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Vie „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dlenstag, Donners, tag und Sonnabend abend». Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch bi» Post bezogen l,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Alit wfchentiicb erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Mandel", „^eld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahme »»» Inserat» »t, vormittag „ Uh». Inserate werden «tt «o p für di» Spaltziü« berechn«. Labellartschrr Satz nach desenderem Tarif Druck und Verlag von ^ermann Rühle -n Krotz-GkriUa. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Lo. 76. Mittwoch, den 26. Juni 1907. 6. Jahrgang. modernem Menschlichkeils Kriegsrechts nach empfinden geregelt werden. Mehr ist nicht zu wird hoffentlich nicht er erreichen, weniger aber nicht vollkommen. Denn wie er in Büchsen konserviert wird, so wird er auch nach die «lte Kunst, die leider, wie schon eingangs bemerkt, durch die vielen, sagen wir miserablen Darbietungen sehr herunter gekommen ist. wiederum auf das ihr zukommende Niveau voll war. Da» will wohl für unsern Ort etwas heißen, denn mit Recht steht man auf derartige Schaustellungen mit etwas schielen Augen, weil gerade in sogenannten Marionrtten- Theatern manche» nicht lobenswerte hier gezagt worden ist. Hierdurch hat nun selbstredend, ein, wenn auch noch so vorzügliche» Ensemble, In der ersten Zeit schwer zu leiden, da sich die Leistungen zunächst herumsprechen und alte Vorurteile besiegt werden müssen. Ist dieses dann der Fall, so kommen auch unsere vielen Theaterfreunde allmähltg zurück und unter stützen gerne und willig die Darbietungen Di« letzten Vorstellungen im Stopp'lchen Theater liefern für vorstehende Behauptungen tragen werden. Pulsnitz. Hier verunglückte in der Nähe —* Mit dem längsten Tage sind wir zum des städtischen Wasserreservoirs an der na( eigentlichen Sommer gekommen, zum Sommer Obersteina führenden Straße der Telegraphen überhaupt, denn bisher war es im Gegensatz Hilfsarbeiter Wilhelm Werner aus Dresden. schweigen, oder werden auch diesem neuen Parlament fruchtlose Redeschlachten den Weg zum Fortschritt oersperrrn. — Herr Clemenceau hat nun wohl oder übel zur Beruhigung des Südens das Militär ausbietrn müssen. Da» ganze Weinbaugebiet ist in Belagerungszustand erklärt worden. Ob freilich damit die Be wegung niedergeschlagen werden kann, ist eine Frage, an deren Beantwortung für da» Kabinett Clemenceau die Zukunft hängt, Vorläufig soll Herr Clemenceau beweisen, daß er tun kann, was er dem Kabinett Combes nicht empfahl: „Minister sein, heißt: im ge» eigneten Augenblick geeignete Maßnahmen treffen." bis 3 Uhr Nachmittags Schießen in größeren Abteilungen und am 1. Juli von 9 Uhr abends bis 11 Uhr abends Nachtschießen ab. Dresden. Am Sonnabend stürzte in der Vorstadt Striesen in einem Hotel ein Ein jährig-Freiwilliger die von dem ersten Stock werk in da» Parterre führende steinerne Treppe hinunter und blieb mit einer Gehirnerschütterung und einer bedeutenden Kopfwunde besinnung»- as einen großen Teil der Bevölkerung seine» Wahlrechts beraubt. Zwar wird ein neue» Parlament berufen werden, aber in der neuen iolkövertretung wird es keine Opposition geben. Wie nach der Auslösung der ersten Duma alle reiheitlich-sortschrittlich gesinnten Männer ver« saftet, verurteilt, verbannt wurden, so hat auch etzt wieder Herr Stolypin mehrer« tausend Ruffen verhaften lassen, um jeden Widerstand m Keime zu unterdrücken. Vielleicht hat der ;ar recht in seiner Ueberzeugung, daß die )uma (die erste wie die zweite) kein Segen ür das Land gewesen ist. Angesicht» der urzen und rühmlosen Geschichte der beiden sarlamente möchte man es glauben. Aber e» ragt sich, ob die Schuld nur an den Depu« ierten lag. Je nach dem Standpunkt dt» Beschauers