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Zweites Blatt. MMM sm UMM Tharandt, Mosten, Sieöenlehn und die Mngegenden. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft 27leißen, für das Agl. Amtsgericht und den ^tadtrath zu Milsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanueberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Klciuschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Secligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstaas, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlaq non Martin Berger tn Wilsdruff. — Verantwortlich für di« Redaktion Marlin Rerqer daselbst, Sonnabend, den 2. November 1001 No. 130 60. Jahrg wenig gefeste Herz, das unangefochten gern bei Jesu bleiben würde, kann nicht oder doch nur mit Mühe Stand halten, schwankt hin und her, ungewiß, wohin es sich wenden, bei wem es bleiben solle. „Wollt ihr auch weggehen?" — Das ist so recht eine Frage für unsere Zeit. Hast Du ein ebenso freudiges „Nein", wie Petrus es im Namen der Jünger gesprochen hat. Heißt's auch in deinem Herzen: „Was hält' ich, hält' ich Jesum nicht auf ewig mir erkoren? Für flücht'geFreuden ew'gen Schmerz! Ach, ohne Jesum, armes Herz, hältst Du dich selbst ver loren!" Ist dir Jesus von Gott nicht bloß gemacht zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, sondern hast du ihn als solchen geglaubt und erkannt? Wo eine Seele das hat, da wollte sie Jesum nicht verlassen, wenn sie es auch könnte. Da spricht sie: Ich weiß doch keinen bessern Herrn: Was ich bedarf, das giebt er gern. Was ist es denn, was ich bedarf? Worte des ewigen Lebens. Das ist das Eine, das Alles ersetzt, da wirst du mit Einem in Allem ergötzt. Lebens- Worte — von dem ersten Jesuswort an, das du hörst, fühlst du, daß Leben, ewiges Leben hier zu finden ist. Wache auf, der du schlafest und stehe auf von den Tobten, so wird dich Christus erleuchten! Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird nimmer mehr sterben. Sei getrost, deine Sünden sind dir vergeben. Er giebt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Un vermögenden. Wer mein Fleisch issct und trinket mein Blut, der bleibet in mir und ich in ihm Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Wer diese und die anderen teuren Jesusworte mit dem Ohre seines Herzens ver nommen hat, der hat sie erfahren als Lebensworte, der hat auf jede Frage, auf jedeLocknng, auf jede Drohung, welche Trennung von dem Herrn zum Zwecke hat, die kurze und bündige Antwort: Nein, nein! Jesus hat Worte des ewigen Lebens und sonst keiner; und ich habe geglaubt und er kannt, daß er ist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, mein Herr und mein Heiland. — Jst's so bei Dir? Die Asnferenz -er deutschen Sitt- lichkeitsvereine in Leipzig. Die Delegirten-Versammlung der deutschen Sittlich- keitsvereine beschäftigte sich am Montag zunächst in einer geschlossenen Sitzung mit einer Reihe von Fragen auf dem Gebiete der Vereinsbestrebungen. So wurde hinsichtlich der Krankenpflegerinnen in einem Beschlusse festgestellt, daß in vielen deutschen Hospitälern und Kliniken an die Krankenpflegerinnen Anforderungen gestellt werden mit Bezug auf die Männerpflege, die mit der Achtung vor dem weiblichen Wesen vollkommen unvereinbar sind. Sodann wurde in der Bordellfrage beschlossen, die Professoren der Medizin, die schon früher einen Aufruf an die Studenten- schäft unter Hinweis auf den gesundheitschädigenden Ein fluß der Unsittlichkeit erließen, um eine neue autoritative Kundgebung gegen die Schädlichkeit der