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MsdmfferTageblatt fSr die Königliche Amishauptmannschast Meißen, für das Königliche Amtsgericht und den Gtadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandt Postscheck.Konto: Leipzig Rr. 28614. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Amts- Wochenblatt für Wilsdruff uni» Umgegend. Erscheint seit dem Lahre 484^. Inlcrti-Nöyrriö N> VfL. für die v-gcsvaltcnc Korpuszeile oder deren N«im, Lokolprris 15 pf«„ KkNumen 45 pfg,, alles ml« 10-/« Tcuerungözuschlag, Zcilranb und fadcilarischrr Kaff IM« 5üV« Aufschlag. Bei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Nachlaß. Bctanntmachungcn im amtlichen Teil (nur von Behörden) die Spaltzeilc Mvfg. bcz. 45 pfg. / Nachwcisungs- und Offcrtengcbüdr ro bei. ZV Pfg. /- Lclephonische ^nseraten-Aukgabc schließ« jedes MeNamationsrccht aus. > Anzeigenannahme bis 1« Uhr vormirtags. 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In demselben Augenblick, da über Italien das große Verhängnis hereingebrochen ist und die Augen der ganzen Welt auf den unerhörten militärischen Zusammenbruch einer Großmacht gerichtet find, die sich stark genug gefühlt hatte, mit anspruchsvoller Gebärde über Lie bisherigen Grenzen ihres Gebietes »hinauszugreifen — in demselben Augenblick läßt Rußlands Diktator Kerenski sich mit einem Eingeständnis hören, das wie ein schriller Alarmruf durch die Länder der Entente gellen muß. Er hatte sich seit der Niederwerfung des Kornilowschen Putsches recht still verhalten. Der Verlust von Riga, die Niederlage von Jakobstadt und die Vertreibung der russischen Ostseeflotte von den vorgelagerten Inseln am Moonsund haben ihm doch viel zu denken ge geben und den sonst von hochtrabenden Redensarten ständig überfließenden Mund zum Verstummen gebracht. Vielleicht haben ihn auch die Bemühungen um die Wiederaufrichtung der Heeresmacht zu sehr in Anspruch genommen, man kann es nicht wissen. Jetzt aber berichtet Reuter ziem lich unversehens, daß Kerenski dem Petersburger Vertreter der „Associated Preß" erklärt habe — oder, wie er sich mit begreiflicher Vorsicht ausdrückt, erklärt haben soll —, Rußland sei erschöpft, und es sei sein Recht, von den Verbündeten zu fordern, daß fortan sie die Last des Krieges trügen. Das klingt sehr unwirsch, und daß Reuter sich dazu verstehen muß, diese Unglücksbotschaft zu verbreiten, geschieht sicherlich auch nur unter dem Zwange der Verhältnisse. Aber ein tiefes Geheimnis wird damit der Welt ja eigentlich nicht enthüllt: nur daß es jetzt zu Beginn des vierten Kriegswinters von Kerenski in wie es scheint ziemlich schroffer Form preiSgegeben wird, ist ein sehr bemerkenswertes Kennzeichen der Lage. Vor dem vierten KriegSwinter stehen die Männer der vorläufigen Regierung offenbar mit schaudervollem Ent setzen. Sie sehen keine Möglichkeit ihm auszuweichen, wohl aber wird es mit jedem Tag klarer, daß das Volk des Treibens dieser sogenannten revolutionären Demo kratie gründlich müde geworden ist. Mehr und mehr wendet es sich wieder den Wortführern der äußersten Linken zu, die im Sommer der Gewalt hatten weichen wüsten- die aber jetzt wieder mutig den Kopf erheben und allem Anscheine nach einen neuen Waffengang um die Erobe rung der Staatsgewalt wagen wollen. Die erste November woche soll zumLosschlagen bestimmt sein. Allenthalben machen sich schon die Anzeichen einer Aufstandsbewegung bemerk bar. Auf