wird sich die Schuld an dem russischen Drama unsrer Tage bald auf die Seite des Zaren und seinem Ratgeber, bald wieder auf die der Gegner neigen. Jedenfall» weiß man auch in Petersburg, daß sich die Revolution, die immer ernsthafter drohende, auf die Dauer nicht unterdrücken lassen wird. Nicht die Verfassung ist der Preis, um den im Moskowitcrreiche jetzt gerungen wird sondern der Thron der Romanows, den zu verteidigen ,ar Nikolaus unerschütterlich entschlossen ist. -- Auch dem portugisiscken Throne droht Gefahr, trotz der öffentlichen Ableugnung durch ie portugisische Gesandtschaft in Berlin. Da» Parlament in Lissabon ist in der ersten Mai woche aufgelöst worden, ohne daß Neuwahlen estgrsetzt wurden und das Ministerium Franco erklärt auch unumwunden, ohne Parlament regieren zu wollen, bis die schwebenden Fragen gelöst seien. Da es sich aber um wichtige Fragen (des Heeres und der Schule) handelt, sind weite Kreise der Bevölkerung aufs höchste erregt. Während der König noch kürzlich ver sprach, verfaffungSgemäß weisere Maßregeln zu ergreifen, ist jetzt regierungsseitig beschlossen worden, kein Parlament zu berufen und da» Militär für alle Fälle in Bereitschaft zu halten. In Lissabon ist e», wie gerüchtweise verlautet, schon zu Straßenkämpfen gekommen» wobei u. a. auch der Ministerpräsident Franco, dessen Palast di- Menge stürmen wollte, durch Steinwürfe verwundet worden sein soll. — Bester ist augenscheinlich die Stimmung im Nachbarland auf der pyrenäischen Halbinsel in Spanien. Mit der nicht immer glücklichen inneren Politik hat sich die Nation in den letzten Tagen so ziemlich ausgesöhnt durch den großen Erfolg, der nach Meinung der politischen Kreise in Madrid in dem Abschluß des Bünd nisses mit England und Frankreich liegt. Wir sehen dieses Bündnis zwar als weniger wert voll an, gönnen aber dem in letzter Zeit politisch unfruchtbaren Lande den „Erfolg", der 'eines Tages auch im Süden wohl ^in seinem wahren Worte gewürdigt wtrden wird» wenn England vor aller Welt beweist, daß e» den Löwenanteil aus diesem Abkommen davsn- getragen hat. — Mit einer Thronrede die zum Frieden unter den Nationalitäten und zu ernster Arbeit ermahnt, ist der österreichische Reichsrat, der erste nach dem allgemeinen Wahlrecht gewählte, von Kaiser Franz Joseph eröffnet worden. Wird der Parteien Hader schlagungen plötzlich verschwunden. Wie bi» jetzt festgestellt, beziffern sich die Unterschlagenen Gelder auf ziemlich 15000 Mk. Kühnel hat sich nach Böhmen geflüchtet. Zadel. Als am Freitag mittag zwe dem Johannistag noch eine Zeitlang frisch er halten. Warum der Spargelstich gerade zu Johanni oufhört? Der Spargel soll nach dieser Zeit bitter sein, Ausnahmen sind aber leicht! — Während man sich im Haag für die erste Zusammenkunft rüstete, hat sich eine ernste Lebensfrage der russischen Nation ent schieden: Die zweite Duma wurde nac hunderttägiger Dauer aufgelöst- Damit halt man hier und da in politischen Kreisen schon gerechnet und hätte sich vielleicht mit dem Geschehnis noch allenfalls auSgesöhnt, wenn nicht die Folgen dieser Auflösung den Fort schritt der letzten zwei Jahre — den ganz ge ringen Kulturfortschritt wieder vernichteten. Der Zar hat ein neues Wahlgesetz erlösten, Aus der Woche. Das große Werk im Haag hat begonnen. 239 Delegierte aus 47 Staaten der Welt sind tm Rittersaal zusammengekommen, um wichtige Fragen des Völkerrechts zu beraten. Sie nennen es eine Friedenskonferenz und das Ziel der Beratung ist der völkerrechtliche Ausbau des Kriegswesens. Sie nennen es eine harmonische Zusammenkunft und dennoch haben chon die ersten Stunden des Beisammenseins unlösbare Gegensätze in grundlegenden Fragen aufgezeigt. Wer von Menschen die Leistung übermenschlicher Arbeit erwartet, wird wahr- sch inlich enttäuscht sein, wenn eS in einem Vierteljahre heißt: „Manche Fragen wurden in eine allgemein gültige Fassung gebracht, andre und vielleicht nicht die unwichtigsten der Ent« scheidung einer neuen (dritten) Konferenz über lasten." Wer aber sich mit Ergebnisten be gnügt, die im Bereich der Möglichkeiten liegen, die die heutige Ctaotenentwickelung und die Weltpolitik bieten, wird immer noch als Er folg verzeichnen, wenn einige Punkte des Vrrttichrs unv Sächsisches. Vttcndors-Dkrtlla, den 2.