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ÄWsche Elbzeitmy. Amts- «nö Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den SLadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderats) zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. für l Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — ULK' Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh !> Nhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh !> Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpnSzeile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter ü Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Ueberelnknnft.) — Inserate für die Elbzcitnng nehmen an in Hohnstein Herr Aürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-Bürcaus von Haasenstein <L Bögler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Nnd. Mosse. 44. Schandau, Sonnabend, den 1. Juni I878. O Das Vorgehen gegen die Sozial demokratie. Die Attc»tatövorlagc, das Gesetz gegen die Aus schreitungen der Sozialdemokratie, ist bekanntlich von dem Bmidcörath zurückgezogen worden, nachdem der erste Paragraph von der Majorität des Reichstages abgelchitt worden war. Niemandem ist diese Verwer fung eines so plötzlich improvisirtcn NothstandSgcsctzcö unerwartet gekommen, aber auch Niemand wird sich darüber wnndcru, wenn die Neichtagsmchrhcit von den Frenndc» der Vorlage noch längere Zeit arg wird gescholten werden. In dem Rnfe: „Nieder mit der sozialdemokratischen Agitation!" haben sich schon seit Jahren alle rcichsfrcundlichc» Parteien geeinigt; in der Bekämpfung der sozialistischen Wühlerei, in der kräftigen Abwehr des sozialistischen Schwindels sind sic leider sehr indolent und nmhütig gewesen. Hat man denn aber in Rcgicrnugskreiscn dieser alle Ordnung auf den Kopf stellenden Äcwcgnug diejenige Anfmcrk samkcit zugcwcndct, welche ihr gefahrdrohendes An wachsen gebieterisch forderte? Wir glauben mit gutem Recht behaupten zn dür fen, daß man seit einer Reihe von Jahren viel zu wenig gethan hat gegen das üppige Emporw»chcrn des sozialdemokratischen Unkrauts. Der Kulturkampf gegen daö unfehlbare Papslthnm und seine Vcr- thcidigcr im Centrum verlangte ein Zusammenhalten lind eine Anspannung aller staatstrenen Kräfte und lenkte die Aufmerksamkeit ab von de» Vorkämpfern des krassesten CgoiömnS, der unter dem Dogma der allgemeinen Gleichheit und Brüderlichkeit die Köpfe des Volkes verwirrte. Gelegentlich einmal eine Sprengung sozialistischer Versammlungen oder eine Prcßmaßrcgclnug wegen journalistischer Extravacanzc», — darauf beschränkte sich die Abwehr der Negierung gegen sozialdemokratische Ausschreitungen, — daß auch auf diesem Gebiete mit nicht minderer Energie als auf kirchcnpolitischem Felde ein Kulturkampf auözu- kämpfcn wäre, dafür scheint man noch bis vor weni gen Wochen in ministeriellen Kreisen nicht die klare Einsicht gehabt zu haben! Die Untergrabung der Souveränität und Autori tät dcö Staates ist seit Langem mit gleicher Emsig keit von der rothcn wie von der schwarzen Interna tionale betrieben worden. In beiden sind cü über wiegend fremde, auswärtige Leiter, die den Staat ans seinen Angeln zu heben nnd au seine Stelle die Herr schaft deö Papstthnmö oder die einer sozialdemokrati schen Volksgewalt, eine Kommune nach Pariser Muster, zu setzen drohen. Gegen solche Parteien ist mit Aus nahmegesetzen, mit Ordonnanzen und Polizcimaßrcgeln nichts auszurichten; diese können höchstens das Auf brechen der Wnnden verhindern oder ein Pflaster auf dieselben legen, nnd dazu reichen der Sozialdemokratie gegenüber die vorhandenen Gesetze, wenn sie mit dem uöthigcn Nachdruck augcweudet werden, ans. Eine nachhaltige Hilfe wird die Ncgicrnng des deutschen Reiches in Verbindung mit allen reichötrcucn Parteien nur dadurch schaffe», daß die materielle nud geistige Entwickelung der Nation, vornehmlich die erstere, aus der gegenwärtigen Stagnation in neue segensreiche Bahnen geleitet wird, daß die bürgerlichen Elemente dcö Volles,, d. h. alle einsichtsvollen