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Die »Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch di« Post bezogen t,S0 Mark. Annahm« »»» Inserate« bi, „»mittag w Ms». Anserate werden mit ,o Pf M di« Spaltzeil« b««chn« LabellarischnfSasz nach d«sondtr«m Laris Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-D?rilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Nr. 109. Sonntag, den 9. September 1906. 5. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. IMttendorf.Vkrtlla, den,. September ,40s. — Im Sitzungasaale der Königlichen Amts« Hauptmannschaft Dresden - Neustadt, große Melßnerstraße 15, I. Etg-, werden in der Zeit vom 11. bis 17. September während der gewöhnlichen Dienststunden die au» einem von dem Sächsischen Ingenieur« und Architekten« verein veranstalteten Wettbewerbe für Entwürfe ju Kleinwohnungen hervorgegangenen und durch Preise ausgezeichnete Arbeiten und noch andere den gleichen Gegenstand behandelnde muster gültige Entwürfe unentgeltlich zur Ausstellung gelangen.^ — Die Aufhebung der Sonntagspaket- bestellung im Reichspostgebiet hat sich, wie das »Archiv für Post und Telegraphie" behauptet, bewährt und die Behörde wird deshalb auf dem einmal beschrittenen Wege weiter vorgehen, um den Personal eine fühlbare Erleichterung seines Dienstes an Sonn- und Festtagen zu gewähren. Die bereits in Groß-Berlin ein- gesührten Beschränkungen im Schalterdienst dürften auch auf andere größere Orte ausge dehnt werden. Zunächst wird noch eine andere Erleichterung des Sonntagsdienstes geplant, welche dem Postpersonal im ganzen Reiche zugute kommen wird; sie betrifft die Einstellung der Geldbestellung an den Sonn- und Fest tagen, für welche schon der Reichstag in seiner im vorigen Jahre gefaßten Resolution ringe- treten ist. In welchem Umfange dem Ver langen der Volksvertretung stattzugeben sein wird, darüber schweben gegenwärtig noch Er hebungen und Verhandlungen. , Klotzsche. Die III. Ferienstrafkammer des Dresdner Landgerichts verurteilte den Gemeinde- 'kpedient Emil Oskar Fischer wegen Unter schlagung zu 8 Monaten Gefängnis und 2 jährigem EhrenrechtSverlust. In seiner Stellung als Expedient bei dem Gemeindeamt« Klotzsche Unterschlug der Angeklagte seit Februar bis Amt diese» Jahre» Nach und nach insgesamt 478 Mk. 60 Pfg. die er für die Armenkasse vereinnahmt hatte, Fischer fühlte sich im Dienst« zurückgrsetzt und ergab sich deshalb dem Drunke. Dresden. Am Freitag Abend schoß sich M ersten Range des Kgl. ObernhauseS Während des letzten Aktes der Oper „Carmen" ein unbekannter etwa 25 Jahre alter Herr ein« Kugel in den Kopf. Er starb kurze Zeit darauf. Der Unbekannte, der Visitkarten mit b«M Namen Arthur Karfik mit sich führte, scheint zuletzt in Prag aufhältlich gewesen zu sein, er trug auch ein kleines 8. L. gezeichnetes Daschrntuch bei sich. Die Kugel ist durch daü eichte Ohr in den Kopf gedrungen und zur Tchädeldecke wieder hinauSgesahren. Der iunge Herr trug einen schwarzen Anzug mit Pelerine und einen Künstlerhut, in dem sich die Mma Iran Weiß-Prag findet. Von den Vorfall selbst haben die Besucher des Opern hauses, die wohl die Detonation hörten, aber glaubten, daß sie zur Handlung gehöre, kaum Notiz genommen. Dresden. Mit Rücksicht auf den Ueber- W an Wohnungen ist hier dem Bau staatlicher Wohnhäuser für Beamte Einhalt geboten worden. Das Areal von den Hohenzollern- Häusern in Vorstadt Löbtau war dazu bestimmt noch drei oder vier Beamtenwohnhäuser der ^taatseisenbahnverwaltung aufzunehmen. Die sichteten Hohenzollerhäuser aber machen dem ^taatsfiskus viel Schmerzen, und es ist sicher, daß der Staat an seinen Beamtenwohnhäusern ^deutendes Geld zusetzt, Die Baustellen des Mkus sollen deshalb bis auf weiteres nicht