Volltext Seite (XML)
AWD MMmg. Amts- unö Anzeigehlatt für das Königs GerichLsamt und den StadLrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. 1879. M 18. Schandau, Sonnabend, de» 1. März Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcu, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate für daö Mittwochsblcitt werden bis Dienstag früh 9 Nhr, für das Sonuabendsblatt spätestens bis Freitag früh 0 Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeilc oder deren Naum It) Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit üü Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Nebcreinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Bürcaus von Haasenstein L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidcndank lind Nud. Mossx. Generalfeldmarschall Graf v. Noon -l-. Ein Paladin dcS Kaisers ist hcimgcgangcn! Am 23. Februar starb zn Berlin der Fcldinarschall Albrecht Theodor Emil Graf v. Noon, der berühmte Re organisator der preußischen Armee. Schon im Hinblick auf die hervorragende Actheiligung, welche der Fcld- marschall Graf v. Noon an dem großen deutschen Eiuiguugöwcrkc hat, geziemt es sich, der Verdienste desselben zn gedenken, im Besonderen wird man jedoch noch dazu deshalb veranlaßt, Noon's Lorbccrkran; anfznfrischcn, weil Noon ans dem weilen und schwie rigen Wege, der ihn zur höchsten Stelle in der preußischen Armee führte, sich stets als ciu Eharakter und eine Schöpferkraft ersten NangcS bewiesen hat, ein Umstand, welcher ihn den nächsten Ehrenplatz neben unserm Fcldmarschnll Moltke cinränmt. Graf Albrecht v. Noon wurde nm 30. April 1803 zu PlcuShngcu bei Colberg in Pommern geboren, er reichte also ein Alter von nahezu 70 Jahrcn. Seine erste militärische Erziehung erhielt Graf v. Noon auf den Eadcttcnschuleu zn Kulm und Berlin. Später besuchte cr auch die allgemeine Kriegsschule iu Berlin, aus der sich die gegenwärtige Militärakademie ent wickelt hat, nud hier zeichnete sich Noon in Kricgö- wisscnschaftcu nud Geographie derartig aus, daß cr Lehrer am Berliner Cadclteucorps schon im Znhrc 1827 wurde. Die bedeutende» wissenschaftlichen Fähigkeiten machten Noon einige Jahre später auch zum glänzende» pädagogische» n»d militärischen Schriftsteller. Er schrieb ein weitverbreitetes Buch „AnfaugSgrüudc der Erdkunde", dann „Grnndzügc der Erd-Völker und Staatcnknndc," sowie noch eine „Militärische Geo graphie Europas" und eine militärische Monographie die „Iberische Halbinsel." Inzwischen konnte diese»' ausgezeichnete» Mamie auch nicht fehlen, in seiner militärischen Laufbahn glänzende Fortschritte zu mache». 1835 wurde Noou Lehrer a» der allgcmciucu Kriegs schule zu Berlin und 1836 wurde cr Hauptmann im Gcneralstabc und Mitglied der Obcr-Militär-Prüf- ungöeommission. Zum Major befördert wurde Noon der Erzieher des Priuzcu Friedrich Karl, dcS heutige» Feldmarschalls »nd hervorragende» Hccrcsführcrs. Darauf wohutc Nova im Jahre 1849 dem badische» Feldzüge als Gc»cralstaböchcf des achte» Armcccorpö bei. Die glüuze»dste Thütigkcit auf dem militärische» Gebiete cutwickcltc Noon jedoch vom Jahre 1859 ab. Demi als Gcacralmajor uud Commandcnr der vier zehnte» J»fa»tcriedivisio» in Düsseldorf überreichte Noon unserm jetzigen Kaiser, dem damaligen Prinz- Ncgcntcm, eine Denkschrift, in welcher anf eine unbe dingt nothwcndigc Reorganisation des preußische» Heeres hmgcwiescn wurde. Die Weisheit des Prmz- Negcnte» crkcmutc die Nichtigkeit der vo» Noon ge rügten Mangel im Heere uud schon im Jahr darauf wurde Noou Kricgsnüuistcr und führte unter der hohe» Protection des nachmaligen Königs Wilhelm die Reorganisation der preußischen Armee aus. Mil großer Entschiedenheit vcrthcidigtc der KricgSministcr v. Noon auch die Hccreörcorganisativn iu der preußi schen Abgeordnetenkammer, deren liberale Mehrheit die Nothweudigkcit einer Hecrcsrcorganisation bestritt. In den darauf folgenden Kriegen von 1866 und 1870/71 hat sich dann gezeigt, was Noon in langjähriger FriedcnSarbcit für die preußische Armee