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Di .Mttendirfer Zeitung" rschemr vir.rstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsdlatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Keld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode, Annahm« »«n Inserat« bi» »«»mittag W Uhr. Jns«ratr wtrden mit so Pf fiir di« Spaltzttl« berechn^ Labellarischtr Satz nach b«ssndtr«m Tarif Druck und Verlag von ^ermann Rühle m Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß.Gkrilla No. 138. Sonntag, den 17. November 1907. 6. Jahrgang. Wahl zur Bezirksversammlung. Unter Bezugnahme aus die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschast Dresden-Neustadt vom 3 November 1907. die Wahl von Abgeordneten der Landgemeinden jur Bezirksversammlung betreffend, werden die nach Z 12 des Gesetzes vom 21. April 1873, die Bildung von Bezirksverbänden pp. betreffend zur Abstimmung bei der Wahl für den aus den Orten Oltendorf-Moritzdvrf, Laos« mit Friedersdorf, Weixdorf, Gomlitz, Grohokrilla u. Nleinokrilla bestehenden XVII. ländlichen Wahlbezirk Berechtigten geladen, sich Donnerstag, den 28. November 1907 Vormittags io llkr pünktlich in dem bestimmten Wahllokale Gasthof „zum schwarzen Rotz" in Ottendorf einzufinden. Ottenäork-filoritLäoek, den 12. November 1907. Der Wahlkommisfar. Gemeindevarstand Pirnbaum. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf.Vkrtlla, den z6. November /V Am heutigen Sonnabend findet in Lausa in Hennigs Gasthof ein Vortrog des Ingenieurs Herrn Löffler-Freiberg über Er richtung eine« Gaswerkes mit Anschluß der benachbarten Ortschaften stak. Da der Vortrag euch für unsern Ort von Interesse ist, wäre eS zu wünsch n, wenn derselbe auch von hier °us besucht würde. —* Das Fehlen an mittlerer Münze, Namentlich Fünf- und Zehnmarkstücken, wird im Verkehr unangenehm empfunden und hat bereits zu einer Eingabe an das Reichöschatz- amt Veranlassung gegeben. Zur Abhilfe ist bi« weitere Ausprägung von Fünfmarkstücken im Betrage von 20 Millionen Mark be> schloffen worden, während sich die Herstellung von Zehnmarkstücken bei der schwierigen Lage auf dem Koldmarkt in bescheidenen Grenzen halten muß. Dafür steht die Ausgabe der neuen Reichskaffenscheine unmittelbar bevor. Die neuen Scheine sind grünlichgrau und feigen auf der linken Oberhälfte der Vorder seite einen Merkurkops und rechts das Kni. stück einer Frauengestalt, deren rechte Hand, auf «inen Sockel gestützt, einen Palmenzeig und den Ae-kulapstab hält, während die linke ein Ruder umfaßt. Auch die Zehnmarkscheine sind wie die neuen zu 50, 20 und 5 Mark ziemlich bunt gehalten und weisen allerlei Verzierungen auf. Die Pflanzenfasern sind orangerot und grün. , —* Die diesjährige Obsteinfuhr aus d-r Elbe von Böhmen nach Deutschland nahm am >8. August ihren Ansang und währte bis zum 12. November. Es sind in diefim Monat Neun beladene Obstkähne eingefahren, die auf ihre Ladungen in Schandau den üblichen Zoll satz zu entrichten hatten Vom 1. September an bis Ausgang November sind die Obst- transporte zollfrei. Es fuhren daher im September 51, im Oktober 5' und im November-1 beladene Obstkähne ein. Sämtliche Obstladungen waren für Berlin bestimmt. Es beteiligten sich an der Ausfuhr aus Böhmen sieben böhmische und zwei Berliner Obstfirmen. ^Herrnhut. Bei der Ziehung der Leipziger Völkerschlacht-Denkmalslotteiie fiel ein Gewinn von 10000 M- aus die Nr. 14149, w.lche