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LokaldlAll küv Mitsävukk Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühl.dorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn. Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrs bei Wilsdruff, Roitzsch, Nothschönberg bis mittags 11 Uhr angmMM'U Bezugspreis in der Stadt vierteljährig iO Mk. frei ins Haus, abgeholt von der Expedition 1,30 sM Mrch die Post und unsere Landausträger bezogen ' K Nk. Mr die Königliche AmL<mptmannschafl Meistem zu Wilsdruff sowie für das König- ipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RöhrSdas ; mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Kcfselsdorf Steinbach bei Mohorn, Spechtshausen, Tanneberg, Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Oberlehrer Gärtner, Wilsdruff Nr. 26 Dienstag, cien 9. März 1915. 74. Jadrg. Das (ZelcbolZwirkungen im Seekriege. <Von unserem militärischen Mitarbeiter.) Französische und englische Kriegsschiffe kreuzen seit nehreren Tagen vor dem Eingang der Dardanellen und beschießen die äußeren Forts. Da diese Befestigungen recht Uten Herkommens sind und modernen Ansprüchen nicht mehr genügen, geht die Ansicht der Sachverständigen dahin, diese Außenforts könnten durch die Geschosse der ver bündeten Flotte möglicherweise niedergekämpft werden. Trotzdem werde aber die Durchfahrt der Meerenge nicht zelingen, da erst die Jnnenforts die stärksten und wider standsfähigsten Befestigungen darstellten, denen die Kriegs schiffe nur unter ungeheuren Opfern sich nähern dürften. Jedenfalls läßt die Beschießung der Dardanellen einige Betrachtungen über Geschoßwirkungen im Seekriege ange messen erscheinen. Für jedes Kriegsschiff sind seine Schwimmfähigkeit, die Kraft zur Bewegung und die Manövrierfähigkeit unerläßliche Lebensbedingung. Darum tst jede erheblichere Wirkung feindlicher Geschosse auf die Maschinen und Kessel oder auf die Einrichtungen zur Steuerung des Schiffes dazu geeignet, das Schiff kampf unfähig zu machen. Gegen die Wirkung feindlicher Ge schoße " ist jedes Kriegsschiff unterhalb des Wasserspiegels durch das Wasser selbst fast vollständig geschützt. Die Geschoße, die unter einem geringeren Winkel als 12 Grad die Wasseroberfläche treffen, prallen, ohne Schaden anzu richten, ab. Diejenigen Geschosse, die unter einem größeren Winkel auftreffen, gehen entweder durch die Ablenkung bald nach oben aus dem Wasser wieder heraus, oder aber sie büßen in dem nassen Element ihre Wirkungsfähigkeit dadurch ein, daß ihre Geschwindigkeit verloren geht, oder daß sie, ohne Schaden anzurichten, krepieren. Darum kann nian auch auf eine Wirkung der Geschoße gegen die unter dem Wasserspiegel befindlichen Teile eines Schiffes nicht rechnen. Die Teile unter der Wasserlinie Krrd jedoch dann erheblich gefährdet, wenn der hohe See- aana sie eiwä stark emporhebt, daß sie der direkten Trefswirkung ausgesetzt sff^, "der wenn durch einen Treffer das Schiff an der Seite beschädigt w, es sich infolge des Eindringens von Wasser auf die Seite jleg,, vag die Wasserlinie frei wird. Um diesen Möglichkeiten vor zubeugen, pflegt die Wasserlinie bei Schlachtschiffen noch durch einen mindestens einen Meter über Wasser reichenden Panzergürtel geschützt zu sein. Dieser Gürtel soll überdies auch noch die Räume sichern, in denen sich die Maschinen, die Kessel und die Munitionsvorräte befinden. Die Schlachtschiffe umgürten sich gegen die Geschoßwirkung mit dem Gürtelpanzer und mit senkrechten