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unä < Zeitraubender und tabellarischer Satz mit SO Prozent Ausschlag Amts 8! Vlatt Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. für das Königliche Amtsgericht und den StadtrM "ch" ForArentamt zu Tharandt. jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag d«rch läge eingezogen werden muß od. der Auitraggcber in Konkur» gerilt. Ur die Königliche Amts, mptmannfchaft Weihen, m Wilsdruff sowie für das König- Ins ertionspreiS 1b Psg. pro sünsgespaltene KorpuSzell«. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstag?, Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher bis mittag? 11 Uhr angenow'Nt. Bezugspreis in der Stadt Vierteljahrs lO Mk. frei ins HauS, abgeholt von der Expedition 1,30 M. ^rch die Post und unsere LandauStrSger bezogen Ml. Lokalblatt für Milsäruff Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndsrf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrst bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Kefselsdorf Steinbach bei Mohorn, Spechtshausen, Tanneber^ Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit lsufeiidtr UuterhaltsM-Gsmail-Wtilage, wöchentlicher illnstrierter Keilsge „Nelt im M" ond monatlicher Keilage »Lnserr Heimat". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff. Nr. 135. Donnerstag, den 28. November 1915. 74. Jahrg. Dar, grohe völkerriugen. Onä Keule? Manche bange Sorge will den Freund unseres Vater landes beschleichen, wenn er die Stimmung, wie sie hier und da im deutschen Volke in die Erscheinung tritt, mit dem wundervollen Aufschwung aller Gedanken und Emp findungen in den ersten Wochen und Monaten des Krieges vergleicht. Damals überall in Deutschland nur e i n Wille und eine Tat: es galt, Kaiser und Reich zu retten vor der Gewalt der rings im Kreise anstürmenden Feinde, und alle Kleinmut, alle Verzagtheit, aber auch alle Spuren innerer Schwäche und Zerrissenheit waren wie sortgeweht. Der herz erhebende Siegeslauf unserer Heere beflügelte die allgemeine Stimmung, und jeder sehnte sich förmlich danach, seinTeil mit tragen zu können an den Opfern und Entbehrungen, die ge bracht werden muhten. Spielend wurden die Ausgaben der inneren Kriegführung überwunden. Die erwerbstätigen Teile des Volkes fanden sich mit überraschender Schnellig keit in die veränderte Wirtschaftsweise, die mannigfachen Eingriffe des Staates in die gesamte Bewegungsfreiheit des einzelnen wie ganzer Berufsstände wurden als selbst verständliche Kriegsnotwcndigkeiten willig hingenommen, und niemand blieb zurück, so ost auch der Ruf zu patrio tischen Opfergabcn dieser oder jener Art erscholl. Inzwischen sind bald sechzehn Kriegsmonate vergangen. Wir konnten allerdings nicht erwarten, dah die unbe schreibliche Stimmung der Anfangszeit sich unverändert durch diese langen und schweren Monate erhalten würde. Der Krieg, der uns erst als das ungeheuerste Ereignis dieses Lebens in den Weg trat, ist eine Dauererscheinung geworden. Man hat sich an ihn gewöhnt wie an eine alltägliche Erfahrung. Auch daß unsere Truppen in Ost und West siegreich bleiben, daß alle opfervollen Versuche der Gegner, uns zurückzuwerfen von den selbstgewählten Stellungen, die wir in Flandern und in der Champagne, in den Argonnen und Vogesen ebenso wie an der Düna und Weichsel, dem Styr und an der Strypa mit unbeugsamer Entschlossenheit behaupten, das alles ist manchem unter uns eine bare Selbstverständlichkeit geworden. Sie denken nicht mehr daran, welche gewaltigen Anstrengungen es gekostet hat, um diese Erfolge zu er ringen und dauernd festzuhalten, welche tägliche Arbeit im kleinen wie im großen erforderlich ist, um weiterzubauen und vorwärtszukommen, welche unübersehbare Summe von Aufgaben noch vor uns liegt, wenn die Zukunft des Reiches trotz aller Gegenwartssiege nicht preisgegeben werden soll. Selbstsucht und Eigennutz beginnen sich wieder zu regen. Kleinmut und Mißgunst tauchen auf. Die Unbequemlich keiten in der Versorgung mit Lebensmitteln werden auf- gebauscht und übertrieben, als müßten wir bereits amHunger- tuche nagen. Die leidige Gewohnheit, einzelne Ausschreitungen in der Preisgestaltung, im Warenverkehr, auf den: Handels markte ganzen Erwerbsständen, in diesem Falle zumeist der