Volltext Seite (XML)
Di? «Mtt-.'-'dxfcr Kvuung" erscheint r>>r,is!ag, Donner», tag und Sonnabend abends. B czugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für -w Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Akt wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Lmuchm» »»n Ins««t« »t, »«»»tttag ,« Uh,. Inserat, w«d«n mit >o ff für dl, Spaltztil« d«rechnet Labellarisch« Satz nach desenberem Laris Druck und Verlag von ^/ermann Rühle m Groß-Gkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 119. Freitag, den 4. Oktober 1907. 6. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vitendorf-Vkrilla, den z. Oktober ^07. —* Die Erntearbeiten gestalten sich unter dem sehr veränderlichen Wetter von Mitte August bi» Mitte September äußerst schwierig und das Einbringen der Früchte verzögerte sich gegenüber anderen Jahren bedeutend. Erst in der zweiten Scptemberwoche konnten die Arbeiten wesentlich gefördert werden, sodaß die Getreideernte zum großen Teile nunmehr beendet ist. Nur in den höher gelegenen LandeSteilen hat man noch Halmfrüchte zu bergen, die z. T. noch nicht schnittreif sind. Trotz der unbeständigen und naßen Witterung sind wenig Halmfrüchte verdorben, nur ganz vereinzelt wird berichtet, daß der Hafer etwas ausgewachsen ist. Die Druschergebniste b - friedigen bei Roggen und Weizen nicht allent halben. Das Grummt ist erst zum Teil ge borgen. Vielfach hat es durch Regn, gelitten. Der Ertrag ist sehr verschieden, ost ist er bester ausgefallen, als vorher angenommen wurde. Ter Napü, der mit wenig Auönabmen gut ausgegangen ist, hat durch Erdfloh und Schneckenfraß sehr gelitten. Die Kartoffeln, die bereits Mitte August zum großen Teile abgestorben waren, haben ihren Stand nicht gebessert. Auü den meisten Bezirken kommen Klagen über die weitere Ausbreitung der Knollensäule. Die Knollenbildung ist zwar reichlich, doch war die kalte nasse Witterung, die das Abstcrben des Krautes immer mehr begünstigt hat, nicht geeignet, die Entwicklung der Kartoffeln wesentlich zu fördern. Der Ertrag wird deshalb meist viel zu wünschen übrig lasten. Von den Frühkartoffeln sind in manchen Bezirken 30 bis 50 Prozent krank. Die Durchschnittsnote des ganzen Landes ist von 8,1 Mitte Juli und 2,3 Mitte August auf 2,5 Mitte September herabgegangen. Für die Rüben war die warme Witterung günstig und hat ihre Entwicklung gefördert. Kohl und Kraut haben sich ebenfalls günstig weiter- entwickelt. Auch der Klee hat noch einen besseren Ertrag ergeben, als erwartet w.rde, llur ist er fast überall verbraucht, und da wegen der verspäteten Ernte wenig Herbstfutter saaten bestellt werden könnt-n, ist das Grün- sutter vielfach knapp geworden. Die Durch- schnittönote für Klee ist von 2,S Mitte August aus 2,4 gestiegen. Der Stoppelklee hat sich gut entwick'lt, sodaß er meistens abgemäht Werden kann. Die Wiesen werden Milte September ebenfalls bester beurteilt als Mitte August. Die DurchschnttlSnote stieg bei Be- wästerungswirsen von 2,4 auf 2,2 und bei an deren Wiesen von 2,6 auf 2,5. Wo daö Grummt zeitig abgeerntet worden ist, kann vielfach noch ein dritter Schnitt geerntet werden. Von Pflanzenschädigern treten die Mäuse wieder zahlreich ans und fügen namentlich dem Stoppelklee viel Schaden zu. Vielfach wird über Schneckensraß im Raps, Stoppelklee und in den Heibstsuttersaalen ge klagt und auüBezirken der Amtohauptmannschaflen Großenhain, Meißen und Oschatz krmmen wiederholt Klagen über das vermehrte Austretcn von Hamstern. —* Vom 1. Oktober an steht dM Jäger handmerk fast alles jagdbare Wild frei. Nach sächsischem Jagdgesetze begann mit diesem Tage in Sachsen nickt nur die langersehnte Hasen jagd, sondern auch die Abschußzeit für Fasanen