geschaffen hatte. Der Donncrschlng von Sadowa war ein Werk der vollzähligen und wohlanSgerüstctcn preu ßischen Armee und als nach den glorreichen Tagen von Sedan ein feindliches Heer und ein Kaiser in deutsche Gefangenschaft gerathen waren, galt einer der ersten Trinksprüchc, die Kaiser Wilhelm ansbrachtc, dem Kriegöministcr v. Noon, der das deutsche Schwert sö gut geschliffen habe. Die Kaiserliche Hnld hat den Fcldinarschall Graf v. Noon auch mcuialö ver lassen, und am Tage vor Noon's Sterbetage erschien der Kaiser noch an dessen Krankenlager, um dem treuen Diener nochmals zn danken imd dann auf immer von ihm Abschied zu nehmen. Von Noon's Lebenslauf ist noch nachzntragcn, daß cr umnittclbar nach dcr sicgrcichcii Schlacht bei Sadowa znm Gcncral dcr Infanterie ernannt und ihm dcr Schwarze Adlcr- ordcn verliehen wurde. Nach dem französischen Feld- zngc wnrdc Noon auch in den erblichen Grafcnstand erhoben, und als Fürst Bismarck vorübergehend das Präsidium des preußischen Ministeriums nicdcrlegte, wnrdc Noou am 1. Januar 1873 znm Präsidcntcn desselben ernannt, wobei cr gleichzeitig Nnng und Würde eines GcncralfcldmarschallS erhielt. Um die letzten Jahre seines Lebens in Nnhc zn vollbringen, erhielt dcr Fcldinarschall Graf v. Noon am 9. Nov. 1873 dic crbctcnc Entlassung als Ministerpräsident und KricgSministcr mid lcbtc anf scinc» Gütern Neu hof bei Coburg und Krobnitz bei Görlitz, bis ihn anf einer Acsilchörcisc in Berlin der Tod ereilte. Tagesgeschichtc. Sachsen. Schandau. Das am Donnerstag Abend slaltgcfnndcne Concert dcr Throlcr Conccrl- Süngcrgcsellschast Th. Schmid ans dcm Untcr-Jnn- thalc mid der hiesige» Stadt- n»d BadckapcÜc hatte sich leider keines sehr zahlreiche» Bcsnchö zn erfreue», was mit Nücksicht a»f die vorzüglich cxceulirtcn Vor träge sümmtlichcr Piützcn freilich schade war, nament lich aber bcknndctc Herr Schmid jun. große Fertigkeit anf dcr Zither, Glnsharmonika nnd dem Holz- mid Strahinstrmnent nnd brachte darauf so liebliche Töne zu Gehör, daß ciu übergroßer Applaus teilen der Anwesenden folgte. — Die königl. Amtshanptmannschaft zn Pirna, als Elbstromamt, erläßt unter»! 20. Fcbrnar nach stehende Bekanntmachung, dic Schisferprüfnng betref fend: „Von dcr nntcrzcichnctcn Königlichen AmtS- hanptmannschafl als Elbstromamt ist für die Bezirke dcr kömglichcn Gcrichtsämtcr Pirna, Königstein nnd Schandan der 10. nnd 1l. März d. I., jedesmal von Vormittags 9 Uhr an, zu Abhaltung der Schiffcr- prüfnngen, welche au Cauzlcistcllc der Königlichen Amtshanptmannschaft slattfmdcn, anbcrnnmt worden. Amncldimgen hierzu werde» bis zum 7. März d. I. allhicr cntgcgcngenommcn. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerke» zur öffentliche» Kcmitniß gebracht, daß de» dicSfallsigc» Gcsmchcn Zc»g»isse über die Unbescholtenheit, den sittlichem und nüchternen Lebens wandel des sich Anmcldcndcn, inglcichen über seine etwaige Vorbildung und erlangte Fertigkeit im Schwim men, sowie über wemigslenö drei Jahre lang anf der Elbe verrichteten Schiffsdicnste, inglcichen über den Besuch dcr Schifferschulc beizufügcu sind, nnd daß bei den Stcncrninnnprüfungc» dic Frage» auch auf die Kc»nt»issc dcö Metermaßes nnd das dicsfallsige Ncch- mmgswerk mit ausgedehnt werden." — Das kömgl. sächs. Ministerium dcS Innern hat mit Nücksicht anf den Stand dcr Nindcrpest m dcu bcnachbarlcm königl. prcnßischcn Negicrnngübczirken bcschlossc», die in den übrigem Bestimmnngcn bis anf Wcitcrcü noch in Gilligkcit bleibende Bckanntmachung, Maßregeln gegen Emschlcppung dcr Nindcrpest ans dem Königreich Prcnßcn betreffend, vom 27. Januar d. I., dahin abzuändcrii, daß die Verbote und Bc- schränkmigcn dcr Cmführimg von Wiedcrkänern in 8 1,85 nnd 8 8 jener Bekanntmachung nur noch anf den Negicrnngsbezirk Merseburg zu beziehen sind. — Die „Dr. Nnchr." schreiben, daß wohl die Wenigsten davon eine» Begriff haben dürften, waö der nenliche große «Schneefall der Cvmmnn Dresden gekostet hat. Nach einem von NathSbcamtcn ent worfenen Ueberschlag kostet das