Kontrole und der Bordelle zu ersuchen. Abends fand im evangelischen Vereinshaus eine öffent liche Frauenversammlung statt, in welcher Superintendent Niemann-Kyritz über Frauenrecht und Frauendienst und Frau Bieber-Böhm-Berlin über Frauennoth und Frauen hilfe sprach. Gleichzeitig trat im großen Festsaale des „Zoologischen Gartens" eine von über 2000 Personen be suchte Männerversammlung zusammen. Als erster Redner des Abends sprach Geheimrath Prof. O. Dr. Sohm- Leipzig über das Thema: Der deutsche Mann und die Sittlichkeit. Wer über Sittlichkeit rede, spreche über eine schwere Sache. Und doch müsse darüber in aller Offenheit verhandelt werden. Die Unzucht fresse wie ein Geschwür an der Gesundkraft unseres nationalen Körpers, und in nächster Nähe, in Leipzig selbst, gebe es in dieser Beziehung Dinge, die jeder Beschreibung spotteten. Der Redner wandte sich sodann in scharfen Worten gegen die Gestattung der Bordelle in Leipzig, durch welche die Dirne vom Ver- miether und dieser wieder von seinem Hauswirth ausge beutet werde. Ferner verurtheilte er die sogenannte „Weiber börse", alles Dinge, die Leipzig der Weltstadt Berlin gleich, stellten, ja diese noch übertreffen. „Schämen sollte sich die Stadt Leipzig über so etwas." (Stürmischer Beifall). Gegen diese Mißstände geschehe so gut wie garnichts. Die Polizei könne wenig machen, denn die Verhältnisse drängten dazu und diese Verhältnisse seien heraufbeschworen durch die zunehmende Entsittlichung des Volkes. Ein großer Theil der Sittlichkeitsfrage sei die Wohnungsfrage. Nach den Aussagen der Hausbesitzer gebe es zwar keine Wohn ungsnoth, nämlich so lange nicht, wie sie ihre Wohnungen zu den von ihnen geforderten Preisen vermiethet hätten. In Wirklichkeit sei die Wohnungsfrage aber brennend und somit mitschuldig an der Prostitution. Die zweite Seite der Sittlichkeitsfrage sei die soziale Frage. Wer in guten sozialen Verhältnissen lebe, habe es nicht schwer, gut zu bleiben. Aber die Anderen treibe vielfach der Kampf ums Dasein, Mangel und Hunger ganz von selbst zur Sünde. Das soziale Elend der großen Volksmassen er zeuge die Atmosphäre der Unsittllchkcit. Wer für die Sitt lichkeitsfrage arbeiten wolle, müsse unbedingt Sozialpolitik treiben. (Beifall.) Das soziale Elend verhärte das Herz der Elenden und mache cS unzugänglich für das Evan gelium, das auch den Elendesten gepredigt sei. Nicht die Polizei, nicht der Einzelne, die Gesammtheit sei schuldig an den Mißständen aus diesem Gebiet, und vor allem seien jene schuldig, die das Aufsteigen der elende» Massen, die Verbesserung ihrer Lebenshaltung hindern wollten. Mit dem Almosengebeu allein sei garnichts getyan, sondern in erster Linie mit der Anerkennung der Gleichberechtigung der sozialen Massen; doch davon wollten die herrschenden Massen freilich nicht viel wissen. Wer der Sittlichkeit dienen möchte, sollte daher vor Allem seine sozialen Pflichten erkennen lernen und seine Schuldigkeit thun. Das ist die richtige Stellung des deutschen Mannes zur Sittlichkeits sache. (Stürmischer Beifall). Als zweiter Redner sprach Hofprediger a. D. Stöcker-Berlin über die Frage: Was lehren die Skandalprozeffe der Gegenwart? Er verglich in seinen Ausführungen das deutsche Volk mit Simson, der von der Delila der Unzucht geschwächt und von seinen Feinden geblendet sei, ohne daß das Volk bisher die Kraft gefunden habe, sich gleich Simson zu er mannen und die Säulen der Unzucht umzureißen. Die Bestätigung für diese Behauptung finde sich in den Akten der Skandalprozesse der Gegenwart. Die Vergehen und