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MnM fiir Kilsdr» Wamndt, Aossen, Sieöenteßn und die Amgegenden. Amtsblatt Sonnabend, den 22. Juni 1901 69. Jahra No. 73 Dev Avieg mit China. Am 20. Juni vor einem Jahr fiel unser Gesandter in Peking, der Freiherr v. Ketteler, unter Mörderhand. Ein Jahr ist über diesen unerhörten Mord dahin gegangen, das nicht arm an Enttäuschungen war; auch heute müssen wir uns sagen, daß der Erfolg der Chinaexpedition kein so durchschlagender gewesen, wie man sich ihn zu deren Beginn vorgestellt hatte. Aber ist auch zunächst kein be sonders großartiges Ergebniß erzielt worden, für die Zu kunft trägt der Samen, der jetzt ausgestreut ward, doch vielleicht Frucht. Vor allem aber können wir zufrieden sein, daß die Aufwallung der ostasialischen Frage keinen Wellbrand erzeugt hat, sondern, daß sie die Nationen im Gegentheil einander genähert hat. Schlie ßlich hat China ja auch doch wohl den Fuß gefühlt, den ihm die europäischen Mächte auf den Nacken setzten, so daß die Sektion des verflossenen Jahres nicht ohne Einfluß auf die chinesische Regierung und das chinesische Bcamtenthum geblieben sein wird. Die „Tägl. Rundschau" meint, die schweren Ver luste, die wir in dem verflossenen Jahre in China erlitten hatten, seien nicht umsonst gewesen; denn trotz mancher Jrrthümer im Einzelnen habe sich das Reich seiner stolzen Ueberlieferung würdig gezeigt, als es zum ersten Mal das Kriegspanier jenseits des Weltmeeres entfalten mußte. Was in dreißig Friedensjahren gesät war, hatte gute Ernte getragen. Unsre Politik sei auch heute noch die ehrlichste und beste, und unser gutes Schwert ist noch ebenso scharf und schneidig wie im großen Jahre 1870. Die Söhne sind ihrer Väter werth! Die Entschädigungen, welche China an die Mächte zu zahlen hat, waren bei den Verhandlungen vor zwei Monaten über die Feststellung einer Gesammtsumme bis znm 1. Mai berechnet. Da sich aber der Abschluß der Verhandlungen bis dahin nicht erreichen ließ, und die Zurückziehung der Truppen erst im Juni beginnen konnte, so sind die von den Mächten gemachten Ausgaben bis zum 1. Juli den Forderungen zu Grunde gelegt worden. Die Deutschland zu zahlende Entschädigungssumme steigt damit von 240 auf 280 Millionen Mark und übersteigt damit die Forderungen der Chinakredite noch um 10 Millionen Mark. Wir befürchten nur, daß die Abberufung des Gros der Truppen auch zum 1. Juli noch nicht möglich sein und die Entschädigungsforderung infolge dessen eine abermalige Erhöhung erfahren wird. Die chinesischen Be vollmächtigten trödeln in ganz unverantwortlicher Weise, trotzdem jeder Monat Verzug neue Geldopfer heischt. Vz bis 1 Mark pro Tonne in die Höhe zu treiben. Die Gesammttendenz kann daher entschieden fest mit steigenden Preisen bezeichnet werden. Das Geschäft bewegte sich aber in engen Grenzen, da man wegen großer Ernten in Nord amerika und Südrußland noch immer einen Preiszuschlag fürchten zu müssen glaubt. In Berlin, Hamburg, Leipzig und Mannheim wurde bezahlt für einheimischen Weizen pro Tonne je nach Güte 172 bis 178 Mark, für auslän dischen 176 bis 183 Mark, für inländischen Roggen 148 bis 156 Mark, für ausländischen 142 bis 152 Mark, Mahl- und Futtergerste 130 bis 150 Mart, für inländischen Hafer 154 bis 160 Mark, für ausländischen 142 bis 153 Mark, für amerikanischen Mais 121 bis 127 Mark, für runden Mais 120 bis 147 Mark. Dev Transvaalkrieg. Englands neueste Verlegenheit in Südafrika. Man denke nur nicht, daß der fluchwürdige Krieg, den England in Südafrika gegen das beklagenswerthe In Huhndorf sollen Mittwoch, den 26. Juni 3 Ahr Nachmittags, 1 halbverdcckter Kutschwagen, 1 Zuchtbulle, 1 Tafelschlitten gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Versammlung der Bieter: Gasthof zu Hühnborf. Wilsdruff, den 14. Juni 1901. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Sonnabend, den 2H Anni s^Os, Dovmittags 1 lv Ahr, findet im hiesigen Verhandlungssaale öffenrlichc Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in diesiger Hausflur zu ersehen. Königliche Amtshauptmannschast Meisten, am 19. Juni 1901 von Schroeter. politische Rundschau. Ein bedeutsamer Trinkspruch Kaiser Wil helms. An Bord der der Hamburg-Amerika-Linie ge hörigen Dampfyacht „Prinzeß Viktoria Luise", welche auf der Unterelbe bei Cuxhaven vor Anker lag, fand am Dienstag nach Beendigung der Regatten ein Diner statt, an welchem der Kaiser und Prinz Heinrich thcilnahmen. In Erwiderung am eine in ein Hock auf den Kaiser aus klingende Rede des Bürgermeisters Dr. Mönkeberg, in welcher dieser an die Ereignisse des verflossenen Jahres angeknüpft hatte, hielt Kaiser Wilhelm einen bedeutsamen Trinkspruch, gewidmet dem deutschen Segelsport und dem hanseatischen Geiste. Der Trinkspruch eröffnet uns einen erfreulichen Ausblick auf die weitere politische Zukunft. Denn wiederholt verlieh hierin der erlauchte Monarch seiner Hoffnung auf die Fortdauer des europäischen Friedens unumwunden Ausdruck, welche Hoffnung er aus dem ersprießlichen Zusammenwirken der verbündeten Mächte in China schöpft; diese Perspektive ist gewiß eine bocher freuliche, und man kann gewiß nur lebhaft wünschen, daß die weitere Gestaltung der Weltlage den zuversichtlichen Friedenserwartungen des mächtigen deutschen Herrschers entsprechen möge. Im Sonstigen aber wurde die Cux havener Kaiserrede von dem Thema beherrscht: Deutsch lands Zukunft liegt auf dem Wasser!", der kaiserliche Redner Wies namentlich auf die Festsetzung Deutschlands an der chinesischen Küste hin, wodurch sich Deutschland den ihm gebührenden „Platz an der Sonne" gesichert habe, und daß dieser Platz Deutschland erhalten bleibe, dafür will der Kaiser, wie er versicherte, schon Sorge tragen. Im Großen und Ganzen gestaltete sich die Cuxhavener Kund gebung des Kaisers zu einer erneuten Beweisführung für die Nothwendigkeit einer starken deutschen Seemacht zur Erfüllung der mannigfachen Aufgaben, welche der deutschen Flotte in steigendem Maße erwachsen. Wie es die gern geübte Gepflogenheit des Kaisers bei seinen Reden ist, dieselben mit historischen Rückblicken zu durchsetzen, so hat er dies auch in seinem Trinkspruch zu Cuxhaven gethan, indem er daran erinnerte, wie der alte deutsche Städte bund der Hansa untergehen mußte, weil ihm die belebende und beschützende Kraft des Kaiserthums fehlte. Er stellte in scharfen Gegensatz zu der alten Hansa die neue Hansa, nämlich die Kriegsmarine des neuen Reiches, die mit be rufen sei, dem deutschen Handel neue Absatzgebiete zu er- werben. Auch einen Hinweis auf das unvergängliche Wirken Kaiser Wilhelms des Grcßen und seines großen Kanzlers flocht der Monarch mit in seine Rede ein, be tonend, dW das kräftige Auftreten Deutschlands zur See nur die Conseguenz aus der Schöpfung dieser unvergeß- lichen Manner bedeute. — Für den tiefen Eindruck der Cuxhavener Kaiserrede zeugt es jedenfalls, daß sich die Presse aller Parteien mit ihr lebhaft beschäftigt, was allerdings vielfach nur vom einseitigen parteipolitischen Standpunkt aus geschieht. Von Cuxhaven aus hat sich der Kaiser an Bord der „Hohenzollern" durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Kiel weiterbegeben, um den dortigen Regatten beizuwohnen. Die Ankunft in Kiel erfolgte am Mittwoch in der neunten Abendstunde unter dem Salut der daselbst ankernden deutschen und fremden Kriegsschiffe. Zur Cuxhavener Rede des Kaisers schweigt das Organ des Bundes der Landwirthe unverbrüchlich. Da gegen ergreift die „Kreuz-Ztg." das Wort, um sich gegen die aus der Kaiserrede gezogene Folgerung einiger liberaler Blärter, daß die agrarischen Bestrebungen in der Handels politik auf entschiedenen Widerstand bei dem Herrscher stoßen würden, zu wenden. Das konservative Blatt erklärt nämlich, daß die