wichtigen Bahnstrecken wird der Verkehr ein gestellt, wie es heißt, angesichts der hartnäckigen Gerüchte von einem bevorstehenden Vorgehen der maximalistischen Truppen. Der Militärgouverneur von Petersburg erläßt außerordentliche Anordnungen, um die Ordnung aufrecht zu erhallen. Der Garnison ist befohlen worden, alle Kundgebungen mit Gewalt zu unterdrücken, den bürger lichen und militärischen Behörden aber kräftige Unter stützung zuteil werden zu lasten. In den Straßen der Hauptstadt sieht man wieder Panzerkraftwagen her- umsahren, und einzelne Truppenteile drängen sich an «den Generalstab des Petersburger Militärbezirks heran Mit der Versicherung besonderer Ergebenheit und Zu verlässigkeit; was auf die Stimmung anderer Teile der Garnison entsprechende Rückschlüsse zuläßt. Und zu gleicher Keit verbietet ein Regierungserlaß den Verwaltungen von Fabriken und Werkstätten, den Arbeitern Geldstrafen auf zuerlegen — was auch recht tief blicken läßt in die sozialen Zustände der russischen Industrie. Damit nicht genug, nehmen auch die Auseinandersetzungen der vorläufigen Regierung mit Len örtlichen Gewalten in der Ukraine und in Finnland mit Jedem Tage unfreundlichere Formen an. In Kiew ist die Aufstellung einer besonderen Truppenmacht von ukraini- Men Kosaken schon sehr weit vorgeschritten, und in Helsingfors nimmt der Widerstand der Landesbehörden gegen die Befehle der Zentralregierung immer mehr den Charakter offener Auflehnung an. Gar nicht zu reden erst von den furchtbaren Gefahren der Hungersnot, von Ker die russische Verwaltung sich jetzt auf allen Seiten umlauert sieht. Im Sommer konnte Kerenski noch glauben, daß sich irgendein Wunder ereignen und sLas Land über den Abgrund hinwegtragen werde, besten -unheilschwangere Schlünde er unzweifelhaft schon damals mit voller Deutlichkeit sich abheben sah. Aber das Wunder 'ist ausgeblieben, wenigstens im Lager der Entente, und so cheißt es nun, der fchreckensvollen Wirklichkeit mit Fassung ins Antlitz zu sehen. Rußland ist erschöpft, laßt uns ; endlich in Ruhe — so ringt es sich von seinen gequälten Lippen. Aber die Verbündeten, werden sie Verständnis baden sür die verzweifelte Lage des Landes der .glorreichen" Revolution? Oer Krieg Kaum war die in obigen Zeilen besprochene Äußerung in der Öffentlichkeit bekanntgeworden, da meldete sich Mr. Lansing zum Wort. Der amerikanische Staats sekretär ließ erklären, „daß weder auf Grund amtlicher Meldungen der Regierung noch Kerenskis durch Kabel übermittelter Feststellung be hauptet werden könne, Rußland beabsichtige den Krieg aufzugeben. Die Regierung bedauere solche Auslegungen. Überdies kitzmte darauf hingewiesen werden, daß das Ver trauen der Regierung zu Rußland durch die Ermächtigung zu einer Anleihe von 31700000 Dollar aus Krediten, die Rußland früher eingeräumt worden seien, neuen Ausdruck gefunden habe. Diese Summe werde der russischen Re gierung sofort zur Verfügung stehen." Echt amerikanisch! Rußland erklärt durch den Mund Kerenskis, daß es erschöpft, entkräftet sei. Da klopft sich Lansing wie ein reicher Chicagoer Schweineschlächter auf Len rechten Schenkel, auf die Stelle, wo der Geldbeutel ruht un- ruft: »Wir zahlen gut, wir zahlen bar — her mit dem Rest eures Blutes!" Einen größeren Zynismus hat man selbst in diesen: Kriege noch nicht erlebt. (Amtlich. W. T. H.» Großes Hauptquartier, den 4. November 1017. W e st! i ch e r K r i c g § s ch a n y > g tz, Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern spielten sich bei örtlicher Fcuersteigernna längs der Äser und nordöstlich von Bvern klcincrk Fnfnntc- rickämpfe bei Passchendaelc ab. Wir verbesserten durch Bor stoß unsere Linien und wiesen an mehreren Stellen englische Teilangrisfe zurück. