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MchM Gleitung. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Geriü)tsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erschein, Mittwoch und Sonnabend und I» durch alle PoNansta,len, sowie durch die Erpediiion dieses Blattes «tr ch Ngr. jährlich zu beziehen. - Inserate sür doS MittwochSblatt werden bis Dienstag früh t> Uhr, für dos SonnabcndSblai, spa,eilens b,s Freitag srnh ' beten. - Preis für die einmal gespaltene CorpuSzetle oder deren Nanin I Ngr. - SluSwärtS werden Inserate für die Elbzeltung angenonimen in .yohnltcin v.l ^e Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoneen-Bureaur der Herren W. Saalbach, Nnd. Mosse und Haaseniieiu L ^og rr. M 8». Schandau, Sonnabend, den 7. November SM- o Schlimme Zustände. Die ncncsten Grcuclsccnen in Podgoricza, dcni durch häufige blutige Raufereien zwischen Türken und Montenegrinern übel berüchtigten Grcnzortc in der Herzegowina, lenken die Aufmerksamkeit civilisirtcr Staaten wieder einmal hin auf den Südostcn Europas, wo die innere Fäulnis; aller soeialeu Verhältnisse durch jene Vorgänge unzweideutig zu Tage tritt. Massen weise haben fanatische Anhänger des Propheten Mu hamed auf offenem Markte unbewaffnete Montene griner, die au sich freilich auch nicht sehr zahmer Ra tnr sind, nicdcrgcmctzclt und dadurch ihrem Padischah die Laune verdorben, da die nicht auSbleibenden Re clamationen des Auslandes ihn, den ohnehin so viel geplagten Familienvater, mit neuen NegicrungSsorgeu beschweren. Es fehlt zwar auch in den romanischen Völkern, ja sogar im lieben dentscheu Vaterlandc nicht an Rohheit und Barbarei, au Execsscn mit und ohne Messer; aber derartige bestialische Massenmorde im tiefsten Frieden, wie sic in den östlichen Donauläudcru häufig sind, kommen im Westen Europas höchstens einmal in Zeiten wilder kriegerischer Aufregung vor, wie in den Tagen der Commune in Paris oder gegen wärtig bei den karlistischcn Mordbrcnncrbandcn in Spanien. Wie gesagt, es sind zwischen den wilden Grenz bcvölkcrnngcn des Ostend solche grausige Vorfälle gar nicht selten; sic führten sogar vor wenigen Jahren in der Regel zn großartigen Rachczügen. Früher würde der ganze Stamm der Montenegriner sengend nnd mordend von den schwarzen Bergen nach Albanien hinabgcsticgcn sein nnd nicht eher geruht haben, als bis er seinen Rachedurst iu dem Blute der doppelten Anzahl Türken gestillt hätte. Daß cS diesmal nicht so gekommen, ist immerhin ein gntcö Zeichen für die kräftige Ncgicrnng und die Besonnenheit dcö Fürsten Nikita von Montenegro. Er hat entschieden das Recht ans seiner Seite! Die Ermordung eines Tür ken durch einen anderen Anhänger des Halbmondes in Podgoricza hatte eine Metzelei zn Wege gebracht, bei der die Montenegriner mit Hinterlassung von zwan zig Schlachtopfcrn den Platz räumten, weil sic in dcr Minderzahl waren. Dcr Tod des Türken war fälsch lich einem Montenegriner zur Last gelegt. Da muß mau cs eigentlich bewundern, daß der Herr dcr schwar- zcn Bcrgc eö sogar in seiner Haupt- und Residenz stadt Ecttingc durchsetzte, die dort anwesenden türkischen Handelsleute unter sicherem Schutz und ungefährdet auf türkisches Gebiet zu bringen. Aber Nikita hat nicht bloö bei dcr Pforte mit aller Energie beantragt, daß dnrch die türkischen Be hörden eine strenge Untcrsnchnng der Metzelei nnd eine exemplarische Bestrafung der Schuldigen