Landwirtschaft zur Last zu legen, greift wieder mehr und mehr um sich, und persönliche und parteipolitische Interessen drängen in den Vordergrund, wo sie noch lange n chts zu suchen haben. Es mag sein, daß der bevor- st hende Wiederzusammentritt des Reichstages die Geister vertreibt. Immer im Sommer und Herbst, wenn die parlamentslose, die schreckliche Zeit zu Ende ging, waren die Nichts-als-Parteimänner darauf bedacht, rechtzeitig Stoff für wirksame Volksreden zu sammeln, „Affären" m zubereiten, denen die allgemeine Aufmerksamkeit sich zuwandte, bis dann der Reichstag als Retter in der Not aufmarschieren konnte. Wir erinnern nur an Zabern und an Krupp, beide ungemein u> ljgen Angedenkens. So wird auch jetzt wieder vru manchen Stellen aus die Stimmung künstlich geschürt, um einen günstigen Boden zu schaffen für die Reden, die man im Dezember auf der Reichstagstribüne zu halten gcoenkt. Aber soweit sind wir noch nicht, daß wir uns schon den Rückfall in mehr oder weniger fragwürdige Fciedensgewohnheiten leisten dürfen. Es ist richtig: der Feind steht nicht im Lande und er wird wohl auch kaum noch Gelegenheit finden, uns heimzusuchen. Aber er ist noch lange nicht bezwungen. Wilder denn je gebärdet er sich, seitdem wir uns den Weg nach Konstantinopel geöffnet haben. W r wissen auch alle, daß damit erst ein neuer Abschnitt dc Krieges begonnen hat, daß jetzt erst die Möglichkeit gt affen ist, England, unseren mächtigsten Feind, ernstlich m zacken. Dieser Notwendigkeit werden wir uns nicht emziehen können, wenn anders der Friede, den wir heute vic-leicht haben könnten, nicht morgen schon wieder zer- Lrochen sein soll wie dünnes Glas. Für Uneinigkeit und Unzufriedenheit ist also die Zeit noch nicht gekommen. Wphl wäre es töricht zu verlangen, daß lediglich Zufrieden heit im Volke sich kundgeben soll, wo die zunehmenden Opfer des Krieges nach und nach immer weitere Kreife in den Familien ziehen, wo die Teuerung unleugbar Ernährungs- Lchwierigkeiten schafft und manche Existenz zugrunde geht, au deren Ausbau die schönsten Hoffnungen geknüpft werden dm >ten. Ader alle diese Lasten müssen in würdiger Eni, sagung getragen werden. Auch für unsere Feldgrauen sind n.u dem zweiten Kriegswmter neue Entbehrungen und Slcapazen ungleich schlimmerer Art angebrochen. Sie w - den sich ihnen mit altbewährtem Hcldenmut unter- w^fen. Siewerdenaberauch von uns verlangen, daß wir unsere Schuldigkeit tun und nicht murren und ver zagen, solange der Feind vor den Toren steht. Von Reichs wegen geschieht alles Mögliche, um unsere wirtschaftliche Loge zu sichern und zu erleichtern. Wie es in Frankreich und England, wie es gar in Rußland in dieser Beziehung audiehen mag, davon können wir uns kaum eine zutreffende Vorstellung machen. Besser als bei uns jedenfalls nicht — un,ere Feinde haben nur mehr Disziplin im Leibe und hüten sich wohl, uns hinter ihre Kulissen blicken zu lassen. Und überdies: eine Kleinigkeit dürfen wir bei oller Bedrängnis im täglichen Leben doch nicht vergessen. Wir sind die Sieger, während die Völker des Vierverbandes mit allen ihren unübersehbaren Opfern bisher weniger als w.uts erreicht haben. Darum kann es für uns alle nach wie vor nur die eine Parole geben: Durchhalten — auch in der Eintracht! Diesen Ruf läßt gerade jetzt im rechten Augenblick der verdienstvolle Präsident des Preußischen Abgeordnetenhauses, Graf o. Schwerin-Löwitz, erschallen. Die Not des Vaterlandes verlangt gebieterisch, daß jedermann ihm Folge leistet, bis dec deutsche Friede gesichert ist, den wir uns erkämpfen wollen. Der Krieg. Großes Hauptquartier, 23. November. Westlicher Kriegsschauplatz. Auf verschiedenen Stellen der Front hielt, durch das klare Wetter begünstigt, die lebhafte Feuertätigkeit an. — Im Priesterwalde blieben zwei feindliche Sprengungen erfolglos. — Ein feindlicher Doppeldecker stürzte bei Aure (in der Champagne) nach Luftkampf ab. Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Ereignisse. Balkan-Kriegsschauplatz. Nördlich von Mitrovica, sowie nördlich und nordöst lich von Pristina wurde der Feind in Nachhutlämpfen geworfen. Über 1500 Gefangene, 0 Geschütze wurden ein gebracht. — Auch die südöstlich von Pristina kämpfenden bulgarischen Kräfte drangen erfolgreich vorwärts. Es wird von dort die Gefangennahme von 8000 Serben und eine Bente von 2? Maschinengewehren und 44 Ge schützen gemeldet. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. H! Vie Einkreisung cler Serben. Wie deutsche und ungarische Korrespondenten melden, haben sich der bulgarische Arbeitsmimster Petkow und der General Bojadjefs auf die Frage nach der Rückzugsmög lichkeit für die serbische Hauptarmee dahin geäußert: Für das geschlagene Serbenheer besteht nur eine äußerst geringe Möglichkeit zur Flucht. Die serbische Armee steht zusammengedrängt im Gebiet von Kosovo- pola, nördlich des Amselfeldes. Sie hat nur noch einen Ausweg nach Montenegro, zwischen Mitrowitza und Novibasar, ein sehr schleckter Gebirgspaß, für Wagen kaum passierbar. General Bojadjefs erklärte weiter, daß nur noch eine serbische Armee von Offizieren, ohne Soldaten, Montenegro erreichen dürfte, da die Soldaten ihre Waffen fortwerfen und in ihre Dörfer zurückkehren. Pristina zum Teil erobert? Der bulgarische Arbeitsminister Petkow teilte angeblich ferner einen neuen großen Erfolg der Bulgaren mit: Um die macedonischc Stadt Pristina am Nordende des Amsclseldes wird hart gekämpft. Der Westen der Stadt ist bereits in bulgarischem Besitz. Wenn auch von amtlicher bulgarischer Seite bisher nur ine Nachricht vorlag, daß der gemeinsame Anmarsch der deutsch-österreichischen Truppen sich Pristina aus kurze Entsernung näherte, so ist bei den groben Erfolgen, die unser deutscher Generalstabsbericht aus jener Gegend melden konnte, die Wahrscheinlichkeit des Eindringens der Vulgaren in Pristina selbst sehr groß. Fliegerangriffe auf Dedeagatsch. Wie aus Sofia gemeldet wird, bombardierten englische Aeroplane und Hydroplane beständig die Straße und die Bahnlinie Dedeagatsch—Badoma, besonders Sere, die von den Lürken vor Ausbruch Les ersten Balkankrieges als wichtige strategische Verbindungsstraße ausgebaut wurde. Am 19. d. Mts. wurde die Straße allein von drei Hydro- planen bombardiert, jedoch erfolglos. Ein Hydroplan er litt Havarie, konnte jedoch später entkommen. Mitrowitza aufgegeben. „Daily Chronicle" meldet aus Athen: Die serbische Regierung gab die Stadt Mitrowitza auf. Sie begab sich nach Süden, in der Richtung von Dibra; sie wird viel leicht Zuflucht in Albanien suchen. Die Stadt Mitrowitza liegt zwischen Novibazar und Pristina, von ersterem Orte 40 Kilometer, von letzterem 30 Kilometer entfernt. Es ist der Ausgangspunkt der von Uesküb und Pristina nach Saloniki führenden Bahn. Die serbische Regierung scheint also auch von der Verzweiflungs- schlacht aus dem Amselfelde keine Rettung mehr zu er warten. Mordbrenner und Meuterer. In Wien werden die noch kämpfenden serbischen Truppen auf 130 000 bis 150 000 Mann berechnet, von denen täglich 5000 Mann abgerechnet werden müssen. Die Zahl der kampffähigen Montenegriner betrage 50 000. In Krusevac sprengten die. Serben auf dem Rückzüge mit Bomben Läden und plünderten die Geschäfte. Die Offiziere, die sie hindern wollten, wurden von den eigenen Truppen nieder geschossen. Alle Meldungen stimmen darin überein, daß Sie flüchtende serbische Armee einer wütenden Horde gleicht, sie hinter sich alles vernichtet und in BraW steckt. Tlas von Serbien bleibt. Die serbischen Großmachtsträume sind verdorrt und Serbien, der sich ausblähende politische Ochsenfrosch, ist kläglich zusammengeschrumpft. Von dem eigentlichen Serbien ist nur noch der nördliche Teil des Amselfeldes (Köffomopolje) mit Pristina vom serbischen Heer besetzt Die Front der Verbündeten in Serbien. Der schraffierte Teil zeigt das eroberte Gebiet. und schon naht auch hier das Verhängnis, da Mitrowitza, einer der Hauptzugänge zu diesen Gegenden, den Serben bereits entrissen ist. Wo weiter südlich noch serbische Truppen stehen, da schirmen sie nicht altserbisches, sondern erst in den beiden Balkankriegen er obertes Gebiet. Auch dieses dürfte sich, da Monastir so gut wie verloren, ja nach verschiedenen Meldungen schon im bulgarischen Besitz ist, schnell verkleinern, da an eine Hilfe für die Serben durch die französisch-englischen Be freier, denen es selbst sehr schlecht geht, nicht zu denken ist. Das serbische Gebiet, das auf 87 300 Quadratkilometer an- gewachsen war, ist aber auch so schon auf kaum 20 000 beschränkt.