicht vernehmungsfähig war. Merkwitz. Dieser Tage wurde von der Staatsanwaltschaft die Beringung einer Kinderleiche beanstandet, da der Verdacht auf- gemucht war, daß das Kind keines natürlichen Todes gestorben sei. Die am Sonntag vor genommene Obduktion ergab jedoch, daß der Verdacht unbegründet war. Daraufhin wurde die Leiche zur Beerdigung freigegeben. Oberlungwitz. Im Diemarschen Stein bruche wurde dem 65 Jahre alten Steinbrecher Josef Bertoul von einem herabstürzendem schweren Stein die Hirnschale zertrümmert, der Verl-tzte starb nach einigen Stunden im Krankenhause. — Beim Anstretchen eines Streichhölzchens explodierte dem 10jährigen Knaben Nowack die ganze Schachtel. Hierbei traf die auf schlagende Flamme den Bedauernswerten ins Gesicht und verbrannte ihn schwer. Mülsen St. Micheln. ^Sogenannte Geld- männel prellten einen Bewohner des Mülsen- grundes um 1700. Waldenburg. Die der Stadt Waldenburg gehörigen Unterlagen über das kürzlich ab- qelehnte Projekt der elektrischen Eisenbahn Limbach-Waldenburg waren von Gläubigern eines Beamten in Leipzig gepfändet worden. Die Akten sind jetzt auf Reklamation des Stadtrates in Waldenburg wieder freigegeben worden. Diese Angelegenheit wird auch dem nächst das Limbacher Sladtoerordnetenkollegium beschäftigen. Falkenstein. Verhaftet wurde im be nachbarten Ellefeld der Agent Christer, der im dringenden Verdachte steht, den Brand der Möckelschen Scheune in der Nacht zum Sonn abend verursacht zu haben. Christer war Ende vorigen Jahres wegen Verdacht» der Brandstiftung an mehreren Scheunen bereits verhaftet worden, mußte aber wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Oelsnitz. Auf dem Bahnübergang am Elektrizitätswerk wurde ein Lastgeschirr vom Güterzuge überfahren. Der Hintere Teil des Wagens wurde vollständig zertrümmert. Wie durch ein Wunder kam der Insasse ohne Schaden davon. Plauen i. V. Nach der Rückkehr vom Ball hat am Dienstag in früher Morgenstunde aus unbekannten Gründen die 25 jährige Tochter des Gastwirtes Milke den Tod gesucht Vorher hatte sie noch in Gemeinschaft ihrer Eltern und ihres Bräutigams an einem Vereinsvergnügen teilgmommen und war dann ihrem Angebörigen nach Hause und zu Bett gegangen Am anderen Vormittag fand man sie nicht in ihrem Schlafzimmer vor, wohl ab r wurde ihre Leiche unter dem Eise des Mühlgrabens der Elster aufgefunden. Gleich nachdem das unglückliche Mädchen zu Bett gegangen, muß es wieder aufgestanden sein und sich heimlich aus der Wohnung entfernt haben.