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Aiichffche Llbjeitmy. Amts- unö Anzeigehlatt für das Königs. Gerichtsamt und den SLadtrath zu Schandau nnd den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Tächf. Elb-Zeit»ng" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. fiir I Mark vierteljährl. zu beziehen. — DU* Inserate für daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 9 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter ü Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Uebereinknnft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden nnd Leipzig die Annvnccn-Büreaus von Haasenstein ck Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Nnd. Mosse. 5. Schandau, Mittwoch, den 15. Januar ^7!). Politische Weltschan. Unser Kaiser erfreut sich fortgesetzt des besten Wohlseins und widmet sich in alter Weise mit voller Regelmäßigkeit der Erledigung der Negicrungö- gcschäfte. Der Monarch hat im Laufe der Woche wiederholt die Vorträge des Staatssekretärs im aus wärtigen Amte, des Ministers des Innern, des Kricgs- ministcrS, des EhcfS der Admiralität und Anderer entgcgcngcnommcn. Am Sonntag ist im Königlichm Schlosse das KrönnngS- und Ordcnöfcst in hergc brachler Weise gefeiert worden, und voraussichtlich wird am Donnerstag mit der großen Cour im Schlosse die Reihe der Hosfcstlichkcilc» beginnen. Die Berathungc» der BundeSrathSauS- schüssc über den Bericht der Tabaks-Engnülc-Kom- Mission haben ihren Anfang genommen und beschäftigt sich zunächst mit der Bcrthcilnng von Referaten. Be greiflicher Weise sicht man mit großer Spannung den Ausschußantrügen entgegen, weil man zweifelt, daß die Ausschüsse allen Vorschlägen der Commission zustimmcn werden, nnd ziemlich allseitig wird als sicher angesehen, daß eine Vorlage über andcrwcitc Besteuerung des Tabaks dem nächsten Reichstage zu- gchcn werde. Höchst wahrscheinlich wird man den Vorschlägen der Enqnölc-Commission entsprechend eine modificirte Gcwichtüst...^r dem Reichstage unterbreiten. Im Re ichöjustizamt gedenkt man die Gebühren ordnung für Rechtsanwälte, sowie das znr Zeit dem Bundcürath zur Begutachtung vorliegende Gesetz, bc^ treffend die Fälschung der RahrnngSmittcl, unter allen Umstünden dem nächsten Reichstage vorznlegcn. Ob dies auch mit anderen Gesetzentwürfen, so z. B. die über die Pfandbriefe und Eiseubahnobligationcn, der Fall sein wird, hängt davon ab, ob cincSlhcilö die Entwürfe bis zu jener Zeit fertig gestellt werden können und audcrcnthcilö der Reichstag die nölhigc Zeit er übrigen wird, nm neben den genannten Gesetzen nnd den zu erwartenden Stcucrrcformvorlagcn auch diese Materien zu erledigen. Der Reichskanzler hat beim BnndcSrath in letzter Woche eine Vorlage Angebracht, welche die Strafgcwalt des Reichstages über seine Mitglieder gesetzlich regeln soll. Danach soll die Strafgcwalt des Reichstages über seine Mitglieder anSgcübt wer den von einer Commission, die auö den Präsidenten nnd zehn Mitgliedern dcö Reichstages besteht. Die Wirksamkeit der Commission hätte cmzntrctcn, wenn der Präsident des Reichstages oder 20 Ncichstngö- abgcorducte dieselbe beantragen, und sollen die zu verhängenden Strafen ans Verweisen, Ausschluß aus dem Reichstag, Verlust der Wählbarkeit und selbst Anträgen auf strafrechtliche Verfolgung bestehen. Dicscr Gesetzesvorlage des Reichskanzlers gegenüber muß allerdings zugegeben werden, daß sic einem vorhandenen Bedürfnisse entspricht, denn der Reichstag ist in seinen letzten Sessionen mehrfach der Tummelplatz dema gogischer, nahezu ekelhafter Kraftproben gewesen und als eine besondere Maßregel gegen die socialdemv- kratischcn Abgeordneten tonnte man sich vielleicht die Gesetzvorlage dcö Rcichskanzlcrö gefallen lassen. Dcr Würde dcö Reichstages hätte es aber mehr entsprochen, wenn dieser selbst einen entsprechenden Antrag gestellt Hütte. Schwerlich wird daher auch der Reichstag dieser Vorlage in allen Punkten bcistimmcn, sondern eine wesentliche Modifikation derselben verlangen. Zwischen