arbeitenden und erwerbenden Klasse», sich die Utopie» der Sozialdemo kratie klar mache» u»d sich dieser ihrem Prinzip nach revolutionären Partei als das eigentliche Volk muthig cutgcgcnstcllcn. Mit polizeilichen Nadelstiche» ist sic nicht todt zn machen! Wenn die Negierung sich der kräftigen Unterstütz ung der Nation zur Abwehr sozialdemokratischer Aus schreitungen versichern will, so darf sic vor alle» Dingen nicht den Weg einer politische» Reaktiv» cmschlagcn. Die heutige bürgerliche Gesellschaft ver tritt mit aller Entschiedenheit freiheitliche Prinzipien, sic will die Erhaltung dcö Staats nnd scinc Wohlfahrt durch dnncrnde, für Alle giltige Gcsctzc gcsichcrt wissen und sie wird die Ncgicrnng, dcrcn Ansichtcn über dic Vcrwcrflichkcit der sozialistischen Agitationen sic im vollsten Maße thcilt, zn dcrcn Bckämpfnng alle dic- jcuigcn Vollmachten verleihen, welche den Staat ans seinen gegenwärtigen Gefahren zn retten wirtlich ge eignet sind. Sic hat daö bereits gcthau in den Mai- gcsctzcu, welche nur vou deu Staals- und Ncichöfcindcu als Ausnahmegesetze verschrieen sind. Sic wird cö vollauf billigen, wcnn dic vorhandenen gesetzlichen Be stimmungen nach Bedarf in ihrer vollen Schürfe, gegen dic Sozialdemokratie zur Anwendung gebracht werden, wird ihrerseits die Hände nicht müßig in dci Schoß legen bei dcrcn Niederwerfung und wird dnrc ihre Vertretung allen Gcsctzcövorschlügcn der Negier nug zustimmcn, wcnn solche nicht bloö mit dem Prinzip der Freiheit nnd Gerechtigkeit in Einklang stehen, sondern auch wirklich und generell den Schlitz der Allgemeinheit gegen dic demagogischen Prütcn- sioncu rcvolutionürcr Minoritäten zu erreiche» ver sprechen! Ta.qcsgcschichte. Sachfen. Schandau. Am 30. Mai erschien dic erste Nummer der diesjährigen Bade- nnd Frcm- dcnlistc, welche 14 Parteien nnd mit Einschluß der iu dcu Hotels verkehrte« Passanten .277 Personen nachwcist — Dic Direktion der Sächß-Böhm. Dampfschiff fahrts-Gesellschaft macht bekannt, daß'die im Som- mcrfahrplanc bcmcrktcn AbcNdfahrtcn zwischen Telsche» und Schandau nicht am 2. Juni, sondern erst den ersten Pfiugstfcicrtag Sonntag, den 9. Jnni beginnen. — Seit Anfang dieses Jahrcö bis Ende April sind in den sämmtlichcn 168 Sparkassen Sachscnö in Sa. 28,542,588 Ak. cingezahlt nnd 27,230,773 Ak. zurnckgcznhlt worden. Im Monat April allein betru gen die Einlagen in ganz Sachsen 6,155,538 M., dic Nückzahlnngen 7,134,292 Akk. — Da cö in ncucrcr Zeit nngcmciu hänsig vor kommt, daß Passagicrc ans rciucr Bcqucmlichkeit ohnc Lösung ciucö Billctö in dcu Eisenbahnzng stcigen nnd daö Fahrgeld dircct dem Zugöpersonnl bezahlen, hierdurch aber erklärlicherweise für dic Eisenbahn-Ver waltung mannigfache Unzutrüglichkcite» entstehen, so hat die königliche Gcueraldirektio» der Staatöbnhucn dem Vernehmen nach augcvrdnct, daß von jetzt ab dic Bestimmung des deutschen Bctriebsreglemeutö, wonach jeder Passagier, der ohnc Billct im Zug bc- troffcn wird, selbst wenn der Verdacht einer Fahr- gcldhintcrziehung völlig ausgeschlossen ist, zn dem gewöhnlichen Billctprcis einen Zuschlag von 1 Mark zu cntrichtcu hat, auöuahmsloö zur Anwendung ge bracht werde. Dieser Zuschlag greift jedoch unr dann Platz, wenn der Passagier gleich beim Einstcige» unaufgefordert dem Zugöpcrsonal meldet, er habe wegen Verspätung kein Billet lösen können; in allen andern Fällen wird die sehr viel höhere Strafe für Billcthintcrzichnng erhoben. Wir können daher dem Publikum nur empfehlen, sich vor jeder Eisen- bahnfahn rechtzeitig am Billctschaltcr cinzufinden nnd dic erforderlichen Billets zu lösen. — Laut Bekanntmachung der Ministerien dcö Jnucrn nnd dcr Finanzen ist Herrn Hermann Michaelis in Chemnitz für einen Straßcndampfwagen ans Grnud der vorgclcgtcn Zeichnung und Beschreibung die Er- laubniß zur Benutzung dcr öffentlichen Fahrwege er- thcilt wordcn. Pirna. Der „P. A." schreibt: Dic Vorbe reitungen zu dem am 2l. und 22. Juli hier statt- fi»de»dcn Gcsangfcste des sächsischen Elbgansängcr- bundcs