von acht Gärtnern und A-beilern der Firma Ä. Heintze, Gärtnerei und Baumschulen am Bahnhof Herrnhut gespielt wird. Ein Tele- Uamm benachrichtigte dieselben von dem glücklichen Ereignis, das jedem der Mitspieler ein „Weihnachtsgeschenk" von 1250 Mark bringt. Einer der Mitspieler hatte noch seinen Anteil am Sonnabend wieder verkauft. Zittau. Durch hereinbrcchcndeS Gestein wurde im Bergwerk des benachbarten Martau d'w 55jährigen Bergmann Priebsch aus Görsdorf der Brustkorb eingedrückt. Von dem ÜnMcksfall hatte niemand etwas bemerkt. Priebsch wurde um Donnerstag tot aufgcfunden. Bischofswerda. Bei der am Montag auf Tröbigauer Flur abgehaltenen Treibjagd erhielt der Waldarbeiter Moritz Hultsch aus Oberputzkau einen Schrotschuß aus unmittel barer Nähe in das linke Bein und in den linken Arm, sodaß sich Hultsch aus Vernn- lastung des Grafen von Schall-Niaucour aus Gaußig sofort in ärztliche Behandlung nach Bischofswerda begeben mußte. Niedersedlitz. Auf hiesigem Bahnhof sind am Freitag vormittags gegen einhalb zwölf Uhr bei einem Rangierzuge zwei Wagen entgleist, wodurch das Hauptgleis für die Züge nach Dresden gesperrt wurde. Der Verkehr konnte eingleisig aufrecht erhalten werden. Verletzt wurde bei dem Unfälle glücklicherweise niemand. Großenhain. Ein Fahrradmarder wurde in der Person eines 16 jährigen jungen Mannes hier gefaßt. Er hatte am Dienstag in dem benachbarten Ortrand einen Rover ge stohlen, kam aber mit dem Rad aber nur bis Großenhain, wo er dingfest gemacht wurde und der zuständigen Behörde zugeführt ward, in deren Obhut er sich nun befindet und seiner Bestrafung entgegensieht. Lampertswalde. Einen hiesigen Knecht führte sein Weg kürzlich zu einem Uhrmacher in Großenhain. Als der den Käufer be dienende junge Mann sich auf kurze Zeit aus dem Geschäftsladen entfernt hatte, benutzte der Knecht die Gelegenheit und stahl daselbst eine bei dem Uhrmacher zur Reparatur befindliche goldene Damenuhr. Der Geschäftsinhaber schöpfte sofort Verdacht, und fuhr mit der Bahn nach Schönfeld zu dem dortigen Distrikts gendarm, um diesen zu veranlassen, bei dem mutmaßlichen Dieb eine Haussuchung vorzu nehmen, bei der auch die vermißte Uhr bei dem Knechte vorgesunden ward. Meißen. Ein schwerer Unglücksfall er eignete sich an der neu begonnenen Bahn strecke Garsebach-Löthain. Mehrere der Bau- Firma Odorico - Dresden gehörige Arbeiter fuhren mittels Kipplori» Sand herbei, Der eine der betreffenden Arbeiter kam dabei zwischen einen leeren und einen vollen Wagen. Da letzterer bei starkem Gefälle in voller Fahrt war, so wurde dem Unglücklichen namens Weser aus Lercha ein Bein voll ständig zerquetscht. Längere Zeil mußte der Verunglückte in seinen Schmerzen zubringen, ehe ein Geschirr bereit war, ihn nach dem Krankenhaus zu bringen. Mittelherwigsdorf. Einen erheblichen Verlust erlitt am Mittwoch abend der Haus besitzer und Bäckermeister Herr Anton Weirich. Er fand sein Pferd, das er auf etwa zwei Stunden im Stalle des dasigen Gasthofes zur „Stadt Rumburg" untergebracht hatte, tot vor. Das Tier halte sich durch die Halfter, deren Strick zu lang war und sich um den Hals verwickelt hatte, selbst erwürgt. Leipzig. Am 28. v. M. war der 21 Jahre alte Handlungsgehilfe Walther Reiche mit dem gleichaltrigen Kassierer Julius Michel unter Mitnahme von 35000 Mk. aus Berlin entflohen. Sie hatten das Geld der Firma Aschinger, wo sie angestellt waren, unterschlagen. Am