der deutsche» Negierung und dem schweizerischen Anndcörath ist, um die Verwaltung der Rechtspflege beiderseits zu erleichtern, eine Verein barung getroffen worden, nach welcher den dcnlschcu nnd schweizerischen Gerichtsbehörden der unmittelbare Geschäftsverkehr in allen Fällen gestattet ist, in welchen nicht der diplomatische Verkehr durch Staatöverträgc vorgcschricbcn ist, oder in Folge besonderer Verhält nissc räthlich erscheint. Das preußische Abgeordnetenhaus hat am 8, Januar seine Sitzungen wieder aufgenommcu. Obwohl die Thcilnahmc der Abgeordneten in der ersten Sitzung für die vorliegende» Gesetzentwürfe mir schwach war, da sich Viele derselben in Privatcrörlcrmigcn über die große TagcSsrage, den Finanzplan des Reichs kanzlers, ergingen, so erledigte das Abgeordnetenhaus doch in dritter Lesung die Znsatzbcstimmung zu Artikel 86 und 87 der Verfassung, betreffend die Errichtung ge meinschaftlicher Gerichtshöfe in den deutschen Bundes staaten, sowie eine Anzahl kleinere Gcsctzcntwürfc. Ferner wurde der „Cultuö-Etat" Gegenstand einer lebhaften Erörterung und die „Polnische Sprachfragc" sowie der Cnltnrkampf wurde von einige» Abgeordnete» i» höchst langweiliger Weise erörtert. Der Abgeordnete Windthorst zeichnete sich in bekannter Weise durch die Länge seiner Reden auö. Daö ministerielle Programm, welches in Frankreich bei Eröffnung der parlamentarische» Session vorgclcgt werden soll, war kürzlich Gegenstand dcö Mmistcrrathö »ntcr dcm Vorsitze dcö Marschalls Mac Mahon. — lieber de» Sieg der Republikaner bei den Sciiatorcnwahlcn sind verschiedene Mcinmigcn in Frankreich vertrete», welche die Presse z» der An sicht geführt haben, die radikale Strömung werde schr bald eine Parteispaltimg unter den republikanischen Gruppen bewirken. Einige Blätter, unter ihnen namentlich „i'vnivor8" und „I'vnion" gehen sogar soweit, eine große gesellschaftliche Katastrophe zu prophezeien. In Oesterreich, wo man ebenfalls an der bekannten StaatSkrankhcit, dcm Deficit, leidet, wird lebhaft die Frage erörtert, ob man dasselbe nicht durch Nachahmung der zollpolitischcn Ideen dcö deutschen Reichskanzlers beseitigen könne. Vorschläge in dieser Richtung liege» bereits in Menge vor. — Der nngnrischc Fmanzministcr hat das Ucbcrcin- konlmcm behufs Einlösung der ungarischcn Schatz- anwcisungcn 2. Emission und Deckung scincö sonstigen Bedarfs mit der Crcditaustalt-Nothschild-Gruppe ab geschlossen. Der englische Premierminister Lord Bea consfield, welcher an der Gicht darnicdcrlag, ist günz- lich von seiner Krankheit wieder hcrgcstcllt nnd hat seine amtliche Thätigkcit wieder ausgenommen. Die afghanische Angelegenheit ist in ein neues Stadium getreten nnd erführt man aus ciuem vor Kurzem stattgchnbtcn Zwiegespräch zwischen dcm Corrcspem- dcntcn dcö „New-Jork Hcrald" und dcm russischen General Kauffmann, welcher als Gonvcrncur von Turkestan genau die Verhältnisse dcö englisch-nfgha- nischcn Kricgcö kennt, daß die Erfolge der Engländer durchaus nicht so hoch anzuschlagcn seien, als daß ein befriedigender Abschluß dcö Krieges oder gar eine Unterwerfung Afghanistans vorauöznsehcn sei. Bcrgslämmc, welche durch Bestechung znr Unter werfung gebracht waren, haben sich nach Abzug der englischen Truppen wieder erhoben und Einfälle in englisch-indisches Gebiet gemacht, sodaß die englische Armee sich im Rücken bedroht sah. Ans Italien erfährt man, daß die Bezieh ungen dcö Vatikans zu Rußland sich in dcn letzten Monaten erheblich verschlechtert haben. Wahrscheinlich hängt dieser Umstand mit der Versetzung des früheren russischen Agenten am päpstlichen Stuhle, Fürsten Omronsoff zusammen. Derselbe wurde nämlich nlö russischer Gesandter nach Bukarest geschickt. Die „Voce della vcritn" hofft, daß der erste russische Bot- schaftösccrelär in London, Herr Boutencf, zmn Agen ten in Nom ernannt werde» wird. In russischen Ncgierungökrciseii beschäftigt mau sich lebhaft mit der Frage, wie der im Jenola- jcwök'schcii Bezirke auSgcbrvchcuen Epidemie, dem