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D e »Grtsndrrfer Zeitung" erscheint vir,,»tag, Donners tag und Sonnabend abend». Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen ,,2V Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okriüa mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahm« non Inserat« bi, »««nittag Uhr, Inserat« wudrn mit m Pf für di« Spaltz«il« berechn«' Tabellarisch« Satz nach drsond«r«m Taris Druck und Verlag von ^ermann Rühl« in Grotz-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß.Gkrilla s^No. 147. Sonnlag, den 8. Dezember 1907. 6. Jahrgang. Oerlliches und Sächstsches. Dttendorf-Dkrilla, den 7. Dezember r-07. sH Nächsten Sonntag, nachmittags 5 Uhr, soll in hiesiger Kirche eine Advenlsabend- kummunion stattfinden, welche ganz besonders für die Arbeiter unseres Ortes bestimmt ist. Die Beichte beginnt pünktlich um 5 Uhr. Die Namensanmeldungen im Psarrhause werden rechtzeitig und immer möglichst am Tag vor der Kommunion erbeten. —* Die Nähe des Weihnachtöfesteö läßt jetzt die Frage: WaS sollen wir unseren Lieben schenken? zu einer brennenden werden. Leider ist die Antwort daraus ost recht schwer zu finden. Die Fülle des Nützlichen, und Schönen auf allen Gebieten macht die Wahl häufig zur Qual, ja eS gibt Menschen, die stets das Pech haben, trotz ihrer wohlgemeinten Gaben bei den von ihnen damit bedachten wenig Freude und Dankbarkeit zu ernten. Will man wirklich jemanden mit einem Geschenk glücklich machen, so ist vor allem ein Eingehen aus seine Eigenart, seine Herzens wünsche nötig. Wie mancher wirft so im Laufe des Gesprächs hin: „Ach wenn ich das oder jenes doch auch hältel Da gilt es auf- zumerken und, natürlich vorausgesetzt, daß unser Geldbeutel es gestattet, das Ersehnte zu notieren, um es auf dem Weihnachtstisch legen zu können. Was dem einen gefällt, erregt bei dem anderen vielleicht Antipathie. Man ziehe deshalb auch den Geschmack des einzelnen in Betracht. Wer aber seine Leute kennt, der wird auch hier das Rechte herausfinden. Kinder find ein beifallfreudigeS Publikum sür alle Schenkenden. Nicht zu v-rgessen da«, was kleine Leckermäuler gern essen. Was man auch als Chrtstgeschenk wählen möge, niemals laste man sich den sogenannten Schund aus schwatzen der vielleicht zuerst nett aussieht, aber bei näheren Betrachten und öfteren Gebrauch Fehler aufweist. Jede Gabe sei dauerhaft, damit auch die Freude des Empfänger» nicht schon am ersten Tage vielleicht zu Ende sei. —* AIS geschlossene Zeit in Beziehung auf Tanzbelustigungen in öffentlichen Orten und auf Veranstaltung von Privatbäll-n, auch wenn diese in Privalhäusern oder in Lokalen geschloffener Gesellschaften abgehalten werden, gilt in Sachsen auch die letzte Woche vor Weihnachten, vom ersten Weihnachtsfeierlage, einschließlich desselben, zurückgerechnet. Tanz belustigungen gedachter Art dürfen daher nur bis mit 18. Dezember statifinden und können erst am zweiten Feiertag wieder beginnen. Am ersten WeihnachtSfeiertage ist ferner die Ab haltung von öffentlichen Versammlungen aller Alt, wie die der Gemeindevertreter, der Innungen und anderer Genostenschaften nach den Bestimmungen im § 8 des Gesetzes vom 10. September 1870 über die Sonn-, Fest- uud Bußtagofeier gänzlich verboten. Hier unter fallen die Versammlungen der Vereine aller Art ,der Krank n- und sonstigen Unler- stützungskassen, wie auch religiöse Versammlungen wenn diese letzteren einen öffentlichen Charakter annehmen. Maskenbälle und Kostümfeste dürfen Nur in der Zeit vom 7- Januar bis mit Fastnachtsdienstag, jedoch nicht an Sonn abenden und Sonntagen abgehalten werden. Geschloffenen Ges-llschafken kann von der Krcishauptmannschaft