Seiten- und Turm panzerungen. Dazu gesellt sich noch ein Panzerdeck, das die unteren Schiffsräume gegen oben abschließen und gegen das Steilfeuer der Küstenartillerie sichern soll. Gegen Vertikalpanzer kann man überhaupt nur noch mit Ge schützen allergrößten Kalibers eine Wirkung erreichen. Die artilleristischen Fortschritte der letzten Jahre haben eine Erfolg versprechende Panzerung überhaript immer mehr erschwert, denn seitdem zumal die Geschoßkappe eingesühri wurde, ist es für die sogenannten Panzergeschosse möglich geworden, selbst die besten und sehr stark gehärteten Panzerungen zu durchschlagen, ohne daß das Geschoß selbst dabei vorzeitig in Stücke gehen würde. Die Entfernungen, auf die noch Panzergeschosse die Panzerungen von Schlachtschiffen zu durchschlagen imstande sind, wachsen ebenfalls beinahe von Jahr zu Jahr. Die Wirkung gegen das Ziel wird dadurch vermehrt, daß das Geschoß bei dem Durchschlagen des Panzers Stücke aus diesem herausstöbt, und sie erhöht sich noch, sobald das Geschoß selbst nach dem Durchschlagen in Stücke geht. Dies wird erreicht durch die Sprengladung, die in neuerer Zeit wieder bei Panzer geschossen eingeführt worden ist. In den Seeschlachten der letzten Kriege sind di« Panzerungen der Schlachtschiffe nur sehr selten durch schlossen worden. Nicht durch Volltreffer, die etwa der Panzer durchschlagen hätten, sind Erfolge errunger worden, sondern durch Brand und durch die Zerstörung der ungepanzerten Teile der Schiffe. Ernstlich bedrohi durch Geschosse ist nicht einmal die Drehfähigkeil der Panzertürme. Darum macht selbst bei den Linienschiffer modernster Bauart der ungepenzerte Teil ein sehr wesent liches Ziel aus. Die Pulvergranate und die Spreng granate bringen in diesem Teile des Schiffes gewaltig« Storungen hervor. Sehr häufig kommt Brandwirkung dmrm Die Pulvergranate krepiert nicht gleich nach dem Emschiagen, sie kann vorher sogar noch mehrere Eisen- wände durchdringen. In die vordere Wand wird zunächst em Loch von dem Durchmesser des Kalibers geriffen, in den folgenden Wänden entstehen grobe, unregelmäßig« Die Sprengstücke gehen natürlich in der Richtung des Schußes weiter. Wenn das Schiff seiner Länge nach beschoßen wird, dann ist ihre Wirkung am größten. groKe Völkerringen. Eine Sprenggranate krepiert säst augenblicklich, wenn sie auftrifft. Zugleich entwickelt sich ein hoher, stoßartig wirkender Gasdruck mit erstickenden Gasen. Die Granate kann in Bordwänden Löcher von mehreren Quadratmetern reißen und vermag auch einen Schornstein vollständig zu jerstören. Eine derartige Schornsteinzerstörung setzt d^e Neschwindigkeit des Schiffes herab und bewirkt auch ein« tarke Belästigung durch Rauch auf dem Oberdeck des Schiffes. Die Aufbauten, Brücken, Treppen, Ventilatoren ind alle anderen Anlagen werden durch ein solches Geschoß n Trümmerhaufen verwandelt und die Einrichtungen ür Befehlsübermittlung vollständig unwirksam gemacht. Die in der Nähe der Spreugpunkte befindliche Besatzung vird verwundet, sie erstickt oder wird betäubt. Oer Krieg. Im Westen wie im Osten beschränkten sich die deutschen Operationen im Wesentlichen auf die Abweisung feindlicher Angriffe, die verlorenen Boden wiedergewinnen sollten. Erfolgreicke Abwekr feincllicker Angriffe. Gr. Hauptquartier, 6. März. Westlicher Kriegsschauplatz. Den Engländern entrissen wir südlich von Dpern im Gegenangriff einen Graben. — Die französischen Ver suche, uus anS der auf der Loretto-Höhe eroberten Stellung wieder