verhängt werde, sondern er stellt auch die Forderung: daß die in Scutari rcsidircndcn Konsuln dcr Großmächte zu dem Schiedsgericht hinzugczogcn werden und droht zn- gleich, die ganze Angelegenheit der Entscheidung der Großmächte zn unterbreiten. Die Bestechlichkeit tür- kischcr Beamten ist weltbekannt und cö will wenig sa gen, wenn aus Scutari berichtet wird, daß die in zwischen eingesetzte türkische Uutersuchnngskümmission bereits mehrfache Verhaftungen vornehmen ließ und Maßregeln zur Aufrcchthaltuug dcr Nuhc anorductc. Fürst Nikita kennt die türkische Justiz sehr gut nnd seine nahen Beziehungen zn Rußland wie zu Oester reich Ungar» dürften cs ihm wesentlich erleichtern, eine dem Sultan sehr nubcgncmc Intervention des Ans tandes herbei zu führen. Die Sorgen des kranken Mannes würden dadurch stark vermehrt werden. Mit seinem Bemühen, im Widerspruch mit dcr bishcrigcu Thron fol gcordnuug in Konstantinopel statt des Bruders dem älteste» Sohne einmal die Fahne dcö Prophctcn nnd die Herrschaft über die Gläubigen zn hinterlassen, will cö auch nicht recht vorwärts gehen. Dazu behaupten die von der Psortc abhängigen Do nanfürstcuthümcr, Rumänien voran, das Recht zn besitzen, mit anderen Staaten selbständige Zoll- nnd Handelsverträge abschlicßen zn dürfen; und darin finden sie znm Verdruß dcr türkischen Ncgicrnng bci Ocstcrrcich, sogar wic man ncnerdiugs bchanptet, auch bci Deutschland nnd Rußland, kräftige Unterstützung. Dies Alles ist wahrlich für den Beherrscher dcr Gläubigen fatal nnd bcnnrnhigeiid genug. Und nun gar noch die bitterböse finanzielle Krisis, in dcr sich das osmanische Reich seit dcr nicht zn Stande gc tommcncn Anleihe von 1873 befand, die jetzt frcilid durch die Knust dcö GroßvezicrS für den Augenblick beseitigt scheint, thatsächlich aber immer noch anhält, da dnrch die mit der osmanischen Bank abgcfchlosscnc füufproccnlige Anleihe das türkische Budget auf eine Schuldenlast von ungefähr 150 Millionen Pfnnd Sterling gebracht wird! In dcr That ist die finan zielle Lage der Türkei eine äußerst trostlose; die Staatsschuld wächst jedes Jahr nm eine halbe Million Pfnnd Sterling. Da kann dcr Bankerott unmöglich noch lauge auf sich warten lassen. Die moralische Fäulnis; ist ohnehin unter Türken und Griechen längst krebsartig geworden. Die von den letzten Sultanen mehrfach vcrsnchten Reformen nach europäischem Zn- chmtt finden im Volke keinen Boden nnd tonnen im Mistigsten Falle das politische Abstcrbcn der Türkei nur etwas verzögern. Auf der anderen Seite tra gen Vorgänge, wie der Massenmord in Podgoricza, wiederum dazu bei, den Verwcsnngsprozeß zu beschleu nigen. ES wird sich schließlich nnr darum handeln, wie die orientalische Frage gelöst werden soll nnd wer die Erbschaft anzntrctcn hat. Rußland hält sich in erster Linie für erbberechtigt; ohne Zweifel werden sich aber »och andere Bewerber melden. Tagcsgeschichtc. Sachse». Schandan. Wie ans einer im Mtigm Blatte befindlichen Annonce zn ersehen ist, indct morgen Sonntag Nachmittag zur Einweihung dcö ucncn SchützcnhanssaalcS von der hiesigen Cnr- capcllc mitcr Leitung des Hrn. Direktor Schildbach großes Eoncert statt, wozu wir Freunde der Mnsit hierdurch besonders aufmerksam machen. — In Rücksicht auf die gcgcnwürtigcu Stromvcr- hältnissc hat die Direktion der sächs.