Flecken-TyphiiS, (nicht, wie berichtet wurde, Meuscheil- Pcst) am wirksamsten eutgcgeuzulrcteu sei. Es wurde in Petersburg in einer außerordentlichen Confcrcnz dcö McdiziualratheS beschlossen, eine strenge Quaran täne anzuordnen mid erprobte hygienische Maßregeln zu ergreife». Zugleich geht von der russische!! Sani tätsbehörde die Mahnung aus, die Presse möge vor sichtig in der Verbreitung übertriebener Nachrichten bezüglich jener Epidemie sei», da die Folgen aufre gender unwahrer Berichte über diese Krankheit schr verderbenbringend sein würde. — Der Abschluß des definitiven Fricdensvcrtragcö zwischen Nußland nnd der Pforte ist noch immer nicht erfolgt, da die Zahlung der Kriegsentschädigung von 600 Mill. Rubel der Psortc mmwglich ist. Die Verhandlungen beschränken sich daher auf andere Punkte dcö Prüli- minarvcrtragcS von San Stcfauo, bci denen man zn schnellerem Abschluß zu kommen gedenkt. — Der russische General NaSgonoff traf am 25. Dcccmbcr, neuesten Nachrichten zufolge, mit dcm Emir von Afghanistan in Mazarichcriff cin und soll der Emir noch immer die Absicht haben, nach Petersburg zu reisen. Von Spanien wird dcrTod dcö Gcncralö Espartero gemeldet, cincö Manucö, welcher sich zn wiederholten Malen hervorragend im Staate auS- zcichnctc und einen bedcntcnden Einfluß auf die Ne gierung dcö Landes ansüblc; cr halte daö 87. Jahr erreicht. Nandglossen zum englisch-afghanischen Kriege. Mannigfach sind die SicgcSnachrichtcu, welche seit Beginn dcö afghanischen Krieges bis heute von Lou don aus über die Erfolge der englische» Armee gegen dcii Emir Lchir Ali »nd seinen Sohn Jaknb Khan in die Welt gesandt wurde», und kaum cinmal ist ei» Mißerfolg der Engländer zn verzeichnen gewesen. Dem natürlichen Verlaufe gcmüß müßte» demnach jetzt endlich vom starken England dcm Besiegten die FriedcnS- bedinguugcn diklirt, nnd der britischen Krone ein Theil dcs afghanischen Gcbictcö cmvcrleibt werden, worauf der Schluß der Fcindscligkcite» zu erfolgen hätte. So denkt und folgert Jedermann, welcher die britischen Berichte ansmcrksam gelesen hat. Desto mehr ist jetzt die Welt erstaunt über die ganz uner wartete Wendung, welche die afghanische Kricgöaffaire genommen hat. Sie ist nichts weniger als zum Ab schluß gelaugt, soudcru beginnt von Neuem, indem sie in cin andcrcö Stadium getreten ist. — Daö Rülh- scl, weshalb diese Enthüllung so spät mid unerwartet gekommen, findet seine Lösung darin, daß bisher mir englische Tclcgraphcnlcitungcn als Berichterstatter dien ten, während cs dcii Afghanen, bci dcm Mangel an Eisenbahnen, Posten und Telegraphen unmöglich war, Kriegsberichte vom Stapel laufen zu lassen. Neuer dings sind mm aber Berichte von russischer Seite in die Ocffentlichkcit gedrungen, welche dcn cnglischcn Siegcöbullctmö cin cigcnthümlichcs AuSschcn verleihen. So hat der Corrcspoiident dcö „Ncw-Uork Hcrald" eine dcr bcstcn amcrikamschcn Zcitnngcn, kürzlich eine Uiitcrrcduug mit dcm russischen General „Kauffmann", dem Gouverneur von Turkcslaii, gehabt, auö welcher hervorgcht, daß mau russischer Scitö nicht im Ent- scrmcsteu an die Beendigung des Krieges, geschweige denn an glänzende Eroberungen Englands in Afgha nistan glaubt. Dcr Gcneral sprach dic Ansicht auö, daß dcr Emir Schir Ali seincn Sohn nur deshalb vorgeschoben habe, um dic Engländer durch Fricdcuö- mtcrhalidlungen hiuzuhaltcn und später dic Feindsclig- citen wieder selbst aufnchmc» zu können. Die af ghanischen Truppen selbst seien ausgezeichnet und nur ihre Führung sei eine erbärmliche, so daß, wen» Schir Ali cin besseres OffizicrcorpS besäße, cr den Englän dern sehr gefährlich werden tonne. Der General Prach die Nebcrzcngimg aus, die Engländer würden, anstatt einen zn jeder Jahreszeit ünßerst beschwerlichen Krieg fortznsetzeu, eö vorzichcn, Geld und Leute zu schone» und dem Nnglückölande, daö ihnen von 1842 nur zu gut in Erinnermig sei, dcn Rücken zn kehren. — Außerdem solle» die afghanischen GcbirgSstümmc, welche sich den Eiigländcrn ergeben habe», meistens