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Am Oise Aisne Kanal und längs des Ailette-Grundrs lebhafte Artillerictätigkrit und erfolgreiche Gefechte unserer Bortrnppen mit französischen Aufklärungsabteilungen. Auf dem Ostuscr der Maas verstärkte sich der tagsüber lebhafte Feuerkampf am Abend zwischen Samoaneux und Bezonvaux. Unsere zusammrngefaßtc Abwchrwirkung hielt einen am Ehaumr-Wald sich vorbereitenden Angriff der Franzosen nieder. östlicher Kriegsschauplatz. Tic Lage ist unverändert. An der Straße Riga—Wenden wurden russische Streik- abteilungru bei Segrwold zersprengt. Mazedonische Front. Der seit Tagen starke Artillcriekamps «wischen Vardar und Doiran-Sce dauerte gestern an: bisher sind nur eng. lische Teilvor'tvßc erfolgt, dir von den bulgarischen Sich» rnngen abgeschlagen wurden. Italienische Front. Längs des Tagliamentv Artillerirtötigkrit wechselnder Stärke. / ... Der Erste Genernlqnartirrmenter Ludendorff. > Berlin, 4. November. Ein kleiner deutscher Hilfskren, zcr. Kommandant Kapitänlentnant d. R. Lauterbach, ist am 2. November im Kattegat nach tapferer Gegenwehr non einer Übermacht von sechs feindlichen Kreuzern und nenn großen TorpedoborstSzerstörrrn versinkt worden. Ter eng lische Bericht mrldrt die Vernichtung von zehn Patrouillen- sohrzengen. Ties entspricht nicht den Tatsachen: deutsche Kriegsiahrzcuge werden außer dem genannten Hilfskreuzer nicht vermißt. . . Ter Chef des Admiralstabes der Marine. Der Rus aus Petersburg, sie sollten fortan die Lasten des Krieges tragen, trifft sie zu einer Zeit, wo sowohl England wie Frankreich gar keine Möglichkeit mehr haben, Liefe Lasten auf andere Schultern adzuwälzen. Belgien, Serbien, Rumänien haben sich längst verblutet, Ruß land ist gebändigt durch Hindenburgs starke Faust, und Italien schreit jetzt selbst nach Hilfe, nach dem eS in elf schweren Jsonzoschlachten die Blüte seines Volkes dem unheiligsten Egoismus hingeopfert hat. Die Westfront zehrt unausge setzt an den Kräften des Feindes, und wenn sie jetzt gar noch zugunsten der Italiener geschwächt werden soll, dann bleibt zur Entlastung der Russen wirtlich gar nichts mehr übrig. Sie tragen schon die Lasten des Krieges, die edlen Briten vor allen, dazu haben sie sich im Lause dieser Jahre tzhließlich doch verstehen müssen. Und wenn Kerenski Entlastung braucht, um Rußland am Leben erhalten zu können — bei seinen Verbündeten wird und kann er sie nicht finden! ' Wien, 4. November. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz. Tie Gefechtstätigkeit am Tagliameuto nimmt zu. Die Kampftage gestattet erst beute, zu überblicken, was während der zwölften Jsonzmchlacht bei der Gruppe des Generals der Infanterie Alfred Kraust von den verbünde ten Truppen nud ihren Führern geleistet wurde. Die Eroberung des 260(1 Meter aufragenden Camin-StockcS und des 1668 Meter hohen Siol, das unaufhaltsame Vor dringen in den unwirtlichen, wegarmen Gebirgen südlich des Fella-TaleS, das weder der Feind,, noch Witterungs unbill, noch italienische Zerstörungsarbeit ui verzögern vermochte, die Gewinnuna von Resiutta, die