vebaut werden — zur Freude der Dresdner Hausbesitzer. Der beim Postamt Lockwitz angestellte ^eldbriefträger Kuttner ließ sich Unregelmäßig- «iten zu Schulden kommen, indem er Post- anwtisungen nichi an die Empfänger ablieferte. As ihm der Boden zu heiß war, wurde er unter Mitnahme von 700 Mark flüchtig und ließ seine Familie im Elend zurück. — Am Freitag Vormittag gegen dreiviertel 10 Uhr ist der Personendampfer der Sächsisch- Böhmischen Dampsschiffahrts-Gesellschaft Stadt Wehlen, der sich auf der Fahrt von Aussig nach Dresden befand, infolge des jetzigen ungemein niedrigen Wasserstandes der Elbe auf gefahren und leck geworden. Der Unfall er eignete sich unterhalb Aussigs. Auf dem Dampfer befanden sich rund 250 Passagiere, die mit Kähnen an das Ufer gebracht werden mußten, wo sie auf den kurze Zeit darauf verkehrenden Eildampfer warteten, der sie auf nahm. Der Dampfer sollte abends durch einen aus Dresden eintreffenden HilfSdampser flott gemacht werden. Schwepnitz. Am Freitag Abend ver unglückte hier der Arbeiter Max Nicklich aus Cosel dadurch, daß ihm ein Kind direkt ins Fahrrad lief. Nicklich stürzte ab und brach ein Bein. Pulsnitz. Großer Veruntreuungen und eines schweren V-rtrauensbruches machte sich der in der Eisenhandlung von Ernst Bergers Nachfolger hier seit 22 Jahren beschäftigte Markthelfer Emil Kind schuldig. In diesem Zeitraum entnahm derselbe fortgesetzt Gelder aus der Ladenkasse für sich, die die Höhs von mehr als zehntausend Mark betragen sollen. Der dem Geschäft entstandene Verlust soll durch größere Einlagen von Sparkassenbüchern, die Kind zur Verfügung stellte, gedeckt sein. Bischofswerda. Der HauSscklächter Röllig in Goldbach bei Bischofswerda hatte vor einigen Wochen beim Gutsbesitzer Max Grützner daselbst eine erkrankte Kuh geschlachtet. Wie sich später herausstellte, ist die Kuh milzbrand krank gewesen. Röllig hat sich jedenfalls bei der Schlachtung eine Verletzung und damit eine Blutvergiftung zugezogen. Schon nach einigen Tagen hat den Mann der Tod ereilt. Meißen. Von den Dampfschiffahrtspreisen wird dem hiesigen Tageblatt folgendes Kuriosum mitgeteilt: Wer mit dem Dampfschiff 2. Klasse von Meißen nach Dresden fährt und nur eine einfache Fahrkarte löst, bezahlt 55 Pfg., wer jedoch von Dresden nach Meißen, also strom abwärts fährt, bezahlt für dieselbe Strecke 59 Pfg. Ueber die Ursache dieses Preis unterschiedes befragt, gaben die Beamten lächelnd di« Antwort: „Es kostet mehr, weil die Fahrt schneller geht." Riesa. Der Wasserstand der Elbe ist noch weiter gesunken, so daß der hiesige Pegel an »der Elbbrücke am Donnerstag morgen 135 Zentimeter unter Normalstand anzeigt. Es fehlen somit an dem tiefsten Wasserstande de» trockenen Jahre» 1904 nur noch etwa 40 Zentimeter. jDa auch sowohl von der Oberelbe, als ihren ^Nebenflüssen bis heute allenthalben Fall gemeldet ist, dürfte ein weiteres Fallen der Elbe zu erwarten sein. Der Eil- Schnelldampfer „Leitmeritz" der Vereinigten Elbschiffahrtsgesellschaften-A.-G. ist schon am Donnerstag, um seine Weiterfahrt bergwärts fortsetzen zu können, gezwungen, einen '.Teil seiner Ladung in einen Kahn abzuleichtern und voraussichtlich werden tnoch verschiedene andere Elbfahrzeuge ebenfalls Ableichterungen vor nehmen müssen. Oschatz. Während des Mittwochs hatte das 78. Feldartillerie-Regiment, das zurzeit an den Brigademanövern in der Umgebung von Oschatz teilnimmt, drei Unfälle zu verzeichnen. Beim AuSrücken in die erste Position stürzte am Vormittag der Trompeter Reich, der als Meldereiter fungierte, so unglücklich mit dem Pferde, daß er ein Bein brach. Am gleichen Vormittag kam der Kanonier Heinicke vom gleichen Regiments mit dem Fuße in ein Geschützrad und trug einen Knöchelbruch davon. Schließlich