-» Juni zyar. H Wenn wir nach dem Besuch der letzten Vorstellungen zu urteilen haben, dann können wir mit aufrichtiger Freud- konstatieren, daß eü im Stopp'schen Theater am Sonnabend und auch am Sonntag trotz des schönen Wellers im wahren Sinne de» Wortes „gestoppt" wohl nicht ausgeschlossen. Ais Ersatz für den frischen Spargel erscheinen die Pilze auf dem Markt. Pfefferlinge und Champignons sind es namentlich, die man zu der jetzigen Zeit nach einem warmen Regen überall hervor- fchießen sieht. Mutter Erde sorgt schon für Ersatz und Abwechselung. Die Liebhaber von Kirschen, Johannes- und Erdbeeren kommen reichlich auf ihre Kosten. Die Zeit der jungen, frischen Kohlarten und Mohrrüben, d-r neu-n Kartoffeln hat ebenfalls begonnen. Zunächst noch etwas teuer und noch nicht für jedermanns Tisch, wenigstens nicht ost. tritt allmählich der Preisrückgang ein, der es allen gestattet, die gemischte Kost zu genießen. In den Juni fällt noch der Siebenschläfer, am 27. Nun er soll uns nicht schrecken, selbst wenn sich an diesem Tage die himmlischen Schleusen öffnen sollten. — * Die Pilzzeit hat begonnen. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hinqewiesen, daß man beim Sammeln der Pilze daraus zu achten hat, daß sie nicht mit der Wurzel herauögeriffen Schulknaben von hier beim „Zuestenhause" überfahren waren, um in den Schieritzer Kulturen auf Arbeit zu gehen, fiel es ihnen weil sie noch Zeit übrig hatten, ein, erst noch am Zehrener User in die Elbe baden zu gehen. Dabei ertrank der 11jährige Max Thielemann, da der andere Knabe trotz der Hilferufe ihn nicht retten konnte und auch anderweite Hilfe zu spät kam. Die Leiche ist noch nicht ge sunden worden. Nieska. Der hiesige Einwohner Bucher konnte, weil ihm ein Fußübel am weilen Gehen hinderte, nicht zur Arbeit gehen. In folge der Langeweile unternahm er am Freitag seinen Ausgang nach dem nahen Gohrischwald und kehrte nicht wieder zurück Am Sonntag fand ihn sein ihn suchender Bruder im Walde in einem schrecklichen Zustande. Vermutlich hat Bucher eine Granate gefunden und sie an sich genommen. Diese ist wahrscheinlich bei der Berührung krepiert und hat den Bucher schrecklich zugerichtet. Infolge der fürchterlichen Schmerzen legte Bucher dann noch selbst Hand an sich und erhängte sich mittels seines Leib gurtes an einen Baum. Leipzig. Eine aufregende Szene ereignete sich am Montag früh kurz nach 8 Uhr im Hofe des Hauses Reitzenhainerstrabe 58 zu L-Thonberg. Ei» 4 jäh-ij er Knabe, welcher eine Viertelstunde ohne Aufsicht geblieben war, kletterte aus dem Bett durch das Fenster und fiel über die unter demselben befindliche Dach rinne. Hier konnte das Kind sich noch mit den Händen festhalten. Auf das Angstgeschrei des Knaben wurden die im Parterre wohnende Frau des Buchbindermeisters Hantsch auf merksam. Auf ihren Hilferuf kam ihr hier auf Urlaub weilenden Sohn, der Unterzahl- meist-r Häntsch vom Infanterie-Regiment Nr. 177 herbei. Nach wenigen Minuten ver ließen dem Knaben die Kräfte. Er stürzte aus der vierten Etage herab. Das Kind wurde von dem wackeren Soldaten noch recht zeitig aufgefangen. Dem besonnenen Handeln und tatkräftigen Eingreifen des wackeren Vaterlandsvertcidig-r ist es zu danken, daß ein junges Menschenleben gerettet wurde. zu bringen, um dem Volke ein- alte U-ber. lieferung zu erhalt«», an der sich unser Alt- Mtistet Go«th« in seinrm Jugendjahren oftmals ergötzt, wo «r