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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das „Wilsdruffer- Tageblatt" erscheint, an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern" 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. e.-. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeN0lat1 sUk LdllSdrUsf U. UMl^egeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger - —- ——— - Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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In Anwesenheit zahlreicher Mitglieder des Diplomatischen Korps. Auf dem Berliner Messcgekändc eröffnete der Reichs- bauernführcr, Reichsminister Walther Darrs, die „Grüne Woche". Mehr als tausend Ehrengäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, sowie Bauernabord- nungcn aus Frankreich, Schweden und Ungarn wohnten dem feierlichen Auftakt dieser grossen Winterschau des deutschen Bauerntums bei. Die Feierstunde erhielt ihr besonderes Gepräge durch die Anwesenheit des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Görit« g, der als Schirm herr der deutschen Jägerei nach der Begrüßungsansprache des Berliner Oberbürgermeisters eine bedeutsame Rede über die Ziele der deutschen Forstwirtschaft hielt. Die Ausstellungsstadt prangte im Schmuck ihrer „großen Tage". Fahnen flattern überall. Unter den Ehrengästen sah man die Reichsminister v. Blomberg, v. Eltz-Rübeuach, Dr. Frank, Kerrl, Gras Schwerin-Krosigk und Seldte, ferner Finanz minister Dr. Popitz. Unter den zahlreichen Vertretern auswärtiger Mächte bemerkte man den polnischen Botschafter Josef Lipski, die Gesandten von Ägypten, Argentinien, Belgien, Bolivien, Kuba, Irland, Mexiko, Österreich, Peru, Rumänien, Ungarn, Venezuela und der Schweiz, sowie Vertreter der Staaten Bulgarien, Spanien, Griechenland, Luxemburg, Panama, Lettland, Estland und Afghanistan. Neben dem Adjutanten des Führers, Obergruppenführer Brückner, sah man den Befehlshaber der deutschen Polizei, General Daluege, die Rektoren der Berliner Hochschulen, den Ehef des Wchrmachtsamtes, Generalmajor v. Rei chenau, den Oberpräsidenten Gauleiter Kube und viele andere führende Persönlichkeiten. Nach dem Orchestervortrag der Forstschule Steinbusch trat Ministerpräsident Hermann Göring im grünen Rock des Reichsforstmeisters vor das Mikrophon Er sprach von den Aufgaben der Forstwirtschaft, und aus jedem Wort hörte man seine enge Verbundenheit mit der ihm anvertranten Arbeit heraus. Ein Chor von jungen Bauern und Bäuerinnen aus der Kurmark sang ein deut sches Bauernlied „Blut und Boden", worauf Reichs minister Darrs die Eröffnungsansprache hielt. Mit dem gemeinsamen Gesang des Deutschland- und des Horst- Wcssel-Liedes schloß die Feierstunde. * „WoW ist Vottsgui." Reichsforstmeister Göring spricht. In der Rede des Reichsforstmeisters Göring bei der Eröffnung der „Grünen Woche" heißt es u. a.: Zum ersten Male seit Bestehen der „Grünen Woche" tritt auch die deutsche Forstwirtschaft mit einer großen Halle auf dieser Ausstellung in Erscheinung. Land wirtschaft und Forstwirtschaft stehen hier nebeneinander in brüderlicher Eintracht. „Wald ist Volksgut", so lautet das Leitwort der Ausstellung des Rcichsforstamtes. Das soll uns die Erkenntnis bringen, welch wichtiges und wertvolles Gut unseren Forstleuten in die Hand gelegt ist, welch wichtiges und wertvolles Gut der deutsche Bauer, mag er auch ein noch so kleines Stück Wald sein eigen nennen, zu verwalten hat. Bauer und Waldbesitzer haben schwer gelitten unter den Sünden der vergangenen Zeit. Verschuldung des Hofes und Verwüstung des Waldes waren die Folgen. Heute zwingt uns die Not und erztcyt uns v»c Idee des NaNonalfozmktsmus zum Wiederaufbau und zu gesunder Wirtschaft. Landwirtschaft und Forstwirtschaft sind Beispiele dafür. Gleiche Aufgaben verbinden beide: Die Bedarfs- decknng des Volkes mit wichtigen Gütern in der auf gezwungenen Autarkie. Beide nutzen Blut und Boden und haben die große Aufgabe, den Proletarier durch Seßhaftmachung lind Siedlung sowie Heimstätten- gründung vom internationalen Irrwahn zu befreien. Landwirtschaft und Forstwirtschaft ergänzen sich aber auch. Die eine ist ein vorwiegender Sommer-, die andere ein vorwiegender Winterbetrieb. Wir wollen dem deutschen Volk den Naturwald widdergeben, und ihn so bewirtschaften, daß er seinen kulturellen, sozialen und nationalwirtschaftlichen Aufgaben gerecht werden kann. Wir wollen Arbeit schaffen und »vollen schließlich dafür sorgen, daß er die