Bestrebungen, der Landwirthschaft einen gesicherten Zollschutz zu verschaffen, mit Feindschaft gegen den Handel nichts zu thun hätten. Auch die „Kreuz-Ztg." erkennt vorbehaltlos an, daß der Handel ein wichtiger Faktor in unserem Erwerbsleben ist, nur wünscht sie, daß er nicht als der einzig maßgebende Faktor betrachtet werde, dem sich alle übrigen Interessen unterzuordnen haben, und der berechtigt ist, seine Förderung mit dem Ruin der heimischen Landwirthschaft zu erkaufen. Wir wünschen auch keine Zollkriege herbei, sagt das Blatt wörtlich, aber allerdings lassen wir uns auch durch die Drohungen mit einem solchen nicht abschrecken, mit Entschiedenheit für die Wahrung der heimischen Produktion einzutreten. — Die Londoner Blätter sind über die Kaiserrede geradezu bestürzt. Das Monopol der Seemacht, das Großbritannien während dreiviertel des 19. Jahrhunderts besaß, sagt „Morning-Post", ist ein Ding der Vergangenheit und kann niemals erneuert werden. Eine so große und intelligente Bevölkerung, wie die Deutschlands, biete ein prächtiges Feld für den Handel. Er kommt, der Zar nämlich. Aus Petersburg wird der „Köln. Ztg." gemeldet: Der Zar wird mit der Zarin im August sich auf dem Seewege nach Kopenhagen begeben und später nach Danzig, um den dortigen Manövern beizuwohnen. Von einem Besuch des deutschen Kaisers gelegentlich der russischen Manöver in diesem Jahre ist an amtlichen russischen Stellen bis jetzt nichts bekannt. Oesterreich-Ungarn. Das Mißtrauen ernster deutscher Kreise gegen die Art, wie die böhmische Kaiser reise ins Werk gesetzt wurde, hat sich einem Wiener Tele- gramm der Voss. Ztg. zufolge nur zu bald als begründet gezeigt. Für die ersten Vorlagen nämlich, die dem böh mischen Landtag vom Landesausschuß unterbreitet wurden, betrifft die gewiß unpolitische Frage der Einsetzung einer Kunstkommission zum Ankauf von Bildern in Böhmen lebender Künstler aus Landesmitteln. Die Wünsche der Deutschen auf nationale Zweischrcibung dieser Commission wurden abgelehnt, was so viel heißt, als daß mit deutschen Steuergeldern böhmische Maler unterstützt werden sollen. Frankreich. Die französische Regierung dementirt in aller Form die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm gelegentlich einer Einhebung der Chinatruppen in Ambourg landen und eine Begegnung mit dem Präsidenten Loubet haben werde. Zwischen der russischen und französischen Re gierung werden den „Berl. N. N." zufolge Verhand lungen über eine neue Anleihe von 125 Millionen Rubel gepflogen. Die Verhandlungen werden von Regierung zu Regierung direkt, ohne Vermittelung von Beamten geführt und streng geheim gehalten. Die neue Anleihe soll in 6 Monaten aufgelegt werden. Bestätigt sich diese Angabe, dann bleibt wenigstens Deutschland von dem russischen Anleihebegchren unbehelligt. Präsident Krüger hat sich von Frau Botha das Elend der Boerenfrauen und -Kinder schildern lassen. Die Darstellung hat nach Amsterdamer Meldungen auf den alten Herrn einen so tiefen Eindruck gemacht, daß er sich einer Thräne nicht erwehren konnte. Das glauben wir gern! Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 14. bis 21. Juni 1901). Der Getreidemurkt hat in letzter Zeit eine recht eigenthümliche Gestaltung angenommen. Die wenig günstigen Ernteaussichten besonders in Deutschland halten das Angebot zurück, aber auch die Käufer sind noch sehr zurückhaltend. Kommt aber doch einige Nachfrage für Weizen und Roggen, so genügt dies, um die Preise für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttannrberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne,Sachsdo rf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs uud Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jusertionspreis 40 qrsg. pro oiergespaliene ^orpuszeile. -prnct und Verlag von Marrin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Marlin Berger daielbst.