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D e ,M"end>rfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterbaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode, Annahme »»« Inserat« bi, »»»mittag t« Nh«. Inserat« w«rd«n mit m p für di« Spaltzkil« b«r«chn«t Tabellarisch«« Satz nach b«s»nder«m Taris Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 5. Freitag, den 10. Januar 1908. 7. Jahrgang. Sonnabend, den 1l. dieses Monats gelangt eine Partie VE" Stratzenstrine "Wk zum Schlagen öffentlich an den Mindkstfordernden zur Vergebung. Sammelpunkt der Bieter nachmittags Uhr im Osstdok 2UM Itzivbbaus. Ottenäork-Lloritriäork, am 8. Januar 1908 Der Gemeindevorstand. Ortsschähungsausschutz, die staatliche Schlachtviehverstcherung belr. Unter Bezugnahme auf die Vorichristen d?ö § 10 Abs. 6 der VeroränunK ^ur ^usküdrunK äsr dis staatlivb« ^eblaebtviebvkrsicdwrunA detreü'elläeu 06- setre vom 2. Juni 1898, sowie vom 24. ^prii 1906; vom 2. Nommbcr 1906 wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der Orlsschätzungsausschnß für daö Jahr 1908 aus folgenden Personen besteht: a. Mitglieder: Gemeindevorstand Pirnbaum, Ottendorf-Moritzdorf, als Vertreter der Gemeinde, Gutsbesitzer Ernst Mißbach, Oltendorf-Moritzdorf Gutsbesitzer Ernst Zumpe, Ottendorf-Moritzdorf Amtstierarzt Oskar Slomke, Königsbrück, d. Stellvertreter: Gutsbesitzer Friedrich Pietzsch, Ottendorf-Moritzdorf Gutsbesitzer Ernst Bergmann, Ottendorf-Moritzdorf Gutsbesitzer Hermann Leuthold, Ottendorf-Moritzdorf Tierarzt Karl Neumann, Radeberg Amtstierarzt Werrmann, Königsbrück. Ollondork-Uol-itrdork, am 3. Januar 1908. Der Gemrmdrrat. Hundesteuer. Die für das lausende Jahr fällige Hundesteuer ist bis IM" 30. Januar 1908 "WS gegen Entnahme der Hundcsteuermarken auf dem Gemeindeamt hier zu entrichten. Nach Fristablauf beginnt das geordnete B itreibungsverfahren. Ott6lläorL-Nor1l2äork, am 8. Januar 1908 D«r Gemeindevorstand. Oertttches und Sächsisches. Mtcndorf-Vkrtlla, den 9. Januar 1908. —* Mitglieder von BerufSgenossenschaften seien daraus aufmerksam gemacht, daß sie nach den Bestimmungen des Gewerbe - Unsall- versicherungSgesttzeS verpflichtet sind, binnen sechs Wochen nach Ablauf des Rechnungs jahres dem Genossenschaft«- oder dem ScküonS- vorstande eine Nachweisung, welche die während de« abgelaufenen Rechnungsjahres im Be triebe beschäftigten versicherten Personen (hier unter gehören auch Kinder und Verwandte dcS BetriebSunternehmerS) und die von denselben verdienten Gehältern und Löhne enthält, ein- zureichen haben. Der Termin zur Ein reichung der Lohnnachweisung geht mit dem 12. Februar zu Ende. Dresden. Am Freitag vormittag hat in Friedrichstadt in der elterlichen Wohnung das 4 Monate alte Mädchen eines Gewerbe treibenden dadurch schwere Verbrennungen er litten, daß der dicht am Stubenofen stehende Ktnderkorb in Brand geriet. Das bedauerns werte Kind ist in der darausfolgenden Nacht im Friedlichstädter Stadtkrankcnhause ver schieden — Vor dem Stadthause auf der Annen- straße trat am Sonnabend abend ganz plötzlich und ohne jede zu erkennende Veranlagung ein aus Oesterreich gebürtiger, hier auf der Durchwanderung begriffener 46 Jahre alter Handlungsbeflissener vor einen anfahrenden Straßenbahnmotorwagen, der ihn umriß . und unter dem Vorderperron einige Meter fort- schleifle. Der Verunglückte trug einen Ober- schenkelbruch und so schwere Verletzungen am Kopse davon, daß an seinem Aufkommen ge zweifelt wird. Er ist im Unfallwagen nach dem Friedrichstadter Krankenhause gebracht worden. Die Person ist zweifellos sestgesteüt. Es wird angenommen, daß Selbstmordversuch vorliegt. Len Wagenführer trifft keine Schuw. — Am Dienstag abend stürzte auf der Kursürstenstraße ein 46 jähriger Droschenkuticher vom Kutscherbocke herab auf die Straße. Er wurde in seinem Wagen nach dem Geschäftsbetriebe seines Dienstherrn gefahren. Während dieser Fahrt verlor er das Bewußt sein, so daß seine Ueberführung mittels Unfallwagens nach dem Friedrichstadter Krankenhause erfolgen mußte, wo Schädeibruch festgestellt wurde. — In den Zwinger-Anlagen hat sich ein vor einigen Tagen von