die Abhaltung van Maskenbällen an Sonntagen dispensations weise gestattet werden. Endlich sei daran er innert, daß in der Znt vor Ostern Tanzver gnügen aller Art nur bis mit Sonntag Lätare statifinden dürfen. Dresden. Wegen den auf Sonntag an beraumten sozialdemokratischen Versammlungen hat die Königliche Polizeidirektion angeordnet, daß die gesamte Gendarmerie am genannten Tage im Dienste verbleibt, sodaß etwa 900 Mann in B-neitichaft st-h-n werden An den Folgen einer Blutvergiftung 'tarb der 21 jährige Sohn des Gutsbesitzers Lindner in Meinitz. Der junge Mann be- muptete, beim Militär durch den hohen Rock ragen Wunden am Halse erhalten zu haben, er hatte die Entzündung nicht beachtet, wodurch eine Blutvergiftung entstanden ist. — Die hiesige Staatsanwaltschaft hat Ceuremans auf sein Ansuchen Urlaub zur Be teiligung an einem Wettfahlen in Paris be willigt. Die Staatsanwaltschaft hat die so- ortige Rückkehr nach dem Rennen verlangt. In Dresdener Radsportkreisen glaubt man an eine baldige Einstellung des Verfahrens. — Ans dem Bahnhofe Dresden-Friedrich- 'tadt wurde am Freitag früh den Weichen wärter Rudolph der linke Unterschenkel über- ahren. Der Mann fand Ausnahme lm trankenhause. — Folgende Meldung aus Dresden, an der natürlich kein wahres Wort ist, bringt ein Berliner Blatt: In die Totenhalle des St. Pauli - Friedhofes wurde vor einigen Togen ein Toter gebracht, besten Ableben ein Arzt bescheinigt hatte. Er wurde zwischen die anderen Verstorbenen aufgebahrt und dann die Halle, wie üblich, verschlossen. In der Nacht ist nun der Mann, ein Fleischermeister, an dem in einer ärztlichen Privatklinik eine Operation vollzogen worden war, bei deren Ausführung die Narkose seinen Tod scheinbar herbeiaesührt hatte, wieder erwacht, und hat in )em Glauben, sich in seinem Bett zu be finden, die Hand nach seiner Gattin aus- 'treckte. Diese Hand berührte aber das eis kalte Gesicht eines Toten und durch den Schreck erlangte der Erwachte das volle Bewußtsein zurück. Er lärmte nun solange, bis man ihn hörte. Schreckensbleich trat der Tttenbettmeister in die Halle ein, wo er von dem erregten Manne über den Vorgang auf geklärt wurde. Der Fleischermeister wurde unverweilt nach dem Stadtkrankenhause über- gesührt, wo er dann am Tage darauf tatsächlich verschieden ist. - - Eine Gasexplosion erheblichen Umfanges ereignete sich am Donnerstag abend im Grundstück Struvestraße 15. Die Bewohner des 1. Obergeschosses halten schon den ganzen Tag Gasgeruch bemerkt, ohne daß die Ent stehn NgSursache zu ermitteln war. Zur Unter suchung zog man endlich einen Mechaniker herbei. Dieser beging aber die folgenschwere Unachtsamkeit, mit einer brennenden Lampe in Begleitung des Dienstmädchens die Räume zu betreten. In demselben Augenblick erfolgte eine heftige Explosion. Fenster mit Fenster scheiben, fast der ganzen Wohnung wurden zer trümmert und flogen auf die Straße, wo sie noch auf der gegenüberliegenden Seite eine Schaufensterscheibe zerschlugen. Gleichfalls zer trümmert wurden mehrere Türen, sowie der Decken- und Wandputz und verschiedene Mobilien wurden beschädigt. Trotz der ge waltigen Explosion ist es zu bewundern, daß der Mechaniker und das Dienstmädchen nur unerhebliche Brandwunden erlitten. Da ein Brand nicht entstanden war, beschränkte sich die Tätigkeit der Feuerwehr auf die Aufräumungs- arbeitcn. — Der Chauffeur, der in Nacht vom Sonntag zum Montag auf der Königsbrücker Straße mit seinem Automobil einen Postillion angefahren und verletzt hat, ist ermittelt und der Justizbehörde zugeführt worden. Meißen. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich auf der Jaspisstraße. Mehrere Kinder gingen hinter einem mit Kohlen be ladenen Wagen her, um die vom Wagen herunterfallenden Kohlen aufzulesen. Dabei ist der sechs Jahre alte Sohn des auf der Kühne- straße wohnenden Geschirrführers Grellmann gefallen und mit dem Körper unter den Wagen so zu liegen gekommen, daß ein Rad über den Kops hinweg ging und das Kind au der Stelle tot war. Sein L-ichn.M wura einstweilen in einen m der Nähe befindlichen Schuppen gebracht nud später mittels des tädtischen Leichenwagens nach der Leichenhalle übergeführt. — Ter mit Brettern beladene Kahn des Schiffseigners Dreßler in Wehlen fuhr bei der Talfahrt bei Sörnewitz in der Nähe der Zoselipitze fest. Er war aus dem Fahrwasser «kommen und von der Strömung nach dem eichten linken Ufer getrieben worden. Er liegt noch fest und wird wohl geleichtert werden müssen. Neugersdorf. Ein frecher Raubanfall 't am Freitag abend auf eiue Arbeiterin der I. G. Klippelschen Fabrik, hier auf dem chmalen Wege vom Schnciderschen Laden geschäft nach der Brauerei verübt worden, der Räuber hat sich versteckt gehalten, ist plötzlich hervorgetreten, hat die Frau am Halse gewürgt und ihr das Geldtäschchen mit etwa 29 Mark Inhalt aus der Tasche ent- risten. Dsr Räuber ist entflohen. Wermsdorf. Hier entleibte sich der rühere Gutsbesitzer W. durch Erhängen. W. hatte vor kurzem sein Gut seinem ältesten Sohne übergeben, daß dieser vor einigen Tagen weiterverkaufte, worüber sich der Ver- 'torbene sehr erregt haben soll. Chemnitz. Die hier kürzlich gegründete Privatpost „Kurier" ist alsbald wieder ein gegangen. Als jetzt dieser Tage die noch mmer in allen Stadtteilen angebrachten Brief osten der Gesellschaft polizeilich geöffnet wurden fanden sich darin Hunderte von Briessendungen aller Art, von denen manche 4 — 5 Wochen bereits im Kasten lagen. — Der kürzlich in Kairo verhaftete Ziegelei besitzer Stadelmann aus Jerisau bei Zwickau, der wegen betrügerischen Bankerotts und Wechselfälschung steckbrieflich verfolgt wurde, ist außerordentlich schnell an die deutsche Behörde ausgelirfert worden und bereits im Zwickauer GerichtSgefängniS untergebracht. Leipzig. Mit dem am Donnerstag be ginnenden Riesenprozesse gegen den bekannten Darlehnsschwindler „Bankier" Riedel wird auch ein solcher gegen die Fleischermeister Möbius n Möckern und Walther in Wahren seinen Anfang nehmen, zu welchem etwa 130 Zeugen geladen sind. Es handelt sich um die Maffen- erkrankungen infolge verdorbenen Fleisches im Sommer 1905 und den Tod der 9 bez. 10 Jahre alten Söhne des Wagenmeisters Christian in Wahren. Auch für diese Ver handlung sind !4 Tage in Aussicht genommen worden. — Folgenschwerer Fluchtversuch eines Hand täschchen-Räubers. Am Freitag vormittag war der Fabrikarbeiter Hermann Buchheim aus Wurzen, der sich wegen Straßenraubes in Untersuchungshaft befindet, weil er einer Dame im Johannapark ein Geldtäschchen mit über 100 Mark Inhalt geraubt hatte, im neuen Landgerichtsgebäude dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Bei seiner Abführung nach dem Untersuchungsgefängnis unternahm er einen Fluchtversuch. Um seinen Verfolgern zu entkommen, sprang Buchheim von der ersten Etage durch einen Lichthof in das Parterre, wo er schwerverletzt liegen blieb. Bei dem Sprunge hat Buchheim außer schweren Verletzungen am Kopfe, einen Bruch der Hand und einen Beinbruch davongetragen. Buchheim sollte sich bereits in der letzten Schwurgerichts- periode verantworten. Die Verhandlung wurde aber vertagt, da Buchheim auf seinen Geistes zustand untersucht werden soll. — Eine hier wohnhafte Witwe traf auf Grund einer Heiratsanonnce mit einem an geblichen Privatmann Albert Ritter aus Naunhof in Verbindung. Dieser spielte sich als