außerhalb der Fasanerien. Außer dem weib lichen Rehwild, das noch bis zum 15 Oktober und den KrametSvö ikln, die noch bis zum 15. November gesetzlichen Schutz genießen, darf nur innerhalb des Königreichs Sachsen alles Haar- und Federwild abgeschossen werden. —* Die passive Resistenz, in die am 1. Oktober nachmittags die Beamten der österreichischen Noidwestbahn und der K- K. ößeirttchischen SlaatSbahn eingetreten sind, hat zur Folge gehabt, daß auch auf den in der Richtung nach Sachsen gelegenen österreichischen Bahnlinien Bodenbach —Tetschen —Prag be ll ältliche Verspätungen der Personenzüge ein getreten sind und die Güterzüge nicht mehr ordnungsgemäß verkehren .können. Der am Mittwoch vormittags 11 Uhr 50 Minuten von Wien in T-tschen fällige Personenzug erlitt infolge des Streiks in Oesterreich namhafte Verspätung und traf erst gegen dreioiertel ein Uhr in Tetschen ein. Infolgedessen erreichte er den Anschluß an den 12 Uhr 10 Minuten in Tetschen abführenden Personenzug nach Dresden nicht m-hr. Die in diesem Zuge befindlichen ungefähr 200 Auswanderer wurden mit Sonderzug nach Mittelgrund übergeführt und fanden ab dort Weiterbeförderung mit dem nachmittags dreiviertel vier Uhr in Dresden fälligen P rsonenzug. Königsbrück. In der Nacht zum Diens tag wurde die Bewohnerschaft unserer Stadt durch Fcuerlärm aufgeschrecki. In dem Brenn- baua der Schmaußschen Osentöpferei war Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr war rasch zur Stelle und konnte den Brand aus seinen Herd beschränken. Das Brandobjekl wurde vom Feuer bis auf die Umfassungs mauern zerstört. Brennholz, welches im Brennhaus zum Trocknen aufgespeichert war und in Brand geraten war, soll die Ent- tchungSursache gewesen sein. Zittau. Der hiesige Großindustrielle Hermann Schubert jun., der den Staatssekretär Dernburg auf einem großen Teile der In formationsreise durch Deutsch-Ostafrika be- jleilete, ist nun wieder noch Zittau zurück gekehrt. — Einem umfangreichen Zigarettenschmuggel ist man, wie aus Grottau gemeldet wird, am Lonntag beim österreichischen Zollamt an der Reichsgrenze aus die Spur gekommen. Von den Finanzern wurden zwei aus Zittau kommende Männer, die Fabrikarbeiter Löffler und Pilz aus Rochlitz bei Reichenberg an gehalten. Man fand bei ihnen gegen 1600 ägyptische Zigaretten. Diese waren in Blechbüchsen verpackt, die beide Schmuggler sorgfältig um den Leib gebunden trugen. Löffler und Pilz wurden vorläufig in den Grottauer städtischen Arrest gebracht. Das Zollgewicht der Zigaretten beträgt 4,5 Kilo gramm, die Zollgebühr 1'0,63 Kronen, die Gesällstrase, nachdem zwei Leute ertappt waren, zusammen 1406,30 Kronen. Eine umfassende Untersuchung wurde von der österreichischen Behörde sofort eingeleitct, die zu dem Resultate führte, daß Löffler und Pilz die Zigaretten für ihren in Röchlitz wohnenden Arbeitgeber geholt hatten, weiter wurde er mittelt, daß aus die gleiche Weise bereits früher an 6000 Zigaretten über die Grenze gebracht worden sind. Die Gesällstrase dürste demnach über 6000 Kronen betragen. Pulsnitz. Beim Grundgraben auf dem vorzunehmenden Neubau des Herrn M. Reppe hier stürzte am Sonnabend Vormittag eine Erdwand ein und wurde hierbei der Maurer Arthur Gärtner aus Lichtenberg verschüttet. Derselbe wurde, nachdem man ihn ausgegraben hatte, nach dem hiesigen Krankenhause trans portiert, woselbst festgestellt wurde, daß sich Gärtner einen rechten Oberschenkelbruch und linke Brustsettenquetschung zugezogen hat. Großröhrsdorf. Ein Monstrum von einem Pilze wurde dem „Großr. Anz." von einem Pilzsucher überbracht, der wohl selten seinesgleichen hat. Er wog nicht weniger als 6 Pfund und dec Durchmesser seines Umfanges betrug 42 Zentimeter. Von