Wcgschaffen des Schnees allein 3—4000 Akark und dem Fisknö etwa dasselbe, während selbstredend der 3- oder 4-fache Betrag von den Hausbesitzern aufgewendet werden muß, um sich das anfgedrungcue Geschenk des Himmels wieder vom Halse zu schaffen. Die bedeutendsten Kosten erwach sen der Eiscnbahnvcrwaltuug: ohne den nicht genau zu beziffernden Ansfall an Einnahmen infolge dcr Betriebsstörungen werden die Schnecarbcitcn 80— 100,000 Mark kosten! — In Berlin lag der Schnee ans Plätzen, wo ihn der Wind nicht znsammcngcwcht hatte, 9—10 Zoll hoch. Nach ungefährer behörd licher Schützling lagen anf den Straßen nud Plätzen cn. 150,000 Fuhren Schnee, deren Beseitigung einen Kostenaufwand von 200,000 Mark verursachen wird. Bis Anfang Februar hat mau dort iu diesem Winter bereits 300,OM M. an HilfSarbeitcrgebühr gefordert. Aus Pirna wird gemeldet: Dcr Nanbmördcr Haase, welcher bekanntlich den Hnngcrlod suchen wollte, hat sich nach ein paar Tagen strengen Fastens anf Zureden dcs Bczirksarztcö wieder zur Annahme seiner Mahlzeiten verstanden. Znm Obcr-Ncichsgcrichtöauwalt beim Ncichögcricht in Leipzig ist der Gencralprokurator von Secken dorf iu Köln bestimmt. Damit erledigen sich wohl die Gerüchte, die für diesen Posten einen der namhafte sten Juristen außerhalb Preußens bezeichneten. Am Mittwoch Morgen mußte dcr Wissensdurst ciucS Theiles der Schulkinder in Dahlen ungestillt bleiben, weil mehrere Lehrer — verweht waren. Dic Herren waren mit dem NalhSrcgislrator nm Diens tag "Nachmittag gen Leipzig gedampft, auf der Nück- fnhrt aber bei Wurzen im Schnee stecken geblieben. Erst Mittwoch Nachmittag ^2 Uhr trafen sic wieder ein. Beim AnSsteigen iu Dahleu spielte ein Mnsik- chor: „Wir geh'» nach Lindenau" und darauf daö berühmte: „Du bist verrückt, mein Kind." Anö Mitwcida schreibt man untcrm 26. Fcbr: Dic in bcthciligtcn Kreisen mit großer Spannung erwartete Hauptvcrhandlnng gegen den vormaligen Direetor dcö VorschnßvcreinS zn Noßwciu, Engel- bcrt Arückiicr von da und Gen., wird vor hicsigcm königlichen Bezirksgerichte künftigen 6. März und folgende Tage abgchalten werden. Als Vcrthcidiger werden die Herren Advocat Schneider von hier, Advoeat Häntzschel imd Advocat Ür. Enzmann anö Chemnitz fungircn. Ain Nachmittag dcö 22. d., Punkt 4 Uhr, langte dic crstc Lokomotive in Stollberg an. Jahrzehnte laug hat mau sich dort nach direkter Eiscnbahnvcrbmd- uug gcschut. Die neue Bah» ist i» ihrer Hanptanö- dchiiimg vo» Stollbcrg bis St. Egidicu 19,„ Km. lang, die "Nebenstrecken Höhltcich-Liigau mid Zwcig- gclcise bei DclSnitz noch 3 Km. Infolge dcö gewaltigen Schnccwcttcrs haben sich in der näheren Ümgcblmg von Zwickau verschicdcne Unfälle zngctragcm Dcr Milchhändler Frommhold in Stcmi ist von Planitz kommend am Sonntag Abend von der Straße abgckommcn. Er spannte deshalb sein Pferd ab, verfehlte jedoch den rechten Weg und wurde Montag früh gegen acht Uhr vom Bahnwärter Ullcmann in Lichteutanuc anfgefimdcu nud in dessen Wohnung getragen. Hier erholte cr sich wieder soweit, daß er Nachmittags in scinc Hcimath gehen konnte. Das Pferd wurde noch wohl au einem Busche stehend vorgcfuudcu, dcr Wagen aber ist erst am Dienstag im Schnee steckend vvrgefimdcn worden. — Ein Bürger, dcr während des heftigen Schnee gestöbers am Sonntag Abend anf dem Nückwegc von "Marienthal nach Zmickan begriffen war, stieß, in nnmittclbarcrNühc deSEiscnbahnviadnktcsaiigekommcn, mit dem Faße auf einen iu den dort angewehteu Schuec verborgenen Gegenstand. Eine genauere Untcr- uchnng ergab, daß ein Manu im Straßengraben von )cu Schneemasscn eingehüllt lag, jedoch noch nicht erfroren war. Das dic Stadt Planen dnrchlaufcndc Gerücht, daß gegen den Sladtrath Brink ein Mordversuch untcr- lommcn worden sei, ist anf folgende» Vorfall zurück- zuführcn. Nachdem dcr Armcnhans-Auöschnß beschlos- cu hatte, de» Armcnhäuöliug Weinhold am 26. Fe- Nuar anö dem Armcnhause zu entlassen, ihn aber nn- zmvciscn, Planen binnen 24 Stunden zu verlasse», ließ Herr Stadtralh Brink den Weinhold, weil cr