Besitzer eines Vermögens von 80 000 M. auf, daß in Grundstücken in Jena und im Vogtlande festgelegt sein sollte. Kürzlich nahm er der Frau 2075 Mark unter dem Vorg-ben daß er mit dem Gelds Verbindlichkeiten in Jena lösen wolle. Schließlich schöpfte die Frau Verdacht und erstattete Anzeige. Darauf wurde in Naunhof der Betrüger von der wrtigen Polizei und von einem hiesigen Kriminalbeamten festgenommen. Der Ver haftete ist der wegen versuchten Morde», Diebstahss und Betrugs außer mit Gefängnts- trafen bereits mit 16 Jahren Zuchthaus vor bestrafte 58 Jahre alte Kartoffel- und Heu« Händler Adelbert Amandus Rudel aus Oelknitz Bei feiner Festnanme zog der Mann einen Revolver, angeblich um sich zu erschießen, leber den Verbleib des erlangten GeideS ver weigert der Verbrecher bis jetzt die geringste Auskunft. — Eine nächtliche Visite wollte ein Schuh macher aus Böhmen in einer Parterrewohnung in der GemeindeamtSstraße In L.-Lindenau ab- tatten. Als der Nachtwandler im Begriff war, durch ein Fenster einzusteigen, erwachte ein Bewohner. Dadurch gelang es, den unge betenen Gast festzunehmen. Der Ergriffene »ehauptete, er habe sich eine Schlafstelle suchen wollen. Man wies ihm nunmehr ein andere» Quartier an. — Der Kampf des arbeitenden Volke» Sachsens um das Wahlrecht wird die Tages ordnung bilden für 20 am Sonntag hier und in der nächsten Umgebung stattfinvenden Ver- ammlungen, Glauchau. Wie stark der Appetit nach Gänsebraten ist, kann man daraus ersehen, daß der Großhändler Stoll aus Satzung in der Zeit vom 16. August bis 25. November d. I. 37444 Stück Gänse hier eingefühct hat und diese hier und in der Umgebung durch Unter händler verkauft worden sind. Der Auftrieb lst im Verhältnis zum Vorjahre etwas ge- unken, woran jedenfalls die höheren Preise die Schuld tragen. Falkenstein. Im benachbarten Ellefeld gab ein 23 Jahre alter Schlaffer auf seine Ehefrau, als sie von der Arbeit nach Hau» zurückkehrte, aus einen Revolver drei Schüsse ab, zwei davon trafen die bedauernswerte Frau in den Unterleib, einer in die Brust. Die Verletzte brach auf der Stelle zusammen, und der Mordbube ergriff die Flucht, auf die hn verfolgenden Straßenpaffanten noch zwei Schüsse abfeuernd, zum Glück ohne zu treffen. Schließlich wurde er ergriffen, verhaftet und )em Amtsgerichte eingeliefert. Die junge Frau ist schwer, doch nicht tödlich verletzt. Die Tat soll au» Eifersucht geschehen sein. Das Paar ist erst seit Mitte Oktober diese» Jahres verheiratet. Johanngeorgenstadt. Herr Bürgermeister Dr. Wagner legte den Vorsitz im Schulaus schuß nieder. Der frühere von letztgenannter Körperschaft gefaßte Beschluß, nach welcher in der Aula der dasigen Bürgerschule katholischer Gottesdienst und Religionsunterricht abgehalten werden sollte, wurde mit 4 gegen 2 Stimmen aufgehoben. Alten salz bei Plauen. Der hier be schäftigt gewesene Tischlergeselle Fischbach auö Auerbach versuchte mit einem Nagel eine Patrone au» einem Teschin zu ziehen. Dabei entlud sich der Schuß und die Kugel drang Fischbach in den Unterleib. Er verschied bald darauf. Plauen. Im RittergutSteiche zn Unter- neundors wurde am Donnerstag früh der hier wohnhaft gewesene 26jährige Handlungsgehilfe Heinze mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Plauen. Ein Einbrecher, der dem Wäschereibesitzer in der Leuchtmühle in der Nacht zum Sonntag ein Pferd entführen wollte, wurde von dem durch das Gepolter munter gewordenen Kutscher des Eigentümers überrascht, als er eben das bereits los gebundene wertvolle Tier aus dem Stalle führen wollte. Leider gelang eS dem Spitz buben, der kurz zuvor bereits den Bernhardiner hund des Wäschereibesitzerr beseitigt hatte, zu entkommen.