Verbrechen gegen die Sittlichkeit in Preußen seien im Laufe von acht Jahren, von 1887 bis 1895, um das Doppelte gestiegen, und zwar von 7400 auf 14700. Die Verbrechen gegen Kinder unter 14 Jahren hätten sich in derselben Zeit verdreifacht, und die Nothzuchts- und Lustmordverbrechen nähmen ebenso unverhältnißmäßig zu. Der Fehler sei, daß man nur immer die Blasen auf dem Teiche nicht aber dessen Inhalt untersuche. Man nenne blos die Auswüchse Skandalosa, vergesse aber, daß die im Grunde schlummernde allgemeine Unsittlichkeit zu Auswüchse» wie dem Heintze- Prozeß und den Sternberg-Prozessen führen müsse. Die Thatsache, daß in Köln und Aachen schon 44 Personen in sogen. Sternberg. Affairen mit 12- bis 14jährigen Kindern vernrtheilt worden seien, zeige deutlich, daß es sich nicht um vereinzelte Fälle handele. Solche Prozesse, zu denen auch die Spielerprozesse u. f. w. gerechnet werden sollten, zeigten, daß etwas faul sei im Volke. Zunächst sei es sehr zu bedauern, daß der Staat durch die Gestattung der Dirnenkontrole rc. sich zum Mitschuldigen an der zunehmen den Unsittlichkeit mache, und daß die allgemeine Lebens führung im Volke mehr und mehr zur Unsittlichkeit neige. In zweiter Linie müsse immer und immer wieder gegen Ium 22. Sonntage nach Trinitatis. Joh. 6, 68: Hm wohin sollen wir gehen? Du lmst Worte des ewigen Lebens. Das ist die Antwort auf die wehmüthige Frage des Herrn: Wollt ihr auch Weggehen? Seiner Jünger Viele gingen hinter sich und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm. Da fragt der Herr seine Erwählten, seine Getreuen, ob sie nicht gleich also thun wollten. Wohin hätten sie denn gehen können? Zu den Schriftgelchrten und Pha risäern hätten sie gehen können. Aber die Jünger wissen: das find blinde Blindenleiter. Sie hätten sich zum Gesetz wenden können, zur Werkgerechtigkeit. Aber sie haben in Jesu Nähe schon erfahren, daß nur der Geist lebendig macht. Sie hätten sich zu den Aufgeklärten ihrer Tage wenden können, zu den Sadduzäern. Aber sie haben in Jesum schon zu tief hineingeschant und haben gesehen, daß in ihm verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und Erkenntniß. Sie hätten sich ihrem irdischen Berufe wieder zuwenden, sich aufs Geldverdieuen legen können. Aber sie hatten von Jesus gehört, daß es dem Menschen nichts hülfe, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele. Darum spricht Petrus in aller Namen: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! Jesus Frage ergeht auch an uns. Der Abfall von ihm ist groß in unsern Tagen. Die Feinde des Krenzes Christi mehren sich, und immer größer wird die Zahl derer, die nicht einmal Feindschaft, sondern nur Verachtung haben für die thörichte Predigt von der Versöhnung durch sein teures Blut. Es gehört heiliger Muth dazu, hinzutreten unter Jesu Kreuzesfahne und darunter auszuhalten allem Höhnen und Hasses des Unglaubens entgegen. Wie manches Nock ist es Zeit auf die Monate ^ovembei' unä verembei' auf das „KchiMalt für Willis zu abonnircn. Gratis-Beilagen: 4seilige große landwirthschaftliche Beilage und 8seitige illustrirle Sonntagsbeilage mit Modenbeilage. Ziehungslisten der Königlich Sächsischen Landeslotterie. Durch zahlreichen Zuwachs von Abonnenten auch in diesem Vierteljahr bieten die wirksamste Verbreitung. Bestellungen auf das „Wochenblatt" können für die Stadt Wilsdrnff bei unterzeichneter Geschäftsstelle für die Monate November und Dezember zu 88 Pfg., für auswärts bei alle» kaiserlichen Postämtern und Briefträgern zu 107 Pfg. bewirkt werben. Geschäftsstelle