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Ottendorfer Zeitung. Die „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inserate« bi» vormittag w Uhr. Inserat« werden mtt 10 Pf fLr di» Spaltzeil« berechnet Tabellarisch« Satz nach besonderem Taris Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-GkiÜa Nr. 36. Freitag, den 23. Mär; 1906 6 Jahrgang. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommensteuer-Einschätzung den Beitrags pflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmung in § 46 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber der Steuerzettel nicht hat behändigt werden können, aufgefordert. Wegen Mitteilung des EinschätzungSergebnisseS sich bei den unterzeichneten Ortsteuereinnahmen anzumelden. und LlvknokrHI», am 16- März 1906. Die Gemeindevorstände lLÄKa LSrner. Holzversteigerung auf Okrillaer Staatsforstrevier. Im »uw xvlckenea Lkox in sollen Montag, den 26, März 1906 von nachmittag 2 Uhr an 238 buch-, 634 ficht. Klötzer, 8/6 t om Oberst., 878 ficht. Derbstangen, 8/15 om Unterst., 86 ficht. Reisslängen, 7 em Unterst, und Dienstag, den 27. März 1906 von vormittags 9 Uhr an 7 Rm. buch, und 4 Rm. kies. Nutzschcite, 86 Rm. buch, und 183 Rm. w. Brennscheite 807*/, Rm. w. Brennknüppel, VS Rm. buch, und 8V Rm. w. Zacken 8 Rm. buch, und 2IS»/, Rm. w. Aeste, 17 Wllhdt. buch, und S8,3 Wllhdt. w- Brennreifig, 138 Rm, w. Stöcke auf den Kahlschlägen in den Abt. 5, 23, 29 und 63 und in den Durchforstungen in den Abt. 55 und 73 gegen »vlortlx« versteigert werden. Okrilla, und NorltLkarx am 10. März 1906. Lönlxl. ^or8trvvisrv«rv»Ituiix Lönlxl. k'or^trvataiat. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Okrilla, den,-:r. März izos — Bei der am Montag im Gasthof zum Hirsch in Groh-Okrilla abgehaltenen Musterung hatten sich der Aushebungskommission insgesamt 33 Militärpflichtige von Ottendorf-Moritzdorf vorzustellen und zwar: 15 aus dem Jahrgang 1886/1906, 8 aus dem Jahrgang 1885/1905 S aus dem Jahrgang 1884/1904 und 1 aus dem Jahrgang 1883/1903. Hiervon wurden überwiesen: 10 dem aktiven Militärdienst, 5 der Ersatzreserve, 4 dem Landsturm, 13 wurden zurückgestellt und 1 als dauernd untauglich ausgemustert. — So haben wir den Frühlingsanfang schwarz auf weiß im Kalender und der Knabe Wunderhold kann es sich bei uns bequem Machen. Freilich so frühling-mäßig, wie es »ach dem winterlichen Verlauf hätte vermutet Werden können, sieht es noch nicht aus, wir haben in den Gärten und in der Flur bereits die ersten Lenzspenden, aber die scharfe März luft, die wiederholt wehte, hat dem eilfertigen Entwicklungüanlauf bald Einhalt getan. Mit unter war es schon wie der „reine Mai", aber besser im März noch etwas Schneegestöber, wie weiße Ostern. Es ist ja wohl nicht ge rade ein unerträglicher Winter gewesen, aber seine mürrische Verdrießlichkeit bescherte manchen die heimtückische Influenza und noch andere Lästigkeiten. — In Sachen des bei Königsbrück anzu legenden Truppenübungsplatzes hat die Staats regierung der Ständevcrsammlung ein Dekret vorgelegt, betreffend den Verkauf forstfiskalischcn Areals. Das Dekret beantragt folgendes: „Die Ständeversammlung wolle zur Ver äußerung des Schwepnitzer Staatsforstreviers oder von Teilen desselben zu angemessenem Preisen behufs Anlegung eines Truppen übungsplatzes in der Gegend von Königsbrück, Unerwartet der genauen Feststellung der Größe des abzutretenden Areal und des dafür zu fordernden Preises, schon jetzt die verfassungs- niäßige Zustimmung erteilen." — Die Steuerkommission deö Reichstags hat die Brausteuer-Vorlagr