stieß ein Trompeter, der, von Lonnewitz kommend, mit dem Fahrrade die Dresdner Straße passierte, als er einen Kinde auswich, so heftig gegen das Gelönaer, das die Straße von der Döllnitz trennt, daß er kopfüber in die Döllnitz fiel und einen Schädelbruch davontrug. Die Verletzten haben im Garnisonlazarette Aufnahme gefunden. Oschatz. Ein sonderbarer Mann der Wissenschaft muß trotz seiner tönenden Titel ein Herr Geheimrat Professor Dr. Kirchhoff sein. Laut Oschatzer „Gemeinnützigem" hat er im Bezirkslehrer-Verein zu Oschatz einen Vortrag gehalten und dabei wörtlich (Bericht in Nr 204) gesagt: „Der Mensch stammt vom Affen ab und bleibt ein Affe, wenn er nicht im bildungsfähigem Zustande erzogen wird." Sollte der Herr das wirklich gesagt haben, so ist zu seiner Entschuldigung vielleicht anzu führen, daß er seine bezüglichen Studien und Beobachtungen im Kreise der eigenen Familien gemacht hat. Im übrigen sind höchste Autoritäten auf dem Gebiete der Naturwissenschaften ganz entgegengesetzter Meinung. Professor Virchow z. B. sagt: „Mit der Vorstellung, daß der Mensch aus einem Tiere hervorging, w«iß ich nichts anzufangen, denn tatsächlich sind solche Uebergänge nicht da, die doch vorhanden sein müßten, wenn sie wirklich gelebt hätten. Der gesuchte Vormensch ist eben nicht vorhanden." Und Dr. A. Müller: „Wir hallen schon seit! lange dafür, das zwischen Tier- und Menschen-! geist eins völlig unausfüllbare Kluft sei, die selbst durch die Annahme eines ausgestorbenen und verschwundenen Mittelgliedes und Urahnen nicht überbrückt wird." Grimma. Ein 14 jähriger Kaufmanns lehrling, der am Donnerstag eine halbe Tonne Heringe von Grimma nach Döbeln zu schaffen gehabt hatte, wurde im Walde von einem Manne angehalten, der nach seinem Gelde frug und ihn, weil er keins hatte, schlug sich aber dann entfernte. Der Lehrling war mit seinem Wagen noch nicht viel weiter gekommen, als ein zweiter Mann aus dem Walde trat und durch Festhalten des Wagen» sein Weitergehen verhinderte. Auf die abermalige Versicherung des Lehrlings, er habe kein Geld, riß ihm der Mensch den Rock auf und durchsuchte alle Taschen. Schimpfend entfernte er sich, als sich sein Suchen vergeblich erwies. Die Gendarmerie sucht eifrig nach den beiden Kerlen. Rochlitz. Am Sonntag wurde in Nitzen dorf durch einen Radfahrer aus Rochlitz die Ehefrau des Musikers Elias Scholl in Geringswalde überfahren. Die Frau erlitt einen Bruch des Nasenbeines und eine Gehirn erschütterung, an deren Folgen sie noch schwer krank darniederltegt. Der unvorsichtige Rad fahrer wird zur Verantwortung gezogen werden. Hainichen. Ein beklagenswertes Brand unglück, dem leider auch ein junges Menschen leben zum Opfer gefalleo ist, ereignete sich am Freitag nachmittag in Falkenau. Nachmittags gegen 5 Uhr kam im Stallgebäude der Köhlerschen Wirtschaft Feuer aus, das schnell um sich griff. Trotz der tatkräftigen Hilfe des zurzeit im Dorfe einquartierten Militärs, dem die Rettung des Viehes und vieler Gerätschäften gelang, brannte das Gebäude, das erst vor kurzem neu aufgebaut worden war, bis auf die Umfassungsmauern nieder, hauptsächlich weil es an Wasser mangelte. Schon während des Brandes vermißte man das einzige 4jährige Söhnchen des Köhlerschen Ehepaares, glaubte aber, daß es sich irgendwo im Dorfe aufhalte. Erst als längeres Suchen erfolglos blieb, schöpfte man Verdacht, der zur schrecklichen Gewißheit wurde. Beim Nachforschen auf der Brandstätte fand man das arme Kind ver kohlt auf. Der Kleine hat jedenfalls auf dem Heuboden mit Streichhölzern gespielt und dabei' das Feuer verursucht, dem er infolge schnellen Umsichgreifens dann jedenfalls nicht entstehen konnte. Freiberg. Die für das im Jahre 1908 hierher zu verlegende