auswärts zugereister stellenloser 24 jähriger Techniker mit einem Terzenl eine Kugel in die Brust geschoßen und schwer verletzt. Döhlen. Dienstag abend kam es zwischen den Arbeitswilligen und den streikenden Maurern und ausgesperrten Arbeitern der Sächsischen Gußstahlfabrik Döhlen abends nach dem Feierabend auf dem Wege von der Fabrik nach dem Bahnhof Deuben zu heftigen Auseinandersetzungen, welche in Tätlichkeiten ausarteten. Das große Polizeiaufgebot konnte nur mit Mühe die aufgeregte Arbeitermasse — es handelte sich um etwa 500 Personen — beruhigen. Die Arbeitswilligen, die täglich auS Dresden kommen, werden früh wie abends unter polizeilichem Schutz von der Fabrik nach dem Bahnhof gebracht. Sacka. Das hiesige Rittergut, besten Be sitzer seit kurzer Zeit Herr Graf von Hohental war, ist in den Besitz des PcivatuS Herrn Julius Müller aus Dahme (Mark) über gegangen. Bautzen. Selbst gestellt hat sich der hiesigen Staatsanwaltschaft der ehemalige Lehrer und Organist Melzer in Schönbach be Neusalza, derselbe wurde am 20. Dezember wegen schweren Vergehens an Schulmädchen feines Amtes enthoben und war seitdem flüchtig. Großenhain. Doch noch ein Menschen opfer hat die schreckliche Gaü-xplosion im siesigen Siadtlheater (Hotel de Saxe) ge ordert und zwar den musikalischen Leiter der Zschiedrichschen Theatergesellschaft Herrn Richard Kruse. Bekanntlich war der genannte Herr einer von denjenigen, die am schlimmsten von dem Ereignisse betroffen wurden, da man ihn aus den Trümmern sozusagen hervorholen mußte. Die unumgängliche, aber glücklich verlaufene Operation, die zur Gesundung nötig wurde, erstreckte sich darauf, daß einige Knochensplitter, die förmlich zermalmt waren, entfernt wurden. Aber die sonst so feste Konstitution des Verunglückten vermochte die großen Anstrengungen nicht zu ertragen, denn eins hinzugetretene Lungenentzündung und chließlich Embolie führte den Tod des Patienten herbei. Sonntag früh gegen drei- viertel zehn Uhr war es, als Herr Kruse im 48. Lebensjahre sanft verschied. — In den ersten Tagen des Januar sind 50 Jahre verflossen gewesen, seitdem das 1. Husaren - Regiment König Albert in Großenhain garnisoniert. Großenhain ist eine der ältesten und bedeutendsten Garnisonstädte Sachsens. Es war bis nach dem 30 jährigen Kriege sogar eins ansehnliche Festung. Colmnitz bei Freiberg. Infolge Kohlen gasvergiftung ist der in Colmnitz beschäftigte 23 Jahre alte Kutscher Paul Richard ums Leben gekommen. Man fand den Bedauerns werten früh tot in seinem Bette vor- Freiberg. Im verfloßenen Jahre 1907 rnd im sächsischen Bergbau 3469 zur An zeige gebrachte Unfälle vorgekommen, ein Rück gang gegen 1906 um 3,1 Prozent. 3874 der Unfälle entfielen auf den Steinkohlenbergbau, 312 Unfälle auf den Braunkohlenbergbau und 183 auf den Erzbergbau. 49 Unfälle hatten den Tod, 6 die dauernd gänzliche, 230 die dauernd teilweise nnd 112 die vorübergehende Erwerbsunfähigkeit der Verunglückten im Ge folge. — Nachdem bereits der Besitzer Köhler der Pappenfabrik Churprinz im nahen Groß schirma, deßen Buchhalter Koch und der Arbeiter Heide wegen Brandstiftung bezw. Anstiftung dazu verhaftet worden war, ist jetzt auch der frühere Buchhalter Köhlers, Höferer verhaftet worden. Höferer, der sich zuletzt in Mährisch-Schlesien aufhielt, hat angeblich auf Anstiften des Besitzers Köhler eines der vier Schadenfeuer angelegt. — Der 37 Jahre alte Töpfergeselle Matzke hatte mit der 18 Jahre älteren Witwe Wätzig ein Liebesverhältnis, daß die Frau in letzter Zeit zu lösen versuchte. M. war damit jedoch nicht einverstanden. Als die Frau am Sonntag abend nach Hause zurückkehrte, trat ihr der einstige Liebhaber entgegen und feuerte nach kurzem Wortwechsel zwei Revolver schüße auf sie ab, die in den Schädelknochen eindrangen, wo die Kugeln stecken blieben. Die Frau wurde schwer, jedoch nicht lebens gefährlich verletzt. Der Täter unternahm dann einen Selbstmordversuch, brachte sich aber nur zwei leichte Streifschüße am Kopfe bei- Die Frau fand Aufnahme im Kranken hause, während ihr Liebhaber verhaftet wurde. Chemnitz. Im benachbarten Reichenbrand wurde ein 70 jähriger