Mittwoch hat sich Reiche der Polizei gestellt. Man sand bei ihm noch 15712 Mark vor. — Aus der Haft entlasten wurde der in L-Connewitz wohnhafte Arbeiter Franz Frankowiac, besten Festnahme, wie gemeldet, kürzlich erfolgt war. Die eingehenden Er mittelungen haben einen Anhalt dafür, daß die erhängt ausgcfundcne Arbeiterin Martha Grabe das Opfer eines Verbrechens geworden ist, ist nicht erbracht. Noch nicht aufgeklärt ist der Verbleib einrs Geldbetrages von 13 Mk., bestehend in zwei Fünfmarkstücken, einem Zwei- und einem Einmarkstück. Diese 13 Mk. soll die Grabe kurz vor ihrem Tode bei sich gehabt haben. — In Thonberg wurde ein 35 Jahre alter Buchhandlungsgehilfe wegen Wechsel fälschung verhaftet. Er hatte in Dresden eine Filiale einer Budapester Buchhandlung zu leiten gehabt, aber mit dem einzegangcnen Geldern so leichtfertig gewirtschaftet, daß er die Filiale schließen mußte. Um diese Gelder nachträglich zu decken, hatte er Wechsel ge fälscht. Die Budapester Buchhandlung hat durch diese Verfehlungen einen Schaden von 25 000 Mark. Limbach. In d-.r Nacht zum Donnerstag brach in dem bekannten Hotel Stadt Mannheim Feuer aus. das bald einen ziemlich großen Umfang annahm und schließlich auf den Heu boden übersprang Der Gasthofsbesitzer schnell und seine Frau, die neben dem Zimmer schliefen, in dem das Feuer auf bisher unauf geklärte Ursache auSgekommen war, rettete sich nur mit Mühe. Viele Möbel und Wäsche stücke sind verbrannt. Neben mehreren Zimmern ist auch der große Konzertsaal stark beschädigt. Freiberg. Der Freitag abend 6,25 Uhr von Freiberg nach Halsbrücke fahrende Zug stieß bei einem Bahnübergänge an der Frauen- steiner Straße mit dem Fuhrwerk des hier wohnhaften Wirtschastsbesitzers Fasche zu sammen. Der Wagen wurde etwa 30 Meter weit fortgeschleift und vollständig zertrümmert. Die beiden Insassen des Fuhrwerks wurden schwer verletzt. Der eine von ihnen, Fleischer- meister Rothe von hier, ist an den Folgen der Verletzungen noch in derselben Nacht gestorben. Der Unfall wird darauf zurückgeführt, daß die Insassen des Wagens das Warnungsfignal des Zuges nickt bemerkt und bei dem dichten Nebel den Zug zu spät gesehen hatten. — Aus dem Gang der Untersuchung gegen die des Mordes angeklagte Grete Beier werden wieder neue Einzelheiten bekannt, die einesteils die Kaltblütigkeit, andernteils das Raffinement der jungen Mörderin erkennen lasten. So haben sich jetzt Anhaltspunkte dafür ergeben, daß die Beier ihren Bräutigam erst durch Zyankali vergiftet und dann erst auf den Sterbenden zwei Revolverschüste abgegeben hat. Weiter hat sich herausgestellt, daß die Beier alle Briefe, die sie von ihrem Bräutigam er halten hat, abschrieb, die Originale vernichtete und die Abschriften als von Preßlers Hand herrührend, zeigte. Das tat sie, um bei der Fälschung des Testaments die Täuschung voll kommen zu machen. Sie erreichte dadurch, daß die Handschrift des Testaments mit der in den Briefen enthaltenen angeblichen Preßlerschen Handschrift übereinstimmte. — Entgegen anderslautenden Nachrichten sei auch noch mit geteilt, daß es ausgeschlossen ist, daß die Mörderin noch in der nächsten, im Dezember beginnenden Schwurgerichtsperiode abgeurteilt wird, denn erstens ist die Untersuchung noch lange nicht abgeschloffen und dann liegt auch noch ein übereinstimmender Antrag der An klagebehörde und der Verteidigung auf Unter bringung der Mörderin in einer Irrenanstalt