Jnfanteriebataillon not wendigen Kasernenbauten an der Chemnitzer Straße schreiten rüstig weiter. Das Stabs gebäude, sowie ein Kammrrgebäude sind bereits unter Dach. Die Bauarbetten werden von der Baufirma Reinhold Heise-Dresden ausgeführt. Chemnitz. Wegen Abbrennen» von Feuer werkskörpern und Schießens am Sedantage wurden in diesem Jahre hier nicht weniger als 119 Personen polizeilich zur Anzeige ge bracht- Außerdem sehen noch zahlreiche Händler Strafmandaten entgegen, da sie an Personen unter 16 Jahren Feuerwrrkükörprr verkauft haben. Leipzig. Der internationale Scheckschwindler Ladender, angeblicher Mitinhaber eines nicht existierenden Bankhauses Ladenberg und Co. in Hannover, wurde nach zahlreichen in Leipzig, Berlin Düsseldorf und Paris verübten Betrügereien in Ramtere in England ver haftet. Niederzwönitz. Hier brannte am Dienstag nachmittag ein Wohnhaus nieder. Der Ab gebrannte wollte den Aufgang über die brennende Treppe erzwtngeu, wobei er sich recht schwere Brandwunden im Gesicht und am rechten Arm zuzog. Ein Feuerwehrmann zerschnitt sich an einer gesprungenen Fenstertasel die Pulsader und einen anderen warf ein herab fallender großer brennenden Balken zu Boden sodaß er an Hals und Achsel furchtbare Ver brennungen davontrug. Langburkersdorf. Einen üblen Abschluß fand eine Wagenpartie des Handwerkerverein» nach dem benachbarten Böhmen. Als am Abend die Wagen die steile Straße vom Bozenberge herabfuhren, scheuten die Pferd» des einen Wagens und rasten die Straße herab. Bei einer Straßenbtrgung schlug der Wagen um und die Insassen wurden heraus- geschleudert, der größte Teil derselben über ein« Brücke ins Wasser. Nur einzelne Personen kamen unverletzt davon, während alle übrigen mehr oder weniger verletzt wurden. Eine Frau brach ein Schlüsselbein, andere haben Rippenstauchungen, Kopfverletzungen u. s. w. davongelragen. Am schwersten wurde der Geschirrführer, Gutsbesitzer Gierth, betroffen. Ihm wurde die Brust zusammengedrückt, sodaß das Schlimmste zu befürchten ist. Werdau. Den Boykott für die Alten burger Biere hat die hiesige organisierte Arbeiterschaft bis zur Beendigung des Bier- krieges in Altenburg ausgesprochen. Zwickau. Während der Lehrer Friedrich aus Eckersbach mit seiner Frau Mittwoch die hiesige Ausstellung besuchte, wurde daheim sein 10 jähriger Knabe von dem 13 jährigen Auf wartemädchen durch eine Anzahl Messerstiche schwer verletzt. Das Mädchen brachte sich selbst an der Hand einige unbedenkliche Schnitt wunden bei. Das Mädchen, daß an Fallsucht leiden soll, wurde dem Stadtkrankenhaus zuge führt, um dort auf seine geistige Zurechnungs fähigkeit hin beobachtet zu wrrden. ^Reichenbach i. V. Auf hiesigem oberen Bahnhofe ist am Mittwoch abend gegen einhalb 8 Uhr ein aus Böhmen stammender, etwa 25 Jahre alter Auswanderer, der anschein«nd den stillstehenden Hof—Leipziger Personenzug auf der dem Bahnsteig entgegengesetzten Seite verlassen hatte, von einem Rangierzuge über fahren und getötet worden. Bad-Elster. Durch Feuerlärm wurden die Anwohner unsererü Badeorts in der Nacht zum Donnerstag gegen 12 Uhr jäh au« dem Schlafe geweckt. In der großen Villa „Sachsen grün" war Feuer ausgebrochen, da» sich schnell verbreitete und die oberen Stockwerke völlig vernichtete. Erst morgens gegen 3 Uhr konnte man Herr des Feuers werden. Die etwa 40 Bewohner der Villa, darunter 35 Sommer frischler, retteten sich. Verletzt wurde niemand, jedoch sind den Sommerfrischlern viele Sachen vernichtet worden Ebenso erleidet die Besitzerin der Villa, Frau !Uuge, sehr großen Schaden. Die Sommerfrischler konnten in Nachbarvillen untergebracht werden. Die Entstehung des Feuers ist noch jnicht aufgeklärt, dürfte jedoch aus eine schadhafte Esse zurückzufüyrrn fein,