hinanSzndrängen, scheiterten? die An griffe wurden abgewiesen, 50 Franzosen blieben in unserer Haud. — In der Champagne setzten die Franzosen ihre Angriffe bei Perthes und Le Meönil fort; alle Angriffe schlugen fehl. Bei PertheS machten wir 5 Offiziere, 140 Franzofen zu Gefangene». Im Gegenangriff entrissen wir den Franzosen ei» Wäldchen nördlich Perthes und ein Grabenstück ihrer Stellung bei Le McSnil. — Ergebnislos verliefen französische An- griffSversnche auf unsere Stellungen bei Bauqnois und bei Confenvoye, sowie östlich Badouviller uud nord östlich Celles. Östlicher Kriegsschanplatz. - - - Nachdem die gesamte Kriegsbeute in dem Waldgebiete nordwe'"k!^ GtvoNS nnd um Ang »stow geborgen ist, ohne daß die Rußen iMS trotz energischer Gegen maßnahmen daran z» hindern vermochten, stehe» die dort bisher verwendete» Truppen nunmehr für andere Operationen znr Verfügung. Sonst um Grodno und bei Lomcza nichts Wesentliches. — Nordöstlich Prasznysz brach rin russischer Augriff unter schweren Verlusten für den Feind zusammen, anch nordwestlich Plonsk wurde ein rnssischer Angriff abgewiesen. Südlich der Weichsel nichts zu melden. Oberste Heeresleitung. Amtlich durch das W.T.B. Aus der Feststellung, daß unsere bisher mit dem Bergen der gewaltigen Beute aus der an die Winter- fchlacht in Masuren anschließenden Verfolgung der Russen an Waldgebiete zwischen Grodno und Augustow beschäf- stgten Truppen jetzt für andere Maßnahmen freigeworden sind, darf man mit Fug und Recht schließ «, daß nun mehr die deutsche Offensive mit voller Kraft wieder aus genommen werden wird, daß sie, um uns der Hinden- burgschenAusdrucksweise zu bedienen, „normal", d.h. günstig verlaufen wird, ist mit Sicherheit zu erwarten, denn sonst würde die Einleitung der Operationen erst gar nicht er wähnt worden sein. Sngliscke VevgervLltigung cle« Neutralen. Die Engländer verfahren ohne Rücksicht auf das Völkerrecht weiter nach dem einzigen Gebot, das'sie für -hr Handeln als bindend anerkennen: dem eigenen Interesse. Sie scheuen dabei auch vor den tollsten F reichen nicht zurück. Die Hamb. Nachr. melden aus Stockholm: Eine überaus schwere Kränkung der schwedischen Neutralität durch England wird aus Karlskrona ge meldet: Kapitän Nilsson, der einen schwedischen Fracht- damvfer von Spanien nach Karlskrona führte, wurde bei Dover angebalten. Eine Anzahl englifcher Soldaten stieg an Bord, und ihr Befehlshaber erklärte dem Kapitän: „Ich habe Befehl, auf dem neutralen Dampfer eine Strecke weit mitzufahren, damit meine Leute auf etwa sich zeigende deutsche Unterseeboote schießen können." Obwohl der Kapitän förmlichen Protest einlegte und den Engländern in scharfen Worten das im höchsten Grade Schimpfliche und Ehrlose ihrer Handlungsweise vor warf, blieb die aufgezwungene englische Besatzung an Bord. Selbst die Vorhaltung des schwedischen Kapitäns, daß deutsche Unterseeboote eine Beschießung selbstredend beantworten würden, und also die englischen Soldaten den Kapitän und die gesamte schwedische Besatzung größter Lebensgefahr aussetzten, machte auf die Eng länder nicht den geringsten Eindruck. Weiter sagte der schwedische Kapitän aus, er habe an einem anderen Tage seiner Reise einen englischen Handelsdampfer deS sogenannten London-Collier-Typs gesehen, der di« schwedische Flagge führte. Die Aussagen des Kapitäns, der als eine durchaus oertrauenswürdige Persönlichkeit geschildert wird, machen in Schweden sehr tiefen Eindruck. In politischen Kreisen wird