zur Untersuchung des Geisteszustandes vor. Löbau. Die Frage der Errichtung einer Fäkalien-Verbrennungsanstalt beschäftigte am Dienstag nachmittag den hiesigen Stadt gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung. Nach zweistündiger Debatte wurde beschlosten, den zwischen der Stadt Löbau und der Gesellschaft abzuschließenden Vertrag einzufordern und von der Versuchsstation in Pommritz ein Gut achten über das Poudrette-Fabrikat einzuholen. Meerane. Der schwerste Webstuhl, der bis jetzt gebaut worden sein dürfte, wird in diesen Tagen die Maschinen- und Webstuhl« sabrik von Oskar Moschler in Meerane ver losten. Der Webstuhl, der zur Herstellung von Treibriemen aus Baumwolle usw. dient, be sitzt das stattliche Gewicht von 20 000 Kilo gramm und eine Webbreit« von 2 Metern. Die Weblade wiegt allein 1000 Kilogramm und die Exzentertrommel 2500 Mark. Die ganze Maschine ist sieben Meter lang und 6,5 Meier breit. Zum Antrieb dieses Riesen« webstuhlS ist eine Kraft von 12 Pferdekräften erforderlich. Reichenbach. In unsrer Stadt tritt man der Eirichtung eines städtischen Elek trizitätswerkes näher. Jetzt werden Frage bogen in Umlauf gesetzt, um den mutmaßlichen Bedarf fistzustellen. Zur Erledigung der Vorarbeiten hat der Stadtrat 3000 Mark be willigt. Oberlungwitz. Auf der Claussche» Wiese ist ein 60 -62 Jahre alter Mann, ver mutlich aus der Umgegend erfroren auf gefunden worden. Plauen. Drei Brüder der Männelschen Familie gerieten im benachbarten Stadtteile Klein-Friesen in Streit, wobei einer der Brüder, der 41jährige Handarbeiter Otto Männel, so schwer mißhandelt wurde, daß er. in der darauffolgenden Nacht an den Folgen eines Schädelbruchö im Krankenhaus verstarb. Die Untersuchung ist eingeleitet worden. Plauen. Bei der Ausfahrt eines Güter zuges aus der Station HerlaSgrün riß am vorletzten Wagen die Kuppelung, wodurch die beiden letzten Wagen ins Rollen gerieten und den stark abfallenden Weg nach Jocketa zurück sausten. Es wurde sofort vom Bahnhof HerlaSgrün aus ein Alarmsignal gegeben, so daß die beiden Güterwagen in Jocketa zum Stehen gebracht werden konnten. Dadurch wurde ein Zusammenstoß mit dem von Plauen kommenden Schnellzuge der schreckliche Folgen haben konnte, vermieden. Kirchberg. Auf Stangengrüner Revier beobachteten vier Jäger aus Zwickau, die dort nach Birkwild jagten, einen mächtigen Steinadler mit 2,50 Meter Flügelweite. Ob wohl die im Flintenlauf steckenden Schrot ladungen, di« in der Eile nicht gewechselt werden konnten, den König der Lüfte trafen, vermochte er doch mit Verlust einiger Federn sich den Jägern auf Nimmerwiedersehen zu empfehlen. Falkenstein. Kein Tag vergeht jetzt ohne Feuer. Am Donnerstag ab-nd in der 10. Stunde brannte im nahen Ellefeld die Herrn Baumeister Jungk gehörige Scheune nieder. Kaum war es gelungen, dieses Feuers Herr zu werden, als unweit unserer Stadt die Scheune des Geschirrbesitzers Poller hier in Flammen aufging und ebenfalls einge äschert wurde. Der Schaden ist in beide» Fällen, da die Scheunen mit Getreide dicht ge füllt waren, ein bedeutender. Es steht fest, daß ein Brandstifter in hiesiger Gegend tätig ist, dem man hoffentlich bald das Handwerk legen kann. Adorf. Wie der „Obervogtländische An zeiger" meldet, ist den letzten in der hiesigen Falerofabrik noch beschäftigt gewesenen Arbeitern gekündigt worden. Heimarbeiter vermochten aus wiederholtes Anfragen keine Arbeit mehr zu erhalten.