Mann von den Pferden einer Equipage, die auf den Fuß steig geraten war, derart an einen Baum gedrückt, das ihm das linke Bein und der linke Oberarm, sowie die Schädeldecke zer trümmert wurden. An dem Aufkommen des Bedauernswerten wird gezweifelt. — Der kanm begonnene Wintersport hat schon seine Opfer gefordert. Auf der stark besuchten Rodelbahn in Erfenschlag bei Chemnitz überschlug sich am Montag nach mittag ein junger Mann mit seinem Schlitten und blieb bewußtlos liegen. Der Arzt konstatierte einen Bruch des Rückgrats. Kurze Zeit darauf ereignete sich auf der gleichen Bahn ein zweiter Unfall, eine junge Dame erlitt «inen komplizierten Beinbrnch. Chemnitz. Am Sonnabend vormittag er folgte im Parterre eines Hauses der Zschopauer Straße eine überaus heftige Gasexplosion. In zwei Parterrestuben, die zurzeit leer stehen, hatte sich aus noch nicht ermittelter Ursache Gas angesammelt, daß, als jemand mit Licht hinzukam, unter heftigen Knall explodierte. In den beiden Stuben wurden Türen, Fenster Jalousien usw. zertrümmert und Teile davon über die Straße bis zu dem gegenüber liegenden Grundstück geschleudert. Von den Decken fiel Stuck, Bewurf usw. herab, eine Gipswand wurde herausgedrückt und in der 1. und 2. Etage zersprangen durch den Luft druck Scheiben von Vorsaalfenstern. Leipzig. Auf einem Neubau in der Nikolaistraße ereignete sich ein Vorfall, der zur Vorsicht bei Gebrauch von Koksöfen mahnt Der 25jährige Mauer Zieschang aus. Möckern arbeitete auf einem Gerüste, unter welchem sich ein mit Koks geheizter Ofen be fand. Dem Arbeiter, der sich vorher voll ständig wohlbefand, überfiel plötzlich ein dumpfes MattigkeitS- und Schwächegefühl, das sich von Minute zu Minute steigerte und schließlich in ein heftiges Unwohlsein, ver bunden mit Brechreiz, überging. Zieschang wurde allmählich in einem Zustand versetzt, der fast an Bewußtlosigkeit grenzte. Unter Zusammenraffung aller Kräfte gelang es ihm noch, das Gerüst zu verlaßen. Man ge leitete ihn nach der nächsten Sanitätswache. Dort stellte der Arzt eine Vergiftung durch Kohlengas fest. Nach AuSpumpen des Magens wurde der Mann seiner Wohnung zugeführt. Die Vergiftung war durch das Ausströmen von Gasen aus dem Ofen hervorgerufen worden, über welchem Zischang arbeitete. — In einem hiesigen Hotel wurde der 47 Jahre alte Kaufmann Hupseld aus Bocken- hain verhaftet. Er hatte in Hamburg ein Patentgeschäst inne und einen Zwickauer Herrn 44000 M. zu spekulativen Zwecken nach und nach unter Vorspiegelung falscher Angaben entlockt. Die Verhaftung geschah auf Veranlaßung der Zwickauer Staats anwaltschaft, Reichenbach. Eine hiesige Fabrikarbeiterin kam mit ihrem 12 Wochen alten Kinde, da» sie auf dem Arm trug, auf dem vereisten Bürgersteig zu Falle. Dabei schlug da» Kind mit dem Köpfchen an eine Hausmauer. Am nächsten Morgen verstarb das Kind an der erlittenen Verletzung. Schneeberg. An zwei aufeinander folgenden Abenden wurden hier an einem siebenjährigen Schulmädchen Sittlichkeitsver brechen verübt. Als Täter wurde ein 17 Jahre alter Bergarbeiter ermittelt. Tannenbergsthal t. S. Unser stiller Ort wurde in der Nacht zum Mittwoch °von einem großen Schadenfeuer betroffen. AuS dem Webereigebäude der Keßelschen Ledertuch fabrik schlugen plötzlich mächtige Flammen empor. Die herbeigeeilten Feuerwehren kounten nur die angrenzenden Fabrikgebäude usw. schützen, während das Webereigcbäude total vernichtet wurde. Ueber die Entstehungs ursache des Schadenfeuers konnte bisher nicht ermittelt werden. Der Fabrikbetrieb erleidet keine Unterbrechung, sodaß auch keine Arbeiter entlaßungen stattfinden. Zwickau. Durch Ueberheizung des Ofens eines Garten- und Geflügelhauses hier ist dieses weggebrannt. Dabei sind für 400 Mk. Tauben und Hühner umgekommen. Aue. Unter tragischen Umständen ver storben ist die Gattin eines hiesigen Hoteliers. Sie wollte ihrem mit mehreren Freunden auf der Eisbahn weilenden Gatten mit einem wärmenden Trunk eine Freude bereiten, wurde aber unterwegs von einem Herzschlag betroffen, an deßen Folgen sie, in dle Wohnung zurückgekehrt, in Gegenwart zweier sofort herbeigerusener Aerzte verstarb.