-böhm. Dampf- 'chisffahrtögcscllschaft ihre Fahrten zwischen Pirna und Schandan, sowie zwischen Meißen und Riesa ganz eingestellt. Auü Chemnitz berichtet das dortige „Tageblatt": Seit Kurzem hat sich in unserer «stadt falsches, ans Pappe nachgemachtcö Gold eingebürgert, welche« von Geschäftsleuten, zumeist Galantericwaarcuhäudlcrn, in Verkehr gebracht und von den Käufern in mehreren Fällen dazu mißbraucht worden ist, dasselbe als echtes Gold an den Mann zn bringen. Wic wir hören, soll sich die Polizei deshalb veranlaßt gefühlt haben, ans derartige Falsifikate eine allgemeine Razzia auzuord- ncn. Das Ncsnltat derselben, heißt es, wäre ein sehr ansgicbicges gewesen. lieber die Ruhr, welche seit einigen Wochen in Thallwitz bci Wnrzcn cpidcmisch hcrrscht, wird der „Dr. Ztg." von einem Einwohner dcö Orts geschrie ben, daß das Auftreten dieser Krankheit immer noch keine Abnahme zeige. Es erlagen bis jetzt die Frau nnd zwei Kinder des OrtSrichtcrS, ferner ein Bnrschc von 16, ein Mädchen von 17 Jahren nnd mchrcre Kinder. Es hat sich gezeigt, daß in den Häusern, wo Jemand erkrankte, der größte Theil der Mictbcwohncr nach und nach befallen wurde. Hieraus darf man nicht etwa ablciten, daß die Ruhr von Person zu Person nnstcckc; die Uebcrtragimg erfolgt im Gcgen- thcil nnr dnrch die von den Kranken hcrrührcndcn Darmdcjcktioncn, in denen sich der Nnhrkeim (wahr scheinlich ein niederer pflanzlicher OrgnuiSmnS) befin det nnd vermehrt. Ans Oelsnitz i. V. wird mitgcthcilt, daß die Wnsscrnoth dort einen bedenklichen Grad erreicht hat. Die Brnnnen beginnen zu vcrsiechcn und die Bahn hat große Mühe, daö für die Lokomotiven uöthige Wasser hcrbciznschaffen. 32 Arbeiter in zwei sich ab lösenden Abtheilungc» arbeiten Tag und Nacht, nm Wasser aus der Elster nach dcr Bahn hcraufznpumpen. (Fortsetzung siche in dcr Beilage.) Vermischtes. — Berlin. Von den vcrnrthcilten Droschken- fuhrlentcil sind nnnmchr die Strafgelder für daö von ihnen verübte Attentat, „Berlin gcnöthigt zn haben vier Tage lang dcr Droschkcn entbehren zn müssen", meistens im Wege der Exemtion ciugczogcn. Die vcr- nrthciltcn Rossclcnlcr haben an Strafen, GcrichlSkosteu nnd Maudntögcbührcu an 11,000 Thlr. bezahlt. Durch die vier Strikctagc sind für 3820 Droschkcn 33,000 Thlr. verloren gegangen. Der „Verein dcr Berliner Droschkcn-Untcrnchmcr" (Kroncnstraßc) hat hicrdurch 800 Thlr. Kasscnbcstand verausgabt und noch gegen 1300 Thlr. Schulden gemacht. Die ganze „Strikc- Dcmonstration" dcr Nosselcnkcr dcr Residenz kostet 1920 Conecssionären über 48,000 Thlr., also jeden nugcfähr 26 Thlr. > - «Kiechen-Nach pichten. Parochic Schandan. Am 23. Sonntag nach Trinitatis. Vormittagö-Tcxt: Philipper 3, 17—21. Nachmittags-Text: Matth. 22, 15—22. Parvchic Ncinhardödorf. Sonnabend, den 7. November 12 Uhr Mittags Beichte nnd Commnuion. Sonntag den 8. Novbr. rüh '/sO Uhr Beichte und Commnnion. Parochie Königstein. Am 23. Sonntag nach Trinitatis predigt Vor mittags Herr Pastor Hartenstein über Phil. 3, 17—21. worden. W II ! ! EIN I! _I II ^,11 Bekanntmachung. Von dcr Königlichen KreishaMtmannschaft zu Dresden ist die Zahl dcr Mitglieder dcr Bezirksversammlung im Bczirkc Pirna ans 36 fcstgestcllt Von diesen sind 12 von den Hvchstbestmcrten, 8 von den Städten und 16 von den Landgemeinden zu wühle». Wege» der Wahle» jeder dieser Abthcil»»gcn wird besondere Bekanntmachung ergehen. Pirna, den 30. Oktober 1874. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a s t. von «Koppenfels.