seinen Stoff zum Faust ent- N»MMtN, hat vor Mehreren Jahren der Hebbel- ju anderen Jahren durchaus nicht sommerlich; Derselbe stürzte mit einem defekt gewordenen vor wenigen Togen noch müß e über Nacht- Telephonmast, auf dem er mit dem Lösen von srSstc in Nord- und Westdeutschland gemeldet Drähten beschäftigt war, um und zog sich werden. Am Montag hatten wir den Johannis- schwere Verletzungen zu. tag, der von Buchdruckern und Bauleuten ge- Neustadjt, Der Viehhändler Kühnel, der feiert zu werden pflegt Der Johannistag be- seit mehreren Jahren für einen Dresdner deutet auch den Schluß des Spurgelstiches Großhändler hier kommissionsweise den Die» schöne frische Gemüse verschwindet hier» i! Schweinehandel betrieb, ist mit Familie UN seinen Habseligkeiten nach zahlreichen Unter- .... .sondern nur vom Stock abgeschnitten werden, den schlagendsten Beweis. Um auf die Vor- Hingegen wird must stark gesündwt, und so stellungen näher hin einzugeh-n, fehlt uns in kommt cs, daß an Orten, wo noch vor einigen diesem Blatte der Raum, nur möchten wu Jahren Pilze in großer Menge zu finden waren nochmal» bemerken, daß die Kostüm- und h^ie solche nur vereinzelt oder garnicht mehr Dekorationen geradezu feenhaft und unüber- offen werd^ Mitunter sieht man so-a>. trefflich sind. Dieses sind naturgemäß, in daß beim Pilzffuchen das Moos mit eine, Verbindung mit schöner, deutlicher Aussprache H.^ke erts-rnt und ganz- Strecken umgewühlt di« Hauptbedingungen für das Zustandekomnun m-rden; bei einem derartigen Verfahren werden einer guten Vorstellung im Marionetten-Theater. gg« Pilzkeime mit vernichtet. Dann kann und wird auch die populärste der Königsbrück. Auf dem Gefechtüschießplatz deutschen Künste, in der ein guter und vielleicht bei Königsbrück hält das Königl. 2. Grenudier- d«r beste Teil unsere» Volkshumors verborg-nyjeMent Nr. 101 in der Zeit vom 26. Juni liegt, der immer derb und drastisch, aber bis mit 6. Juli täglich von 6 Uhr Vormittags niemals unanständig, nicht untergehen. Um " .los liegen. Der Verunglückte Wurde mittelst vrrein zu Heidelberg, dem die meisten Professoren Krankenwagens in da» Garnisonlazarett ge. al, Mitglieder ongehören, ein- R-ih- von schafft. Die Ursache des Unfalls ließ sich bis Vorstellungen in Szene setzen lassen und war s^t noch nicht seststellen. trotz der geradezu tropischen Hitze, die in den __ Zu einer Bauarbeiter-Aussperrung ist es Tagen herrschte, der Besuch über Erwarten «am Sonnabend in Hosterwitz gekommen, wo stark und Jung und Alt war voller Freude über die Stadt Dresden ein neues Wasserwerk er- da» Erbotene. Im letzten Jahre haben sich bauen läßt- Die Arbeitgeber beabsichtigen, den auch in Berlin und München die ersten iZehnstunden-Arbettstag einzuführe», und als Künstler und Schriftsteller verbunden, um das damit auf den Widerstand der Beschäftigten Marionetten-Th-attr die ihm im Volte ge- stießen, kam es zur Aussperrung. dührend« Stelle zu erhalten. Hoffen mir, daß Mügeln bei Pirna. Als am Montag r« den orreinten Kräften gelingen wird, ihre mittag gegen 12 Uhr ein Schmalspurzug au! Mühe belohnt zu sehen, denn eine gute «hiesigem Bahnhose von der Kiesgrube nach den Marionetten - Vorstellung ist mindestens einmal BahnhosSgleisen rangierte, scheuten die Pferde eine nette Abwechselung nach dem Genüssen eines am Güterboden haltenden Geschirrs und «ine» Tingeltangel oder eines Vortrages über:!sachten an der Ecke des GütcrbodenS zwischen »Der Mensch in der Urzeit." Für heute «diesem und dem Rangiczzuae durchzubrechen. Abend ist unter Mitwwkung der KapUle eine Hierbei wurden beide Pferde verletzt, auch ent- Krttgsepisode „Die Hyäne auf dem schlacht-1 gjejsjen vom Rangierzuge vier Wagen. Glück- s«ld von Sedan" angesctzt, in welcher Ernst licherweife sind Personen nicht zu Schaden ge- und Humor abwechselnd zur Unterhaltung bei- kommen.