dem stielartigen Pilzuetze hatte der Pilz sich fast fächerartig nach beiden Seiten ausgebreitet und bildete, obwohl er aus einer Anzahl gleichartiger Pilze sich zusammensetzen mochte, eine feste, kompakte Masse, so einem einzigen Pilze gleichend. Lommatzsch. Die Polizei hat am Sonn tag einen rohen Burschen festgenommen, der in rie Schlaskammer des in der Rädchenschen Brauerei hierselbst beschäftigten Brauereigrhilfen Max Ryter aus Lehesten in Thüringen ein gedrungen war, und von diesem zurechtgewiesen auf Ryter mit einem Mester zustach, sodaß der Angegriffene unter dem rechten Auge nicht unbedeutende Verletzungen davontrug. Der Täter will zuletzt im Gröbaer Eisenwerk be schäftigt gewesen sein. Der Messerheld ist Montag Vormittag in das AmtSgerichlS- gesängniS eingeliefert worden. Moritzburg. Das Teichfischen, ein viel- bcsuckleö Schauspiel, wird wieder im Lause dieses Monats vorgenommen. Ausgefischt werden am 14 und 15. Oktober der Frauen teich, am 18. und 19. Oktober der Dippelö- dorser Teich, am 21. und 22. Oktober der obere Waldteich und am 24. und 25. Oktober der Schloßteich. Endlich soll am 12. und 13. November der Mittelteich ausgefischt werden. Dresden. Ein bei dem Kanalbau auf der Scharsenberger Straße beschäftigter 46 Jahre alter Arbeiter stürzte am Dienstag abend auf »vermittelte Weise in den 7 Meter tiefen Kanal. Der Vorfall war unbemerkt geblieben sodaß der Verunglückte mehrere Stunden bi finnungslos gelegen hat- Erst gegen 1 Uhr wurde der Arbeiter von einem vorübergehenden Wächter der Wach- und Schließgesellschast, durch das Stöhnen des Verunglückten auf merksam gemacht, ausgefunden. Dieser alarmierte die Feuerwehr zur Hilfeleistung, der es erst nach längerer Zeit unter Anwendung von Leinen und eines Rettungsapparates gelang, den Verunglückten herauszuschaffen. Die Ver letzungen waren so schwer, daß er bald darauf verschied. Nachdem von einem herbeigeholten Arzte der Tod festgestellt warben war, erfolgte die Ueberführung der Leiche nach dem Fried- Hose in Vorstadt Kaditz. — Am Montag stieß auf der Großenhainer Straße ein Straßenbahnwagen mit einem mit Baumaterial beladenen einspännigen Tafelwagen zusammen, wobei besten Kutscher vom Bocke geschleudert und der Wagen samt Pferd umgeworfen wurde. Der Kutscher, dem die Schuld an diesem Zusammenstöße beige messen wurde, klagte über Schmerzen im Rücken und begab sich sofort in Behandlung eines Arztes. Die Polizeidirektion ließ drei sich hier aushaltende amerikanische Mormonenmissionare kurzerhand aus dem Königreich Sachsen aus- wetsen. — Am Mittwoch mittag wurden zwei Monteure, die mit der Reparatur der Zentral heizung im Kaiserpalast beschäftigt waren, in folge de» sich dabei entwickelnden starken Rauches ohnmächtig. Sie mußten dem Krankenhaus« zugeführt werden, wo Rauch vergiftung festgestellt wui de. Brockwitz. Sonnabend abend ist in einen Wäldchen in der Nähe der Stelle, an der sich die Meißner- und Riesa-Leipziger Bahnlinien trennen, auf den in der hiesigen Glasfabrik beschäftigten Arbeiter Kiesewetter aus Breslau ein Raubansall verübt worden. Der lieber- fallene wurde durch mehrere Messerstiche in den Hinterkopf schwer verwundet. Als Personen nahten entfloh der Täter, der es offenbar auf die Barschaft des K. abgesehen hatte, und es ist bisher nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. Oschatz. In den ersten Nachmittagsstunden des Montags geriet auf dem hiesigen Bahnhof der beim Rangieren beschäftigte Bahnaibeiter Merkel zwischen zwei Rollböcke, wobei ihm der eine Unterschenkel abgequetscht wurde. Leipzig. Am Montag abend in der 10. Stunde stürzte sich eine erst hier zugereiste 19 Jal)ce alie Gesellschafterin aus Altwasser aus einem Fenster der