versichert, daß eine genaue Untersuchung des Zwischen falls angeordnet werden würde. Angriff auf einen schwedischen Seemannspastor. Stockholm, 6. März. Der schwedische Seemannspastor Lundgren in West- Hartlepool wurde von englischen Soldaten, die in den Leseraum seiner Kirche eindrangen, mit dem Bajonett be droht und zugleich beschuldigt, für die Deutschen Spionage betrieben zu haben. Schon vorher war der schwedische Neistliche mehr oder weniger versteckten Schmähungen und tätlichen Angriffen auf der Straße ausgesetzt, weil die nervöse englische Volksmeinung ihm zur Last legte, er labe bei der deutschen Beschießung'dem vor West-Hartlepool rrschienenen deutschen Geschwader von den Fenstern seiner Kirche aus Signale gegeben. Nach dem Übergriff deS mglischen Militärs hat der schwedische Pastor bei dem Konsulat seiner Heimat Zuflucht gesucht. Tauchboot »v 8" verloren. W.T.B. gibt unter dem 5. März bekannt: Nach amt licher Bekanntmachung der britischen Admiralität ist daL deutsche Unterseeboot „v 8" gestern abend in der Nähe von Dover durch ein englisches Torpedoboot zum Sinke« gebracht worden. Die Besatzung wurde gerettet. Der stellvertretende Chef deS AdmtralstabeS. - gez. Behncke. Brüssel, 6. März. Ein Zeppelinkuftschiff kehrte von einer erfolgreiche« Erkundungsfahrt zurück. ES landete in der Dunkelheit bei Tirlemont, geriet dabei auf Bäume und erlitt nicht unerhebliche Beschädigungen, so daß es zweckmäßig er schien, das Schiff abzumontieren, was durch die herbet gerufenen Mannschaften eines Luftschiffkommandos mit größter Beschleunigung ausgeführt werden konnte. Das Luftschiff wird in Deutschland wieder zusammengesetzt werden. * 780 000 Kriegsgefangene In Veutl^lanä. Besuch der preußischen Budgetkommission in Döberit» Die Mitglieder des verstärkten Haushalts-Ausschuffei des preußischen Abgeordnetenhauses und eine große Reiht anderer Abgeordneten besuchten das Kriegsgefangenenlagei auf dem Truppenübungsplatz Döberitz. Der Kommandem des Truppenübungsplatzes, Generalmajor v. Loebell, einig« Herren vom Kriegsministerium, der Kommandeur bes Ge fangenenlagers und andere Offiziere begrüßten di« preußischen Landboten und übernahmen die Führung. Dev Abgeordneten wurde die Mitteilung gemacht, daß bishei in den deutschen Kriegsgefangenenlagern insgesamt 780000 Mann interniert sind. Die Gesamtzahl der beim Jahresschluß in Deutsch land befindlichen und internierten Kriegsgefangenen (kein« Zivilgefangenen) betrug 8138 Offiziere, 577 875 Mann. Danach hat sie sich in den Monaten Januar und Februar um über 200 000 Gefangene vermehrt. Die in Döberitz befindlichen Gefangenen werden auch heute noch aus ihrer Heimat völlig falsch über die Kriegslage informiert. Si« glauben, daß ihre Befreiung nahe beoorstehe. Wenn di« Artillerie auf dem benachbarten Truppenübungsplatz Übungsschießen veranstaltet, begrüßen sie das als einen Beweis, daß nun endlich die verbündeten Armeen vor den Mauern Berlins erschienen und die letzten Kämpfe im Gang« seien! Es ist ein buntes Völkergemisch, das sich den Augen der preußischen Landboten zeigte: Engländer, Franzosen, Belgier und Russen durcheinander. Alle sind mit der ihnen zuteil werdenden Behandlung, die unter strengster Be folgung der internationalen Abmachungen geregelt wird, völlig zufrieden, namentlich die Russen, von denen viele deutsch sprechen und die willig Arbeiten aller Art über nehmen. Natürlich leiden die Insassen des Döberitzer Lagers wie alle Kriegsgefangenen unter der erzwungene«