Einnahme des befestigten Lagers von Gemona-Oioppo sichern senen ge birgsgewohnten Truppen, darunter den Infanterie- Regimentern Nr. 14 und Nr. 59, den Tiroler Kaiserjägern, den Steirischen Schützen-Regimentern Nr. 3 und 26 und den Kaiserschützen ein neues Ruhmesblatt in der Geschichte des größten aller Kriegs. Östlicher Kriegsschauplatz und Albanien. Unverändert. Der Chef des Generalstabes. * Ein Seegefecht im Kattegat. Das Kopenhagener Bureau „Ritzau" meldet: Am 2. November vormittags fand ein kleines Seetreffen zwischen englischen Torpedojägern und einigen deutschen bewaffneten Fahrzeugen, unter denen sich ein gröberer Dampfer und mehrere Fischdampfer befanden, auf inter nationalem Gebiet im Kattegat statt. Der bald getroffene große deutsche Dampfer sank. Es wird angenommen, daß auch zwei Fischdampfer gesunken sind. Die englischen Torpedojäger nahmen dreißig Mann von der Dampser- bcsatzung auf. Ein zufällig südwärts vorbeifahrenü-r Handelsdampfer nahm fünfzehn Mann auf, die abends in Kopenhagen gelandet wurden, darunter fünf Verwundete, die ins Hospital übergeführt wurden. Insgesamt sollen fünfzig deutsche Matrosen umgekommen sein. Wie von unterrichteter Seite dazu geschrieben wird, handelt es sich allem Anschein nach um ein kleineres Hilfsschiff, das sich im Kattegat befand. -r- Venetien und Knaut. Unser Vormarsch in Oberitalien. Die verbündeten Truppen dringen unaufhaltsam in die Ebene Venetiens vor und haben auch schon von der italienischen Landschaft Friaul ein gutes Stück erobert. Damit sind, wie so oft schon in diesem Wellkriege, wirt schaftlich wichtige Gebiete in die Hand der Mittelmächte gefallen. Venetien ist ebenso wie Friaul ein landwirtschaft lich sehr fruchtbares Gebiet. Bei der Lebensmittelnot, die augenblicklich in Italien herrscht, ist der Wegfall einer jede Menge landwirtschaftlicher Produkte doppelt schwer zu ertragen. Hinzu kommt, daß mit NLine ein außer ordentlich wichtiger Verkehrspunkt oerlorengegangen ist. Damit hat die Lebensmittelversorgung Italiens eine neue erhebliche Erschwerung erfahren. Venedig, Las nicht un gefährdet erscheint, ist besonders während des Krieges zu einer großen Industriestadt au-gebaut worden. Die Kriegs industrie VenedigS, das vor dem Krieg, in der Hauptsache von Fremden- und Luxusindustrie lebte, ist heute recht bedeutend. Jedenfalls dringt der Vormarsch der Ver- dün^eten ins Nervensystem deS wirtschaftlichen Ita liens ein. * Frontverlegung am Damenweg. Wie auS Rotterdam berichtet wird, hat die deutsche Heeresleitung dem Mitarbeiter des „Nieuwe Rotterdamsche Courant" in Berlin am 1. November folgende Mitteilung machen lassen: In einer der nächsten Nächte soll die deutsche Stellung am Chemin-des-Dames ungefähr von Filain bis Juvincourt nach einem Gebirgsrücken, der 2 bis 3 Kilometer vom Chemin-deS-Dames parallel liegt, ver legt werden. Die Franzosen hatten durch ihr letztes Vor dringen Einblickspunkte erreicht, wodurch sie mit ihren Geschützen unseren Stellungen sehr lästig werden konnten. Die deutsche Heeresleitung beschloß deshalb, ihrer wieder holt bewährten Taktik gemäß, die Truppen nach einer vor längerer Zeit vorbereiteten günstigen Stellung zurückzu- ziehen, wo sie in ungefähr der nämlichen Lage wie auf dem Chemin-des-Dames, aber der Wirkung der feindlichen Artillerie weniger ausgesetzt sind. — Der deutschen Presse war der Plan der Frontoerlegung schon seit mehreren Lagen bekannt.