dritten Etage eines Grundstücks in der Schillerstraße in den Hof hinab. Schwerverletzt wurde das Mädchen ausgehoben und nach dem Krankenhause St. Jacob gebracht, wo es kurz nach seiner Einlieferung verstorben ist. Furcht vor einer in Aussicht stehenden Strafe dürfte der Beweg grund zu der verzweifelten Tat gewesen sein. -- Eine grobe Geschmackslosigkeit ist dem Verteidiger des Mordbuben Blecha in Wien, Dr. Hosmokl, unterlaufen. Bei der Aussage Leipziger und Dresdner Zeugen gestattete er sich die Bemerkung: Was di« Sachsen nicht alles wissen. Vielleicht wissen sie jetzt auch, wo ihre Königin ist. Der Vorsitzende bemerkte oarauf; „Lasten wir das beiseite." Dr. Hof» mokl hätte wohl am österreichischen Hofe und Kei dem dortigen „Komtessen" näherliegend« Vergleiche gefunden. Frau Toselli ist ja auch eine österreichische Prinzessin! Frohburg. In der Nähe de» Altenburger Dorfes Pähnitz, wo vor 2 Jahren der bi» jetzt noch ungesühnte Mord an der Elsa Wildenhein verübt wurde, ist wiederum ein Sittlichkeit»- verbrechen an einer Dienstmagd versucht worden. Nur dem glücklichen Umstande, daß auf die Hilferufe des Mädchens mehrere Leute erschienen, ist es zu danken, daß der Ver such mißglückte. Immerhin hat da« Mädchen verschiedene Verletzungen davongetragen. Ein weiteres Sittlichkeitsverbrechen ist in Zedtlttz ebenfalls an einer Dienstmagd versucht worden. Hier konnte sich das Mädchen selbst noch aus der Gewalt des Attentäters, ohne daß dieser zu stimm Ziele kam, befreien. Hohen st ein-E. Ein Brief mit einer Einlage von 200 Mack ging dieser Tage einem hiesigen früheren Geschäftsmann au» Zwickau zu. In diesem teilte die Schreiberin mit. daß sie vor vielen Jahren in seinem Geschäft tätig gewesen sei und ihm das Geld sünfpsennigweise gestohlen habe. Sie habe Tag und Nacht keine Ruhe und da sie nun endlich das Geld zusammen habe, erstatte sie ihm dasselbe nun mit Zin» und Zinseszinsen zurück. Glauchau. Ein vierzehnjährtges Dienst- Mädchen hat sich hier aus noch unbekannten Gründen erhängt. Crimmitschau- Der im vorigen Jahre wegen betrügerischen Bankrott», Wechsel- fälschungtn und sonstiger unlauter« Mani pulationen flüchtig gewordene ehemalige Maschinenhändler Ernst Mehne wurde be kanntlich vor mehreren Wochen in Sofia auf gegriffen und festgenommen. Nachdem sich die Auslieferungsverhandlungen schnell erledigt hatten, ist Mehne jetzt nach Deutschland ge bracht und am Sonnabend in da» Zwickauer LandeSgesängniS eingeliesert worden. Plauen. Am Dienstag nachts in der 12. Stunde hat sich, wie der „Vogtl. Anz." meldet, eine etwa zwanzigjährige Frauensperson von der Mitte der König Friedrich August- Brücke auf die Straße hinabgestürzt und einen so schweren Schädelbruch erlitten, daß der Tod sofort eintrat. Schwarzenberg. Einen Raubansall fingierte ein Lehrling der Maschinenfabrik Erla der beauftragt war, am Mittwoch nachmittag 1500 Mark an die ungefähr 10 Minuten vom Geschästslokal gelegene Kastenverwallung des Eisenwerks Nestler und Breitfeld abzu- liesern. Bei seiner jRückkehr erzählt« er, er sei ^unterwegs von zwei Landstreichern über fallen und mißhandelt worden, so daß er be sinnungslos liegen geblieben sei. Mit dem Gelde hätten die Räuber das Weite jgesucht. Nachdem sich die Unwahrheit seiner Angaben herausgestellt, gestand er ein, das Geld im Walde vergraben zu haben, wo auch der ganze Betrag gefunden wurde. Großolbersdorf i. Srzgeb. Tödlich ver unglückt ist in einer hiesigen Spielwarenfabrik der 22 Jahre alte Brettschneider Max Seifert. Dem Bedauernswerten wurde von der Kreis säge ein Stück Holz an die Brust geschleudert. Dadurch erlitt er so schwere Verletzungen, daß er binnen zwei Stunden starb. Er hinterläßt eine Witwe mit drei Kindern.