in zweiter Lesung angenommen, nicht ohne dabei durch Ausstellung einer neuen Staffelung einen Mehrertrag von etwa 27 Millionen gegenüber den Beschlüssen der ersten Lesung herdeigefühit zu haben, wo durch eine noch größere Belastung gerade für die kleineren und Mittelbetriebe geschaffen wird denen man doch eher Erleichterungen hätte ge währen müssen, während man auf der anderen Seite die Steuersätze für die Großbrauereien ermäßigt hat. Auf den Hektoliter entfällt für die kleineren Brauereien eine ungefähre Ab gabe von 70 Pfg. wobei zu bedenken ist, daß auch noch die Kommunalbiersteuer in ziemlich gleicher Höhe hinzutritt. Ein Steuerbetrag von 1,40 M, pro Hektoliter kürzt aber den Verdienst der kleinen Brauereien um ein erkleckliches, da diese angesichts der enormen Konkurrenz ohnehin schon genötigt sind, sich mit einem kleinen Verdienst zu begnügen. Die ohnehin nicht sehr rosige Lage der kleineren und mittleren Brauereien wird dadurch noch verschlechtert und e» wird wohl manchen nichts anders übrig bleiben, als den Betrieb zu schließen. Aber auch die Dividende der Groß brauereien dürften unter den neuen Verhält nissen eine sehr erhebliche Schmälerung er fahren, da die Rohprodukte durch die erhöhten Zölle gleichfalls verteuert werden. Die Kommission hat den Kompromiß-Antrag hin sichtlich der Staffelung glücklicher Weise aber nur mit einer Mehrheit von 4 Stimmen an genommen und, da auch der Zentrumsabge ordnete Müller-Fulda dagegen stimmte, so wäre es nicht ausgeschlossen, daß das Plenum sich die Kommissionsbeschlüsse nach dieser Richtung hin, nicht zu eigen macht. Dresden. Die Lage in derMetallindustrie spitzt sich nachgerade derartig zu, daß ein Konflikt von weittragenden Folgen unous- blciblich erscheint. Bekanntlich faßten die Metallindustlielien der KreiShauptmannschast Dresden den Beschluß, sämtliche dem Verbände angehörigen Betriebe zu schließen, falls die bet Biesolt und Lotze in Meißen seit 6. März ausständischen Monteure Montag den 19. März die Arbeit nicht wieder aufnehmen. Das ist nun nicht geschehen. Nicht ein einziger der streikenden Monteure ist an die Arbeitsstätte zurückgekehrt, weshalb seitens der Fabrikleitung gemäß dem Beschlusse des Verbandes sämtliche Arbeiter — über 500 an der Zahl — aus gesperrt wurden. Der Verband wird sich nun über die weiter zu ergreifenden Maßregeln schlüssig machen, besonder» auch darüber, ob nur ein Teil der Arbeiter in den Verbands fabriken oder sofort sämtliche Arbeiter auezu- sperren und die Fabriken gänzlich zu schließen seien. Insgesamt kommen 12 bis 13000 Ar beiter in Betracht. Mügeln. Unser Gemeindewasserwerk, dessen ergiebige Sammelbecken im Müglitztale unter halb Glashütte liegen, versorgt jetzt acht Ge meinden mit Trink- uud Nutzwasser, und zwar Mügeln, Heidenau, Kleinzschachwitz, Groß zschachwitz, Zschieren, Meußlitz, Gommern und Großluga, Im vergangenen Jahre lieferte das Wasserwerk 264690 odra, davon kamen auf Mügeln 89461 obm. Radeburg. Die 5. Strafkammer des Dresdner königlichen Landgerichts verhandelte gegen den Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Friedrich Ernst Menzel in Dobra bei Radeburg wegen falscher Beurkundung, sowie gegen dessen Ehefrau Martha Auguste Menzel geborene Hirfchnitz daselbst wegen Vergehens gegen das Nahrungsmiltelgesetz. Am 30. August vorigen Jahres wurde auf tierärztliche Anordnung hin, ein krankes Schwein der Angeklagten geschlachtet und von dem Arzte ein Notschlachtungszeugnis ausgestellt, worin das Fleisch als ungenießbar bezeichnet wurde. In dem Atteste hatte Menzel die