Rohstoffe, Harz, Holz, Gerbstoffe, der deutschen Wirtschaft gibt, die sic zur Deckung des Bedarfs braucht. Zur Forstwirtschaft wie zur Landwirtschaft gehört aber auch die Jagd. Deshalb ist mit der „Grünen Woche" eine Jagdausstellung verbunden gewesen. Aufgabe der Jagd ist nicht nur Hege des Wildes und Erhaltung eines artenreichen, gesunden.Wilobestandes zur Freude der Volksgenossen, sondern auch die Mitwirkung an der Festigung der Ernährungsgrundlage für das deutsche Volk. Eil« Symbol dafür war die freudige Mitarbeit am Der Festakt au« Kaisertum»«». W die Ehrenhalle am Kofferdamm während der Rede des Ministerpräsidenten Görmg. Winteryiifswerk. Die deutsche Jägerfchast hat, von mir zum Wiutcrhilsswcrk aufgcrusen, iu der einzigen Woche vom 9. bis 15. Januar folgende Wildbret«,engen zur Ab lieferung gebracht: 210 000 Stück Wild im Gewicht von 1100 Tonnen und im Werte von einer Million Mark. Dazu kam noch cm Barbctrag von 150 000 Mark. Die Gesamt summe der deutsche», Jägcrschaft beträgt dcmuach 1,1 Mil lion Mark. Dann folgte die Eröffnungsansprache des Rcrch»- ernähruugsmiuistcrs Darre. * > MU und quer durch die Haken. „Allzuviel ist ungesund" — wenn man doch bei früheren landwirtschaftlichen Grobausstellungen in Berlin an die Weisheit dieses Sprichwortes gedacht hätte! Aber da mals waren die an sich schon riesigen Ausstellungshallen derart vollgestopft, daß sie fast überquollen. Und wenn man sich mühsam durch die „Fülle der Gesichter" hindurch- gewnnden hatte, stand mar, vor dem geistige», Zusammen bruch und konnte höchstens — falls man dazu noch im stande war — den Schüler aus Goethes „Faust" zitieren: „Mir wird von alledem so dumm, als ging' mir ein Mühlrad im Kopfe herum." Mit diesem unlöblichen Brauch ist schon im Vorjahr gebrochen worden; auch die diesjährige „Grüne Woche" kann der pflastermüde Berliner in ruhigerer und daher aufnahmefähigerer Stimmung durchstreifen. Es lohnt sich, lohnt sich wirklich! Da hat in der Abteilung, die der Darstellung des R a s s e k u n d l i ch e n dient, ei», witziger Kopf ans einem Bild in photographischer Treue alle „Köpfe" jener Nassefremden zusammengestcllt, die uns einst in Staat, Wirtschaft, Literatur, Kunst usw. regierten. Man „feiert" ein leicht humoristisches, aber auch leicht beschämendes Wiedersehen. Und merkt, wie weit, wie weit weg diese Zeit von einst doch heute schon ist! Aber ernsthafter und ein bißchen bänglich wird inan, wenn man die Darstellungen mustert, die die entsetzlichen Wirkungen der Vernachlässigung alles rassisch Notwendigen zeigen. Da gibt es Aufgaben über Aufgaben, ungeheuer dring liche Ausgaben! Zumal solche der Massenaufklärung! Mit der Ahnungslosigkeit des Städters durchschreitet »na», die große Halle mit den landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen aller Art. Aber sic be herrschen nicht mehr die Ausstellung wie es früher der Fall »var, als man an den Bauer die „wohlmeinende" Mahnung richtete, die Landwirtschaft müsse schleunigst „industrialisiert" werden, um von allen Röten befreit zu werden. Dann iväre der Bauer eben auch nur ein In dustriearbeiter geworden und der Boden eine Produl- tionsmaschine. Bei solcher Ahnungslosigkeit gegenüber dem, >v<rs die Aufgabe des Bauers und seines Bodens ist, braucht inan sich heilte nicht zn schämen, wenn man sich von einem Sachverständigen erst einmal das Wesen einer Kartoffeltrocknungsmaschine erklären lassen muß. Und dann kommt man in eine für das Auge besonders schöne Halle, zum Mittelpunkt der Ausstellung. Mitglieder von Männergesangvereinen werden beim Betreten der Halle vielleicht in die oft gestellte Frage ausbrechen: „Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut, so hock da droben?" Diesmal kriegen sie eine Antwort; den „richtig gehenden" Wald hat das Reichsforstamt aufbaucn lassen. So wie ein'Wald sein, aber auch, wie er nicht sein soll. Für den Berliner sieht er noch deswegen ganz ab sonderlich aus, »veil liegengelassene Stullenpapierc und Eierschalen fehlen. Das hcrnmhoppelndeKaninchen ist auch wesentlich sympathischer. Und von den Wänden ringsum, von den Geweihen und Gehörnen der Jagd ans- ste klung summt es leise: „Im Wald und auf der Heide, da hab' ich meine Freude. . ." Aber hier auf dieser Ausstellung wird vor allem gezeigt, daß und warum heulender Jägersmann vor allem ein Heger,Mn muß. Ein Rundgang durch die „Grüne Woche". Von links: eine Svinnstude aus Lem Fläming — eine eindrucksvolle Plastik „Vertrieben von Haps und Hof" von Nettelhut — Lie Ecke des Reichsnährstandes.