nehmen einen rüstigen Fortgang und vcr- 'pricht daö Fest nach Allem, was man darüber hört, ein großartiges zu werde». Bereits sind über 900 Säuger zum Feste angcmeldct nnd hat dic Em- guarticrungöcommissio» tüchtig zn thu», nm den an 'ic gcstcllten Forderungen zu genügen, doch wird hr gewiß auch diesmal die bei solchen Gelegenheiten so ost bewährte Generosität dcr Pirnacr daö schwere Amt erleichtern. Dresden. Nnnmchr steht cö fcst, daß am Vorabend der silbernen Hochzeitöfeicr unseres erhabe nen Königöpaarcö eine Bcrgparadc in Dresden statt- findcn wird nnd zwar am 17. Jnni Abends '/^O Uhr. Ungefähr 3200 Bergleute werden daran Theil nehmen. Vom schlesischen Bahnhof ans begeben sich dieselben nach dcr Bantzcncr Straße, woselbst die Formation deö ans sechs Abthcilungcn bestehenden Zuges erfolgen wird. Der Zug geht von dort die Hanptstraße entlang über die AugustuSbrückc nnd nimmt ans dem Schloßplntzc Aufstellung. Nach dcr Parndc bcwegt sich der Zng durch die AugustnSstraßc nach dem Ncumarkt, woselbst er seitens der k. Poli- zeidircktion weitere Weisungen über dic Tonr nach dem böhmischen Aahnhofc gewärtigt, wo seine Anf- lösnng erfolgt. Bevor die Bergleute Dresden ver lassen, werden sie, wie wir hören, auf dem Fcld- schlvßcheu sich noch rcstnurircu. — Bezüglich dcr Trichinoseu-Affairc in dcr Alt stadt ist mitzuthcile», daß noch sieben Erkra»ku»göfüUc zn behördlicher Kcnutniß gekommen sind; die Erkrank ten sind sämmtlich Handelsleute und alle sind in Folge dcö GcnnsscS von Würstchen erkrankt. Dic Fran dcö Flcischcrö — welche inzwischen sclbst auch noch au dcr Gesichtsrose erkrankt ist — nnd dic Gcscllcn liegen noch hart nnd fcst. Noch sci nachträglich bemerkt, daß sich dcr bctr. Fleischer in Bezug auf die Schuld- fragc außer auf dcu Flcischbcschaucr auch auf den Schlachtmcister bezogen hat. Auö Oschatz schreibt man dem „Ehern. Tgbl." untcrm 26. Akai: Dcr 24jährige Soh» dcö hiesigen Posthalterö und Ockonomc» Lochmann, ein lebenskräf tiger und allgemein beliebter junger Mann, hatte nm Vormittage des vergangenen Freitags das Unglück, in einer Scheune des sogenannten Postgutes, einer der chönsten Güter der Gegend, daö der Vater erst vor vcmgcn Monaten um den Preis vou 75000 Thaler ür seinen Sohn käuflich erworben hatte, von einem oberen Boden, auf dem Stroh anfbcwahrt wurde, durchzubrcchcn und auf den untcreu Schcnncuranm zu fallen, wobei er sich außer anderen bcdcntenden Verletzungen namentlich am Hintertvpfc so bedeutende Verletzungen zugczogcn halte, daß er nach fast 2tägigcr Ohnmacht gestern Abend verstorben ist. Großes Aufsehen erregt folgende amtliche Be kanntmachung dcö Polizcinmteö in Chemnitz: „Chemnitz, 27, Akai: Heute ist durch die Post ciu Brief dem Herrn Polizcimspcctor Carius zugcgangeu, durch welche» dieser ebenso wie Herr Staatsanwalt Schwcrdfcger und der unterzeichnete Polizeidireetor, anö Anlaß dcr Vorgänge' in dcr gestrigen Volköver- nmmlnng mit Mord bedroht werden. Behufs der 5rmittl»»g deö Verfassers liegt dieser Brief in der Hauptpolizeiwache zur Einsicht aus und hat der Nath dcr Stadt Chcmnitz ciuc Belohnung vou Eiuhuudert Mark für Denjenigen ausgcsctzt, welcher daö nächste Anhalten zur Ermittlung des Verfassers au dic Hand gicbt. gcz. Sicbdrath." Einem Rohprodukten i» Connewitz bei Leipzig ist dieser Tage das 25. Kind geboren wordcn. Von diesen leben 13, und zwar 7 männlichen, 6 weib lichen Geschlechts. Dcr glückliche Vater ist 59 Jahre alt und ist zum 2. Male vcrhcirathet. Dcr Mörder Graf aus Löbau, der in den Morgcn- tnndcn des 3. Mürz auf der Spitze deö Hntbergcs bei Herrnhut in so grauenvoller nnd kaltblütiger Weise seine Ehefrau gctödtet, ist, nachdem er nach einigen Tagen da rauf in Ebersbach im Gasthofe „zum goldneu Löwen" verhaftet und an das Bezirkögcrichtsgcfüngniß zu Zittau cingclicfcrt wordcn war, nach dcr Heilanstalt So»ucn- tein überführt wordcn. Der Verhaftete hat Spuren >on Geistesstörung in einer Weise gezeigt, daß an einer volle». Z»rcchnnngsfühigkeit gezweifelt wnrde.