Bemerkung hinzugefügt, das ge samte Fleisch ist mit Petroleum begossen und unter ortspolizeilicher Aussicht vergraben worden Obgleich dies nicht der Fall war, legte Menzel das Zeugnis dem Gemeindeältesten Bartsch, der in dem vorliegenden Falle als Stellvertreter des Gemeindevorstandes die amtlichen Funktionen zu besorgen hatte, vor und ließ es von diesem mit Unterschrift und Stempel versehen. Menzel soll hierdurch eine falsche. Beurkundung herbei- gesübrt haben. Der Angeklagte war damals bettlägerig und litt an einer Darmentzündung. Die verehelichte Menzel soll sich dadurch straf bar gemacht haben, daß sie Fleisch von dem kranken Schireine ihrem Gesinde vorsetzte und der Dienstknecht Börner infolge Genusses von diesem Fleische leicht erkrankte. Die Angeklagte führte zu ihrer Verteidigung an, sie habe nicht gewußt, daß das Fleisch ungenießbar sei sie habe mit ihrer Familie auch davon gegessen, ohne zu erkranken. Das Urteil lautete für Menzel auf kostenlose Freisprechung, für die verehel. Menzel auf 50 Mk. Geldstrafe oder zehn Tage Gefängnis. Posta b. Pirna Mit kührem Wagemut und hochanzuerkennender Entschlossenheit rettete am Mittwoch mittag in Posta unter Einsetzung seines eigenen Lebens der zwölfjährige Schul knabe Walter Jähne daselbst aus den hoch gehenden Fluten der Elbe zwei Menschenleben vom Tode des Ertrinkens. Beim Spielen am Elbufec war der dreijährige Alfred Hentschel in den Strom gestürzt, auf welchen Vorfall die Mutter des Kindes aufmerksam wurde. Sie sprang nach um ihr Kind zu retten, mußte sich aber nebst ihren Kind, von den Knaben Jähne ans Ufer bringen lassen. Neustadt i. S. Die Ehefrau eines Hof- arbeiterS vom Rittergut Polenz wurde als Leiche im Dorsbache aufgefunden. Wahr scheinlich hatte sie einen Steg, den das am Sonnabend Morgen eingetretene Hochwasser hinweggerissen hat, benutzen wollen, ohne dessen Fehlen bemerkt zu haben. Meißen. Am Sonnabend Nachmittag in der vierten Stunde entleibte sich im Stadtpark der Lehrer Kirchner. Er hat sich zunächst mehrere Schüsse und Stiche beigebracht, die an scheinend nicht richtig getrrffen haben, und sich dann erhängt. Kirchner, ein Mann in den vierziger Jahren, war in der Triebischtalschule als Lehrer angestellt und bekleidete nebenbei das Amt eines Turnlehrers. Ueber die Ur sachen der Tat schwirren in der Stadt aller hand Gerüchte umher. Sicher ist, daß gegen K. vom Vater eines Schulmädchens, das zu ihm zur Turnstunde ging, Strafantrag gestellt war. Jedoch nicht, wie gesprochen wird, wegen unsittlichen Vergehens, sondern wegen Beleidigung. Bei Erforschung des Tatbestandes wurde aller dings noch eine Reihe anderer Mädchen als Zeugen vernommen. Doch etwas näheres da rüber ließ sich nickt feststellen. Kirchner war ein geachteter und wegen seiner Tüchtigkeit als Turnlehrer sehr beliebter Mann. Am vergangnen Dienstag fand das Begräbnis des so jäh aus dem Leben Geschiedenen statt, Döbeln. In einer Versammlung, die von Mitgliedern der städtischen Kollegien, Indu striellen und Gewerbetreibenden besucht war, wurde beschlossen, im Jahre 1907 eine Gewerbe- und Industrie-Ausstellung für den hiesigen Bezirk zu veranstalten, in der Voraus setzung, daß auch die Landwirtschaft teilnimmt. Auf die Beteiligung der Landwirtschaftlichen Kreisvereine Leipzig und Dresden glaubt man bestimmt rechnen zu können. Auch der sächsische Fischereiverein wird um Beteiligung angegangen werden, Zur Vorbereitung der Ausstellung wurde ein Ausschuß mit dem Bürgermeister Dr. Lehmann und Stadtverocdnetenvorsteher Johnsen an der Spitze ernannt. Torgau. Die Kaiserliche Marstallkommission hat aus den demnächst zum Verkauf kommenden Halbblutbeständen des benachbarten Haupt gestüts Graditz für den Marstall des Kaisers folgende ihr dieser Tage unter dem Reiter vorgesührte Pferde angekauft: „Manchester" (prächtiger vierjähriger Fuchs - Wallach), „Venidiger" (großer brauner Wallach) und „Roulette" (vierjährige braune Stute.) Leipzig. Einen eigenartigen Sport trieb das Dienstmädchen einer Herrschaft in der Elsterstroße. Die Familie empfing jzahlreiche Drohbriefe und das Mädchen steigerte die da rüber ausgebrochene Angst noch durch Angaben daß Männer in die Wohnung einzudringen versucht hätten, ja manchmal hätte man ihr ogar Pfeffer ins Gesicht geworfen. Als die Polizei benachrichtigt worden war, stellte sich bald heraus, daß die „getreue Minna" selbst die Schreiberin der Drohbriefe war, man wird mit ihr wegen solcher Scherze abrechnen. — Die des Diebstahls angeschuldigte Kellnerin Schäfer benahm sich vor dem Schöffengerichte derart renitent, daß sie wegen Ungebühr zu fünf Tagen Haft verurteilt wurde. Von der Anklage des Diebstahls frei gesprochen, schlug sie mit den Fäusten auf den Richtertisch, beleidigte den Vorsitzenden und schlug schließlich mit dem Regenschirm auf ihre Denunzianten los. Chemnitz. Ein eigenartiger Anblick bot sich in Chemnitz einem Manne, der in einem großen Garten einen hohen Kastanienbaum be stiegen hatte, um ein dort hängendes Staar häuschen in Ordnung zu bringen. Der ziemlich hohe Holzkasten war im oberen Teile vollständig besetzt mit leeren Waben, und in dem vom Neststroh rc. ausgefüllten unteren Teile fand sich eine große Menge verendeter Bienen vor. Es hat offenbar im vorigen Sommer eln Bienenschwarm von der luftigen Wohnung Besitz ergriffen und sich darin häuslich einge richtet. Es wurde fleißig eingetragen und ein ganz ansehnlicher Honigvorrat in den einge bauten Waben beschafft. Doch der Winter war lang, der Vorrat, von dem die armen Tiere nun zehrten, reichte nicht aus. Die Bienen verkrochen sich, als die Waben leer geworden, in das unten brsindliche Nest und kamen dort elend um. Von dem Aus- und Einfliegen der Bienen hatte man nichts gemerkt da der Baum hoch war und zuerst ja auch dicht belaubt war. Zwickau. Der ehemalige Zwickauer RatS- aktuar Lorenz hatte vielfach widerrechtlich die Gebühren für Bauerlaubnisscheine erhoben und unterschlagen, wofür er jetzt Strafe verbüßt. Der Rat aber forderte von den Beteiligten diese Gebühren nochmals, weil Lorenz Hnicht Kassenbeamter gewesen ist. Gegen diese Zahlungsaufforderung erhoben die Beteiligten Rekurs, der jetzt von der Königlichen KreiS- hauptmannschafl Zwickau als begründet erachtet worden ist. Plauen. Gegen das Reklameunwesen, da» in neuerer Zeit hier beinahe amerikanische Formen angenommen hat, und die Natur „verschandelt", macht jetzt der Stadtrat ent schieden Front. Er hat beschlossen, daß Reklameschilder, Plakate, Inschriften und dergl. die infolge ihrer erheblichen Größe und der Art ihrer Ausführung der Umgebung des Ortes, an dem sie angebracht sind, zur Un zierde gereichen, künftighin nicht mehr zu dulden und zu entfernen sind. Eine derartige Verordnung war notwendig, denn man hat hier sogar die hohen Felsenwände im romantischen Syratal mit meterhohen Ankündigungen „ver ziert." Oberaffalter b. Lößnitz. Um die In dustrie in unserer an Arbeitskräften reichen Gemeinde zu heben, hat der Gemeinderat be schlossen, demjenigen, der hier eine Fabrik baut und in Betrieb setzt, Areal zu diesem Fabrik grundstück in der Nähe der Bahnhaltestelle völlig unentgeltlich zu geben.